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1. Geschichtswissenschaft und digitale Medien

1.1 Institutionen der Digital Humanities / Digitale Geschichtswissenschaft

In den Beneluxländern begann die Digitalisierung der Geschichtswissenschaft wie fast überall in Westeuropa in den 1960er-Jahren. Der Einsatz von Computertechnik förderte vor allem in den 1980er-Jahren quantitative Forschungsmethoden im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Im Jahr 1987 wurde die belgisch-niederländische Vereniging voor Geschiedenis en Informatica (VGI) gegründet, das Nederlands Historisch Data Archief (NHDA) entstand 1988. Zwei Jahre zuvor hatte die Universität Groningen mit Alfa-Informatica das erste Studienangebot zu Digital Humanities eingerichtet.[1] Diese Institutionalisierungen markieren die erste Welle der Digitalisierung der Geschichtswissenschaft in den Niederlanden. Mit der Einführung des Personal Computers und schließlich der Etablierung des World Wide Web veränderten sich die Nutzungsarten und Zugänge radikal; die Sozialgeschichte war nicht länger treibender Motor für die Digitalisierung der Geschichtswissenschaft.[2] Die Gründung des Nederlands Instituut voor Wetenschappelijke Informatiediensten (NIWI) im Jahr 1997 stellt eine weitere wichtige Etappe der digitalen Transformation dar. Die damit einhergehende Fusion von sechs Institutionen, darunter das bereits erwähnte NHDA, führte aber nicht zum gewünschten Erfolg, so dass das NIWI bereits 2005 wieder aufgegeben wurde und neue Strukturen entstanden, darunter das Nederlands Instituut voor permanente toegang tot digitale onderzoeksgegevens (DANS). Diese Neu- und Ausgründungen verweisen auf Veränderungen während der zweiten Welle der Digitalisierung, die aufgrund der gewachsenen Bedürfnisse in allen Feldern der Geisteswissenschaften nach neuen und teilweise auch einheitlicheren Strukturen verlangten.[4]

In der Wissenschaftsförderung der Niederlande liegt heute ein zentraler Schwerpunkt auf den Digital Humanities. Zu den wichtigen Forschungsinstituten in diesem Bereich mit einem historischen Schwerpunkt gehören drei Institute, die hier kurz vorgestellt werden. Das Huygens ING in Den Haag ist der wichtigste Akteur im Feld der digitalen Geschichtswissenschaft. 2011 kooperierten drei große historische Forschungseinrichtungen bei der Gründung des Huygens Instituut voor Nederlandse Geschiedenis/Huygens Institute for the History of the Netherlands. 2018 gehört es zu den größten geisteswissenschaftlichen Forschungsinstituten der Niederlande mit etwa einhundert Beschäftigten. Das Institut versteht sich als geisteswissenschaftliches Laboratorium, in dem ForscherInnen, Digital-Humanities-Fachleute sowie ein Softwareentwicklungs-team unter einem Dach zusammenarbeiten. Das Huygens ING befindet sich im gleichen Gebäude wie die Koninklijke Bibliotheek (KB Nederland), die Stichting Digitaal Erfgoed Nederland (DEN) sowie die Koninklijk Nederlands Historisch Genootschap (KNHG), und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationaal Archief, sodass hier das Prinzip der kurzen Wege greift.

Ein zweites zentrales Institut ist das Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis/International Institute of Social History (IISG/IISH) in Amsterdam. Es wurde bereits 1935 gegründet und ist wie auch das Huygens ING der KNAW, der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, angegliedert. Das IISG beherbergt Archivbestände zur Sozial- und Politikgeschichte der Niederlande und veröffentlicht zweimal im Jahr die Tijdschrift voor Sociale en Economische Geschiedenis sowie die englischsprachige Zeitschrift International Review of Social History. Zusammen mit dem Meertens Institute zur niederländischen Sprache und Kultur formen diese drei Institute seit 2016 das KNAW Humanities Cluster, in dem wiederum ein Kern von ForscherInnen die Digital Humanities Group bildet.

1.2 Diskussion des Themenbereichs

Die Arbeit und der Erfolg der genannten und weiterer Institutionen zeigen sich in der Geschichtswissenschaft besonders gut anhand eines epochalen Blicks auf die digitale Geschichte, wie hier an zwei bedeutenden Themenkomplexen innerhalb der Niederlande-Historiographie verdeutlicht werden soll: dem Gouden Eeuw und den Auswirkungen der beiden Weltkriege. Zu beiden Thematiken wurde eine Vielzahl digitaler Angebote entwickelt, die zu einem großen Teil frei im Internet zur Verfügung stehen.

Ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Niederlande bezieht sich auf das sogenannte Gouden Eeuw, das goldene Zeitalter des 17. Jahrhunderts. Hier hat die Digitalisierung in Teildisziplinen wie der Kolonialgeschichte oder der Buchgeschichte früh eingesetzt, weil die Institutionen, die für die Aufbewahrung und Erforschung der überlieferten Quellen zuständig sind, in die Übertragung vom analogen in den digitalen Raum investiert haben. Für die Kolonialgeschichte hat das Projekt TANAP – Towards a New Age of Partnership in Dutch East India Company Archives and Research eine globale Vernetzung angeregt. Das Nationaal Archief hat hierfür eine erstellt, in der Beschreibungen von Dokumenten der Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) aus Archiven in Indien, Indonesien, Malaysia, den Niederlanden, Südafrika, Sri Lanka und Großbritannien enthalten sind. In der Koninklijke Bibliotheek in Den Haag liegt ein Schwerpunkt auf der Buchgeschichte. Alle zwischen 1540 und 1800 gedruckten Bücher im Besitz einer niederländischen Bibliothek sind im STCN) verzeichnet, während der Bestand digitalisierter Werke auf Early Dutch Books Online beständig wächst. Der STCV, De bibliografie van het handgedrukte boek/Bibliography of the Hand Press Book, der Vlaamse Erfgoedbibliotheek in Antwerpen ist das entsprechende Gegenstück für die Region Flandern einschließlich Brüssel.

Für die Geschichte der Niederlande im 20. Jahrhundert gilt, dass die Bedeutung digitaler Archive in den letzten zehn Jahren beständig gewachsen ist. Während nahezu alle Forschungs-institutionen und Archive mittlerweile Kataloge und Findmittel zu ihren Beständen online anbieten, ist der Umfang des digitalisierten Archivguts meist noch überschaubar. Das NIOD Instituut voor oorlogs-, holocaust- en genocidestudies – die ehemalige zentrale staatliche Stelle zur Dokumentation der Geschichte des Zweiten Weltkriegs – hatte 2017 ungefähr sieben Prozent seiner umfangreichen Sammlungen digitalisiert. Zudem ist nicht jede digitalisierte Sammlung ohne Barrieren zugänglich. Insbesondere personenbezogenes Archivgut sowie Dokumente zu historischen Verbrechen und Gewalt werden auch in Zukunft kaum online einsehbar sein.

Welches Material digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht wird, hängt in den Niederlanden eng mit der sogenannten Nationale strategie digitaal erfgoed, der nationalen Agenda zu Bewahrung des kulturellen Erbes zusammen, in der sich die größten Archive und Bibliotheken auf eine gemeinsame Strategie verständigt haben.[21] Die Zugehörigkeit zu diesem Kanon des nationalen Kulturerbes ist ein wichtiger Faktor bei der Finanzierung der teuren Digitalisierungsprojekte. Dies gilt nicht nur für die Konservierung von Schriftgut, sondern auch für die Bewahrung von ZeitzeugInneninterviews, Bild-, Ton- und Videodokumenten.[22]

Einige Institutionen setzen sowohl für die Finanzierung wie auch für die Erschließung auf das sogenannte Crowdsourcing, wie etwa das Nationaal Archief oder das Stadsarchief Amsterdam, das zum Beispiel Scans, die einzelne ForscherInnen zunächst individuell für ihre jeweiligen Recherchen bestellt haben, über ihre Website allen Interessierten zur Verfügung stellt.[23] Wie experimentierfreudig hier die niederländischen Institutionen sind, zeigen nicht zuletzt auch digitale Crowdfunding-Projekte wie „Adopteer een vrouw“ für das digitale Frauenlexikon 1001 vrouwen uit de Nederlandse geschiedenis.

Neben dem Zugang zu Archivmaterial werden in den Niederlanden auch die digitalen Arbeitsmethoden zunehmend institutionell verankert. Einrichtungen wie das niederländische eScience Center ermöglichen die Nutzung digitaler Werkzeuge in einer Reihe geschichtswissenschaftlicher Projekte.

1.3. Institutionelle Infrastrukturen

Netzwerke und Kooperationsverbünde

Die HistorikerInnen aus den Beneluxländern zählen zu den Gründungsmitgliedern von DARIAH, einem europäischen Netzwerk für Digital Humanities. Die niederländischen Initiativen bei DARIAH und CLARIN haben sich im März 2015 zu CLARIAH zusammenschlossen. In diesem institutionellen Rahmen koordinieren die großen Einrichtungen wie das Huygens ING oder das IISG ihre digitalen Forschungsinfrastrukturen. Das belgische DARIAH-BE ist in die drei Konsortien DARIAH Flandern (DARIAH-VL), DARIAH Fédération Wallonie-Bruxelles (DARIAH-FWB) sowie DARIAH für die föderalen Institutionen (DARIAH-FED) gegliedert. Das Ghent Centre for Digital Humanities (GhentCDH) koordiniert die belgischen Aktivitäten untereinander sowie die Vernetzung mit den europäischen Partnern. Für das luxemburgische DARIAH-LU fungiert das Centre Virtuel de la Connaissance sur l'Europe (CVCE) als Koordinatorin. Im Bereich luxemburgische und europäische Zeitgeschichte nimmt das 2017 gegründete C²DH) als Forschungszentrum der Universität Luxemburg eine Schlüsselposition ein.

Im Gegensatz zu Belgien sind die Niederlande und Luxemburg stark einheitsstaatlich geprägt. Dies spiegelt sich auch in den Digitalisierungsinitiativen wider: Während in den Niederlanden die KNAW sowie die Nachbareinrichtungen KB und das Nationaal Archief und in Luxemburg die Universität Luxemburg sowie die Bibliothèque nationale de Luxembourg (BnL) als zentrale nationale Player im Bereich der wissenschaftsbezogenen Digitalisierung anzusehen sind, ist die Situation in Belgien aufgrund der föderalen Struktur des Landes deutlich heterogener.

In den Niederlanden sind Institutionen wie CLARIAH, das Huygens ING, das IISH oder das NIOD Teil der Plattform eHumanities NL – Netherlands Network for Humanities, Social Sciences and Technology. Die Plattform soll sowohl der Grundlagenforschung zu digitalisierten Sammlungen und „Big Data“ dienen als auch die Entwicklung und den Einsatz digitaler Infrastrukturen fördern. Am Huygens ING entstanden zudem in den letzten Jahren zahlreiche Projekte zur Literatur- und Wissenschaftsgeschichte, an deren Ende die digitale Edition verschiedener Quellenbestände stehen soll. Teil des Huygens ist mittlerweile auch das Netzwerk Textualscholarship, in dem bis 2015 über 70 verschiedene Editionen entstanden. Darüber hinaus bietet das Huygens ING zu zwei Projekten virtuelle Forschungsumgebungen an, in denen Analysemethoden an einem digitalen Textkorpus nachvollzogen werden können.[37] Einen Überblick über die verschiedenen von der KNAW geförderten Digitalisierungsprojekte, Zugänge zu Datenbanken und Ressourcen bietet das Digitaal Wetenschapshistorisch Centrum/Digital Web Centre for the History (DWC).

Der digitalen Erschließung im Kulturerbe-Sektor widmet sich in den Niederlanden der nationale Kooperationsverbund Digitaal Erfgoed Nederland (DEN). Das Pendant für Flandern und Brüssel ist das Expertisecentrum Digitaal Erfgoed/Centre d'Expertise pour le Patrimoine Numérique (PACKED).

Fachinformationsdienste

Die in Deutschland neu etablierten Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (FID) sind von besonderer Bedeutung, wenn es um die Bereitstellung von digitalen Informationen und Informationsinfrastrukturen im fachwissenschaftlichen Kontext geht. Für die Geschichte der Beneluxländer spielt eine zentrale Rolle der multidisziplinäre Fachinformationsdienst Benelux/Low Countries Studies (FID Benelux) der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster, in dessen fachlichem Profil die Geschichtswissenschaft eine bedeutende Rolle einnimmt. Ebenfalls relevant ist der gemeinsam von der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Bibliothek des Deutschen Museums München betriebene Fachinformationsdienst Geschichtswissenschaft. Beide Fachinformationsdienste wurden 2016 eingerichtet und kooperieren miteinander.

Historische Institute (Seminare) / Forschungszentren

An den meisten niederländischen, belgischen und luxemburgischen Universitäten[44] gibt es für die Digital Humanities ein eigenes Zentrum oder Methodenlabor, das HistorikerInnen mit Software und Beratung unterstützt. 2013 wurde die erste Professur an der Universiteit van Amsterdam für „Digitale methoden en geschiedwetenschappen“ gemeinsam mit dem Huygens ING eingerichtet. An der Rijksuniversiteit Groningen und der Katholieke Universiteit Leuven wurden 2016 die ersten Masterstudiengänge für Digital Humanities eingeführt, deren Curricula auch für die Geschichtswissenschaften interessant sind. In Luxemburg verbindet das DH-Lab des Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History Forschung und Lehre zum Thema. Eine Besonderheit ist hier der Schwerpunkt „digital literacy“. Im Zuge der Aufmerksamkeit, der sich die Digital Humanities in den Benelux-Ländern erfreuen, werden auch zunehmend Planstellen für Lehre und Forschung geschaffen. Wann und ob es eine eigene Infrastruktur für digitale Geschichtswissenschaft jenseits der Digital Humanities geben wird, ist noch nicht abzusehen.

Fachvereinigungen / Verbände / Vereine

Die Koninklijk Nederlands Historisch Genootschap (KNHG) ist mit dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands vergleichbar. Sie veranstaltet seit 2017 die Historicidagen, einen in zweijährigem Turnus durchgeführten dreitägigen Kongress ähnlich den deutschen Historikertagen. Die KNHG arbeitet seit einiger Zeit daran, ihre Publikationen online zu stellen. Ein Teil der Veröffentlichungen ist bereits über die Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren (DBNL) zugänglich.

In Belgien ist die CRH/KCG) verantwortlich für die Herausgabe wichtiger Quelleneditionen zur belgischen Geschichte. Die Belgische Vereniging voor Nieuwste Geschiedenis/L’Association belge d’Histoire contemporaine (BVNG/ABHC) versteht sich als gesamtbelgische Vereinigung für Neueste Geschichte. Über die Sprachgrenzen hinweg geben hier Mitglieder aller belgischen Sprach- und Kulturgemeinschaften die Open-Access-Zeitschrift Contemporanea heraus.

Seit 2014 wird unter dem Titel Digital Humanities BeNeLux eine jährliche Konferenz ausgerichtet, auf der auch schon zahlreiche NachwuchshistorikerInnen ihre Forschung vorgestellt haben. Die jährlichen Treffen bieten einen Einblick in digitale Arbeitsmethoden und die Chance zur fachlichen Vernetzung. Außerdem fördert das Forschungsnetzwerk Digital Humanities Flanders DHu.f den Einsatz digitaler Werkzeuge in den Geschichtswissenschaften und organisiert regelmäßig Seminare und Summer Schools an Universitäten.

Stand des digitalen Publizierens

Die Entwicklung in den Beneluxländern zeugt von der immer größeren Rolle, die das elektronische Publizieren nach dem Open-Access-Modell in der Geschichtswissenschaft einnimmt. Nahezu alle Wissenschaftsverlage haben mit diesem Modell experimentiert. Fast alle Hochschulen in den Beneluxländern besitzen ein eigenes Repositorium für Hochschulschriften, andere Publikationen der eigenen WissenschaftlerInnen sowie studentische Abschlussarbeiten. Ein guter Teil der Publikationen ist in diesen Repositorien ohne Beschränkungen einsehbar.

In Fragen der Open Science spielen innerhalb der Beneluxländer, aber auch im Rahmen der EU vor allem die Niederlande eine tonangebende Rolle. Im nationalen Open-Science-Plan der Niederlande aus dem Jahr 2017 werden die Förderung des Open-Access-Publizieren, die optimale (Nach-)Nutzung von Forschungsdaten sowie die Verbesserung der Instrumente zur Evaluierung und Bewertung der Wissenschaft als drei strategische Säulen definiert. Seit Dezember 2015 müssen viele Publikationen Open Access zugänglich gemacht werden. Diese Pflicht betrifft alle Veröffentlichungen aus Forschungsvorhaben, die von der Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO) finanziell gefördert werden.[55] Während der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2016 wurde der Amsterdam Call for Action on Open Science lanciert, der vorsieht, dass EU-weit ab 2020 alle wissenschaftlichen Publikationen vollständig frei zugänglich sein sollen. Dafür wurden unter anderem „Big-Deal“-Vereinbarungen mit großen wissenschaftlichen Zeitschriftenverlagen wie etwa Elsevier und Springer getroffen, in denen Open-Access-Publikationsrechte für niederländische WissenschaftlerInnen ausgehandelt wurden.

Der Fortschritt der Open Science in den Niederlanden lässt sich sehr gut am Bespiel von NARCIS demonstrieren: NARCIS ist das zentrale Portal und Nachweissystem für Wissenschafts-information in den Niederlanden. Es bietet einen Rechercheeinstieg für Open- und Closed-Access-Publikationen aus den Repositorien sämtlicher niederländischer Universitäten und diverser anderer wissenschaftlicher Einrichtungen, für Forschungsdaten aus verschiedenen Daten-Archiven sowie zu Forschungsprojekten, Forschenden und Forschungseinrichtungen auf nationaler Ebene. Zurzeit sind insgesamt 34 Prozent aller in NARCIS enthaltenen wissenschaftlichen Publikationen und immerhin mehr als 90 Prozent aller Dissertationen Open Access zugänglich.

1.4 Herausragende thematische Websites und digitale Publikationen

In allen drei Beneluxländern betreiben die Nationalbibliotheken mittlerweile Zugangsportale, in denen die Bestände aus zahlreichen Digitalisierungsprojekten an Bibliotheken, wissenschaftlichen und Kulturerbe-Einrichtungen zusammengeführt werden. Das umfangreichste und ergiebigste dieser Portale ist Delpher, das sich rühmen kann, gut 60 Millionen Seiten aus niederländischen Zeitungen, Büchern und Zeitschriften in digitaler Form anzubieten; hinzu kommen Typoskripte von Radiosendungen. Die von der KB Den Haag digitalisierte Zeitschriftensammlung umspannt den Zeitraum von 1800–1950, die Zeitungsdigitalisate umfassen die niederländische Presse wie auch Presseerzeugnisse der ehemaligen niederländischen Kolonien aus den Jahren 1618–1995. Außerdem wurden einige externe regionale Zeitungsdatenbanken in die Suche mit einbezogen. Eine Nachnutzung der Delpher-Daten für Forschungszwecke ist unter bestimmten Bedingungen möglich.

Die Mittel der Digital Humanities können auf produktive Weise Verbindungen zwischen Institutionen, Forschungsfeldern und Erinnerungsgemeinschaften schaffen. Zwei Beispiele aus verschiedenen Epochen seien hier genannt: Ein herausragendes Projekt zum transatlantischen Dreieckshandel ist im Zeeuws Archief angesiedelt. Hier findet sich das Archiv der Middelburgse Commercie Compagnie (MCC) in vollständig digitalisierter Form, darunter auch die Unterlagen einer Schiffsreise, bei der die Handelsgesellschaft zuerst Güter nach Westafrika, dann versklavte Menschen in die Karibik, und schließlich Plantagenprodukte nach Europa verschifft hat. In einem Blog mit interaktiver Karte und kurzen Filmen sind die Forschungsergebnisse zur Reise der MCC Slavenreis d'Eenigheid 1761–1763 erschlossen, auch in englischer Sprache. Auf einer weiteren Seite sind die Ergebnisse didaktisch für den Geschichtsunterricht aufbereitet. Das Blog war 2015 für den Geschiedenis Online Prijs nominiert, der alle zwei Jahre verliehen wird.

Für die Zeitgeschichte ist das mehrbändige Werk „Het Koninkrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldoorlog“ („Das Königreich der Niederlande im Zweiten Weltkrieg“) von Louis de Jong zu erwähnen. Es ist die umfangreichste wissenschaftliche Gesamtdarstellung zum Thema in den Niederlanden. Zusammen mit der von De Jong produzierten Fernsehserie „De Bezetting“ („Die Besatzung“) hat das Projekt die Geschichtskultur in den Niederlanden entscheidend geprägt. Für das Thema des Zweiten Weltkriegs ist „Het Koninkrijk“ Nachschlagewerk und historiographische Quelle ersten Ranges. Alle 26 Bände mit insgesamt über 17.500 Seiten wurden durch das NIOD digitalisiert und können seit 2011 auf der Website der Institution abgerufen werden. Die 21 Sendungen der Fernsehserie sind auf der Seite des Geschichtsprogramms Andere Tijden ebenfalls einsehbar.

2. Digitale Informationsressourcen und Medien

Das Angebot an digitalen Informationsressourcen zur Geschichte der Beneluxländer ist derartig vielfältig, dass im Rahmen dieser Veröffentlichung nur eine kleine Auswahl dessen besprochen werden kann, was derzeit online verfügbar ist. Insbesondere die Kultur- und Bildungspolitik der Niederlande hat frühzeitig auf die Digitalisierung historisch bedeutender Publikationen, Quellen und Verzeichnisse gesetzt und diese größtenteils frei zugänglich ins Internet gestellt. Auch Belgien und Luxemburg bieten inzwischen eine große Anzahl freier Online-Ressourcen für die Geschichtswissenschaft an. Hier führen übergeordnete Suchanwendungen mittlerweile oftmals die in verschiedenen Projekten und Initiativen entstandenen Informationsmittel zusammen.

2.1 Portale und Einstiegsseiten

Mit der Virtuellen Fachbibliothek Benelux (ViFa Benelux) bieten die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster und die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln gemeinsam ein einzigartiges interdisziplinäres Fachportal an, in dem diverse Nachweisinstrumente, Services und Fachinformationen zur Geschichte der Beneluxländer zusammenführt wurden. Daneben sind aktuelle Fachnachrichten aus dem zugehörigen Blog, Verzeichnisse elektronischer Zeitschriften und Datenbanken sowie ein Forschungsführer auf Wiki-Basis enthalten. Die einzelnen Module bieten jeweils einen Facheinstieg „Geschichte“. Die ViFa Benelux wird derzeit für einen vollständigen Relaunch sowie eine Erweiterung des Angebots vorbereitet und anschließend im Rahmen des Fachinformationsdienstes Benelux/Low Countries Studies (FID Benelux) allein von der ULB Münster weiterbetrieben.

Das wichtigste Portal, das sich ausschließlich der niederländischen Geschichte widmet, ist Historici.nl. Es wird als Themenportal gemeinsam von Huygens ING und der KNHG betrieben. Historici.nl bietet Zugang zu einer großen Sammlung digitalisierter Quellen, zu aktuellen Fachnachrichten und dient als Organ für Fachdiskussionen. An ein breites, nicht notwendigerweise wissenschaftliches Publikum, das am Thema Geschichte interessiert ist, richtet sich die niederländische Themen-Website Historiek. Obschon international ausgerichtet, sind doch substanzielle Anteile der Website der nationalen Geschichte gewidmet. Das vom Zentrum für Niederlande-Studien in Münster herausgegebene Themen- und Serviceportal NiederlandeNet ist als Anlaufstelle für Informationen über die Niederlande sowie die deutsch-niederländischen Beziehungen konzipiert und umfasst umfangreiche Dossiers zu verschiedenen Aspekten der niederländischen Geschichte.

Aus der großen Fülle thematischer Einstiegsseiten zur niederländischen Geschichte seien hier zwei Felder beispielhaft vertieft: Für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs ist das bereits erwähnte NIOD die bedeutendste wissenschaftliche Einrichtung in den Niederlanden. Es verfügt über beträchtliches Archivmaterial, darunter etwa 175.000 Fotografien und Bilder, und umfängliche Sammlungen zu den Themenfeldern Krieg, Zweiter Weltkrieg in den Niederlanden und der ehemaligen Kolonie Niederländisch-Ostindien, Holocaust sowie anderen Formen des Genozids im 20. und 21. Jahrhundert. Der Sammlungsschwerpunkt liegt dabei auf dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust in den Niederlanden. Das NIOD verfügt zudem über die größte Tagebuchsammlung zu diesem Zeit- und Themenfenster in den Niederlanden. Die Website des NIOD ermöglicht eine Recherche im zugehörigen Archiv, im Bibliothekskatalog und in der NIOD-Bilddatenbank. Letztere ist zu großen Teilen digitalisiert und erlaubt den NutzerInnen online Zugriffe auf Bilder und kleinere Filme mit vollständiger Quellenangabe und – wo möglich – vernetzt mit einem Pin, der den Aufnahmeort des Fotos auf einer (nicht zeitgenössischen, sondern aktuellen) Straßenkarte markiert. In den „Webspecials“ des NIOD werden zudem verschiedene Einzelthemen näher beleuchtet. Ebenfalls vom NIOD koordiniert wird das Portal Netwerk Oorlogsbronnen. Es bietet einen gemeinsamen Sucheinstieg für die zahlreichen Sammlungen zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden, die über viele verschiedene Einrichtungen verteilt sind. Die virtuelle Plattform BELGIUM WWII widmet sich der Geschichte Belgiens im Zweiten Weltkrieg. Das Centre d’études et de documentation guerre et société contemporaine/Studie- en Documentatiecentrum Oorlog en Hedendaagse Maatschappij (CegeSoma) in Brüssel hat diese Online-Plattform entwickelt, um in Zeiten von Fake News auf eine niedrigschwellige Art und Weise Qualitätsinformationen über den Zweiten Weltkrieg zu bieten.

Für die niederländische Kolonialgeschichte ist ein zentraler Anlaufpunkt die Website des Koninklijk Instituut voor Taal-, Land- en Volkenkunde/Royal Netherlands Institute of Southeast Asian and Caribbean Studies (KITLV) in Leiden. Die umfangreiche Sammlung des KITLV wurde 2014 an die Universitätsbibliothek Leiden übergeben, die ihrerseits ebenfalls über einen nennenswerten kolonialgeschichtlichen Bestand verfügt, und ist nun über den dortigen Katalog recherchierbar. Dies gilt auch für die Bestände des Amsterdamer Koninklijk Instituut voor de Tropen/Royal Tropical Institute (KIT). Nachdem die KIT-Bibliothek im Jahr 2013 geschlossen wurde, hat die UB Leiden den Teil der Sammlung übernommen, der sich mit den ehemaligen niederländischen Kolonien befasst, sodass damit drei große Bestände zur Kolonialgeschichte in Leiden als „Asia Library“ zusammengeführt wurden. Eine Recherche ausschließlich in diesen Spezialsammlungen ist möglich, wenn im UB-Katalog der Reiter „Leiden Collections“ angewählt wird; hier lassen sich die genannten Bestände im Drop-Down-Feld „Library Locations“ selektieren. Auch die digitalisierten Bestände des KIT und des KITLV wurden unter dem Dach der UB Leiden vereinigt. Informationen zur Geschichte der VOC für eine breitere Zielgruppe bietet darüber hinaus das VOC-Kenniscentrum an. In der Datenbank des VOC-Glossarium sind historische Begriffe aus den Quellen erschlossen, die in der Serie Rijks Geschiedkundige Publicatiën ediert und digitalisiert vorliegen.

Um die Vielfalt der themenspezifischen Portale zu demonstrieren, seien hier stichpunktartig erwähnt:

– Für den Bereich der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte: die Homepage des IISG in Amsterdam.

– Für die niederländische Politikgeschichte: die Website Parlement & Politiek des Parlementair Documentatie Centrum der Universität Leiden sowie die Homepage des an der Universität Groningen angesiedelten Documentatiecentrum Nederlandse Politieke Partijen (DNPP).

– Für Frauen- und Geschlechtergeschichte: ATRIA, kennisinstituut voor emancipatie en vrouwengeschiedenis/Institute on gender equality and women’s history in Amsterdam.

– Einblicke in die Geschichte des niederländischen Protestantismus ermöglicht die Internetpräsenz des Historisch Documentatiecentrum voor het Nederlands Protestantisme (1800-heden) (HDC) an der Freien Universität Amsterdam.

– Eine Einführung in die Geschichte des Katholizismus in den Niederlanden bieten die Seiten des Katholiek Documentatiecentrum an der Radboud Universität Nimwegen.

– Für Fragen zur Genealogie- und Familiengeschichte der Niederlande können sich NutzerInnen an das Portal des CBG Centrum voor familiegeschiedenis wenden.

– Zur „verborgenen schwarzen Geschichte der Niederlande“ archiviert, sortiert und digitalisiert die Initiative The Black Archives Quellenmaterial.

– Das niederländische Kulturerbe wird vom Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, einer Unterabteilung des niederländischen Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft, auf seiner Website vorgestellt.

– An der Schnittstelle von kulturellem Erbe und materieller Kultur befasst sich die Stichting Academisch Erfgoed auch mit der Digitalisierung universitärer Sammlungen.

– Als Einstiegsseiten für die niederländische Regionalgeschichte können darüber hinaus Portale dienen, die dem Kulturerbe der einzelnen Provinzen gewidmet sind.[91]

In Belgien und Luxemburg gibt es eine ähnliche Vielfalt von Portalen: Das KADOC – Documentatie- en Onderzoekscentrum voor Religie, Cultuur en Samenleving in Löwen bietet eine Fülle an digitalen Informationen zur katholischen Lebenswelt in Flandern seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Archives du monde catholique (ARCA) in Louvain-la-Neuve haben dieselbe Aufgabe für die Wallonie und Brüssel seit dem 19. Jahrhundert. Im Trajecta Portal haben zahlreiche Institutionen aus Belgien und den Niederlanden ihre digitalen Werkzeuge zur Religionsgeschichte gebündelt. Das Liberaal Archief in Gent ist erster Anlaufpunkt für Forschungen zur liberalen Bewegung in ganz Belgien seit dem frühen 19. Jahrhundert. Ebenfalls in Gent befindet sich das Amsab-Instituut voor Sociale Geschiedenis. Wer sich für die belgische Arbeiterbewegung, neue soziale Bewegungen, ökologische Bewegungen und Migrationsgeschichte interessiert, wird hier bei vielfältigen digitalen Angeboten fündig werden. Das Centre de Documentation sur les Migrations Humaines (CDMH) im südluxemburgischen Dudelange widmet sich der Migrationsgeschichte Luxemburgs.

Der 1949 gegründete Fonds d'Histoire du Mouvement wallon (FHMW) ist im Dokumentationszentrum des Musée de la Vie wallonne in Lüttich untergebracht und bietet einen Bibliothekskatalog mit circa 20.000 Titeln zur Wallonischen Bewegung. Für die Flämische Bewegung ist das Archief en Documentatiecentrum voor het Vlaams-nationalisme (ADVN) in Antwerpen die erste Anlaufstelle. Das Archief en Museum voor het Vlaams leven te Brussel (AMVB) beschäftigt sich mit dem kollektiven Gedächtnis der niederländischsprachigen Brüsseler Bevölkerung.

Das digitalisierte flämische Kulturerbe lässt sich über das Internetportal Flandrica.be entdecken. Für eine Recherche zum Kulturerbe im Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ostbelgien ist das DGKulturerbePortal der zentrale Ausgangspunkt. Das Portal des Institut Destrée in Namur bietet umfangreiche Informationen zu Kultur, Wirtschaft, Bildung, Geschichte und Politik in der Wallonie.

2.2 Fachbibliografien

Die wichtigste Bibliografie zur Geschichte der Niederlande ist die frei im Internet verfügbare Digitale Bibliografie Nederlandse Geschiedenis (DBNG). Die vom Huygens ING gemeinsam mit der KB in Den Haag herausgegebene Bibliografie deckt alle Perioden der niederländischen Geschichte ab und umfasst mehr als 200.000 Einträge. Die Grundlage für die täglich aktualisierte DBNG bilden das Repertorium Geschiedenis Nederland des Huygens ING, das mit ausgewählten Titeln aus den historischen Beständen der Königlichen Bibliothek sowie der Universitätsbibliotheken in Amsterdam und Utrecht ergänzt wird. Die Bibliografie lässt sich wie ein Katalog nach verschiedenen Kriterien wie Autor, Titel, Schlagwort usw. durchsuchen und bietet darüber hinaus eine Indexsuche an. Ergänzend dazu ist auch eine Suche mit Hilfe einer Zeitleiste sowie durch Anklicken einer Landkarte möglich. Last but not least bietet die DBNG in einigen Fällen auch einen direkten Link zu Volltexten. Dabei handelt es sich um vom Huygens ING gescannte Publikationen bzw. um Veröffentlichungen, die frei online verfügbar sind.

Die mehrsprachige Bibliographie der Geschichte Belgiens (BGB), die im Rahmen der von der Société pour le Progrès des Études Philologiques et Historiques veröffentlichten Revue Belge de Philologie et d’Histoire – Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis erscheint, ist ab Jahrgang 2009 als digitaler Katalog verfügbar. Die Jahrgänge 1952 bis 2013 stehen darüber hinaus als PDF-Dateien zum Download bereit. Das CegeSoma in Brüssel bietet eine digitale Version seiner von 1971 bis 2006 publizierten Bibliography concerning Belgium in/and the Second World War sowie verschiedene andere Bibliographien wie etwa „Resistance in Flanders“ an.

Eine weitere Benelux-Bibliografie, zwar nicht ausschließlich, aber mit beträchtlichen Anteilen für das Fach Geschichte, ist die von der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheks-verbundes (GBV) angebotene Datenbank Online Contents (OLC) Benelux. Die OLC Benelux sind ein fachbezogener Auszug aus der Datenbank Online Contents, der laufend durch ausgewählte Zeitschriftentitel der ULB Münster und der USB Köln ergänzt wird.

2.3 Bibliothekskataloge

Als Bibliothekskataloge speziell für die Geschichte der Beneluxländer sind innerhalb Deutschlands der Fachkatalog Benelux der USB Köln sowie der Fachkatalog Benelux der ULB Münster zu nennen, die beide in die Metasuche der ViFa Benelux integriert sind. Aus beiden Fachkatalogen wurde jeweils ein Ausschnitt „Geschichte“ gebildet und in das Suchportal Europäische Geschichte eingespeist, das im Rahmen von historicum.net angeboten wird. Der Fachkatalog Benelux der USB Köln enthielt zum Zeitpunkt der Drucklegung circa 6.850 Titel, der Fachkatalog der ULB Münster rund 28.000 Titel. Seit der Überführung der Sondersammelgebiete in das neue DFG-geförderte System der Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (FID) ist die ULB Münster mit dem FID Benelux/Low Countries Studies allein verantwortlich für den Beneluxraum. Gleichwohl baut die USB Köln weiterhin einen nennenswerten Bestand zur Geschichte Belgiens und Luxemburgs auf.

Einige andere Spezialkataloge für den Bereich der Benelux-Geschichte sowie die Metasuche der ViFa Benelux wurden bereits im Kontext der Portale erwähnt. Als nationale Nachweismittel sind ferner die Kataloge der betreffenden Nationalbibliotheken relevant. Das sind im Einzelnen: die Kataloge der KBs in Den Haag und Brüssel sowie für Luxemburg die Suchmaschine a-z.lu, die direkt auf der Startseite der Bibliothèque nationale de Luxembourg (BnL) angeboten wird. Die Suchmaschine erlaubt die gebündelte Suche in allen Sammlungen der Nationalbibliothek und des luxemburgischen Bibliothekennetzwerks bibnet.lu mit seinen zurzeit 83 Bibliotheken.

Im Zusammenhang mit den Nationalbibliotheken sind selbstverständlich auch die jeweiligen Nationalbibliografien von Belang. Die Nederlandse Bibliografie/Dutch National Bibliography lässt sich in der erweiterten Suche mittels des Suchfeldes „UNESCO“-Kategorie eingrenzen auf die Rubrik 31 „Geschichte, Biografie“. Die Bibliographie de Belgique/Belgian Bibliography wird monatlich online veröffentlicht; das elektronische Archiv reicht zurück bis 1998. Die einzelnen Monatsausgaben sind fachlich geordnet, sodass auch ein direkter Einstieg in das Fach Geschichte möglich ist. In der Bibliographie Nationale Luxembourgeoise die für den Zeitraum ab 1988 online angeboten wird, ist bei der Recherche eine Einschränkung auf die Lokalgeschichte („Histoire locale et paroissiale“) möglich.

Übergreifende Kataloge, die vergleichbar sind mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog, existieren auch in den Beneluxländern. Für Luxemburg wurde oben bereits a-z.lu genannt. In Belgien sind dies für den niederländischsprachigen Teil des Landes der UniCat und für den französischsprachigen Teil Samarcande, angeboten von der Fédération Wallonie-Bruxelles. In den Niederlanden erfüllt das WorldCat Discovery-System der KB Den Haag diesen Zweck.

2.4 Webkataloge und Suchmaschinen

Hier ist auf die ViFa Benelux zu verweisen, die einen Teilausschnitt „Benelux“ aus dem kooperativ gepflegten Datenbank-Infosystem (DBIS) gebildet hat, der wiederum auf den Fachbereich „Geschichte, Archäologie“ eingrenzbar ist. Die eingetragenen Datenquellen lassen sich alphabetisch bzw. nach Datenbanktyp sortiert anzeigen. Da ein Relaunch der ViFa Benelux bevorsteht, wird an dieser Stelle auf die DBIS-Originalsicht verlinkt und nicht auf die Datenbank-Fachsicht in der ViFa.

2.5 Archive

In der niederländischen Archivlandschaft lässt sich spätestens seit 2008 ein Trend zur Zentralisierung und zur Verknüpfung verschiedener Archive und Sammlungen beobachten. Auf Initiative des Sociaal en Cultureel Planbureau erarbeitete eine Arbeitsgruppe der größten Archive, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen von 2004 bis 2008 Standards für ein gemeinsames Archivportal.[121] Aus diesen Bemühungen ging die Plattform Archieven.nl hervor. Sie aggregiert mehr als 50.000 Sammlungen aus über 80 niederländischen Archiven in einer gemeinsamen Datenbank. Vertreten sind hier Gemeinde- und Regionalarchive ebenso wie das Nationaal Archief und das NIOD. Im gemeinsamen Katalog findet man neben der schriftlichen Überlieferung auch Videos, Bilder sowie Personen- und Geodaten sowie Verknüpfungen zu weiteren öffentlich einsehbaren Datenbanken und Repositorien. Das gemeinsame Interface wird auch von den beteiligten Archiven genutzt, die so ein einheitliches Suchformular anbieten können.

Das Nationaal Archief verzeichnet staatliche, überwiegend schriftliche Quellen, besondere Nachlässe und Sammlungen sowie die Überlieferung aus der Provinz Zuid-Holland. Es bietet auf seiner Website eine Suche in den Archivinventaren und verschiedenen sachbezogenen Indices. Separat verzeichnet sind die verschiedenen Foto- und Kartensammlungen. Darüber hinaus lohnt ein Blick in die Angebote der Archive der weiteren niederländischen Provinzen.[124]

Das Nederlands Instituut voor Beeld en Geluid in Hilversum, kurz Beeld en Geluid gehört heute zu den wichtigsten Archiven für audio-visuelles Material. Es ging 1997 aus einer Fusion des Bedrijfsarchief van de Publieke Omroep, des Filmarchief van de Rijksvoorlichtingsdienst, der Stichting Film en Wetenschap und dem Nederlands Omroepmuseum hervor. In den letzten zehn Jahren hat das Institut große Teile seines Archives digitalisiert, so dass immer mehr Filme, Fernsehsendungen oder etwa Radiobeiträge auch online zugänglich sind.

Aber auch kommunale Archive rüsten digital auf. So ermöglicht das Stadtsarchief Rotterdam heute interessierten NutzerInnen unter anderem Zugriffe auf verschiedenste Personenregister aus den Jahren 1573 bis 1940, Adressbücher, erste Digitalisierungen aus dem Bild- und Tonarchiv sowie eine komplett digitalisierte Ausgabe des Rotterdams Jaarboekje, also der Stadtchronik.

Erste Anlaufstelle für Forschende zur belgischen Geschichte ist das Rijksarchief in België/Archives de l'État en Belgique/Belgische Staatsarchiv. Neben dem Generalstaatsarchiv und dem Archiv des königlichen Palastes in Brüssel verfügt das Belgische Staatsarchiv über weitere 17 Dependancen in den verschiedenen Provinzen. So nimmt etwa das Staatsarchiv Eupen für die deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien eine zentrale Stellung ein. Das Rijksarchief in België hat in den letzten Jahren seine ehemalige Rückständigkeit im Bereich digitale Medien zu großen Teilen überwunden. Seit 2013 wird ein zentraler Sucheinstieg angeboten, mit dessen Hilfe sich die Bestände bequem durchsuchen lassen. Kontinuierlich wächst die Zahl der digitalisierten Archiveinheiten. Im Jahr 2016 lag sie bei über 11 Millionen. Nach vorheriger Registrierung stehen die vorliegenden Digitalisate online zur Verfügung.

Seit 2016 gehört auch das bereits erwähnte CegeSoma zum Belgischen Staatsarchiv. Es ist das wichtigste föderale Forschungs- und Dokumentationszentrum in Belgien. Das CegeSoma wurde 1967 als Forschungszentrum zum Zweiten Weltkrieg gegründet und hat sukzessive seinen Untersuchungszeitraum auf das gesamte 20. Jahrhundert erweitert. Das belgische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten ist zwar das zentrale Archiv für die belgische Außen- und Kolonialpolitik seit 1830, bietet jedoch in seinem Internetauftritt keinerlei Digitalisate an.

Die Archiefbank Vlaanderen erlaubt eine Datenbanksuche zu Material aus privaten Archiven von Personen, Familien, Vereinen oder Betrieben aus Flandern. Auch wenn keine Digitalisate angezeigt werden, so ist die Archiefbank Vlaanderen dennoch ein nützlicher Wegweiser zu dem in Privatarchiven verstreuten Archivgut.

Das Centrum voor Academische en Vrijzinnige Archieven (CAVA) bietet als gemeinsame Plattform des Universitätsarchivs der Vrije Universiteit Brussel (VUB) und des Centrum voor Vrijzinnig Humanistisch Erfgoed vzw (CVHE) einen Online-Katalog sowie eine Online-Bibliographie zur humanistischen Gemeinschaft in Flandern und Brüssel.

Das Centre d'Animation et de Recherche en Histoire Ouvrière et Populaire (CARHOP) und das Institut d’histoire ouvrière, économique et sociale (IHOES) sind wichtige Archiv- und Dokumentationszentren für die Sozialgeschichte in der Wallonie und Brüssel. So hat das IHOES im Jahr 2007 mit Mémoire orale die zentrale Digitalplattform für Oral History in der Fédération Wallonie-Bruxelles ins Leben gerufen.

Das Luxemburger Nationalarchiv stellt bereits seit vielen Jahren seine Digitalisate online. Ohne vorherige Registrierung lassen sich Schriftgut, Fotos, Karten, Pläne und Urkunden einsehen und barrierefrei herunterladen.

Darüber hinaus lohnt auch die Suche in der virtuellen Bibliothek Europeana, in der immer mehr Archive der Benelux-Länder Objekte aus ihren Sammlungen zugänglich machen. Die Europeana Collections umfasst heute mehr als 50 Millionen Datensätze zu Kunstwerken, Artefakten, Büchern, Videos und Audios aus ganz Europa.

2.6 Museen und Gedenkstätten

Das Rijksmuseum versteht sich als „das Museum der Niederlande“ mit „Kunst und Geschichte vom Mittelalter bis Mondrian“. Im sogenannten Rijksstudio sind nach Eröffnung eines Kontos digitalisierte Werke aus dem Besitz des Museums in einer Pinterest-artigen Umgebung auffindbar und speicherbar. Darüber hinaus ist der Download hochauflösender Digitalisate möglich. Der Katalog der Forschungsbibliothek des Museums steht ebenfalls online, auch in englischer Sprache, zur Verfügung. Das Scheepvaartmuseum in Amsterdam zeigt, „wie das Meer die niederländische Kultur bestimmt hat“. Die lokale Sammlung ist als Teil der institutionenübergreifenden Plattform Maritiem Digitaal erschlossen, der „größten Online-Datenbank maritimer Objekte und Literatur der Beneluxländer“ mit über 850.000 Objekten und Titeln, darunter Schiffsmodelle, Bilder, Drucke, Fotografien sowie Karten, technische Zeichnungen und Manuskripte. Auch das Maritiem Museum Rotterdam speist das maritiem digitaal und stellt zudem einige seiner „besten Stücke“ online aus. Darüber hinaus ermöglicht das Maritiem Portaal des Huygens ING erste Recherchen.

In den Niederlanden wurde mehrere Jahre die Idee eines Nationaal Historisch Museum verfolgt, das ähnlich dem Deutschen Historischen Museum in Berlin der nationalen Geschichte der Niederlande gewidmet sein sollte. Nach langen Diskussionen wurden diese Pläne wegen zu hoher Kosten 2011 aufgegeben. Aus dieser Idee hat sich jedoch der sogenannte Canon van Nederland entwickelt mit der ihm angeschlossenen Seite entoen.nu. Dieser wurde 2006 erstmals zusammengestellt und umfasst heute 50 Themen, die als sogenannte „Fenster“ zusammen einen Überblick bieten sollen, über das, „was jeder auf jeden Fall über die niederländische Geschichte und Kultur wissen sollte“. Hier werden in der Form einer digitalen Ausstellung Themen wie der römische Limes, die Hanse, Erasmus von Rotterdam, die VOC, Sklaverei, der Eisenbahnbau, die Weltkriege, die Entwicklung des Fernsehens oder der Hafen von Rotterdam multimedial vorgestellt, für unterschiedliche Klassenstufen zum Einsatz im Geschichtsunterricht aufbereitet und mit einer umfangreichen Materialsammlung ausgestattet, die Sekundärliteratur und (populäre) Filme auflistet, Websites zu den Themen vorstellt, auf wichtige (aktuelle) Ausstellungen zu einzelnen „Fenstern“ hinweist und für LehrerInnen Hinweise zum Einbinden in Curricula bietet. Ein Teil dieser „Fenster“ wird seit September 2017 im Nederlands Openlucht Museum in Arnheim präsentiert. Das Histoforum bietet zu beiden Projekten eine Zusammenstellung der kritischen Diskussion über den Kanon ebenso wie weiterführende Links zu sogenannten Regiocanons an, die entsprechendes Sammelwissen nach den Provinzen der Niederlanden sortiert präsentieren.

Das Nederlands Openlucht Museum präsentiert die niederländische Geschichte der letzten zwei Jahrhunderte aus alltagsgeschichtlicher Perspektive mit den klassischen Mitteln eines Freilichtmuseums. Auf seiner Website wirbt es vor allem mit der deutlich erkennbaren Digitalisierung der Ausstellungen vor Ort mit Elementen der Augmented Reality.

Große Museen mit ethnologischem Fokus wie das Wereld Museum in Rotterdam, das Museum Volkenkunde in Leiden, das Afrika Museum in Berg en Dal und das Tropenmuseum in Amsterdam präsentieren sich auf ihren Websites im gleichen Corporate Design und signalisieren so die Fusion der Häuser zum dezentralen Nationaal Museum van Wereldculturen. Die genannten Museen präsentieren wichtige Stücke ihrer temporären und Dauerausstellungen als Teaser auf ihren Websites, jedoch überwiegend ohne weiterführende Informationen.

Auch in Belgien und Luxemburg verfolgen die großen Museen die Digitalisierung ihrer Sammlungen: Das Koninklijk Museum van het Leger en de Krijgsgeschiedenis/Musée Royal de l’Armée et d’Histoire Militaire (KLM/MRA), die Koninklijke Musea voor Kunst en Geschiedenis/Musées royaux d’Art et d’Histoire (KMKR/MRAH) in Brüssel sowie das Musée National d'Histoire et d'Art (MNHA) in Luxemburg verfügen über Internetauftritte mit teilweise umfangreichen Rechercheinstrumenten. Das Koninklijk Museum voor Midden-Africa in Tervuren bei Brüssel beherbergt eine Forschungsstelle zur belgischen Kolonialgeschichte. Es hat einen Teil seiner Sammlungen und Archive digitalisiert und über Datenbanken erschlossen. Das Museum In Flanders Fields in Ypern wurde 1998 eröffnet und ist der Geschichte des Ersten Weltkrieges gewidmet. Es fokussiert vor allem auf die Erlebnisebene der „einfachen Soldaten“ während des Krieges. Dem Museum ist ein Wissenszentrum angegliedert, dessen Archiv Quellen wie Landkarten, Zeitschriften, Tagebücher und Briefe aber auch Sekundärliteratur beinhaltet. Auf Teile der Sammlung kann bereits über die Website zugegriffen werden. Das Musée de la Bande Dessinée, das Comic-Museum in Brüssel, bietet die einzigartige Chance, die Geschichte der belgischen (und in Teilen französischen und niederländischen) Comickultur kennenzulernen. Online ist bereits die Suche in der Forschungsbibliothek möglich.

Das im Mai 2017 eröffnete Haus der europäischen Geschichte in Brüssel ermöglicht über seine Website erste Zugänge zu einer europäischen Geschichte, die weder in nationalen Geschichten aufgeht, noch diese negiert. Das Museum bietet zentrale Publikationen über seine Website an, die teilweise direkt als PDF heruntergeladen werden können. Die Dauerausstellungen wie auch temporäre werden in kleineren Auszügen online aufbereitet und sind so für interessierte NutzerInnen auch digital zugänglich.

In den Beneluxländern thematisieren mehrere Gedenkstätten die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden unter der deutschen Besatzung. In den Niederlanden sind hier vor allem das Herinneringscentrum Kamp Westerbork und die Hollandsche Schouwburg hervorzuheben. Beide geben auf ihren Websites Auskunft über die Geschichte der Orte selbst und über die Judenverfolgung in den Niederlanden. Das Herinneringscentrum Kamp Westerbork stellt zudem seine Ausstellungen detailliert vor und verweist auf seine Archivbestände, die allerdings nicht online einsehbar sind. Die Gedenkstätte präsentiert auf ihrer Website zudem ihren YouTube-Kanal, über den sie zentrale Filmquellen (historische, aber auch ZeitzeugInnengespräche) zugänglich macht. Das Anne Frank Haus (AFH) in Amsterdam stellt auf seiner Website aktuelle Ausstellungen kurz vor, ermöglicht aber keine Recherche im Archiv der Anne Frank Stichting. Es gibt aber seit 2010 einen virtuellen Rundgang im Hinterhaus, das in der Animation bewohnt erscheint. Das AFH führt darüber hinaus eine Facebook-Seite für Anne Frank und ist auf dieser äußerst aktiv.

Für Belgien ist an dieser Stelle die Gedenkstätte Kazerne Dossin in Mechelen zu nennen. Auf der Website der Gedenkstätte wird die Geschichte der Judenverfolgung in Belgien skizziert, die Ausstellungen werden kurz vorgestellt, dezidierte Online-Materialien werden allerdings nicht angeboten.[170]

2.7 Kommunikation

Die Kommunikation über wissenschaftliche Blogs ist vor allem auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses ein wichtiges Mittel des Austausches geworden. Einige Beispiele seien hier aufgeführt: Das Netzwerk Jonge Historici betreibt seit 2011 ein sehr aktives Blog, auf dem Projektvorstellungen und Termine, vor allem aber Rezensionen und Kommentare zu aktuellen geschichtskulturellen Ereignissen in den Niederlanden veröffentlicht werden. Das Blog ist dabei weniger Austragungsort von wissenschaftlichen Debatten als eine Möglichkeit, eigene Forschungen mit redaktioneller Betreuung und ohne finanzielle Hürden zu publizieren. Overdemuur als weiteres Beispiel ist ein Zusammenschluss junger HistorikerInnen, die gegenwarts-bezogene und geschichtspolitisch relevante Diskussionen in niederländischer Sprache aufgreifen. Das Blog der Werkgroep Caraïbische Letteren bietet einen Einstieg in die Forschung zur Kultur und Geschichte der (ehemaligen) niederländischen kolonialen Territorien in der Karibik. Ons Erfdeel wiederum steht hier als dezidiertes Beispiel für ein Blog, das sich als Plattform der Reflexion und Diskussion kultureller Entwicklungen im niederländischen Sprachraum versteht. GeschichtswissenschaftlerInnen vernetzen sich über die niederländische Grenze hinweg mit deutschen KollegInnen zum Beispiel im Arbeitskreis Deutsch-Niederländische Geschichte/Werkgroep Duits-Nederlandse Geschiedenis (ADNG/WDNG), der ebenso ein Blog führt.

Das ViFa Benelux-Blog mit seinem Facheinstieg Geschichte wird von seinen NutzerInnen (noch) hauptsächlich zur Distribution von Fachinformationen genutzt. Darüber hinaus existiert im Netzwerk Humanities and Social Sciences Online H-Net auch zu den Niederlanden eine eigene E-Mail-Liste. H-Low-Countries bildet dabei vor allem die englischsprachige Niederlande-Forschung ab. Die Liste ist allerdings bei Weitem nicht so aktiv wie etwa H-Soz-Kult. Interessant sind hier die sporadisch veröffentlichten Rezensionen. Der 2012 gegründete Arbeitskreis Historische Belgienforschung verfügt ebenfalls über eine Mailingliste.

Viele der genannten Portale, Institutionen oder Kommunikationsdienste bedienen sich mittlerweile auch anderer sozialer Medien wie Twitter und Facebook, wie zum Beispiel das genannte Portal Historiek.net oder die Fachzeitschrift BMGN – Low Countries Historical Review, um die anvisierte Kommunikation zwischen Geschichtswissenschaft, Geschichtsjournalismus und dem „breiten“ Publikum zu ermöglichen. Auch Archive setzen auf die direkte Kommunikation mit NutzerInnen, so bietet das Zeeuws Archief die Möglichkeit, via WhatsApp Kontakt aufzunehmen. Im Bereich der Public History dienen dieser Kommunikation auch Wettbewerbe um Auszeichnungen. Dazu zählen neben dem bereits erwähnten Geschiedenis Online Prijs auch die Wettbewerbe Stuk van het Jaar der niederländischen Archive oder Het pronkstuk van Nederland in den Kategorien Design, kulturelles Erbe und Kunst, ausgelobt von der niederländischen Rundfunkanstalt NPO. Der Maand van Geschiedenis, den das Nederlands Openlucht Museum jeden Oktober in Kooperation mit zahlreichen anderen Institutionen zu einem bestimmten Thema organisiert, nutzt dazu alle Social-Media-Plattformen von Facebook bis Pinterest.

2.8 Digitale Medien

Digitale Nachschlagewerke

Stellvertretend für den Bereich der digitalen Nachschlagewerke soll hier das aktuell größte Projekt der Beneluxländer vorgestellt werden: Das Biografisch Portaal van Nederland ist ein enormes, noch nicht abgeschlossenes Projekt, in dem eine Vielzahl niederländischer biografischer Nachschlagewerke und Datenbanken zusammengeführt werden.[186] Es wird durch die Koninklijke Vlaamse Academie van België voor Wetenschappen en Kunsten (KVAB) in Brüssel in Zusammenarbeit mit der Koninklijke Academie voor Nederlandse Taal- en Letterkunde (KANTL) in Gent und der Koninklijke Academie voor Geneeskunde van België (KAGB) herausgegeben.

Digitale Quellen

Wichtige Quellen für die Benelux-Geschichte der frühen Neuzeit sind Flugschriften. Dazu existiert ein Angebot aus der Produktreihe BrillOnline Primary Sources, nämlich die Early Modern Pamphlets Online (TEMPO) − Dutch Pamphlets, für die bereits 2009 mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Nationallizenz erworben wurde. Bei den Dutch Pamphlets handelt es sich um eine aus den Sammlungen „Knuttel“ und „Van Alphen“ aufgebaute digitale Flugschriftensammlung mit fast 37.000 Exemplaren, die den Zeitraum von 1486 bis 1853 abdeckt. Der Großteil der enthaltenen Texte ist in niederländischer Sprache verfasst; es gibt aber auch französische, deutsche, lateinische und englische Schriften. In der Regel erfolgt ein Zugriff auf Nationallizenzen über die jeweiligen wissenschaftlichen Heimatbibliotheken.[190]

Die KB in Brüssel bietet mit Belgica ein mit dem niederländischen Counterpart Delpher vergleichbares, wenngleich weniger umfassendes Suchinstrument für Handschriften, gedruckte Bücher, Karten, Partituren, Audioaufnahmen, Münzen, Zeichnungen und Druckgraphiken. Die belgische Tagespresse von 1831–1970 ist separat in BelgicaPress recherchierbar. Ergänzend hierzu bietet sich eine Suche im Europeana-GoogleBooks-Ausschnitt der Suchmaschine der Universitätsbibliothek Gent an. Hier sind derzeit 135.000 Titel nachgewiesen. Die UB Gent war 2007 die erste Bibliothek im Beneluxraum, die eine Digitalisierungskooperation mit Google eingegangen ist. Die vom CegeSoma betriebene Datenbank The Belgian War Press enthält Digitalisate von mehreren hundert Zeitungen, die in Belgien während der beiden Weltkriege im Untergrund erschienen sind sowie eine geringere Anzahl von zensierten Zeitungen. Die Online-Datenbank Diplomata Belgica wird von der Commission royale d'Histoire/Koninklijke Commissie voor Geschiedenis in Brüssel herausgegeben und umfasst circa 60.000 mittelalterliche diplomatische Quellen aus den südlichen Niederlanden.

Die Bibliothèque nationale de Luxembourg hat für die Suche nach digitalisierten Monografien, Periodika, Handschriften, historischen Postkarten, und Plakaten, die dem nationalen Kulturerbe zuzurechnen sind, das Suchportal eluxemburgensia.lu entwickelt. Die entsprechenden Quellen sind allerdings auch in das bereits erwähnte Portal a-z.lu integriert.

Ein relativ frühes Digitalisierungsprojekt ist die 1999 entstandene Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren (DBNL), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine umfassende digitale Sammlung größtenteils urheberrechtsfreier Werke aus dem Bereich der niederländischen Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Kulturgeschichte der Niederlande aufzubauen. Die DBNL ist zu einem außerordentlich umfangreichen Volltextportal mit rund 15.000 Publikationen angewachsen, das seit 2015 gemeinsam von der Nederlandse Taalunie in Den Haag und Brüssel, der Vlaamse Erfgoedbibliotheek in Antwerpen sowie der KB in Den Haag betreut wird. Während die DBNL auf dem Gebiet der Monografien bislang noch ein eher beschränktes Angebot für HistorikerInnen aufweist, lohnt sich hier vor allem ein Blick in die Liste der retrospektiv digitalisierten Zeitschriften.

Bilddatenbanken

Die größte Bilddatenbank zum niederländischen Kulturerbe, in der auch Abbildungen aus Belgien und Luxemburg recherchierbar sind, ist Geheugen van Nederland/Memory of the Netherlands. Das „Gedächtnis der Niederlande“ wurde von der KB Den Haag in Zusammenarbeit mit zahlreichen Museen, Bibliotheken und Archiven entwickelt. Es dient als Nachweis- und Präsentationsportal für Digitalisate von Schrift-, Bild- und Tondokumenten sowie für Abbildungen von dreidimensionalen Objekten. Die Beeldbank WO2/Image Bank WW2 verzeichnet mehr als 150.000 digitale Bilder aus dem Kontext des Zweiten Weltkriegs. Die einzelnen Fotos, Zeichnungen, Plakate und Filme sind grob verschlagwortet und mit Beschreibungen versehen. Für die Recherche stehen ein detailliertes niederländischsprachiges Schlagwort- und ein Ortsregister zur Verfügung. Die Datenbank entstand in Kooperation zwischen dem NIOD und mehreren Kriegs- und Widerstandsmuseen sowie Gedenkstätten.

Karten

Bei der Suche nach Kartenmaterial mit Bezug zu den Niederlanden ist zunächst an das Nationaal Archief zu denken. Es verfügt über die größte Sammlung an Karten in den Niederlanden, bietet aber bislang nur einen geringen Anteil dieser Sammlung in digitalisierter Form in seiner Kaartencollectie an. Flankierend dazu kann die Beelddatabank Kaarten & Atlassen der Universitätsbibliothek Amsterdam herangezogen werden. Diese Datenbank enthält kartographische Dokumente und Atlanten aus der Universitätsbibliothek Amsterdam sowie aus der Kartensammlung der Koninklijk Nederlands Aardrijkskundig Genootschap. Für die Suche nach Karten zur Kolonialgeschichte der Niederlande eignet sich der Atlas of Mutual Heritage (AMH). Der AMH ist das Resultat einer Zusammenarbeit zwischen dem Rijksmuseum Amsterdam, dem Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed in Amersfoort, der KB Den Haag und dem Nationaal Archief. Diese Bilddatenbank enthält Karten, Zeichnungen und Drucke, die im Zusammenhang mit der VOC und der Westindischen Kompanie (WIC) stehen.

Pläne, Karten und Luftbilder von Belgien und Zentralafrika bietet das Geoportal Cartesius, das aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Nationaal Geografisch Instituut/Institut Geographique National, der Koninklijke Bibliotheek/Bibliothèque Royale, dem Rijksarchief in België/Archives de l’Etat en Belgique und dem Koninklijk Museum voor Midden-Afrika/Musée Royale de l’Afrique centrale erwachsen ist. Neben der Datenbank mit historischen Karten umfasst die Website auch das virtuelle Kartenlabor MyCartesius. Unter dem Link „Hilfe“ verbirgt sich eine ausführliche deutschsprachige Anleitung zur Nutzung der Website.

E-Zeitschriften

Neben den lizenzpflichtigen E-Zeitschriften gibt es in den Beneluxländern inzwischen eine stetig wachsende Anzahl renommierter historischer Zeitschriften, die ganz oder teilweise frei zugänglich im Internet angeboten werden. Die Art und Weise der Bereitstellung ist unterschiedlich: Bei den noch laufenden Zeitschriftentiteln haben sich die HerausgeberInnen zum Teil dafür entschieden, ihre Zeitschriftenarchive bis zu einem bestimmten Jahrgang im Delayed Open Access online zur Verfügung zu stellen, wobei sich nur die letzten Jahrgänge hinter einer Bezahlschranke befinden. Zum Teil haben sich angesehene Zeitschriften, die ehemals im Closed-Access-Verfahren erschienen, vollkommen neu als Open-Access-Zeitschriften positioniert, indem sie auch die aktuellsten Beiträge sofort als freie Veröffentlichungen ins Netz stellen.

Zu den ersten Zeitschriften, die den Open-Access-Gang wagten, gehörten im Jahr 2012 BMGN − Low Countries Historical Review und De Zeventiende Eeuw. Cultuur in de Nederlanden in interdisciplinair perspectief. Beide Open-Access-Zeitschriften wurden in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Utrecht veröffentlicht. De Zeventiende Eeuw ist 2017 gemeinsam mit De Achttiende Eeuw in der Open-Access-Zeitschrift Early Modern Low Countries (EMLC) aufgegangen. In die Reihe der Zeitschriften, die einzelne Perioden der Benelux-Geschichte behandeln, gehörte auch die auf das 19. Jahrhundert spezialisierte Zeitschrift De Negentiende Eeuw, die sich im Jahr 2017 neu und breiter aufgestellt hat. Seitdem firmiert sie unter dem Titel De Moderne Tijd und deckt den Zeitraum von 1780 bis 1940 ab. Im Gegensatz zu BMGN und EMLC hat De Moderne Tijd sich dafür entschieden, die aktuellen Jahrgänge kostenpflichtig anzubieten. Die älteren Ausgaben sollen jedoch nach einer gewissen Embargofrist frei zugänglich ins Internet gestellt werden. Die verschiedenen Jahrgänge von De Negentiende Eeuw sind zum Teil über die Homepage von De Moderne Tijd und zum Teil über die digitale Bibliothek der Radboud Universität Nimwegen abrufbar. Mit einer Embargofrist arbeitet auch die regionalhistorische Zeitschrift Holland.

Das seit 2012 erscheinende Journal of Belgian History/Belgisch Tijdschrift voor Nieuwste Geschiedenis/Revue belge d’Histoire contemporaine (JBH/BTNG/RBHC) ist die wichtigste Zeitschrift für die belgische Geschichte der Späten Neuzeit. Die vom Brüsseler CegeSoma herausgegebene mehrsprachige Zeitschrift operiert zurzeit mit einer Embargofrist von zwei Jahren, wobei einige Artikel, wie etwa Rezensionen oder Diskussionsbeiträge, bereits eher freigeschaltet werden. Das Volltextarchiv der Zeitschrift[213] wird gemeinsam mit dem Archiv der von 1970 bis 1995 erschienenen Bijdragen tot de Geschiedenis van de Tweede Wereldoorlog/Cahiers d'histoire de la Seconde Guerre mondiale angeboten.[214] Die vom ADVN herausgegebene Zeitschrift Wetenschappelijke tijdingen. Tijdschrift over de geschiedenis van de Vlaamse beweging operiert mit einer Embargofrist von zwei Jahren.

Eine seit 2016 frei online bereitgestellte Zeitschrift für die Neueste Geschichte Belgiens ist die bereits erwähnte zweisprachig (niederländisch/französisch) erscheinende Contemporanea. Contemporanea ist die Nachfolgerin des Mededelingenblad/Bulletin d’information der Belgische Vereniging voor Nieuwste Geschiedenis/Association Belge d’Histoire Contemporaine (BVNG/ABHC) und versteht sich vor allem als Forum des wissenschaftlichen Nachwuchses. So werden zum Beispiel in jeder vierten Ausgabe eines Jahrgangs üblicherweise alle Masterarbeiten, die im Bereich Neueste Geschichte an belgischen Universitäten verfasst wurden, präsentiert. Darüber hinaus unterhält die Zeitschrift eine regelmäßige Rubrik zur digitalen Geschichtswissenschaft (Geschiedenis online/Histoire en ligne).

Open-Access-Zeitschriften für einzelne historische Teildisziplinen sind beispielsweise The Low Countries Journal of Social and Economic History (TSEG), ehemals auch bekannt unter dem niederländischen Titel Tijdschrift voor Sociale en Economische Geschiedenis sowie Studium: Tijdschrift voor Wetenschaps- en Universiteitsgeschiedenis/Revue d’Histoire des Sciences et des Universités, die offizielle Zeitschrift der belgisch-niederländischen Gesellschaft für Wissenschafts- und Universitätsgeschichte GEWINA, die seit 2017 einschließlich des aktuellen Jahrgangs Open Access erscheint. Die seit 1886 erscheinende Tijdschrift voor Geschiedenis (TvG) ist eine Zeitschrift für die allgemeine und Weltgeschichte, die sich regelmäßig mit Aspekten der niederländischen und flämischen Geschichte auseinandersetzt. Die TvG-Jahrgänge 1886 bis 2008 sind vollständig digitalisiert auf den Seiten des Huygens ING zu finden. Seit 2009 wird die Zeitschrift bei Amsterdam University Press herausgegeben und im Delayed Open Access http://resources.huygens.knaw.nl/retroboeken/tvg/#page=0&accessor=toc&view=homePane angeboten. Die ebenfalls allgemein ausgerichtete, 1922 gegründete Revue Belge de Philologie et d’Histoire/Belgisch Tijdschrift voor Filologie en Geschiedenis stellt ihre Ausgaben bis auf die letzten drei Jahrgänge kostenfrei in digitaler Form zur Verfügung.

Im Feld der Niederlande-Studien außerhalb Europas ist unter anderem die Canadian Association for the Advancement of Netherlandic Studies/Association canadienne pour l’avancement des études néerlandaises (CAANS/ACAEN) digital aktiv: Sie ermöglicht inzwischen den kostenfreien Zugang zu allen Jahrgängen ihrer kulturhistorisch orientierten Zeitschrift Canadian Journal of Netherlandic Studies/Revue canadienne d’études néerlandaises (CJNS/RCÉN) von Band 1/1979 bis hin zur aktuellen Ausgabe. Die Zeitschrift der britischen Association for Low Countries Studies (ALCS) Dutch Crossing. Journal of Low Countries Studies wendet in den letzten Jahren hingegen ein hybrides Verfahren des Open-Access-Publizierens an. Die seit 1977 existierende Zeitschrift erscheint seit 2015 online und in Print bei Taylor & Francis. Für die Online-Ausgabe bietet der Verlag das Modell „Open Select“ an, welches beinhaltet, dass die AutorInnen ihre Artikel nach Übernahme der Publikationsgebühren Open Access publizieren können. Von diesem Angebot haben einige Beitragende Gebrauch gemacht, sodass inzwischen ein gewisser Teil der aktuellen Hefte frei zugänglich ist. Für WissenschaftlerInnen in Deutschland, die sich mit der Benelux-Geschichte befassen, hat der FID Benelux eine FID-Lizenz abgeschlossen, die ihnen einen Onlinezugriff auf sämtliche Inhalte der Zeitschrift bis zurück zum Jahr 1977 ermöglicht.

Schließlich seien hier noch gesondert zwei Fachzeitschriften zur digitalen Geschichtswissenschaft erwähnt, die Open Access erscheinen: Das 2017 erstmals erschienene Journal of Historical Network Research (JHNR) des luxemburgischen C²DH und die vom DANS seit 2016 herausgegebene Zeitschrift Research Data Journal for the Humanities and Social Sciences (RDJ). Die Mehrzahl der hier bislang erschienenen Artikel nimmt Bezug auf Aspekte der historischen Forschung zu den Niederlanden.

Eine gute Übersicht über das Gesamtangebot an elektronischen Zeitschriften für die historische Beneluxforschung bietet das entsprechende Verzeichnis der ViFa Benelux. Die Inventarisierung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB)[227].

Aktuelle Zeitungen

Forschende, die einen Zugriff auf die digitalen Ausgaben aktueller Presseerzeugnisse aus den Beneluxländern wie Tageszeitungen und Magazine benötigen, sollten prüfen, ob ihre jeweiligen Heimatbibliotheken die kostenpflichtigen Pressedatenbanken PressReader oder Nexis lizenziert haben. PressReader liefert die einzelnen Titel im Originallayout, ist aber an akademischen Bibliotheken weniger verbreitet als die Datenbank Nexis, die nur die reinen Texte enthält.

E-Books und elektronische Monografien

Es gibt mittlerweile eine große Anzahl aktueller Titel zur Geschichte der Beneluxländer, die gleichzeitig mit der Printausgabe oder mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung als E-Book erscheinen. Über die sogenannten E-Book-Pakete, die von vielen wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland erworben werden, finden einzelne Titel auch den Weg in die Kataloge bzw. Discovery Systeme dieser Bibliotheken. Hier kann von einer flächendeckenden Versorgung allerdings noch nicht die Rede sein. Zudem ist der entsprechende Zugang in der Regel lizenzgebunden.

Über Open-Access-Plattformen wie DOAB und OAPEN sind eine Reihe von Open-Access-Monografien im Fachbereich Geschichte auffindbar, die einen Benelux-Bezug haben. Hierbei handelt es sich vornehmlich um von Universitätsverlagen wie etwa Academia Press (Gent), Amsterdam University Press oder Leuven University Press herausgegebene Titel. Bei älteren Titeln bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts ist die Situation dank zahlreicher Retrodigitalisierungsprojekte in verschiedenen Ländern weltweit deutlich besser. Diese Titel können über einschlägige Nachweissysteme wie Delpher, Belgica, das ), die HathiTrust Digital Library, das Internet Archive oder Google Books recherchiert werden.

Mit Hilfe des Portals DART-Europe lässt sich europaweit nach Online-Dissertationen suchen. Hier fließen auch die Daten aller niederländischen Universitäten sowie der Universität Gent ein. Allerdings gibt es in diesem System, ähnlich wie in dem bereits an anderer Stelle erwähnten niederländischen Wissenschaftsportal NARCIS, keine Filterfunktionen oder Browsingeinstiege, die es ermöglichen würden, die Recherche auf das Fach Geschichte einzuschränken.

3. Zusammenfassung und Ausblick

Die Digitalisierung der Geschichte und der Geschichtswissenschaft wird in den Beneluxländern auf unterschiedlichen institutionellen Ebenen und in unterschiedlichen Themenfeldern vorangetrieben. Treibende Faktoren sind zum Beispiel aus infrastruktureller Sicht die Ökonomisierung des kulturellen Erbes, aus forschungspolitischer Sicht Zentralisierung und Internationalisierung sowie aus thematischer Sicht die Erinnerungspolitik.

Im internationalen Vergleich ist der freie Zugang zu digitaler wissenschaftlicher Information über diese Region relativ weit fortgeschritten. Dies lässt sich für den Bereich der frei verfügbaren retrodigitalisierten Quellen, audiovisuellen Materialien, Fachbibliografien, Fachdatenbanken und Nachweissysteme sowie insbesondere für die elektronischen Fachzeitschriften feststellen. Insgesamt lässt sich beim Thema digitale Medien in der Geschichtswissenschaft in den Beneluxländern ein Nord-Süd-Gefälle beobachten. Dasselbe gilt für die Verhältnisse innerhalb Belgiens. Der Sonderfall Luxemburg sei hier ausdrücklich ausgeklammert.

Der Digitalisierungsprozess wird sich im Bereich der Geschichtswissenschaft wie auch der Public History fortsetzen. Dabei entwickelten sich die digitalen Angebote für ein breites Publikum und der Bedarf der Forschung auseinander. Aktuell ist eine Tendenz erkennbar, dass diejenigen Bereiche der Public History sich stärker digitalisieren, die leichter in einen ökonomischen Kreislauf überführt werden können, wie etwa populäre Ausstellungsthemen oder positiv besetzte Heritage-Felder. Hingegen ist die Digitalisierung von Archivmaterialien und Ausstellungen in den Gedenkstätten weit weniger vorangeschritten. Sowohl für die Forschung wie für die angewandte Geschichte wächst die Bedeutung von Social Media für die Vernetzung und den Zugang zu weiteren Ressourcen.

Auch in den Beneluxländern bleibt die Frage bestehen, wie sich Geschichte im Modus des Digital Turns und damit Geschichtsproduktionen und -rezeptionen verändern. Ein Großteil von archivarischen Materialien ist analog und wird wahrscheinlich aus Gründen wie Finanzierung, Personenschutz oder Urheberrecht auch in Zukunft nicht digitalisiert. Wer warum was digitalisiert (und was nicht), wird damit auch die digitale Geschichte/Geschichtswissenschaft in den Beneluxländern der Zukunft formen. Gerben Zaagsma betont, dass HistorikerInnen sich intensiv und aktiv mit den „politics of digitalisation“ ebenso auseinandersetzen müssen, wie mit den Methoden, in die eigenen Forschungspraxen Computer als „a machine to think with“ einzubinden. In der historischen Forschung zur materiellen Kultur scheint die Ambivalenz der Digitalisierung auf. Einerseits ermöglichen Datenbanken einen schnellen Zugriff auf Objektquellen, andererseits transportieren Digitalisate nicht alle Informationen. Wenn der Aufbau der digitalen Infrastruktur gegebenenfalls mit dem Abbau der analogen einhergeht, kann dies Forschungsfragen und Projektdesign steuern.[237] Der Blick auf die Studienangebote zeigt zudem, dass es aktuell ein Ungleichgewicht zwischen Forschungsangeboten und der Ausbildung notwendiger digitaler Kompetenzen während des Studiums gibt. Dies wird sich zweifelsohne in den kommenden Jahren verändern und so werden mehr Masterstudiengänge, aber auch mehr Module in Bachelor- und Masterprogrammen zu den Methoden der Digital Humanities etabliert werden (müssen).

Weiterführende Literatur

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Zaagsma, Gerben, On Digital History, in: BMGN – Low Countries Historical Review, 128 (2013) 4, S. 3–29, http://doi.org/10.18352/bmgn-lchr.9344.
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Fußnoten

  1. [1] Vgl. 30 years Alfa-Informatica in Groningen, http://www.let.rug.nl/30years/about.php.
  2. [2] Der Newsletter des Nederlands Historisch Data Archief „Historia & Informatica“ spiegelt dabei die sich wandelnden Forschungsfragen an eine digital werdende Geschichtswissenschaft in den 1990er-Jahren wider, vgl. Zaagsma, Gerben, On Digital History, in: BMGN – Low Countries Historical Review, 128 (2013) 4, S. 3–29, http://doi.org/10.18352/bmgn-lchr.9344, hier S. 9 ff.
  3. [4] Vgl. Zundert, Joris van; Dalen-Oskam, Karina van, Forum: Digital Humanities in the Netherlands, in: H-Soz-Kult, 28.10.2014, www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2396.
  4. [21] Vgl. DEN 2015: Nationale strategie digitaal erfgoed, http://www.den.nl/art/uploads/files/Publicaties/Nationale_Strategie_Digitaal_Erfgoed_MinOCW.pdf.
  5. [22] Siehe Thijs, Krijn, Niederlande – Schwarz, Weiß, Grau. Zeithistorische Debatten seit 2000, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 03.06.2011, http://docupedia.de/zg/thijs_niederlande_schwarz_weiss_grau_v1_de_2011.
  6. [23] Dieser Service wird als „scanning on demand service“ angeboten. Siehe Link zur Präsentation „You ask, we scan“ auf https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/organisatie/digitalisering/#h86636f7e-d81e-457e-8000-f3ed51d415ae.
  7. [37] Siehe: Huygens ING Virtual Research Environments (VREs), http://www.dwc.knaw.nl/onderzoek/huygens-ing-virtual-research-environments-vres.
  8. [44] So etwa an den Universitäten in Leiden, Groningen, Amsterdam, Utrecht, Nijmegen, Tilburg, Gent, Antwerpen und Luxemburg.
  9. [55] Vgl. NWO: Open Science. Webpublikation, https://www.nwo.nl/en/policies/open+science.
  10. [91] Hierzu zählen etwa Thuis in Brabant (http://www.thuisinbrabant.nl), Geschiedenis van Zuid-Holland (https://geschiedenisvanzuidholland.nl), die Website des Regionaal Centrum Limburg (RHCL) (https://www.rhcl.nl) oder, wenn es um die Geschichte der niederländischen Provinz Friesland geht, Tresoar, schatkamer van Fryslân (https://www.tresoar.nl).
  11. [121] Siehe: Wubs, H. und F. J. M. Huysmans: Snuffelen en graven. Over doelgroepen van digitaal toegankelijke archieven, Sociaal en Cultureel Planbureau 2006.
  12. [124] Siehe hierzu: Für Brabant: https://www.bhic.nl/het-geheugen-van-brabant, für Drente: http://www.drentsarchief.nl, für Flevoland: http://www.nieuwlanderfgoed.nl und http://hetflevolandsarchief.nl, für Fryslân: http://www.tresoar.nl, für Gelderland: https://www.geldersarchief.nl, für Groningen: https://www.groningerarchieven.nl, für Limburg: https://www.rhcl.nl/nl, für Noord-Holland: https://noord-hollandsarchief.nl, für Overijssel: https://www.historischcentrumoverijssel.nl, für Utrecht: http://hetutrechtsarchief.nl und für Zeeland: http://www.zeeuwsarchief.nl.
  13. [170] Eine kurze Präsentation der Gedenkstätten der Beneluxländer findet sich unter: http://www.gedenken-in-benelux.de, einem Begleitprojekt zu einem Sammelband der Bundeszentrale für politische Bildung, siehe: Pflock, Andreas: Auf vergessenen Spuren. Ein Wegweiser zu Gedenkstätten in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg, Bonn 2006.
  14. [186] Zu den bereits inkorporierten Teilbeständen zählen u.a. das Biografisch Woordenboek van Nederland (BWN), das Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek (NNBW), das Biographisch woordenboek der Nederlanden (Van der Aa), das Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland (DVN), das Biografisch Woordenboek van Gelderland (BWG) und das Biografisch Woordenboek van het Socialisme en de Arbeidersbeweging (BWSA). Des Weiteren ist hier auch das Nationaal Biografisch Woordenboek (NBW) mit Biografien von Personen aus dem Staatsgebiet des heutigen Belgiens vertreten.
  15. [190] Nähere Informationen für den Zugriff von Privatpersonen bietet DBIS: http://dbis.uni-regensburg.de//detail.php?bib_id=alle&colors=&ocolors=&lett=fs&tid=0&titel_id=9030.
  16. [213] Sie ist aus einer Fusion der bis 1969 zurückreichenden „alten“ BTNG/RBHC mit der im Zeitraum von 1996 bis einschließlich 2011 publizierten Zeitschrift Bijdragen tot de Eigentijdse Geschiedenis/Cahiers d'histoire du temps présent (BEG/CHTP) entstanden.
  17. [214] BEG-CHTP und die Cahiers-Bijdragen werden darüber hinaus auch als PDF-Downloads auf der Homepage des CegeSoma angeboten. Siehe http://www.cegesoma.be/cms/rbhc_en.php?article=771 und http://www.cegesoma.be/cms/rbhc_en.php?article=2142.
  18. [227] Aufgrund des bevorstehenden Relaunchs der ViFa Benelux wird an dieser Stelle auf die EZB- und nicht auf die ViFa-Sicht des Verzeichnisses verlinkt, http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezbzdb/ezeit/fl_vifa?%20vifa=ViFaBenelux&notation=GE.
  19. [237] Vgl. Gergen Zaagsma, On Digital History, in: BMGN - Low Countries Historical Review, 128 (2013) 4, S. 3–29, http://doi.org/10.18352/bmgn-lchr.9344.

Ilona Riek / Markus Wegewitz / Christine Gundermann / Bernhard Liemann / Esther Helena Arens, Niederlande, Belgien, Luxemburg, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018 (=Historisches Forum, Bd. 23), S. D11-1 – D.11-47, DOI: 10.18452/19244.


Für Clio-online verfasst von:

Ilona Riek / Markus Wegewitz / Christine Gundermann / Bernhard Liemann / Esther Helena Arens

Ilona Riek, M.A., MA (LIS), leitet den FID Benelux und die Bibliothek im Haus der Niederlande an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Markus Wegewitz, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Europäischen Kolleg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Prof. Dr. Christine Gundermann leitet den Bereich Public History an der Universität zu Köln.

Bernhard Liemann, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im FID Benelux und Mitglied der Forschungsgruppe „Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Esther Helena Arens, M.A., war wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Zirkulation in asiatisch-europäischen Wissensräumen: G.E. Rumphius und seine Texte, circa 1670-1755“. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt FID Benelux und Mitglied der Forschungsgruppe Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich.