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Clio-Guide: Wissens- und Wissenschaftsgeschichte

Anja Sattelmacher, Clio-Guide: Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, hrsg. von Silvia Daniel, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Claudia Prinz, Annette Schuhmann, Silke Schwandt, 3. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2023–2024, https://doi.org/10.60693/wtat-zy44

Archive, Enzyklopädien und Sammlungen für Forschung und Lehre

1. Wissensgeschichte und digitale Praxeologie

1.1 Einführung – Wissen als (umkämpfte) Ressource

Wissenschaftsgeschichte und Wissensgeschichte sind zwei verwandte Bereiche der historischen Forschung, die sich mit der Entwicklung wissenschaftlicher Fachdisziplinen und der Herausbildung von Wissen in kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen und alltäglichen Kontexten befassen. Eine klar zu trennende Unterscheidung zwischen beiden Begriffen ist weder möglich noch sinnvoll. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Wissenschaftsgeschichte sich vor allem auf die Entwicklung von Theorien, Methoden, Praktiken und Institutionen konzentriert, während die Wissensgeschichte ein breiteres Spektrum von Wissensformen in den Blick nimmt, wie etwa wissenschaftliches, philosophisches, religiöses, alltägliches und praktisches Wissen. Die Wissensgeschichte untersucht, wie Wissen entsteht, wie es sich organisiert, aber auch wie es interpretiert oder auch geleugnet oder bekämpft wurde. In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, wie Wissens- und Wissenschaftsgeschichte sich gegenseitig ergänzen und auf welche Ressourcen sie innerhalb und außerhalb einzelner Disziplinen zurückgreifen.[1]

In seinem Aufsatz „Ansichten der Wissenschaftsgeschichte II“ aus dem Jahr 2018 resümierte der Wissenschaftshistoriker Michael Hagner mit Blick auf eine zunehmende Deligitimierung von Wissenschaft sowohl in politischen Sphären als auch in der gegenseitigen Auffassung der Disziplinen, dass die Zukunft der Wissenschaftsgeschichte gar nicht anders könne als politisch zu werden, um bestehen zu können.[2] Sie müsse Stellung beziehen zu Debatten, die gesellschaftlich relevant erscheinen und die nur allzu leicht von einer Verzerrung in der öffentlichen Darstellung betroffen sind: gemeint sind hier Themenfelder wie Gender Studies, Kulturwissenschaften, aber auch mathematisch-wissenschaftliche Fächer wie die Evolutionsbiologie oder, wie zuletzt in den Corona-Jahren deutlich wurde, sogar die Immunbiologie. Hagner fordert dazu auf, die bislang als einschlägig geltenden Methoden und Theorien der Wissenschaftsgeschichte im Angesicht des Digital Turns neu auszuleuchten.

Als Beispiel dient ihm die sich verändernde Praxis des wissenschaftlichen Publizierens – weg vom klassischen gedruckten Buchformat, hin zu digitalen Formaten. Dies bringe auch für die Wissenschaftsgeschichte neue Fragen und neue Herausforderungen mit sich, auf die es gelte, eine Antwort zu finden. Hagner sieht hier im Open Access eine (mittlerweile nicht mehr ganz) neue Chance, dass Wissenschaftler:innen sich weiterhin als Autor:innen verstehen und die Kontrolle über ihre Rechte behalten könnten.[3] Die Wissenschaftsgeschichte, und mit ihr die Wissensgeschichte, muss sich also fragen lassen, mit welchen Methoden und Werkzeugen sich Orte und Praktiken im Zeitalter der Digital Humanities untersuchen lassen und wie eine kritische Analyse dieser neuen, sich z.T. rasant verändernden Technologien wissenshistorisch aussehen kann. Der Wissensgeschichte kommt damit zuweilen die Aufgabe einer Geschichte in Echtzeit zu: sie muss Prozesse der Veränderung kritisch begleiten, etwa mit den Methoden der dichten Beschreibung – und diese zugleich historisch verorten.[4]

Zusammengefasst unter dem Schlagwort Praxeologie entstanden seit den 1970er Jahren mehrere Theorien, die eine handlungstheoretische Wende vollzogen[5]: weg von der Historiografie großer Namen und Ereignisse, hin zu einer Geschichtsschreibung, die sich den vermeintlich ungesehenen, marginalisierten oder auch stimmlosen Akteur:innen zuwendet.[6] Zu diesem Practical Turn, der in den 1980er–2000er Jahren in der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte vor allem durch Studien zu Labor- und Werkstattpraktiken Aufwind erhielt[7], gesellte sich etwa 10 Jahre später der digital turn, bei dem nun die digitalen Methoden der Geschichtswissenschaft zum Gegenstand der Untersuchung wurden.

Dabei lässt sich zunächst einmal festhalten, dass digitale Ressourcen in der Wissensgeschichte zum einen Quelle und zum anderen Untersuchungsgegenstand selbst sind. (Digitale) Archive, Enzyklopädien und Sammlungen sind essentiell für die Erarbeitung von Fakten zur Geschichte des Wissens und zugleich dienen sie als Gegenstand der Analyse, wenn es darum geht, die Genese von Wissen zu kontextualisieren, zu verorten und zu problematisieren. Insbesondere dem Archiv kam, wie etwa die Arbeiten Michel Foucaults oder auch Aleida Assmanns gezeigt haben, seit der kulturwissenschaftlichen Wende in der Wissenschaftsgeschichte eine besondere Bedeutung zu. Es wurde als ein Ort beschrieben, der Wissen nicht einfach nur speichert, sondern dieses erst hervorbringt. Das Erinnern wird als eine aktive Praxis aufgefasst, nicht als etwas Passives.[8] Im Zuge des digitalen Wandels, bei dem auch Archive und ihre Bestände in den digitalen Raum verlegt werden, erscheint es naheliegend, die Geschichte der Digital Humanities und ihrer Praktiken als eine Wissensgeschichte aufzufassen und ihre Quellen und Arbeitsmethoden kritisch zu beleuchten.[9] Ganz ähnlich gestaltet sich die Situation für die Museen und Sammlungen an Universitäten und weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen. Sie sind ebenfalls Untersuchungsgegenstand und Quelle zugleich für die Wissensgeschichte.[10] Auch hier vollzieht sich seit geraumer Zeit ein Umbruch zwischen analoger und digitaler Sammlungspraxis. Immer mehr Objektbestände werden digitalisiert und über Datenbanken zugänglich gemacht, zugleich gibt es vereinzelt erste Unternehmungen, diese Transformationsprozesse kritisch zu begleiten.[11]

Der vorliegende Beitrag widmet sich den digitalen Ressourcen der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte. Diese doppelte Nennung von „Wissen“ und „Wissenschaft“ ist deshalb wichtig, weil erstens unter „Wissenschaft“ traditionell eher die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer (mit einem Sonderstatus der Mathematik) verstanden wurden und weil zweitens die „Wissensgeschichte“ die kulturwissenschaftliche Komponente stärker mit einbezieht, was dann wichtig wird, wenn man sich vor allem die Orte, Praktiken und Akteur:innen von „Wissen“ anschaut. Spätestens seit den Arbeiten von Ludwik Fleck[12] in den 1930er Jahren und von Thomas S. Kuhn[13] in den 1950er und 60er Jahren ist deutlich geworden, dass Wissenschaft keinen Wahrheitsanspruch per se innehat, sondern immer auch das Ergebnis kultureller Prägung ist. Die Begriffe Denkstil und Denkkollektiv[14] von Ludwig Fleck bringen dies besonders anschaulich zum Ausdruck: sie besagen, dass wissenschaftliches Wissen immer durch kollektives Arbeiten entsteht und stets abhängig ist vom sozialen als auch historischen Kontext seiner Entstehung.

Während die Wissenschaftsgeschichte zuvor vor allem die Geschichte der Naturwissenschaften in den Blick nahm, sind in den letzten Jahren zunehmend die Geisteswissenschaften in den Fokus der historischen Epistemologie gerückt. Dies machte sich einerseits in den Werken bemerkbar, die seit einiger Zeit zur Geschichte der Geisteswissenschaft publiziert wurden und andererseits in Tagungen und Zeitschriften, die sich jüngst den Humanities widmeten.[15] Demzufolge sollen auch ganz im Sinne einer breit aufgestellten Wissensgeschichte im vorliegenden Artikel beide Bereiche – also die Natur- und die Geisteswissenschaften – berücksichtig werden.

An dieser Stelle soll noch auf die Differenzierung zwischen drei Begriffen eingegangen werden, die gerne als Gegenspieler zu „Wissen“ gebraucht werden: hierbei handelt es sich um „Nichtwissen“, „Pseudowissen“ und „Gegenwissen“. „Nichtwissen“ stellt laut Nico Stehr ein konjunkturelles Begriffskonstrukt dar, das in sich tautologisch ist. Ganz im Sinne Paul Watzlawiks, der behauptete, man könne nicht nicht kommunizieren, könne man nicht nicht wissen, Nicht-Wissen ist daher auch nicht das Gegenteil von Wissen. Vielmehr ist es ein Kontinuum, das aus vorangegangenem Wissen weiterwächst, anstatt aus Nicht-Wissen hervorzugehen.[16] Aus wissenschaftsethischer Sicht gibt es wiederum das Recht auf Nichtwissen, das sich aber eher in die Zukunft richtet. Es betrifft vor allem Themenbereiche wie Gendiagnostik beim Ungeborenen, bei der sich mit dem erlangten Wissen immer auch die Frage nach der Folgenabschätzung stellt.

Anders verhält es sich beim sogenannten „Pseudowissen“, das den Schein wissenschaftlichen Wissens bewahrt und unter dem Deckmantel der Rationalität Mythen, Verschwörungen oder Unwahrheiten verbreitet. Getarnt als neuartige Theorien werden so Behauptungen geäußert, die nur den Anschein haben, auf gesicherten Belegen zu beruhen. Anlass für eine ganze Bandbreite solchen Pseudowissens lieferte jüngst die Corona-Pandemie, bzw. die in diesem Zusammenhang entwickelten Impfstoffe und deren vermeintliche Gefährlichkeit. Zugleich ist das Phänomen Pseudowissenschaftlicher Wissensaneignung und Verbreitung natürlich schon viel älter. Beispiele liefern uns die Astrologie, Telepathie, der Kreationismus bis hin zur Rassentheorie im Nationalsozialismus.[17]

Der dritte Begriff, „Gegenwissen“, bezeichnet kritisches und alternatives Wissen der neuen Sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik der 1960er bis 1990er Jahre.[18] Hier formierten sich kritische Wissenschaftler:innen außerhalb akademischer Institutionen, um neues Wissen, z.B. zum Thema Umwelt, Gender oder Atomkraft zu erproben und zu zirkulieren. Es handelte sich dabei um ein praxisorientiertes Wissen, das einerseits ein Gegengewicht zu gängigen Auffassungen präsentierte und andererseits das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit neu ordnete. Mit diesen gegenwissenschaftlichen Bewegungen ging auch ein schwindendes Vertrauen gegenüber der etablierten Wissenschaft einher, das zwar für eine gewisse Aufbruchsstimmung innerhalb der Bewegungen sorgte, zugleich aber auch die direkte Konfrontation mit Wissenschaftler:innen innerhalb der akademischen Institutionen einher ging. Im Unterschied zu „Pseudowissen“ und „Nichtwissen“ zeichnet den Begriff „Gegenwissen“ aus, dass er historisch im Hinblick auf einen bestimmten Zeitraum zu verstehen ist und damit auch von der Wissens- und Wissenschaftsgeschichte besser greif- und historisierbar ist.

1.2 Disziplinäre Verortung

Universitäre und außeruniversitäre Institute und Fachgesellschaften

Anders als in den anglo-amerikanischen Ländern, wo die Wissenschaftsgeschichte bereits seit den späten 1950er Jahren institutionalisiert wurde, war die Wissenschaftsgeschichte in Deutschland lange an ihre jeweiligen (naturwissenschaftlichen) Fächer gebunden, mit denen sie sich befasste.[19] Erste Vertreter des Faches, welche die Wissenschaftsgeschichte im deutschsprachigen Raum maßgeblich prägen sollten, waren einerseits Ernst Mach, der 1895 an der Universität Wien den Lehrstuhl für Philosophie (insbesondere Geschichte und Theorie der induktiven Wissenschaften) übernahm, und andererseits Karl Sudhoff, der 1906 in Leipzig das Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften aufbaute.[20] Bereits 1901 war die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften als erste wissenschaftshistorische Fachgesellschaft überhaupt gegründet worden, 1907 bekam sie mit Sudhoffs Archiv ein eigenes Publikationsorgan. Die hier vertretene, rein naturwissenschaftlich-medizinisch-mathematisch ausgerichtete Auslegung von Wissenschaftsgeschichte änderte sich erstmals mit der Gründung der damaligen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte 1965, heute Gesellschaft für Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik (GWMT). Sie setzte sich zum Ziel, einerseits die Geschichte der Wissenschaftsgeschichte und ihrer (teilweise mit dem Nationalsozialismus eng verstrickten) Akteur:innen und andererseits die Verflechtungen von Wissenschaft und gesellschaftlichen Diskursen kritisch zu beleuchten. Seit 1978 verfügte auch sie über ihre eigene Zeitschriftenreihe, die Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, die sie jedoch im Jahr 2018 abgab, seitdem ist die Zeitschrift NTM (Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin) ihr führendes Organ. Auf eine ähnlich lange Tradition kann die US-amerikanische History of Science Society (HSS) verweisen. Hier war es allerdings umgekehrt – zuerst entstand die Zeitschrift ISIS (A Journal of the History of Science Society) im Jahr 1912 und später, im Jahr 1924, wurde die Gesellschaft gegründet mit dem Ziel, die Veröffentlichung von ISIS zu fördern.

Auch Österreich und die Schweiz verfügen über ihre eigenen Fachverbände, so die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Gegründet 1921 gibt sie seit 1943 die Zeitschrift Gesnerus heraus. In Österreich ist die Österreichische Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte noch eine recht junge Gesellschaft. Sie existiert seit 1980 und gibt die Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte heraus. Besonders hervorzuheben ist die Dichte an Lehrstühlen für Wissens- oder Wissenschaftsgeschichte in der Schweiz – darunter fällt insbesondere das ehemalige Zürcher Zentrum Geschichte des Wissens, das sich von 2005 bis 2021 als Kooperation zwischen der Universität Zürich und der ETH Zürich der Förderung und Koordination kulturwissenschaftlicher, historischer und philosophischer Forschung und Lehre über moderne Wissenssysteme und Wissensgesellschaften verpflichtet sah.

Mit der Gründung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte 1994 erhielt die Disziplin Wissenschaftsgeschichte in Deutschland mächtigen institutionellen Rückenwind. Es kam zu einer Erweiterung des Verständnisses dessen, welche Quellen und Methoden für das Verständnis von „Wissen“ und „Wissenschaft“ als relevant erachtet wurden. So wurde es als immer wichtiger betrachtet, die Kontexte zu beleuchten in denen Wissen entsteht. Lorraine Dastons und Peter Galisons Buch über Objektivität veranschaulicht dies in besonderem Maße. Es zeigt auf, dass wissenschaftliche Objektivität nicht per se als ein universell geltendes Wissen existiert, sondern dass es je nach Epoche (und Ort) völlig unterschiedlich aufgefasst und praktiziert wurde.[34] Eine solche Betonung wissenschaftlicher Praxis eröffnete neue Wege für die Disziplin und sorgte für eine Auffächerung des Fachs hin zu einer Wissensgeschichte, die sich unter anderem Themen wie Kolonialismus oder Feminismus widmete sowie eine stärkere Zusammenarbeit mit der Bildungsgeschichte, den Kulturwissenschaften und den Medienwissenschaften förderte. Letztes äußert sich insbesondere durch Denominationen von Professuren wie Medien und Wissen, die vor wenigen Jahren an der Humboldt-Universität eingerichtet wurde. Aus einer sozial- und wirtschaftshistorischen Perspektive lässt sich die Konjunktur der Wissensgeschichte auf den Begriff der „Wissensgesellschaft“ zurückführen, der von dem Soziologen Daniel Bell und dem Politologen Robert E. Lane in den 1960er und 1970er Jahren geprägt wurde.[36] Mit diesem Begriff sollte Wissen als Analysekategorie für sowohl soziologische Fragestellungen als auch politische Prozesse etabliert werden.

Durch die zunehmende Pluralisierung des Begriffs „Wissen“ war auch die Wissensgeschichte zuletzt dem Vorwurf ausgesetzt, zu einem dehnbaren und beliebigen Begriff ausgeweitet zu werden. Publikationen über historische Ereignisse, Orte und Praktiken erhalten den Untertitel – „eine Wissensgeschichte“ und als Reaktion darauf wurden Warnungen aus der Geschichtswissenschaft ausgesprochen, die Wissensgeschichte könne für ökonomische und sozialwissenschaftliche Debatten rund um das Thema Wissensgesellschaft instrumentalisiert werden.[37] Die große Frage, mit der sich die Wissenschaftsgeschichte im übergeordneten und die Wissensgeschichte im besonderen Fall auseinandersetzen muss, ist, wie sie einen Gegenpol zu Desinformationsstrategien und Mechanismen der Falschinformation bilden kann. Der kritische Umgang mit Quellen unterschiedlicher Art ist dafür ein entscheidendes Element.

2. Digitale Ressourcen für Forschung und Lehre

2.1 Recherche

Forschungsinfrastruktur und Fachbibliographien

Da die Wissenschafts- bzw. Wissensgeschichte ein relativ kleines Fach ist, verfügt sie nur über relativ wenig eigene Forschungsinfrastruktur, sondern greift vor allem auf Instrumente und Infrastrukturen aus der allgemeinen Geschichtswissenschaft, aber auch aus Nachbardisziplinen wie etwa der historischen Bildungsforschung zurück.[38] So stellt das Fachportal Pädagogik eine wichtige Ressource nicht nur für Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Fachdidaktik, sondern eben auch für wissens- und wissenschaftshistorische Fragen dar. Es gibt Auskunft zu spezieller Literatur, Forschungsdaten und Forschungsinformation, also Themendossiers, Statistiken, Informationen zu Forschungsförderung, etc. Die Bayerische Staatsbibliothek München stellt den Fachinformationsdienst (FID) Geschichtswissenschaft bereit, der bei der Recherche sowie bei Literatur- und Information rund um das Thema Technik-, Umwelt- und Naturwissenschaftsgeschichte behilflich ist und zudem die Bestände des Deutschen Museums integriert. Ein weiteres ebenfalls wichtiges Verzeichnis für Web-Ressourcen liefert Clio-online bereits selbst: Im Web-Verzeichnis kann mit der Suchfunktion „Wissenschaftsgeschichte“ oder wahlweise „Wissensgeschichte“ eine Vielzahl an Treffern generiert werden, die in diesem Artikel nicht alle aufgezählt werden können.

Portale und Datenbanken

Wie die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen, kann auch die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte auf eine Vielzahl digitaler Ressourcen zurückgreifen. Hierbei muss sicherlich unterschieden werden zwischen Dokumenten in gedruckter Form, die als Digitalisate über das Internet abrufbar werden, und sogenannten „digital born“ Ressourcen, die nicht als reine Werkzeuge, sondern auch als Methoden für die historische Forschung konzipiert werden.[42] An dieser Stelle soll auf einige wegweisende Projekte verwiesen werden, die als übergreifende Portale eine Vielzahl von Ressourcen (online-Ausstellungen, virtuelle Bibliotheken, Rechercheportale) miteinander kombinieren. Hier sei an erster Stelle das an der Universität Luxemburg unter der Leitung des Wissenschaftshistoriker Andreas Fickers entwickelte Projekt Ranke 2.0 genannt. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus digitaler Edition, Lehrportfolio und Oral-History Sammlung. Aus einer Vielzahl an sowohl digitalisierten als auch digital erstellten Textquellen und audiovisuellem Material wurde eine Sammlung von Projekten erstellt, die als Unterrichtseinheiten für die Hochschullehre konzipiert sind. Die zentralen Inhalte der Themenpakete die Vermittlung kritischen Umgangs mit Quellen, Provenienzforschung, Vermittlung historischen Wissens, Digitale Methoden in den Geschichtswissenschaften, Oral History und vieles mehr. Jede Unterrichtseinheit basiert auf einem kurzen Film, in dem in das jeweilige Thema anhand von Quellen eingeführt wird. Ein solch disziplinenübergreifendes Projekt ist in seiner Form bislang einzigartig, weil es einerseits die Quellen nicht nur bereitstellt, sondern zugleich fertige Unterrichtseinheiten mit passendem Begleitmaterial frei zugänglich macht. Andererseits bietet es eine Art wissenshistorische Meta-Perspektive auf die Arbeit mit digitalen Quellen.

Eine weitere Ressourcensammlung bietet das oben genannte MPI für Wissenschaftsgeschichte an. Es handelt sich um eine Sammlung unterschiedlicher Projekte – online Ausstellungen, Datenbanken, virtuelle Bibliotheken –, die auf dem Portal Digitale Ressourcen präsentiert werden. Die dort verfügbaren „Forschungswebsites“, oder auch „Microsites“, präsentieren die Forschungsergebnisse der am MPIWG durchgeführten Projekte und dienen zugleich als Recherchetools für weiterführende Forschung zu diversen Themen. So bietet die Seite etwa mit ECHO – Cultural Heritage Online eine Datenbank für die Suche zu kulturellem Erbe, genannt sei darüber hinaus die Datenbank Internationale Netzwerke von Akademikerinnen sowie eine online-Ausstellung „The Mask – Arrayed“ zur Kultur- und Wissensgeschichte der (medizinischen) Maske. Ein weiteres Projekt, The Archimedes Project stellt eine digitale Bibliothek zur Geschichte der Mechanik bereit. Allerdings endet die Pflege und Aktualisierung der Webseiten mit der jeweiligen Projektlaufzeit, sodass die meisten Portale mittlerweile seit 5–10 Jahren nicht mehr gepflegt werden. Dieses generelle Problem der projektfinanzierten Datenbankerstellung zeigt sich hier besonders deutlich und schränkt deren Nutzen erheblich ein. Dies führt zu Kurzlebigkeit von online-Portalen und Datenbanken, die oft, aufgrund von projektbezogenen Mitteln, nicht über ihre Projektlaufzeit von ca. 3–5 Jahren hinaus gepflegt werden können. Anders verhält es sich mit Datenbanken, die z.B. dauerhaft an universitären Instituten angesiedelt und mit einer Grundfinanzierung ausgestattet sind. Hier ist etwa die Datenbank zur Wissensgeschichte der Akustik Sound & Science: Digital Histories ein vorbildliches Beispiel. Sie wurde am MPI für Wissenschaftsgeschichte von Viktoria Tkaczyk entwickelt und wird nun am Institut für Musik- und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin dauerhaft gehostet, gepflegt und erweitert. Die Sammlung enthält eine Vielzahl ansonsten recht schwer zugänglicher Ressourcen, wie Texte, Bilder, Tonaufnahmen, Historische Musikaufnahmen und akustische Elemente. Die Datenbank hat eine Volltext-Suchfunktion und ihre Quellen werden in kuratierter Form bereitgestellt, sodass Nutzer:innen neben den Quellen auch Vorschläge für verwandte Themen und Objekte erhalten.[50] Ein weiteres Element der Datenbank sind Multimedia Essays, die inhaltlich und konzeptionell weit über den Objektbestand der Datenbank hinausreichen. Damit ist Sound&Science eigentlich schon ein digitales Archiv und es zeigt sich hier, wie schwer eine scharfe Abgrenzung zwischen den Rechercheapparaten, wie Datenbank und online-Portal, und Quellensammlungen, wie Archiv und Bibliothek, ist. Die Unterscheidung scheint im digitalen Raum zunehmend zu verwischen und soll in diesem Artikel dennoch aufrechterhalten werden.[51]

2.2 Quellen

Archive

Die Verlegung des Archivs in den digitalen Raum – etwa durch die Digitalisierung von Beständen, aber auch durch die Schaffung genuiner (digital native) online-Wissensbeständen erfordert auch die Hinterfragung der Begriffe Akte oder Archivalie. Vormals analoge Dokumente werden im digitalen Raum zu Daten und somit auch zu völlig neuen Gegenständen, die ganz eigene Eigenschaften mit sich bringen.[52] Zugang zu den Beständen gewähren im ersten Schritt übergreifende Suchportale wie der (personenbezogene) Archiv-Verbundkatalog Kalliope Er gibt einen nahezu vollständigen Überblick zu Nachlässen deutscher Persönlichkeiten und deren Archivierungsort, darunter auch Wissenschaftler:innen. Auch die Bestände des Bundesarchivs sind gut digital auffindbar über deren Portal Invenio Sehr heterogen ist die Situation digitaler Bestände in deutschen Archiven zur Wissensgeschichte. Hier ist wieder das Bundesarchiv als überhaupt größtes deutsches Archiv schon weit vorangeschritten mit zahlreichen digitalisierten Film-, Foto- und Akten-Beständen aber auch online-Ausstellungen.[56] Auch andere Archive, wie Landes- und Kommunalarchive, Universitäts- und Institutsarchive digitalisieren ihre Bestände und machen sie dort, wo es rechtlich keine Einschränkungen gibt, online verfügbar. Ein insbesondere für die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte relevantes Archiv ist das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, das 1975 zur Förderung der Wissenschaften gegründet wurde. Es enthält Überlieferungen der Kaiser-Wilhelm- sowie der Max-Planck-Gesellschaft. Die Bestände sind vollständig online recherchierbar und zum Teil in digitaler Form abrufbar. Ein weiteres für die Wissensgeschichte sehr bedeutendes Spezialarchiv bietet die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) in Berlin. Die am Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (Frankfurt a.M.) angesiedelte Unterabteilung beherbergt sowohl historische Bibliotheks- und Archivbestände zur deutschen Bildungsgeschichte, als auch aktuelle Forschungsliteratur. Die Archivbestände sind online recherchierbar und können zumeist vor Ort eingesehen werden. Darüber hinaus stellt die BBF die ScriptaPaedagogica, die PicturaPaedagogica, ein digitales Text- und ein Bildarchiv, DigiPortA, ein digitales Porträtarchiv, GEI-Digital, ein digitales Schulbucharchiv, sowie DigiZeitschriften, ein fächerübergreifendes Zeitschriftenarchiv digitalisierter Zeitschriften, bereit.

Wissenschaftliche Sammlungen

Seit etwa 20 Jahren erhalten die Bestände universitärer Sammlungen vermehrt berechtigte Aufmerksamkeit, was mitunter an einer erhöhten Publikationstätigkeit zu dem Themenkomplex „universitäres Sammeln“ liegt.[65] Spätestens seit dem Material Turn rückte das Sammlungsobjekt vermehrt als Quelle sowie als Lehr- und Forschungsobjekt für die wissens- und wissenschaftshistorische Arbeit in den Vordergrund.[66] Das digitale Zeitalter birgt dabei nochmal ganz neue Anforderungen für die Archivierung (und Zugänglichmachung) digitaler Objekte.[67] Im Zusammenhang mit einer solchen Zuwendung zu Objekten sind in den letzten Jahren deutschland- und europaweit übergreifende Objekt- und Wissensnetzwerke entstanden, die über ihre jeweiligen Datenbanken auf entsprechende Universitäts- und Objektsammlungen verweisen. Da wäre zum einen das European Academic Heritage Netzwerk (UNIVERSEUM), das an der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Umgangs mit Objekten arbeitet. Darüber hinaus besteht seit einigen Jahren das Projekt Universitätssammlungen in Deutschland, eine Art digitales Informationssystem zu Sammlungen und Museen an deutschen Universitäten. Neben der Errichtung von Universitätsmuseen rückt auch die Bereitstellung digitaler Sammlungsobjekte immer mehr in den Vordergrund. Die Goethe-Universität Frankfurt am Main etwa hat neben den analogen Universitätssammlungen eine umfassende online-Plattform erschaffen, über die man Zugang zu digitalen Beständen aber auch weiterführenden Informationen erhält. Ähnlich, und doch noch viel umfangreicher, präsentiert die Georg-August-Universität Göttingen ihre Sammlungen sowohl analog als auch online im jüngst neu eröffneten Forum Wissen. Hier lassen sich Objektbestände sowie einzelne digitalisierte Objekte auch über einen virtuellen Rundgang, eine App, sowie über ein Sammlungsportal erschließen. Im Zuge des neu eröffneten Humboldt-Forums in Berlin versucht auch die Humboldt-Universität zu Berlin, ihre Sammlungen an exponierter Stelle zu präsentieren und parallel dazu im Web aufzubereiten. Ein Teil der Sammlungen, wie etwa das Berliner Lautarchiv, sind nun Teil des 2022 wiedereröffneten Berliner Stadtschlosses. Als letztes Beispiel dieser recht kleinen Auswahl an wissenschaftlichen Sammlungen soll das Deutsche Museum München genannt werden. Heutzutage ein eigenständiges Museum, ging es selbst ursprünglich aus Objekten wissenschaftlicher Sammlungen hervor, wie die der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Mittlerweile ist das Deutsche Museum eines der größten Wissenschafts- und Technikmuseen überhaupt. Es erhebt für sich den Anspruch, ein Forschungsmuseum zu sein, und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Für die Wissenschaftsgeschichte sind hier nicht nur die (sowohl analog als auch digital zugänglichen) Objekte aus zahlreichen Fachgebieten der Geschichte der Medien sowie der Technik- und Naturwissenschaften interessant, sondern auch die Spezialbibliothek für die Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, seit 2016 gefördert durch die DFG.

Enzyklopädien und Wörterbücher

Ein wesentlicher Bestandteil der (objektbezogenen) Forschung und Lehre zur Geschichte des Wissens ist die Arbeit mit Begriffen. Zu verstehen, was ein Begriff zu einer bestimmten Zeit bedeutete und wie sich diese Bedeutung veränderte, kann der Schlüssel dazu sein, sich einer Genealogie von Wissen, Wissenspraktiken und ihren Akteur:innen anzunähern. Daher bilden historische Enzyklopädien eine tragende Säule für die Wissensgeschichte. Mittlerweile sind beinahe alle einschlägigen Enzyklopädien des 18., 19. und 20. Jahrhunderts online abrufbar. Um Begriffe in mehreren Werken vergleichend nachschlagen zu können, bietet sich das Wörterbuchnetz an. Es handelt sich um ein groß angelegtes, übergreifendes Portal des Kompetenzzentrums for Digital Humanities Trier, das auf zahlreiche Enzyklopädien und Fachwörterbücher zugreift. Über die zentrale Begriffseingabe im Suchfeld eröffnet sich die Möglichkeit, einen Begriff in ca. 30 verschiedenen Werken nachzuschlagen. Ähnlich umfangreich in der digitalen Erschließung von Begriffen, aber nur auf ein Werk bezogen, stellt sich das ARTFL Project dar, das ein online-Tool zur Durchsuchung der Encyclopédie (in französischer Sprache) von Diderot und d’Alembert bereitstellt.

2.3 Kommunikation

Die Wissenschaftskommunikation wird in allen wissenschaftlichen Fächern mittlerweile als zentraler, wenn auch noch zu wenig genutzter Bestandteil wissenschaftlicher Praxis aufgefasst. Dass die zentralen Forschungsförderorgane in Deutschland hier Handlungsbedarf sehen, zeigt sich daran, dass es mittlerweile eigene Formate für die Wissenschaftskommunikation gibt, oder aber Module dazu eigens zu einem Projekt eingeworben werden können.[79] Für die Wissenschaftsgeschichte ist es in besonderem Maße entscheidend, Diskurse und Praktiken, die außerhalb der akademischen Institutionen stattfinden, einzufangen und zu beobachten, weil auch diese Rückschlüsse über die Genese und die gesellschaftliche Bedeutung von Wissen zulassen.[80] Dabei gibt es einige Beispiele, die zeigen, wie der Austausch zwischen wissenschaftlicher Institution und Öffentlichkeit gestaltet werden kann. So betreibt etwa das Berliner Museum für Naturkunde eine eigene Abteilung für Bürgerwissenschaften (Citizen Science), die aktiv das Mitwirken von Bürger:innen am Sammeln, Beobachten und Beschreiben naturkundlicher Objekte vorantreibt. Andere Wege, Wissenschaft und Wissenschaftsgeschichte in der öffentlichen Sphäre zu zirkulieren, bieten Zeitungsrubriken, Blogs oder Podcasts. Der österreichische Standard etwa betreibt den Blog Wissenschaftsgeschichte(n), in dem etwa einmal im Monat ausführlich über ein bestimmtes Thema aus der Wissenschaftsgeschichte berichtet wird. Darüber hinaus befasst sich auch die Rubrik Wissenschaft der österreichischen Tageszeitung regelmäßig mit Themen zur Wissenschaftsgeschichte. Ähnliche Formate bieten auch andere deutschsprachige Tages- und Wochenzeitungen. Auch die ZEIT bietet neben einer Rubrik Wissenschaft ein eigenes Magazin WISSEN an, das zweimonatlich erscheint. Online erscheinen viele der Artikel aus dem Magazin auf der Seite von Zeit.de. Um dem Schreiben über Wissenschaft genügend Raum zu verschaffen, schreibt das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte regelmäßig das Journalists in Residence Programm aus, ein Stipendium für internationale Wissenschaftsjournalist:innen. Unter den Podcasts wiederum ist das Thema Wissenschaft und ihre Geschichte so breit und zahlreich vertreten, dass eine Auflistung hier unmöglich erscheint. Fast jeder öffentliche deutsche Rundfunkkanal – ob Deutschlandfunk, NDR, BR, SWR oder MDR – hat seine eigene Wissenssendung, in der auch regelmäßig Wissenschaftler:innen und Experten zu Wort kommen.

3. Resümee und Ausblick

Ziel dieses Textes war es, eine Orientierung in der Vielzahl digitaler (und analoger) Ressourcen für die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte zu bieten und diese in einen historischen Rahmen zur Geschichte des Wissens einzubetten. Eine Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass der Begriff Wissensgeschichte äußerst vage geworden ist. Dies liegt mitunter daran, dass es sich hier um eine Disziplin handelt, die sich selbst beobachtet und die zuweilen alles zum Gegenstand ihrer Betrachtung macht – vom Alltagsgegenstand bis hin zum wissenschaftlichen Objekt.

Wissen ist mittlerweile eine umkämpfte Ressource in unserer Gesellschaft. Dies zeigen einerseits Debatten über eine sogenannte „Wissensgesellschaft“, die ein neues Zeitalter einzuläuten versprach, bei dem der Fokus auf dem Erwerb und der Anwendung von Wissen in allen möglichen Lebensbereichen läge. Andererseits hat kaum ein Ereignis wie die Corona-Pandemie uns vor Augen geführt, wie groß die Gefahr ist, die von pseudowissenschaftlichem Wissen ausgeht.

Die Vielschichtigkeit des Begriffs hat jedoch auch ihren Nutzen. Sie ermöglicht es uns, verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen einzubeziehen, um ein umfassenderes Verständnis von Wissen und seiner Geschichte zu erlangen. Indem wir uns bewusst sind, dass die Wissensgeschichte kein statisches Konzept ist, sondern vielmehr von kulturellen, sozialen und historischen Kontexten geprägt wird, eröffnen sich neue Möglichkeiten der Erkenntnis.

Darüber hinaus verdeutlicht die Unschärfe des Begriffs, dass die Wissensgeschichte kein isoliertes Gebiet, sondern eng mit anderen Disziplinen wie der Soziologie, Anthropologie, Philosophie, den Medien- und Naturwissenschaften verbunden ist. Die oftmals fehlende oder auch unmöglich zu treffende Unterscheidung zwischen den beiden Disziplinen „Wissens- und Wissenschaftsgeschichte“ zeigt diese Dynamik nochmals auf. Eine ganzheitliche Betrachtung von Wissen als wissenschaftlicher Kategorie erfordert daher eine interdisziplinäre Herangehensweise, um den komplexen Zusammenhang zwischen Wissen, Macht, Gesellschaft und Kultur zu erfassen.[85] „Wissen“ ist ein dynamisches Phänomen, das sich im Laufe der Zeit immer wieder wandelte. Wissen als wissenschaftliche Kategorie unterliegt historischen Traditionen und zeitlichen Veränderungen, die es immer wieder neu zu justieren gilt.

Die Auswahl an nützlichen Ressourcen kann uns dabei helfen, das Feld der Wissensgeschichte nicht arbiträr erscheinen zu lassen. Insbesondere die neuen Tendenzen zur Verbreitung von Falschinformationen im Netz machen eine wissenshistorische Quellenkompetenz unabdingbar.

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Fußnoten

  1. [1] Ich danke Anke te Heesen, die mir wertvolle Hinweise zu diesem Text gab und dabei entscheidende Impulse gesetzt hat! Zudem gilt mein Dank Klaus Große Kracht, Silke Schwandt und Rüdiger Hohls für einen sehr fruchtbaren Gedankenaustausch im Zusammenhang mit der Entstehung dieses Artikels.
  2. [2] Hagner, Michael, Ansichten der Wissenschaftsgeschichte II, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 41 (4), 2018, S. 363–366, https://doi.org/10.1002/bewi.201801938.
  3. [3] Hagner 2018, Ansichten der Wissenschaftsgeschichte II, S. 366; vgl. Zur Problematisierung des wiss. Publikationswesens auch Hagner, Michael, Zur Sache des Buches, Göttingen 2015 sowie Hagner, Michael, Data Capitalism and Academic Publishing, in: Swiss Medical Weekly 148, Nr. 0708 (2018), S. 1–8, https://doi.org/10.4414/smw.2018.14600.
  4. [4] Der Begriff „dichte Beschreibung“ wurde in den 1970er Jahren von dem US-amerikanischen Anthropologen Clifford Geertz geprägt, vgl. Geertz, Clifford: Dichte Beschreibung: Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt am Main 2019. In den letzten Jahren findet er auch immer mehr Anwendung in der Wissensgeschichte, vgl. Sommer, Marianne; Müller-Wille, Staffan; Reinhardt, Carsten (Hg.): Handbuch Wissenschaftsgeschichte, Stuttgart 2017, S. 7, https://doi.org/10.1007/978-3-476-05347-3.
  5. [5] Füssel, Marian, Praxeologie als Methode. In: Haas Stefan (Hrsg). Handbuch Methoden der Geschichtswissenschaft. Wiesbaden: Springer Fachmedien 2020, S. 1–19. Füssel verweist hierbei v.a. auf das Konzept Bourdieus in der Soziologie (Entwurf einer Theorie der Praxis, 1976), welches dann im Verlauf der 1980er Jahre von Vertreter:innen der Geschichtswissenschaft aufgegriffen und weiterentwickelt wurde. In diesem Zuge entstanden heute sehr bekannte Begriffe wie agency, doing xy, oder eben auch xy in action. Vgl. hierzu beispielhaft Latour, Bruno, Science in Action: How to Follow Scientists and Engineers Through Society, Cambridge, Massachusetts., 1987.
  6. [6] Überblicksartig wird dies gut dargelegt in: Hagner, Michael, Ansichten der Wissenschaftsgeschichte. In: Ders. (Hrsg.). Ansichten der Wissenschaftsgeschichte. Frankfurt am Main 2001, S. 7–42; Müller-Wille, Staffan; Reinhardt, Carsten; Sommer, Marianne, Wissenschaftsgeschichte und Wissensgeschichte, in: Dies. (Hrsg). Handbuch Wissenschaftsgeschichte. Stuttgart 2017, S. 2–18.
  7. [7] Exemplarisch sei hier das Standardwerk von Hans-Jörg Rheinberger genannt: Rheinberger, Hans-Jörg, Experimentalsysteme und epistemische Dinge, Göttingen 2001.
  8. [8] Foucault, Michel, Archäologie des Wissens, 7. Auflage. Frankfurt am Main 1995; Assmann, Aleida, Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 2006.
  9. [9] Beispielhaft hat dies zuletzt für die Wissensgeschichte Antonia von Schöning gezeigt: Schöning, Antonia von, Numbers Game or Scientific History? Exactitude and Justice in 1970s Cliometrics and in Digital History Today, in: History of Humanities 7/2 (2022), https://doi.org/10.1086/721305. Allgemein zur Geschichte der DH vgl. Thaller, Manfred, Geschichte der Digital Humanities, in: Jannidis, Fotis; Kohle, Hubertus, und Rehbein, Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung, Stuttgart: 2017, S. 3–12, https://doi.org/10.1007/978-3-476-05446-3_1; Hiltmann, Torsten, Vom Medienwandel zum Methodenwandel: Die fortschreitende Digitalisierung und ihre Konsequenzen für die Geschichtswissenschaften in historischer Perspektive, in: Döring Karoline Dominika et al, Digital History, Oldenbourg 2022, S. 13–44, https://doi.org/10.1515/9783110757101-002; Haber, Peter, Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, München 2011.
  10. [10] Vgl. exemplarisch für eine mittlerweile recht große Zahl an Publikationen zu wissenschaftlichen Sammlungen te Heesen, Anke; Spary, Emma C. (Hrsg), Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung. Göttingen 2001.
  11. [11] Dührkohp, Frank; Heck, Karsten; Mangei, Johannes, Sammlungsdatenbank und Sammlungsportal der Universität Göttingen, in: AKMB-news. Informationen zu Kunst 2020; Museum und Bibliothek, S. 32–37, https://doi.org/10.11588/AKMB.2018.2.76061; Faustin Charlene. Kriterien für die Digitalisierung von 3D Objekten am Beispiel der wissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland. Humboldt-Universität zu Berlin, edoc-Server 2017, https://doi.org/10.18452/18447; Etwas allgemeiner und umfassender zu Archive, Museen und Sammlungen in den Digital Humanities vgl. Neuroth Heike, Bibliothek, Archiv, Museum. In: Jannidis Fotis; Kohle Hubertus; Rehbein Malte (Hrsg.), Digital Humanities: Eine Einführung. Stuttgart 2017, S. 213–222, https://doi.org/10.1007/978-3-476-05446-3_15. Auf die entsprechenden einschlägigen Sammlungsportale wird weiter unten noch näher eingegangen.
  12. [12] Henschel, Frank, Ideen im europäischen und globalen Wissenstransfer. Die Wissenschaftssoziologie Ludwik Flecks, in: Themenportal Europäische Geschichte, 2010, https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1533.
  13. [13] Kuhn, Thomas, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main 2001.
  14. [14] Fleck, Ludwik, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Frankfurt am Main 1980.
  15. [15] Beispielhaft sei hier das dreibändige Werk „The Making of the Humanities“ genannt, das sich von der Frühen Neuzeit bis in die Moderne mit der Entstehung der Geisteswissenschaften befasst: Weststeijn, Thijs; Maat, Jaap; Bod, Rens, The Making of the Humanities, Volume III: The Modern Humanities. Amsterdam 2014; im Jahr 2022 fand die Jahrestagung der Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften, der Medizin und der Technik (GWMT) in Erfurt unter dem Schlagwort „Humanities“ statt, vgl. https://www.gwmt.de/wp-content/uploads/Tagungsprogramm_GWMT_2022_v7_02.pdf; als Zeitschrift sei hier – ebenfalls exemplarisch – die oben zitierte History of Humanities genannt, https://www.journals.uchicago.edu/toc/hoh/current.
  16. [16] Stehr, Nico, Wissen und der Mythos vom Nichtwissen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 2013, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/158666/wissen-und-der-mythos-vom-nichtwissen/.
  17. [17] Michael Hagner hat allerdings zu Recht darauf verwiesen, dass eine vermeintlich klare Trennung zwischen „echtem“ und „pseudowissenschaftlichem“ Wissen oftmals schwierig ist, unter anderem, weil es keine eindeutige Definition des Begriffs „Pseudowissenschaft“ gibt. Vgl. Hagner, Michael, Bye-bye science, welcome pseudoscience? Reflexionen über einen beschädigten Status, in: Rupnow, Dirk; Lipphardt, Veronika; Thiel, Jens; Wessely, Christina: Pseudowissenschaft. Konzeptionen von Nichtwissenschaftlichkeit in der Wissenschaftsgeschichte, Frankfurt a.M. 2008, S. 21–50.
  18. [18] Stellvertretend für eine ganze Reihe von Publikationen zu Gegenwissen sei hier die Einleitung zur Special Section „Gegenwissen“ in N.T.M. von 2022 genannt: Schwerin, Alexander von, Gegenwissen. Die Neuen Sozialen Bewegungen in der Bundesrepublik und die Grundlagen ihrer Wirkung, in: N.T.M. 30, 2022, S. 529–540.
  19. [19] Vgl. Hagner, Ansichten, S. 12.
  20. [20] Die Geschichte der Wissenschaftsgeschichte in Deutschland und angrenzenden europäischen Staaten sowie den USA soll an dieser Stelle nicht komplett wiedergegeben werden, da sie bereits von Sommer et al. sehr kompakt und anschaulich beschrieben wurde, vgl. Sommer et al, Wissenschaftsgeschichte und Wissensgeschichte, S. 2–4.
  21. [34] Daston, Lorraine; Galison, Peter, Objektivität, Frankfurt am Main 2007.
  22. [36] Bell, Daniel, Die nachindustrielle Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1975; weiterführend und einordnend zur Geschichte des Begriffs „Wissensgesellschaft“ vgl. Bender, Christiane, Die Geburt der Wissensgesellschaft aus dem Geist des Kalten Krieges, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 2013, online unter https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/158657/die-geburt-der-wissensgesellschaft-aus-dem-geist-des-kalten-krieges/.
  23. [37] Hirschi, Caspar, Wissensgeschichte: das geisteswissenschaftliche Beiboot des Neoliberalismus, in: Bärnreuther, Sandra; Böhmer, Maria; Witt, Sophie (Hg.): Feierabend? (Rück-)Blicke auf «Wissen», Zürich 2020 (Nach Feierabend : Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte), S. 25–34.
  24. [38] Vgl. Wedde, Sarah; Thole, Friederike, Historische Bildungsforschung schreibt Wissensgeschichte, Bad Heilbrunn 2021, S. 17–28. Einen weiteren Überblick über online-Ressourcen der Wissenschaftsgeschichte gibt der Fachbereich Wissenschaftsgeschichte der LMU München, https://www.gn.geschichte.uni-muenchen.de/studium/online_ress/index.html.
  25. [42] Einen guten Überblick über die Arbeitsmethoden der Digital Humanities in den Geschichtswissenschaften gibt etwa der Beitrag von Rüdiger Hohls im vorherigen Clio Guide: Hohls, Rüdiger, Digital Humanities und digitale Geschichtswissenschaften, in: Busse, Laura; Enderle, Wilfried; Hohls, Rüdiger u. a. (Hg.): Clio Guide - Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Bd. 23, Berlin 2018, https://guides.clio-online.de/guides/arbeitsformen-und-techniken/digital-humanities/2018.
  26. [50] Tkaczyk, Viktoria, „Sound & Science: Digital Histories”: A Database of Materials in the History of Acoustics | Sound & Science: Digital Histories, https://soundandscience.de/contributor-essays/sound-science-digital-histories-database-materials-history-acoustics.
  27. [51] Kritisch beleuchtet dieses Thema etwa: Hahn, Hans Peter, Wie Archive das Denken beeinflussen. Über Materialsammlungen, fragmentierte Objektinformationen und die Erzeugung von Sinn im musealen Kontext, in: Archäologische Informationen 38, 2015, S. 203–212, https://doi.org/10.11588/AI.2015.1.26172.
  28. [52] Gut und überblicksartig wird diese Problematik dargestellt in: Bonde Thylstrup, Nanna; Agostinho, Daniela; Ring, Annie et al., Uncertain archives: critical keywords for big data. Cambridge, Massachusetts  2021.
  29. [56] Die digitalisierten Bestände sind hier abrufbar: https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Finden/Digitalisierte-Bestaende/digitalisierte-bestaende.html.
  30. [65] Neben dem oben zitierten Sammelband von Spary/te Heesen 2001 wären als Auswahl folgende Titel zu nennen, die mittlerweile als Standardwerke gelten: Ecker, Gisela; Stange, Martina; Vedder, Ulrike (Hg.): Sammeln, Ausstellen, Wegwerfen, Königstein/Taunus 2001; Grote, Andreas: Macrocosmos in Microcosmo, Opladen 1994; Mayer, Christoph Oliver; Vergoossen, Manuela (Hg.): Sammeln als Institution, München 2006.
  31. [66] Vgl. zur Geschichte des Material Turns Bennett, Tony; Joyce, Patrick, Material powers: cultural studies, history and the material turn. London 2010.
  32. [67] Feichtinger, Moritz, Materialität und Praxis. Zur Analyse historischer Datenverarbeitung am Beispiel des Vietnamkrieges, in: Döring, Karoline Dominika; Haas, Stefan; König, Mareike u.a. (Hg.): Digital History: Konzepte, Methoden und Kritiken Digitaler Geschichtswissenschaft, 2022, S. 229–254, https://doi.org/10.1515/9783110757101.
  33. [79] Das BMBF hat sogar eine eigene Beratungsunit zum Thema Wisskom ins Leben gerufen: https://www.bmbf.de/bmbf/de/ueber-uns/wissenschaftskommunikation-und-buergerbeteiligung/wissenschaftskommunikation/in-der-bmbf-foerderpraxis/wiko-in-der-bmbf-foerderpraxis.html.
  34. [80] Vgl. Sarasin, Philip, Diskursanalyse, in: Sommer et al. Handbuch Wissenschaftsgeschichte 2017, S. 52.
  35. [85] Vgl. hierzu auch den für die Wissensgeschichte wegweisenden Text von Philipp Sarasin: Sarasin, Philipp, Was ist Wissensgeschichte? In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 36/1, 2011, S. 159–172.

Dr. Anja Sattelmacher forscht und lehrt an der Schnittstelle zwischen Wissens- und Mediengeschichte. Ihr Buch „Anschauen, Anfassen, Auffassen. Eine Wissensgeschichte mathematischer Modelle (Springer 2021) ergründet die historischen Zusammenhänge zwischen dem Umgang mit Modellen und der Bedeutung der Anschauung für die (mathematische) Bildung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, a.sattelmacher@uke.de.

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Anja Sattelmacher

Dr. Anja Sattelmacher forscht und lehrt an der Schnittstelle zwischen Wissens- und Mediengeschichte. Ihr Buch „Anschauen, Anfassen, Auffassen. Eine Wissensgeschichte mathematischer Modelle (Springer 2021) ergründet die historischen Zusammenhänge zwischen dem Umgang mit Modellen und der Bedeutung der Anschauung für die (mathematische) Bildung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, a.sattelmacher@uke.de.