Torsten Weber / Michael Becker, Clio-Guide: Japan, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, hrsg. von Silvia Daniel, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Claudia Prinz, Annette Schuhmann, Silke Schwandt, 3. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2023–2024, https://doi.org/10.60693/1j86-ce83

1. Geschichtswissenschaft und digitale Medien zu Japan

1.1 Einführung und Forschungsstand

Bereits im Jahr 1954 schrieb der US-amerikanische Historiker und Japanologe John Whitney Hall in der Einleitung der ersten Ausgabe des mehrjährigen Projektes Japanese History: A Guide to Japanese Reference and Research Materials, dem 1973 eine zweite Ausgabe folgte: „The student of Japanese history, first approaching these collections, is likely to find himself overwhelmed by the vast resources in reference works, source materials, and scholarly studies of all varieties which confront him.” Seitdem ist nicht nur die Anzahl der veröffentlichten Quellen und Forschungsliteratur zur Geschichte Japans um ein Vielfaches angestiegen. Auch die Digitalisierung hat mit ihren neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung eine vollständig neue Ebene der Komplexität und Zugriffsmöglichkeiten eröffnet. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung, die in Grundzügen bereits seit den frühen 2000er-Jahren existierte, weiter beschleunigt.

Noch im Jahr 2008 hatte eine Studie zur Einstellung japanischer Historiker und Historikerinnen zu digitalen Medien ergeben, dass diese noch relativ schwach genutzt wurden. Unter anderem lag dies der Studie zufolge daran, dass das vorrangig benötigte Forschungsmaterial (Primär- und Sekundärliteratur) nicht digital verfügbar oder der Zugang zu diesen Medien nicht bekannt war. Dies hat sich in den vergangenen 15 Jahren deutlich verändert.

Mit dem aktuellen Stand der digitalen Vernetzung und Forschungslandschaft in Japan setzt sich der vom Nationalmuseum der japanischen Geschichte herausgegebene Sammelband Japanese and Asian Historical Resources in the Digital Age aus dem Jahr 2021 auseinander. Er ist über die Webseite des Museums im Open Access frei zugänglich und gibt in zehn Beiträgen Einblicke in aktuelle, jedoch nicht vollständig auf Japan beschränkte, Projekte wie das „University of Tokyo Digital Archives Development Project“, das sich mit den Möglichkeiten institutionenübergreifender Datenvernetzung auseinandersetzt. Ein weiterer Beitrag des Bandes berichtet über das Kyoto University Open Access Promotion Project, das die Bestände einiger Archive der Universität für digitale Analysemethoden wie automatische Texterkennung erschließt. Als Ergebnis des Projektes konnten die online im Open Access vollständig zugänglichen Quellen des Kyoto University Rare Materials Digital Archive stark erweitert werden.

Anders als für in Japan ansässige Forscherinnen und Forscher, die leichter auf Originale und Kopien aus den dortigen Beständen zugreifen können, ist das digitale Angebot für Japanhistorikerinnen und -historiker außerhalb Japans von herausragender Bedeutung. Sehr erfreulich ist es für diese Gruppe deshalb, dass die Zahl der digitalisierten Quellen und anderer digitalisierter Medien schnell zunimmt und eine Vielzahl dieser Quellen und Medien entweder allen Interessierten offensteht oder zumindest Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Anbindung an Lehr- oder Forschungseinrichtungen in der Regel frei zugänglich ist. Eine zentrale Rolle bei der schnellen und zuverlässigen Versorgung in Deutschland ansässiger Forscherinnen und Forschern mit japanischsprachigem Material spielt der von der Staatsbibliothek zu Berlin betreute Fachinformationsdienst (FID) Asien mit seinem Portal CrossAsia (siehe 2.1).

1.2 Institutionelle Infrastrukturen in Japan

Seit den 2000er-Jahren lassen sich auch von staatlicher Seite in Japan verstärkte Initiativen zur Vernetzung und Zentralisierung der wissenschaftlichen institutionellen Strukturen im Bereich digitaler Medien beobachten. Neben dem National Institute of Informatics (NII), das für mehrere hier vorgestellte Projekte und Portale verantwortlich ist, sind insbesondere der Bibliothekszusammenschluss JUSTICE, die National Diet Library (NDL) und das Archiv JACAR (s.u., sowie Kap. 2.1) zu nennen. Sie alle teilen das Ziel, die vielen verschiedenen Angebote und Ressourcen der zahlreichen Bildungs- und Forschungseinrichtungen zu bündeln.

Hierbei kommt dem NII oftmals eine Koordinationsfunktion zu. Um einer langfristig durch zahlreiche kleinere Projekte dezentralisierten und undurchsichtigen digitalen Wissenschaftslandschaft entgegenzuwirken, wurde es im Jahr 2000 aus dem „National Center for Science Information Systems“ (NACSIS) gegründet. Ihm obliegt der Auftrag, die unterschiedlichen Wissenschaftsorganisationen wie Universitäten, Bibliotheken und Museen stärker zu vernetzen, um zumindest für eine japanischsprachige Fachöffentlichkeit die Verbreitung und Zugänglichkeit wissenschaftlicher Ressourcen voranzutreiben. Verfolgt wird dieses Ziel zum einen durch Datenbankportale wie CiNii (s.u. 2.1), aber auch durch die Förderung der Entwicklung von digitalen Werkzeugen zur Erschließung historischen Quellenmaterials, z.B. durch den Kuzushiji-Algorithmus KuroNet (s.u. 2.2).

Auch die Bedeutung digitalisierter Sekundärliteratur ist in den vergangenen Jahren gestiegen, was im Rahmen der Zusammenarbeit des NII mit dem Japanese Coordinating Committee for University Libraries zur Gründung eines Konsortiums japanischer Bibliotheken zum Ausbau einer digitalen Infrastruktur für wissenschaftliche Informationen geführt hat. Dieses Konsortium (JUSTICE, Japan Alliance of University Library Consortia for E-Resources) wurde 2011 gegründet und umfasst über 500 Institutionen.

Von großer Bedeutung für die Versorgung mit digitalen Quellen und digitaler wissenschaftlicher Literatur ist insbesondere die Parlamentsbibliothek National Diet Library (NDL). In der Collaborative Reference Database der NDL werden Auskunftsanfragen an Bibliotheken im gesamten Land inklusive ihrer Antworten gebündelt präsentiert, um Synergieeffekte zu schaffen. Die NDL betreibt neben diesen Bibliothekskatalogen eine eigene Plattform für digitalisierte Medien (National Diet Library Digital Collections), von denen Teilbestände im Open Access zugänglich sind, während andere nur vor Ort in der NDL (oder in dazu zugelassenen Bibliotheken in Japan bzw. durch in Japan ansässige Privatpersonen nach entsprechender Registrierung) eingesehen werden können. Die Sammlung umfasst unter anderem offizielle Gazetten (ab 1883), Materialien zur neueren politischen Geschichte Japans (Korrespondenzen, Manuskripte, Tagebücher, Fotos etc.) aus dem Besitz japanischer Politiker, Materialien aus und zur Besatzungszeit (1945–1952), die sogenannte Gordon W. Prange Collection (japanische Zeitungen, Zeitschriften, Bücher) mit Beständen der amerikanischen Zensurbehörden in Japan, eine Sammlung akustischer Aufnahmen (50.000 Musik- und Sprachaufnahmen, 1900–1950), wissenschaftliche Filme (1950er–1990er-Jahre) und eine Transkriptionssammlung (27.000 Fernseh- und Radiotranskriptionen, vor 1980). Seit Mai 2016 ist auch die Sammlung Digital Library from the Meiji Era, die vor allem Bücher seit der Meiji-Ära (ab 1868) digitalisiert bereitstellt, in die NDL Digital Collections integriert. Die NDL stellt darüber hinaus auch einen wichtigen Online-Katalog (auch auf Englisch) zur Verfügung (s.u.).

Darüber hinaus unterhalten Archive, Museen und Bibliotheken Onlinesammlungen, die für die historische Forschung relevante Materialien digitalisiert bereitstellen (s.u.). Am bedeutendsten für die historische Forschung sind hierbei die Sammlungen des JACAR (Japan Archive for Asian Historical Records) mit Materialien zur Geschichte der Beziehungen Japans zu Asien aus dem Nationalarchiv Japans, des Diplomatic Records Office des japanischen Außenministeriums und des National Institute for Defense Studies des japanischen Verteidigungsministeriums. Auf der Webseite des JACAR sind zu diesen drei genannten Institutionen Excel-Tabellen downloadbar, die die verfügbaren Dokumente aufführen.

2. Digitale Informationsressourcen und Medien zu Japan

2.1 Recherche

Die folgenden Portale weisen Datenbanken, Kataloge und Kommunikationsplattformen für verschiedene Forschungsfelder zu Japan nach. Das wichtigste Fachportal zur Recherche digitaler Informationen zum gesamten ostasiatischen Raum ist die von der Staatsbibliothek zu Berlin betriebene virtuelle Plattform CrossAsia („xAsia“). Auch einige hier beschriebene Fachbibliographien und Bibliothekskataloge können über CrossAsia zumindest identifiziert werden.

Unter den Fachbibliographien tut sich insbesondere die, leider kostenpflichtige, Bibliography of Asian Studies (BAS) hervor. Die Bibliographie zur historischen Japanforschung bietet hierfür eine wichtige und kostenlose Alternative zu deutschsprachiger Forschung.

Portale

Ein allgemeines wissenschaftliches Einstiegsportal zur Geschichte Japans (und Asiens), das umfangreiches Material digital aufbereitet bietet, ist das vom ostasiatischen Institut der Columbia University zusammengestellte Asia for Educators. Es richtet sich an Lehrende ebenso wie an Studierende und bietet zum Teil sehr detaillierte Informationen zu Ost- und Südostasien mit genauen Zeitachsen für China, Japan, Korea, Vietnam und Südasien. Dazu bietet die Seite auch Unterrichtspläne, Zugang zu diversen Primärquellen (in Übersetzung) sowie andere multimediale Inhalte. Die Seiten sind sehr übersichtlich gestaltet und ermöglichen den einfachen Wechsel zwischen verschiedenen geografischen Regionen.

Das oben genannte Portal CrossAsia existiert seit 2006 und wird seit 2016 im Rahmen des Fachinformationsdienstes (FID) Asien von der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin betreut und weiterentwickelt. Die Finanzierung erfolgt auf Grundlage des 2012 verabschiedeten und sukzessiv implementierten neuen Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (FID)“, mit dessen Einführung das System der seit dem Zweiten Weltkrieg existierenden Sondersammelgebiete durch die FID abgelöst wurde.

CrossAsia bündelt Zugänge zu Datenbanken in verschiedenen Sprachen (vor allem Englisch, Deutsch, Japanisch, Chinesisch, Koreanisch), die für die Identifizierung von Primär- und Sekundärliteratur sowie darüber hinaus für die Forschung zu Ostasien bedeutsam sind. Für registrierte Nutzer bietet es einen zentralen und kostenfreien Zugang zu digitalen Quellen und Datenbanken für Asienwissenschaften in westlichen und in ostasiatischen Sprachen. Der Bereich lizenzierte Datenbanken verlinkt zu mehr als 230 Datenbanken zu Asien, davon über 60 zu Japan. Die Datenbanken können nach Sprache, Region, Fachgebiet und Quellentyp sowie Art der Zugänglichkeit, wie Scan oder Volltextsuche, ausgewählt werden und bieten eine inhaltliche Kurzbeschreibung. Während die virtuelle Forschungsumgebung CrossAsia Campus und das CrossAsia Forum nach erfolgter Registrierung allen Nutzenden weltweit zur Verfügung stehen, können die Datenbanken allerdings nur von Einzelpersonen genutzt werden, die zusätzlich zur Registrierung bei CrossAsia einem am „Blauen Leihverkehr“ beteiligten Institut aus Deutschland angehören. Mittlerweile sind 50.000 Titel im Volltext verfügbar und für die meisten davon ist auch eine Volltextsuche möglich, selbst wenn der Gesamttitel lizenzpflichtig ist.

Das Portal bietet zwei verschiedene Servicegruppen, die sich als anfragen- bzw. angebotsorientiert beschreiben lassen. Über den Dienst CrossAsia PDA (Patron Driven Acquisition) kann grundsätzlich jeder Nutzer einen Anschaffungsantrag stellen, sofern die vorgeschlagene Literatur in den Sammlungsbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften fällt. CrossAsia DoD (Digitisation on Demand) bietet die Möglichkeit eines kostenfreien Digitalisierungsantrags für gemeinfreie oder vergriffene Titel. Die digitalisierten Medien werden anschließend online in den Beständen zur Verfügung gestellt. Über den „Blauen Leihverkehr“ können originalsprachige asiatische Werke (Bücher und Aufsätze) aus den Beständen der Ostasienabteilung kostenfrei bestellt werden.

Neben diesen Diensten auf Anfrage stehen verschiedene Rechercheangebote zur Verfügung. Auf CrossAsia LAB sind verschiedene Suchwerkzeuge, Archivzugänge, Nachschlagewerke und die Volltextsuche aufgeführt. Im CrossAsia Open Access Repository können von Institutionen und Einzelpersonen wissenschaftliche Beiträge aus dem Bereich Ostasienstudien veröffentlicht werden. Der Service ist vollständig im Open Access verfügbar. Über das Discovery System der CrossAsia Suche kann in einem Pool aus mehr als 100 Mio. bibliographischer Daten recherchiert werden. Sowohl der oben genannte PDA-Service als auch der Blaue Leihverkehr können direkt aus der CrossAsia Suche heraus angestoßen werden.

Neben Zeitungsarchiven und Enzyklopädien umfasst CrossAsia auch den Zugriff auf WhoPlus (eine Datenbank mit biografischen Daten zu fast einer Million japanischen und internationalen Persönlichkeiten), Brill Asian Studies E-Books online und auf weitere Archive verschiedener Zeitungen und Zeitschriften wie der Okinawa Times, des Japan Chronicle oder der Japan Times. Eine Liste der angebotenen Datenbanken zu Japan findet sich im CrossAsia Classroom. Der Umfang der auf CrossAsia verlinkten Informationen geht weit über den Bereich der Geschichtswissenschaft hinaus, ist aber insbesondere für diese unverzichtbar. Gerade die enge Vernetzung aus digitalen und klassisch gedruckten Recherche- und Quellenangeboten bietet umfassende Rechercheergebnisse.

In japanischer und englischer Sprache steht durch die NDL eine Forschungsnavigation (Research Navi) zur Geschichtswissenschaft zur Verfügung, die die Suche und den Zugang zu geschichtswissenschaftlich relevanten Informationen erklärt. Es sind dort unter anderem bibliographische Datenbanken, Zeitschriften und Bücher verlinkt. Ein ausführliches Online-Angebot auf Englisch und Japanisch stellt auch das International Research Center for Japanese Studies in Kyoto bereit. Es umfasst unter anderem Datenbanken und einen hervorragenden OPAC (Online Public Access Catalogue).

Die Full-text databases des Kyoto University Library Network bieten ebenfalls eine auch englischsprachige Benutzeroberfläche, wogegen die Sprache der verlinkten Datenbanken und Kataloge individuell unterschiedlich ist. Unter anderem wird dort auch Zugriff auf eine umfangreiche Liste von E-Journals und E-Books und der Union Catalogue Database of Japanese Texts angeboten. Es ist auch die explizite Suche nach Open Access-Ergebnissen möglich. Der Zugang zur Full-text databases-Metadatenbank selbst ist zwar öffentlich, doch manche der verlinkten Webseiten sind registrierungspflichtig.

Auf Englisch bietet der North American Coordinating Council on Japanese Library Resources (NCC) einen Überblick über Ressourcen, der vor allem auf US-amerikanische Bibliotheken zugeschnitten ist, mit vielen weiterführenden Links. Stärker auf wissenschaftliche Endnutzer ausgerichtet ist der Harvard Research Guide for Japanese Studies mit vielen Hinweisen zu Werkzeugen und Datenbanken für Japanstudien. Umfangreiche Linklisten befinden sich in der Regel auch auf den Webseiten von Japanologien anderer Universitäten. Zahlreiche Research Guides und Listen für digitale Ressourcen sind auf den Webseiten amerikanischer Universitäten (bspw. Research guide: Modern Japanese History der Harvard Library, ebs. Japan Studies. Open Access Resources der UNC in Chapel Hill oder Japan Studies: Major Online Resources at Glance von der Universität Yale) abrufbar.

In Deutschland stehen Linklisten mit besonderem Fokus auf japanischer Geschichte zum Beispiel bei den Japanologien der Freien Universität Berlin und der Ruhr-Universität Bochum zur Verfügung.

Das ROIS-DS Center for Open Data in the Humanities (CODH) richtet sich vor allem an ein japanischsprachiges Fachpublikum und bietet eine umfangreiche Sammlung frei zugänglichen Materials. So finden sich dort neben dem Kuzushiji-Texterkennungstool KuroNet oder der Sammlung Pre-modern Japanese Texts mit knapp 3.000 hochauflösenden Scans vormoderner Drucke auch Geo-Informationssysteme (GIS) wie Edo Maps und das Geoshape Repository, die historische mit geographischen Daten verbinden. Die Abkürzungen ROIS und DS stehen hierbei jeweils für: „Research Organization of Information and Systems, Japan“, beziehungsweise „Joint Support-Center for Data Science Research“. Gemeint sind damit jeweils absteigend die zwei Organisationsebenen der Dachinstitution, die neben dem National Institute of Polar Research und dem National Institute of Genetics auch das National Institute of Informatics sowie das Institute of Statistical Mathematics zusammenfasst und vernetzt. Die beiden letztgenannten bilden die „Kerninstitute“ des im Jahre 2014 gestarteten Projektes zur Bereitstellung und Aktualisierung der angebotenen Dienste.

Die Webseiten des Verbundes National Institutes for the Humanities (NIHU), ein Zusammenschluss von sechs verschiedenen Bildungsinstitutionen (unter anderem dem National Museum of Japanese History sowie dem International Research Center for Japanese Studies), die auf den Gebieten der japanischen Geschichte und Kultur kollaborieren, bieten in verschiedenen Kategorien kommentierte Linklisten zu Onlineressourcen für die geisteswissenschaftliche Erforschung Japans. Dazu kommen mehrere von Drittinstituten wie dem Department of Japanese Intellectual History der Tohoku University betriebene Datenbanken, wie ein japanischer Namensindex historisch bedeutender Persönlichkeiten. Hinter der seit 2022 neu eingeführten Bezeichnung nihuBridge verbirgt sich eine Datenbank, die die Bestände der sechs Institutionen vereint und nach verschiedenen Material- und Ressourcetypen (unter anderem Volltext, Bilder, Bibliotheken, Bibliographien) auf Englisch und Japanisch durchsuchbar ist. Die Arbeit des Center for Information and Public Relations am ehemals nihuINT genannten System begann 2008.

Auch das Historiographische Institut der Universität Tokyo betreibt mehrere Datenbanken mit umfangreichen Informationen zu seinen Beständen, Quellen einschließlich deren Volltexte aus verschiedenen vormodernen Perioden, zu historischen Persönlichkeiten sowie Links zu Fachwörterbüchern für historische Begriffe.

Fachbibliographien

Zur Geschichte Japans stehen Fachbibliographien in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Auf Deutsch bietet die von Maik Hendrik Sprotte betriebene Bibliographie zur historischen Japanforschung rund 1.400 Einträge zu deutschsprachiger Sekundärliteratur zur Geschichte Japans, die seit 2003 erschienen ist. Volltexte werden nicht verfügbar gemacht, allerdings wird bei online verfügbaren Quellen dorthin verlinkt.

Die wichtigste Fachbibliographie zu Asienstudien, die Bibliography of Asian Studies (BAS), kann aufgrund ihres Umfangs auch als wichtigste Bibliographie zur japanischen Geschichte gelten. Sie umfasst bibliographische Angaben zu Artikeln und Buchkapiteln in westlichen Sprachen (vor allem Englisch), die nach 1971 veröffentlicht wurden und sich mit Ostasien, Südasien oder Südostasien beschäftigen. Ihr disziplinärer Schwerpunkt liegt auf den Geistes- und Sozialwissenschaften. Derzeit enthält die BAS über 900.000 Einträge, und die Sammlung wird in regelmäßigen Abständen erweitert. Neben einer Suche nach Stichworten und anderen Kriterien, kann man auch bestimmte Zeitschriften durchsuchen oder sich der von der BAS erstellten Liste der 100 wichtigsten Journals bedienen. Eine zahlungspflichtige Registrierung ist allerdings notwendig.

Zur japanischen Geschichte existiert darüber hinaus die Bibliography of Japanese History up to 1912. Hierbei handelt es sich um eine umfangreiche Datenbank zu Artikeln in englischer Sprache, die sich mit Japan einschließlich bis zum Ende der Meiji-Zeit (1868–1912) beschäftigen. Zusammengestellt und verwaltet von Peter Kornicki (Cambridge) ermöglicht sie nicht nur eine Stichwortsuche in allen Einträgen, sondern bietet auch Filter nach Zeitperioden und thematischen Kategorien.

Speziell für alte und vormoderne Literatur steht der Union Catalogue Database of Early Japanese Texts bereit, der vom National Institute for Japanese Literature betrieben wird. Er entstand aus einer Fusion der „Database of Pre-Modern Japanese Works“ und des „Union Catalogue of Early Japanese Books" im Februar 2023 und verweist auf Bücher und Manuskripte, die vor der Meiji-Zeit veröffentlicht wurden und über öffentliche Archive und Bibliotheken zugänglich sind. Die Suchmaschine kann auf Englisch aufgerufen werden, liefert Ergebnisse allerdings nur auf Japanisch. Ebenfalls nur auf Japanisch stehen auf der Seite des Nationalinstitutes mehr als zwei Dutzend weitere Datenbanken verlinkt zur Verfügung, die unter anderem auch auf visuelle Medien verweisen.

Die wichtigste bibliographische Datenbank zur Identifizierung von in Zeitschriften veröffentlichter japanischsprachiger Primärliteratur seit der Meiji-Zeit ist die Bibliographie Zassaku Plus. Sie bietet für eine wachsende Zahl von Zeitschriften überwiegend komplette bibliographische Angaben. Zugang bietet unter anderem das Fachportal CrossAsia.

Für in Japan (und überwiegend auf Japanisch) publizierte Sekundärliteratur gilt der Datenbank-Service CiNii (Scholarly and Academic Information Navigator) als Standard-Werkzeug. Gegründet wurde der Dienst 2005 und wird wie das oben beschriebene CODH und das KuroNet-Projekt vom Nationalem Institut für Informatik verwaltet. CiNii greift als Metadienst auf 24 Datenbanken zu, unter anderem „The Japanese Periodicals Index“ und die „National Diet Library Digital Collections“. Er umfasst bibliographische Daten zu in Japan publizierten akademischen Veröffentlichungen in Büchern (CiNii Books), Zeitschriften (CiNii Research, bis 2022: CiNii Articles) und Dissertationen (CiNii Dissertations). Verlinkt sind auch einige Volltexte, allerdings liegt der Fokus auf der Bereitstellung bibliographischer Daten zu wissenschaftlichen Artikeln in japanischen Zeitschriften und in universitären Forschungsmitteilungsblättern. Sie sind daher nicht auf Materialien zur japanischen Geschichte beschränkt. Neben den Metadaten zu den Artikeln werden bei den Ergebnissen auch andere Artikel derselben Autoren und ähnliche Artikel anderer Autoren aufgeführt, was die Suche nach Informationen zu einem erweiterten Themenkomplex erleichtert. Es werden sowohl englischsprachige als auch japanischsprachige Artikel geführt. Durch die Übersetzung vieler Titel ins Englische ist das Durchsuchen der Datenbank teilweise auch in englischer Sprache möglich.

Bibliothekskataloge

National Diet Library (NDL)

Die oben bereits genannte National Diet Library bietet ein umfangreiches Onlineangebot. Die Collaborative Reference Database wurde bereits kurz in Kapitel 1.2 beschrieben und wird an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erneut erwähnt. Die Navigation auf der NDL-Hauptseite kann auf Englisch aufgerufen werden, alle weiterführenden Links und Materialien sind dagegen auf Japanisch. Die Seite bietet außerdem eine Metasuchfunktion für bibliographische Daten (NDL search), Datenbanken zu den Parlamentssitzungen seit der Meiji-Zeit, einen Katalog für in der Bibliothek einsehbare Onlinezeitschriften und einen speziellen Katalog für Bücher über Japan in westlichen Sprachen. Auf der Hauptseite sind zahlreiche weiterführende Portale verlinkt, wie zum Beispiel das umfangreiche Onlineportal der NDL Digital Collections. Dieses Portal ermöglicht das Durchsuchen von Büchern, Zeitungen, Zeitschriften, Dissertationen und anderer Quellen. Die Ergebnisse können nach Onlineverfügbarkeit, Fachbereich und Publikationszeitraum gefiltert werden. Quellenmaterial seit der Meiji-Zeit steht zur Verfügung, die Suche kann auf Englisch oder Japanisch erfolgen (wobei das Eingeben von japanischen Stichwörtern wesentlich bessere Ergebnisse liefert). Viele historische Bücher liegen komplett gescannt vor und können so direkt eingesehen werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine weitere Verlinkung führt zur Index Database to Japanese laws, regulations and bills. Die Webseite enthält Informationen zu verschiedenen Gesetzen, die zwischen 1890 und heute verabschiedet wurden und zeigt unter anderem an, wann sie in Kraft traten, geändert oder abgeschafft wurden.

Bibliothek der Universität Kobe

Das Onlinearchiv der Universität Kobe ist frei zugänglich und bietet neben den universitätseigenen Forschungsarbeiten auch Zugang zu Materialien zum großen Hanshin-Awaji Erdbeben 1995, zu der Sumida Maritime Materials Collection, die historische Bücher zu maritimen Angelegenheiten enthält, und einem historischen Zeitungsartikelarchiv namens Newspaper Clippings Collection. Diese digitale Sammlung beinhaltet vor allem Artikel zu den Themen Wirtschaft und Handel, die von 1912 bis 1970 als Projekt des Economics and Business Administration Department der Kobe Universität gesammelt wurden. Eine Besonderheit dieses Zeitungsartikelarchivs ist, dass die Artikel in 28 Kategorien und weitere 200 Unterkategorien vorsortiert wurden, was eine Suche nach bestimmten Sachgebieten ermöglicht. Neben Artikeln aus den großen nationalen Zeitungen sind auch viele aus lokalen Zeitungen integriert. Auf die Ergebnisse kann in Volltext zugegriffen werden.

OPAC der Ostasienabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin

Der Ostasien-OPAC bietet den asiatischsprachigen Bestand der Ostasienabteilung der Berliner Staatsbibliothek (Titel in westlichen Sprachen können zusätzlich ausgewählt werden), welche seit 1951 zunächst als Sondersammelgebiet für Ost- und Südostasien und seit 2016 als FID Asien von der DFG gefördert wurde. Er erfasst somit die größte Asiensammlung Europas mit einem jährlichen Zuwachs von 20.000 – 25.000 Bänden. Für inländisch in der Forschung Tätige ist die Bibliothek bequem über den „Blauen Leihverkehr“ nutzbar (Bücher und Aufsätze). Fachgebiete: Geistes- und Sozialwissenschaften. Der Ostasien-OPAC ist auch in die CrossAsia Suche integriert. Über das Discovery System StabiKat der Staatsbibliothek sind die asiatischen Bestände zwar auch recherchierbar, aber es besteht kein direkter Link zum Blauen Leihverkehr.

Archive

Das japanische Nationalarchiv bietet einen Teilbestand als Online-Archiv (Digital Archive) an. Die Sammlung umfasst unter anderem amtliche Dokumente aller Ministerien und Ämter, handschriftliche Originale, Teile des Kabinettarchivs sowie Karten. Gesucht werden kann nach Stichwörtern, Quellentyp (Dokumente, Karten etc.) und Region.

Für Recherchen zu Japans Beziehungen zu Asien steht das mehrsprachige Online-Archiv Japan Center for Asian Historical Records (JACAR) bereit. Es wird vom Nationalarchiv betrieben und ermöglicht nach eigenen Angaben den Zugriff auf über 30 Millionen Dokumente vom Beginn der Meiji-Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Ergänzend hierzu stehen digitalisiert Dokumente aus den Diplomatic Archives of the Ministry of Foreign Affairs zur Verfügung. Gegründet wurde das JACAR im Jahr 1999 durch die japanische Regierung nach einer Initiative des Premierministers Murayama Tomiichi zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges.

Andere Archive, wie das Militärarchiv des National Institute for Defense Studies und die Archive der Imperial Household Agency mit Materialien zur kaiserlichen Familie bieten kein eigenes Digitalarchiv an. Lokale und regionale Archive wie zum Beispiel die Yokohama Archives of History bieten oftmals die Möglichkeit, über die Webseite Bestände online zu durchsuchen, ohne die gefundenen Dokumente allerdings online zugänglich zu machen. In der Regel stehen diese Suchfunktionen nur auf Japanisch zur Verfügung.

Museen

Die meisten Geschichtsmuseen bieten mittlerweile einen Online-Zugang zu Teilen ihrer Sammlungen bzw. einen die jeweiligen Ausstellungen begleitenden Onlineauftritt, der digitale Medien in verschiedenen Umfängen zugänglich macht. Das National Museum of Japanese History (Rekihaku) verlinkt über seine japanische Seite verschiedene Datenbanken und eine umfassendere Version seiner „Web Gallery“. Die Datenbanken beinhalten Forschungsergebnisse zur japanischen Geschichte und Kultur sowie Informationen zu den Ausstellungsstücken des Museums. Die Web Gallery besteht im Wesentlichen aus Fotografien von Wandschirmen (Byōbu) und Schriftrollen verschiedener Epochen.

Das E-Museum – National Treasures and important cultural Properties of National Museums, Japan bietet hochauflösende Fotos von Nationalschätzen und Artefakten aus vier japanischen Nationalmuseen (Tokyo National Museum, Kyoto National Museum, Nara National Museum and Kyushu National Museum). Die Objekte werden ausführlich und mehrsprachig vorgestellt. Das virtuelle Museum wird betrieben von den National Institutes for Cultural Heritage.

Als wichtiges städtisches Geschichtsmuseum beschäftigt sich das Edo-Tokyo Museum mit der Geschichte Tokyos (Edos) seit 1600. Auf der japanischsprachigen Webseite kann man den Bibliothekskatalog nach bibliographischen Daten sowie eine Datenbank der Sammlungsstücke des Museums durchsuchen. Noch sparsamer angelegt sind die Onlineauftritte zweier weiterer Geschichtsmuseen in Tokyo, des Shōwa-kan und des Yūshū-kan. Das Shōwa-Museum beschäftigt sich vor allem mit der Alltagskultur Japans während der Amtszeit des Shōwa-Kaisers (1926–1989), wohingegen das Yūshū-kan ein militär- und kriegsgeschichtliches Museum ist. Beide gelten als nationalistisch-konservativ ausgerichtet und vor allem das Yūshū-kan, das auf dem Gelände des umstrittenen Yasukuni-Schreins beheimatet ist, gerät aufgrund seiner stark tendenziösen und geschichtsrevisionistischen Ausrichtung regelmäßig in die Kritik. Die Web-Auftritte bieten Zugriff auf den jeweiligen Online-Katalog.

Das Hiroshima Peace Memorial Museum bietet Informationen zur nuklearen Entwicklung, dem Zweiten Weltkrieg, dem Bombenabwurf auf Hiroshima 1945 sowie dessen sofortigen und späteren Folgen. Die Datenbank der Webseite kann nach Zeugenaussagen, Filmen, Büchern, Zeitungsartikeln, Artefakten und anderen Materialien auch auf englischer Sprache durchsucht werden. Film- und Tonaufnahmen können in der Regel direkt auf der Seite abgespielt werden. Über weiterführende Links kommt man unter anderem auf die Seite der NHK Peace Archives, wo vom öffentlichen Rundfunksender NHK produzierte Filme und Aufnahmen zum Thema Atombomben und Frieden frei zugänglich gemacht werden.

Lokal- und Regionalgeschichte genießt in Japan einen hohen Stellenwert. Daher findet man in Japan viele Museen, die sich ausschließlich mit lokaler oder regionaler Geschichte beschäftigen. Beispiele sind unter anderem das Tohoku History Museum, das Museum of Ehime History and Culture, das Okinawa Prefectural Museum und das Kyushu Historical Museum. Auch kleinere lokale Museen haben in der Regel eine (japanischsprachige) Webseite, die oft allerdings nur auf einen Onlinekatalog zu den Beständen verweist und daher keine digitalen Ressourcen an sich bereitstellt. Gegenbeispiele sind das Kagoshima Digital Museum und die Hyogo History Station. Beide sind explizit als digitale Museen angelegt, die Besuchern (der Webseite) Ausstellungsstücke und Informationen online anbieten. Thematischer Schwerpunkt ist die Geschichte der südjapanischen Stadt Kagoshima bzw. der westjapanischen Präfektur Hyōgo.

2.2 Digitale Medien

Die gesteigerte Bedeutung von digitalen Forschungsmethoden wird anhand der Einrichtung von spezialisierten Instituten deutlich. Im Jahr 2017 wurde das Japan Digital Research Center am Reischauer Institute of Japanese Studies der Harvard Universität gegründet. Auf der Webseite des Centers werden verschiedene „Toolkits“, also digitale Werkzeugkästen, zu verschiedenen Aufgabenbereichen aufgeführt. Für die Kategorien „GIS und Kartenwerkzeuge“ sowie Textanalyse finden sich auf der Webseite Verlinkungen, die teilweise wieder auf andere Sammelprojekte und Institute verweisen, so zum Beispiel auf die Webseite des Center for Open Data in the Humanities (CODH).

Texterkennungs- und Analysetools

Diese Art von digitalen Werkzeugen ist nicht nur für die Volltextsuche von Texten grundlegend, sondern ermöglicht es auch, besondere Schriftsysteme zu erschließen. Genau diesem Zweck dient die Anwendung KuroNet des CODH, beziehungsweise der für Mobilgeräte optimierte Ableger miwo. Unter Beteiligung von Forschenden aus Japan und der Université de Montréal gelang es Tarin Clanuwat am Nationalen Institut für Informatik (NII) 2019 auch mithilfe eines Crowdsourcing-Wettbewerbs den mit knapp 90-prozentiger Trefferquote ohnehin bereits sehr präzisen Algorithmus maßgeblich zu verbessern. Er ermöglicht nun, die bis 1900 in Japan gängige, auf chinesischen Zeichen basierende Schreibschrift Kuzushiji in das moderne Schriftsystem zu übertragen. Neben allgemeinen Schwierigkeiten bei der digitalen Erschließung ostasiatischer Sprachen durch die hohe Vielfalt an Zeichen wurde die Entwicklung des Algorithmus durch die stark individuell vom Schreibenden geprägte Ausgestaltung der Kuzushiji erschwert. Benötigt wird hierfür eine Datei im IIIF-Format (International Image Interoperability Framework). Entsprechende Bearbeitungssoftware ist auf der Webseite des CODH als Open Source verfügbar.

Ergänzend listen sowohl das Online-Magazin The Digital Orientalist (s.u.), als auch die Japan Foundation in Sydney ausgewählte digitale Hilfsmittel zur paläographischen Forschung auf.

Die National Diet Library (NDL) bietet zwei hilfreiche Analysehilfsmittel an. Zum einen den NDL Ngram Viewer, der es erlaubt, etwa 970.000 Monographien und 1,32 Millionen Periodika aus den Beständen der NDL (Stand: Januar 2023) nach der Häufigkeit von Schlagwörtern pro Publikationsjahr über einen grundsätzlich beliebigen Zeitraum hinweg zu untersuchen. Dem zugrunde liegt das Volltextdigitalisierungsprojekt der NDL, das die zugrundeliegenden Publikationen durchsuchbar macht. Für den individuellen Gebrauch steht NDLOCR zur Verfügung, mit dessen Hilfe gedruckte Medien eigenständig digitalisiert und per Texterkennung durchsuchbar gemacht werden können. Beide Tools entstammen dem „NDL Lab“ genannten Projekt, das seit 2013 die Entwicklung von digitalen Forschungshilfsmitteln verfolgt. Beide Algorithmen sind aufgrund ihrer rein japanischen Anleitung und Benutzungsoberfläche allerdings bisher nur für ein Publikum mit fortgeschrittenen Japanischkenntnissen vollumfänglich nutzbar.

Digitale Enzyklopädien

JapanKnowledge Lib (JK) ermöglicht das gleichzeitige Durchsuchen verschiedener Enzyklopädien, Wörterbücher und diverser Zeitungsquellen. Zu den verfügbaren Nachschlagewerken gehören unter anderem die Encyclopedia Nipponica, die Encyclopedia of Japan und die Encyclopedia of Japanese History. JK eignet sich für das Nachschlagen von Schriftzeichen, Fachvokabular, Umgangssprache sowie Termini aus der japanischen Geschichte. Eine Zugangsmöglichkeit findet sich unter anderem auf CrossAsia. Kotobank verfolgt ein ähnliches Konzept wie JK, allerdings ist die Suche hier einfacher gestaltet und die Benutzeroberfläche komplett auf Japanisch angelegt. Anstelle eines umfangreichen Auswahlmenüs, in dem man die zu durchsuchenden Wörterbücher oder Zeitungsquellen auswählt, gibt es ein Suchfeld (ähnlich wie bei Internet-Suchmaschinen), das automatisch alle Quellen durchsucht. Die Stichworteingabe kann auf Englisch oder Japanisch erfolgen und liefert Ergebnisse aus verschiedenen japanisch- und englischsprachigen Wörterbüchern und Enzyklopädien.

Zeitungen und Statistiken

Wie oben bereits in den Rubriken Portale, Bibliothekskataloge und Archive ausgeführt (2.1, 2.2) sind diverse Quellen (Monographien, Artikel aus Zeitschriften und Zeitungen) digitalisiert über verschiedene Datenbanken zugänglich. Einige der großen japanischen Tageszeitungen, die zu den auflagenstärksten der Welt gehören, haben ihre Archive größtenteils digitalisiert und stellen diese online zur Nutzung bereit. Zugang bietet unter anderem CrossAsia.

Das Onlinearchiv der seit 1879 erscheinenden Asahi Shimbun, das sich Asahi Shimbun Cross-Search nennt, ermöglicht das Durchsuchen aller publizierten Artikel unter anderem nach Epochen, Schlagwörtern, Ausgabentyp und Region. Eine vereinfachte englische Suchfunktion ermöglicht auch das Suchen nach englischsprachigen Artikeln. Die Yomiuri Shimbun verfügt über ein ähnliches digitales Archiv, das Yomidasu Rekishikan, in dem über zehn Millionen Artikel seit 1874 unter anderem nach Schlagwörtern, Namen oder Daten durchsucht werden können. Alle Suchfunktionen sind auch auf Englisch verfügbar. Die Archiv-Datenbank Maisaku der Mainichi Shimbun umfasst in Auswahl (erst ab 1987 komplett) seit 1872 erschienene Artikel, die unter anderem nach Schlagwörtern durchsucht werden können. Die Nikkei Shimbun ist Japans größte Wirtschaftszeitung. Ihr Onlinearchiv, Nikkei Telecom, umfasst neben Vorgängerpublikationen der Zeitung seit 1877 auch weitere Publikationen der Nikkei-Verlagsgruppe.

Das nationale Statistikbüro der japanischen Regierung veröffentlicht Statistiken, die von den verschiedenen Ministerien erhoben wurden, auf der offiziellen e-Stat Seite. Die Suche sowie die Ergebnisse sind bilingual (Englisch/Japanisch) verfügbar und neben einer vollständigen Suche gibt es auch Quicklinks zu den wichtigsten Daten und Fakten sowie Erläuterungen zur Erhebung der Daten. Zugänglich sind Statistiken seit 1920.

Weitere digitale Quellensammlungen

Verschiedene universitäre Einrichtungen und Forschungsinstitute in und außerhalb Japans haben Teile ihrer Sammlungen zur japanischen Geschichte digitalisiert. Die Kyoto Digital Library Rare Materials Exhibition der Universität Kyoto bietet online Zugang zu digitalisierten historischen Bildern und Schriftstücken. Es handelt sich vor allem um Rara wie Karten und Bildrollen, aber auch Werke japanischer Literatur. Geordnet sind sie nach Themen (nationale Kulturgüter, Erzählungen, historische Berichte, Naturwissenschaften). Eine Suche nach bestimmten Materialen ist über die Online-Datenbank möglich.

Quellen zur japanischen Geschichte (in englischer Übersetzung) sind verlinkt im Internet History Sourcebook, einer größeren, über Japan und Ostasien hinausreichenden Quellensammlung der Fordham University.

Eine Spezialsammlung der oben bereits erwähnten Parlamentsbibliothek NDL ist die Historical recordings collection. Diese Sammlung macht historische Audioaufnahmen (aufgenommen zwischen 1900 und 1989) frei zugänglich. Diese beinhalteten neben verschiedenen musikalischen Genres auch Kabuki- und andere Theateraufnahmen, Reden und Soundeffekte, die nach Stichwort, Genre oder anderen Kategorien durchsucht werden können. Eine Suche auf Englisch ist möglich.

Das Deutsche Institut für Japanstudien in Tokyo (DIJ) besitzt eine größere Sammlung an Materialien aus und zum Kriegsgefangenenlager in Bandō, wo von 1917 bis 1920 deutsche und österreichische Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs untergebracht wurden. Diese Bandō-Sammlung umfasst unter anderem im Lager hergestellte Bücher, Zeitschriften, Dokumente, Karten und Fotos sowie einige Tausend Dokumente aus anderen Lagern. Auf der deutschsprachigen Seite befinden sich virtuelle Ausstellungen, Digitalisierungen zahlreicher Dokumente sowie eine Indexfunktion, die das Durchsuchen gezielt nach Personen, Lagern oder Stichwort ermöglicht. Die Sammlung befindet sich seit 2021 als Dauerleihgabe bei der Staatsbibliothek zu Berlin, eine Neudigitalisierung ist in Vorbereitung.

Die Bibliothek der University of Texas hat einen Großteil ihrer umfangreichen Kartensammlung Japan City Plans online gestellt, darunter einige hundert Karten von japanischen Städten, die von der kartografischen Abteilung des US-Militärs zwischen 1945 und 1946 erstellt wurden. Alle Aufnahmen sind hochauflösend und so bis ins Detail einsehbar. Die Phillips Library des Peabody Essex Museum (Salem) hat über einen kommerziellen Anbieter die Sammlung Meiji Japan – The Edward Sylvester Morse Collection digitalisiert zugänglich gemacht. Sie enthält Manuskripte aus dem Besitz Morses, der sich in der frühen Meiji-Zeit in Japan aufhielt. Zugang ist unter anderem über CrossAsia möglich.

Die University of California at Berkeley stellt in ihrer Japanese Historical Text Initiative (JHTI) eine Sammlung von historischen Texten in englischer Übersetzung bereit. Enthalten sind unter anderem Chroniken des kaiserlichen Hofs, Erzählungen und politische Texte bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die meisten Texte sind Englisch-Japanisch kreuzreferiert, das heißt man kann den japanischen Originalbegriff sehen, auf den sich die Übersetzung bezieht. Zugang nur mit Anmeldung möglich.

Visualizing Cultures ist eine Online-Studienplattform, die vom MIT betrieben wird und unter anderem den MIT Onlinekurs Visualizing Japan (1850s–1930s) integriert hat. Schwerpunkt der Sammlung sind Fotos, Karikaturen sowie Gemälde, die seit dem 19. Jahrhundert entstanden sind und sich mit Japan, Asien sowie der Eigen- und Fremdwahrnehmung von Asiaten beschäftigen.

Die beiden Projekte Travels in Tokugawa Japan (1603–1868): a Virtual Journey und Bodies and Structures: Deep Mapping Modern East Asian History project, bieten ein „nicht-lineares Leseerlebnis“[105]. Sie stellen digitale Lernangebote zur Verfügung, die dem Besucher mithilfe verschiedenster Darstellungsmethoden als Ergänzung zum klassischen Text, die Geschichte Japans beziehungsweise Ostasiens näherbringen wollen. Gerade die bewusst schwach ausgebildete, leitende Struktur kann den Anfang für Einsteiger allerdings recht unübersichtlich gestalten. Etwas mehr Anleitung bietet Digital Literary Map of Japan (DLM), das insbesondere aus dem Blickwinkel der Literaturwissenschaft die Produktion und Verbreitung klassischer japanischer Literatur mit einem Geoinformationssystem verbindet.

Die Bibliothek der Universität Nagasaki bietet eine Database of Japanese old Photographs aus der Bakumatsu- und frühen Meiji-Zeit mit Zugriff auf 500 digitalisierte Fotos von Nagasaki und anderen Teilen Japans. Die Seite ist vollständig auf Englisch und Japanisch zugänglich und ermöglicht die Suche nach zeitlicher oder örtlicher Einordnung sowie nach Stichworten. Alle Fotos sind mit einer detaillierten Beschreibung und kulturgeschichtlichen Erläuterung versehen. Eine weitere Sammlung visueller Quellen ist die Kanō Collection der Tohoku University Image Library. Sie enthält unter anderem Fotos und Karten aus der Sammlung des Meiji-Intellektuellen Kanō Kōkichi (1865–1942). Neben einer Stichwortsuche können die Dokumente auch nach Themen durchsucht werden.

Eine durch Crowdsourcing aufgebaute aber in keiner Weise thematisch oder inhaltlich beschränkte Sammlung für ursprünglich gedruckte und digitalisierte Quellen aller Art ist das vollständig kostenlose Internet Archive. Dort finden sich auch Quellen und ältere Sekundärliteratur zur japanischen Geschichte, die von Einzelperson aus privaten Beständen hochgeladen werden. Besonders aktiv ist u.a. der Historiker Konrad Lawson, der auch die Webseite Frog in a Well betreibt und bereits eine Vielzahl von Quellen zur japanischen und ostasiatischen Geschichte online gestellt hat.

Elektronische Fachzeitschriften

Die meisten in diesem Unterkapitel genannten Zeitschriften haben einen inhaltlichen Schwerpunkt im Bereich der Japan- oder Asienstudien, gehen also über das fachliche Interesse an der Geschichte Japans hinaus. Auf die Zeitschriften kann über entsprechende Abonnements oft auch elektronisch zugegriffen werden, sofern sie nicht ohnehin durch Open Access verfügbar oder reine E-Journals sind. Ob an einer deutschen Universität bei kostenpflichtigen Verlagszeitschriften ein Zugriff lizenziert wurde, kann über die Elektronische Zeitschriftenbibliothek oder in der Regel auch die lokalen Online-Kataloge rasch ermittelt werden.

Japanischsprachige Fachzeitschriften wie Nihon Rekishi oder Nihonshi Kenkyū (beide erscheinen seit 1946) sind in der Regel nicht online verfügbar. Ausnahmen sind zum Beispiel die gemischt auf Japanisch und Englisch publizierenden Zeitschriften Asian Studies der Japan Association for Asian Studies (JAAS), die seit 1954 erscheint, und die Review of Asian and Pacific Studies, die vom Center for Asian and Pacific Studies der Seikei Universität in Tokyo herausgegeben wird.

Weniger durch eine inhaltliche Spezialisierung auf japanische Geschichte sondern durch den kostenfreien Online-Zugang zeichnet sich das Journal of the Japanese Association for Digital Humanities (JADH) aus. Es erscheint seit 2015 in der Regel jährlich und ist bis auf die Jahrgänge 2016 und 2021 im Open Access auf dem Portal J-Stage verfüg- und downloadbar. Die Themen reichen von Filmwissenschaft, Soziologie, Politik- und Geschichtswissenschaft bis hin zu Religionswissenschaft. Der Fokus der Beiträge liegt auf digitalen Forschungsmethoden. Neben dem JADH sind auf J-Stage nach aktuellem Stand insgesamt 5,55 Millionen Artikel verzeichnet, von denen 5,29 Millionen aus 25 Fachgebieten frei zugänglich sind.

Eine der ältesten englischsprachigen Zeitschriften im Bereich Japanstudien, die Monumenta Nipponica (MN), wurde 1938 durch die jesuitische Sophia Universität in Tokyo gegründet. Sie veröffentlicht vor allem Artikel aus den Geistes- und Kulturwissenschaften. Sie erscheint halbjährlich und ist über Project MUSE sowie JSTOR online verfügbar. Seit 1964 erscheinen die Beiträge ausschließlich in englischer Sprache. Contemporary Japan (CJ) ist die vom Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) herausgegebene Zeitschrift, die seit 2010 halbjährlich erscheint. Inhaltlich ist sie stärker auf das Gegenwartsjapan ausgerichtet, berücksichtigt aber auch historische Forschung zum modernen und zeitgenössischen Japan. Seit 2017 erscheint Contemporary Japan bei Taylor&Francis. Japan Forum ist die offizielle Zeitschrift der British Association for Japanese Studies (BAJS), die Artikel aus verschiedenen Fachbereichen publiziert und dreimal jährlich erscheint. Die halbjährlich erscheinende Zeitschrift Social Science Japan Journal (SSJJ) wird vom Institute of Social Sciences der Universität Tokyo herausgegeben und erscheint bei Oxford University Press. Sie veröffentlicht Artikel aller sozialwissenschaftlichen Disziplinen (einschließlich Geschichte), hat aber ihren Schwerpunkt auf zeitgenössischen Themen. Das Journal of Japanese Studies (JJS) erscheint seit 1974 und wird herausgegeben von der Society for Japanese Studies (George Washington University). Es erscheint halbjährlich und veröffentlicht vor allem zu Themen aus den Geistes- und Kulturwissenschaften. Japanese Studies wird herausgegeben von der Japanese Studies Association of Australia und erscheint dreimal jährlich als interdisziplinäre Zeitschrift. Mit einem breiteren Fokus auf Asien erscheint das Journal of Asian Studies (JAS) seit 1941 als offizielle Zeitschrift der US-amerikanischen Association for Asian Studies, der weltweit größten Fachvereinigung für Asienstudien. Die vierteljährliche Zeitschrift gilt als führend im Bereich Asienstudien und hat einen geistes- und kulturwissenschaftlichen Schwerpunkt mit Bezug zu ganz Asien (einschließlich Süd-, Mittel- und Innerasien). Die Pacific Historical Review erscheint seit 1932 und beschäftigt sich historisch mit dem Einfluss der USA im Pazifikgebiet. Sie erscheint bei der University of California Press.

Rein elektronische Publikationen

Zunehmend werden die Möglichkeiten einer genuinen digitalen Veröffentlichung im goldenen oder diamanten Open Access gegenüber einer Veröffentlichung eines Printmediums im digitalen Raum genutzt. Ein frühes Beispiel war Cross-currents: East Asian historical and cultural review, das von 2012 bis 2020 erschien. Es wurde gemeinsam herausgegeben vom Institut für Asienstudien der University of California (Berkeley) und dem Forschungsinstitut für Koreastudien (RIKS) der Korea University. Über die Homepage werden zahlreiche Artikel frei zugänglich angeboten. Cross-currents hob sich durch die bewusst geförderte Einbindung von Video- und Audiomaterial in die digital veröffentlichten Aufsätze ab. Ein Blick in das Archiv des Magazins lässt allerdings die Vermutung zu, dass diese Möglichkeit eher zögerlich von der Forschungsgemeinde genutzt wurde.

Auch das Online-Magazin The Digital Orientalist veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu den verschiedensten Regionen Ostasiens, darunter auch zur Japanforschung. Das Magazin ist trotz seines fachlichen Anspruches ein Freizeitprojekt der teilnehmenden Forschenden und keine Fachzeitschrift, deren Beiträge einem Peer-Review-Prozess unterliegen.

Eine wichtige periodische E-Publikation zu Japan, die auch einen Schwerpunkt auf japanischer Geschichte hat, ist The Asia-Pacific Journal: Japan Focus. Sie erscheint in unregelmäßigen Abständen und publiziert auch kommentierte Dokumente in englischsprachiger Übersetzung.

East Asian History wird vom Australian Centre for China in the World (Australian National University) herausgegeben. Es erscheint halbjährlich online und bietet den Autoren die Integration von Audio- und Videomaterial in Artikeln an.

E-Books

Viele, vor allem englischsprachige Verlage bieten ihre Monographien und Sammelbände auch digital als E-Books an. Ein für Asienstudien relevantes, frühes Beispiel ist Brill Asian Studies E-Books online, wo seit 2003 veröffentlichte Publikationen vollständig verfügbar sind. Zugang dazu bietet unter anderem CrossAsia. Darüber hinaus stehen mittlerweile fast alle Publikationsreihen zur japanischen Geschichte einschlägiger internationaler Verlage auch in digitalen Formaten, teilweise auch im Open Access zur Verfügung. Dies gilt z.B. für New Directions in East Asian History, Palgrave Macmillan Transnational History Series (beide Springer), Publikationen von Oxford University Press, die Studies in the Modern History of Japan (Routledge) und die sechsbändige The Cambridge History of Japan als umfassendes Übersichtswerk. Im Gegensatz dazu bieten japanische Verlage bislang kaum wissenschaftliche Publikationen als E-Books an.

Individuelle Webseiten

Einige in der historischen Japanforschung Tätige betreiben Webseiten und Blogs, die häufig sehr aktuell über wichtige Ereignisse im Fachgebiet und innerhalb der Fachgemeinde informieren und darüber hinaus fachspezifische Quellen und Forschungsergebnisse zugänglich machen. Eine überwiegend deutschsprachige Seite namens Kotoba betreibt der Japanhistoriker Reinhard Zöllner (Bonn). Bemerkenswert ist die Aktualität der Blogeinträge, die sich oft auch mit aktuellen Nachrichten aus Ostasien kritisch auseinandersetzen. Ebenfalls überwiegend auf Deutsch betreibt der Japanhistoriker Maik Hendrik Sprotte seine Webseite zur japanischen Geschichte. Neben Hinweisen auf seine persönliche Forschung und Publikationen werden historische Themen mit Japanrelevanz aufgegriffen. Zu den beiden Hauptreligionen Japans, Buddhismus und Shintō, inklusive ihrer historischen Dimensionen, bietet das Webhandbuch Religion in Japan des Wiener Japanologen Bernhard Scheid umfassende Informationen, unter anderem Bilder, Karten und Literaturverweise. Des Weiteren betreibt Hans-Joachim Schmidt ein Projekt mit ausführlichen Informationen zur ehemaligen deutschen Kolonie Tsingtau (Qingdao) sowie deutschen Kriegsgefangenen des Ersten Weltkrieges in China/Japan und Bernd Lepach ein Projekt zu einflussreichen Persönlichkeiten der Meiji-Zeit.

Konrad Lawson, der bereits für seine Digitalisierungsprojekte auf archive.org Erwähnung fand, betreibt gemeinsam mit sechs anderen Wissenschaftlern die Webseite Frog in a Well, die neben kleineren Rechercheanleitungen zu bestimmten Teilbereichen der Japan-, China- und Koreastudien sowie Linklisten auch eine umfassende Bibliographie öffentlich bereithält. Auch Kommentare und Essays zu aktuellen Themen, wie der fortschreitenden Entwicklung von KIs finden sich dort.

Eine von der Historikerin Paula Curtis betriebene Seite bietet unter anderem eine von ihr selbst kuratierte Liste zu digitalen Projekten und Ressourcen zur Japanforschung. Sie verfügt mittlerweile über knapp 400 Einträge samt beliebig kombinierbaren Suchfiltern nach Epoche, Forschungsbereich, Art der verlinkten Ressource etc., sowie einer kurzen Beschreibung.

2.3 Kommunikation

Als wichtigstes Kommunikationsmedium für Forscherinnen und Forscher zur japanischen Geschichte kann H-Japan gelten, das vom H-Net Network (Humanities and Social Sciences online) auf Englisch betrieben wird und an der Michigan State University in den USA beheimatet ist. Es beschäftigt sich vorrangig mit japanischer Geschichte und Kultur. Das Forum ist öffentlich einsehbar, und neue Postings können über die Mailingliste abonniert werden. Allerdings ist der Zugriff auf die verlinkten Online-Ressourcen sämtlicher Foren nur für angemeldete Nutzer von H-Net möglich. Inhaltliche Schwerpunkte sind Ankündigungen von Veranstaltungen und Publikationen, Buchrezensionen, Ausschreibungen sowie allgemeine Diskussionen. H-Japan ist Teil des Netzwerks H-Net, das Kommunikationsforen für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und Interessierte aus fast allen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen sowie zahlreichen Regionalwissenschaften (area studies) anbietet. Relevant für Japanhistoriker und -historikerinnen sind unter anderem auch H-Asia (Asienstudien) sowie die weniger frequentierten H-NEAsia (transnationale Beziehungen in Nordostasien) und H-US-Japan (Japanisch-Amerikanische Beziehungen). Vom Institute of Social Science der Universität Tokyo betrieben wird das SSJ-Forum, ein moderiertes Diskussionsforum für Japan-bezogene Sozialwissenschaften.

Die wichtigste deutschsprachige Mailingliste J-Studien wird von der Gesellschaft für Japanforschung betrieben. Sie ist nicht-moderiert und inhaltlich ähnlich ausgerichtet wie H-Japan oder SSJ. Als englischsprachige Fachliste bietet die Digital Humanities Japan Initiative eine Mailingliste und ein kleines Portal zu hilfreichen Datenbanken und Datasets. Explizit als Forum für japanische Geschichtsforschung im deutschsprachigen Raum versteht sich die Initiative zur historischen Japanforschung, ein loser Zusammenschluss von interessierten Geschichtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern. Trotz der nicht mehr weitergeführten Mailingliste, die gezielter als J-Studien über für Historiker und Historikerinnen relevante Publikation, Veranstaltungen und Ereignisse informierte, ist es weiterhin möglich, per RSS-Feed über die fortlaufenden Tagungen und Aktionen der Gesellschaft informiert zu bleiben.

3. Zusammenfassung

Die Bedeutung digitaler Medien in der Geschichtswissenschaft in Japan und zu Japan hat in den vergangenen Jahren rapide an Bedeutung zugenommen. Für Historikerinnen und Historiker mit Japanischkenntnissen existiert bereits ein breites Angebot, das sich insbesondere für den Zugriff auf digitale Primärliteratur ständig verbessert. Dadurch kann die räumliche Distanz zwischen nicht in Japan ansässigen Forschenden und ihren (überwiegend) japanischen Quellen erfreulicherweise überbrückt werden. Da japanische Geschichte ein relativ kleines Feld ist, sind viele relevante digitale Medien Teil größerer Einheiten, wie zum Beispiel der Japanologie oder der Asienstudien. Ein Desiderat ist die noch ausbaufähige Digitalisierung japanischer Sekundärliteratur zur Geschichte Japans. Diese könnte auch zu einer stärkeren Rezeption aktueller Forschungsergebnisse japanischer Historikerinnen und Historikern außerhalb enger Fachkreise im Ausland beitragen.

Literaturhinweise

Curtis, Paula, Recent Developments in Digital Japanese Studies, in: IIAS Newsletter 92 (2022), S. 27.
Gordon, Andrew, A Modern History of Japan. From Tokugawa Times to the Present, 4. Aufl., Oxford 2019.
Hall, John Whitney, Japanese History. A Guide to Japanese Reference and Research Materials, Ann Arbor 1954.
Horváth, Alíz, DH in Japanese studies, Japanese studies in DH: Recent trends, tools, and concepts, in: International Journal of Digital Humanities 4 (2023), S. 213–223.
Krämer, Hans Martin; Tino Schölz; Sebastian Conrad (Hrsg.), Geschichtswissenschaft in Japan. Themen, Ansätze und Theorien, Göttingen 2006.
Kreiner, Josef (Hrsg.), Geschichte Japans, 8. aktualisierte Aufl., Stuttgart 2020.
Matsubayashi Maiko 松林麻実子 / Okano Hiroyuki 岡野裕行,歴史学および日本文学研究者に対する実態調査からみる人文科学系研究者の情報行動[Information behavior pattern of researchers in humanities based on user surveys for researchers in history and Japanese literature] (= Research Center for Knowledge Communities Monograph Series 4), Tsukuba 2008.
Merkel-Hilf, Nicole, Ausbau des asienwissenschaftlichen Informationsangebots. CrossAsia – Fachinformationsdienst Asien geht an den Start, in: Südasien-Chronik - South Asia Chronicle 5 (2015), S. 494 – 505. Zugriff online: https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/9162/49.pdf?sequence=1 (11.04.2023).
Neidhart, Christoph, Zerbrochene Zeichen, in Süddeutsche Zeitung, 30.10.2022. Zugriff online, URL: https://www.sueddeutsche.de/kultur/kuzushiji-kuronet-genji-kanji-1.5684244# (11.04.2023).
Tsutsui, William M. (Hrsg.), A Companion to Japanese History, Malden/Mass. 2009.
Walker, Brett L., A Concise History of Japan, Cambridge 2015.
Zöllner, Reinhard, Geschichte Japans. Von 1800 bis zur Gegenwart, 4. aktualisierte Aufl., Paderborn 2022.

Fußnoten

  1. [105] Horváth, Alíz, DH in Japanese studies, Japanese studies in DH: Recent trends, tools, and concepts, in: International Journal of Digital Humanities 4 (2023), S. 213–223, S. 217.

Dr. Torsten Weber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte der japanisch-chinesischen Beziehungen und Interaktionen in der Moderne und Gegenwart, einschließlich der Geschichts- und Erinnerungspolitik. Aktuell forscht er mit einem Fokus auf John Rabes Tagebücher, wie Zeitzeugen das vom japanischen Militär in China verübte Nanking Massaker (1937/38) erlebten und erinnerten. Forschungsblog: https://rabediaries.hypotheses.org/

Michael Becker studiert Geschichte im Master of Arts an der Universität Mannheim und war von April bis Juni 2023 als Praktikant am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo tätig. Die Arbeit wurde mit Unterstützung eines Stipendiums des DAAD ermöglicht.

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Für Clio-online verfasst von:

Torsten Weber / Michael Becker

Dr. Torsten Weber ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte der japanisch-chinesischen Beziehungen und Interaktionen in der Moderne und Gegenwart, einschließlich der Geschichts- und Erinnerungspolitik. Aktuell forscht er mit einem Fokus auf John Rabes Tagebücher, wie Zeitzeugen das vom japanischen Militär in China verübte Nanking Massaker (1937/38) erlebten und erinnerten. Forschungsblog: https://rabediaries.hypotheses.org/

Michael Becker studiert Geschichte im Master of Arts an der Universität Mannheim und war von April bis Juni 2023 als Praktikant am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokyo tätig. Die Arbeit wurde mit Unterstützung eines Stipendiums des DAAD ermöglicht.