Nordeuropa

1. Geschichtswissenschaft und digitale Medien zu Nordeuropa

1.1 Einleitung

Digitale Medien spielen in der nordeuropäischen Geschichtslandschaft eine zentrale Rolle, wenngleich die Forschung selbst methodisch in einigen Bereichen noch am Anfang der Entwicklung steht.

Die Region Nordeuropa umfasst die Länder Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Färöer und Grönland. Alle Länder zeichnen sich durch eine große Offenheit gegenüber digitalen Medien und Arbeitsmethoden aus. Insbesondere bei den wichtigen nationalen Informationsanbietern wie den Nationalbibliotheken, Nationalarchiven, aber auch im Bereich der Museen, hat sich sowohl die Digitalisierung eigener Bestände, als auch die Veröffentlichung von Forschungsliteratur in frei zugänglichen Onlinemedien (Open Access) als wichtiges Arbeitsfeld etabliert.

Der Beginn der umfassenden Digitalisierungsprojekte reicht bis in die frühen 1970er-Jahre zurück. Interdisziplinär interessante, zunächst sprachwissenschaftlich ausgerichtete Projekte bildeten die Grundlage für die bis heute rasant fortschreitende Entwicklung.

Exemplarisch für diese Entwicklung in den nordischen Ländern ist das Beispiel des schwedischen Portals Språkbanken („Sprachbank“). „Språkbanken“ wurde 1975 als eigene Abteilung der Universität Göteborg eingerichtet und konnte bereits zu dieser Zeit erste Digitalisierungen langer Texte aus den 1960er-Jahren aufbauen. Der Auftrag ging von Anfang an über die reine Digitalisierung hinaus und beinhaltete auch die Entwicklung von digitalem Werkzeug, um die Ressourcen sinnvoll auswerten zu können. Mittlerweile handelt es sich bei Språkbanken um eine im In- und Ausland anerkannte Einrichtung, die im Rahmen des internationalen CLARIN-Netzwerkes die nationale Federführung für Schweden übernommen hat.

Für die historische Forschung zur nordeuropäischen Geschichte spielen die nachfolgend entstandenen umfassenden Digitalisierungsprojekte der großen Informationsanbieter – allen voran der norwegischen Nationalbibliothek mit dem seit 2007 laufenden Digitalisierungsprogramm für ihren gesamten Printbestand – die größte Rolle. In den vergangenen Jahren zeichnet sich in allen Ländern das Bedürfnis ab, das gesamte kulturelle Erbe in digitaler Form in den eigenen Institutionen, aber auch international zugänglich zu machen.

Die Ergebnisse der umfänglichen Digitalisierungsmaßnahmen werden insbesondere in den Portalen der unterschiedlichen Institutionen zugänglich gemacht. Die rege Beteiligung nordeuropäischer Institutionen in verschiedenen Bereichen der EUROPEANA zeigt das große Interesse, international wahrgenommen zu werden.

Der Anspruch, das gesamte kulturelle Erbe in digitaler Form zu erfassen, hat in diesen Ländern Ansätze zur Zentralisierung und Kooperationsversuche zwischen Bibliotheken, Archiven, Museen und Denkmalschutzbehörden befördert, die sich anhand umfassender Portale nachvollziehen lassen. Ein wichtiges Beispiel war lange Zeit das dänische Portal Kulturperler, in dem digitale Daten aus allen dänischen Institutionen zusammengetragen werden.[4] Dieses Institutionen übergreifende Portal ist mittlerweile vom Netz genommen worden. Die meisten über dieses Portal nachgewiesenen Quellen werden allerdings über die Seiten der dänischen Nationalbibliothek unter E-ressourcer nachgewiesen. Nichtsdestotrotz gibt es bislang in keinem der Länder eine einheitliche Informationsstruktur, was aufgrund der Vielzahl von Institutionen, die für das kulturelle Erbe verantwortlich zeichnen, nicht verwundert.

Das allen Ländern gemeinsame Ziel einer umfassenden Digitalisierung wird jeweils unterschiedlich umgesetzt. Die norwegische Nationalbibliothek hat mit Bokhylla einem Portal hohe Priorität eingeräumt, das in Teilen nur norwegischen Staatsbürgern und ausländischen WissenschaftlerInnen mit Sondergenehmigung zugänglich ist und die gesamte Romanliteratur bis in die Gegenwart umfasst. WissenschaftlerInnen aus Deutschland können auf dieses Portal im Rahmen einer FID-Lizenz zugreifen. Daneben wird der Ansatz, den gesamten Bestand zu digitalisieren mit großem Mitteleinsatz und unter Einbeziehung der Verlage zur Klärung der urheberrechtlichen Situation umgesetzt. In der schwedischen Nationalbibliothek wurde der Fokus stark auf Tageszeitungen und Amtsmitteilungen gelegt. Für isländische Bibliotheken stand die Digitalisierung der Sagaliteratur im Mittelpunkt, aber es gibt auch zahlreiche kleinere Digitalisierungsprojekte unter dem Dach der Nationalbibliothek. In Dänemark wurde neben demographischen Datenbanken und Zeitungen auch auf andere Medien wie Radiosendungen oder Bildmaterial fokussiert.

In allen nordeuropäischen Ländern ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen, trotzdem können HistorikerInnen, deren Fragestellungen Nordeuropa berühren, auf umfassende digitale Ressourcen zurückgreifen und in einzelnen Teilbereichen auch von umfänglichen Recherchetools profitieren. Hinzu kommt, dass in fast allen Ländern zumindest die Nationalbibliotheken, oft aber auch Universitätsbibliotheken ein umfassendes Digitisation on demand-Angebot in ihren Service integriert haben, so dass zumindest urheberrechtsfreie Druckwerke mittlerweile in großem Umfang auf Wunsch der Nutzer digitalisiert wurden.

Die wichtigsten Informationsdienstleister in den Ländern sind die Nationalbibliotheken, die nationalen Archive und die großen Museen in Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, Oslo, Reykjavík, Tórshavn und Nuuk. Daneben kommt in Dänemark der Staatsbibliothek in Aarhus mit ihrem Portal Mediestream, das allerdings teilweise nicht frei zugänglich ist, in Norwegen und Schweden den Universitätsbibliotheken und größeren Regionalbibliotheken (Fylkesbiblioteker) mit ihren jeweiligen Regionalsammlungen im Bereich der digitalen Bibliothek größere Bedeutung zu.

Neben ihren Katalogen, die in vielen Fällen mit Hilfe eines Discoverysystems direkten Zugriff auf zahlreiche online vorgehaltene Volltexte anbieten, zeichnen sich alle Institutionen durch eine hohe Affinität zu sozialen Medien aus. Sie verbreiten ihre Informationsdienstleistungen über Blogs, Facebook, besondere Abschnitte von Wikipedia, Twitter und bedienen Bildkanäle wie das schwedische Flikr umfassend mit ihrem digitalen Angebot. Zusätzlich nutzen viele der genannten Institutionen Crowdsourcing-Methoden, um interessantes Quellenmaterial auch aus privaten Beständen zu identifizieren und für die Forschung zugänglich zu machen. Besondere Ereignisse wie nationale Jubiläen – beispielsweise der „Kieler Friede“ von 1814 für Norwegen (1814 Bibliography) und das Jahr 1864 für Dänemark (1864) – bilden oft den Ausgangspunkt für umfangreiche thematische Materialsammlungen, die dann über die eigenen Portale erschlossen und angeboten werden.

Diese Art, Quellen einzusammeln und zugänglich zu machen, ist die Folge einer für die nordeuropäischen Länder typischen engen Verzahnung von wissenschaftlicher Forschung und der Geschichtsforschung ohne fachwissenschaftlichen Hintergrund. Das so orientierte Crowdsourcing ist also eine logische Fortsetzung der engen Zusammenarbeit beider Formen der Geschichtsschreibung, die sich im Printbereich deutlich in den zahlreichen lokalen Jahrbüchern zeigt, deren einzelne Aufsätze häufig von „HobbyhistorikerInnen“ und FachwissenschaftlerInnen verfasst werden.

In Deutschland ist die Nordeuropaforschung im Bereich der Geschichte mit einem jeweils eigenen Lehrstuhl an der Universität Greifswald und der Universität Kiel vertreten. Beide Lehrstühle arbeiten epochenübergreifend und sind in zahlreiche Forschungsprojekte eingebunden. Während in Kiel etwas stärker die skandinavischen Länder im Mittelpunkt stehen, fokussiert die Forschung in Greifswald mehr den Ostseeraum.

Daneben gibt es zahlreiche Lehrstühle der Nordistik/Skandinavistik, von denen insbesondere das Nordeuropainstitut an der Humboldt-Universität Berlin, das Institut für Skandinavistik und Fennnistik in Köln und das Skandinavische Seminar in Göttingen einen starken kulturwissenschaftlichen Schwerpunkt haben.

In der deutschen Informationslandschaft sind für Nordeuropa zwei Bibliotheken besonders hervorzuheben: Zum einen wurden an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die auf eine Sammeltradition finno-ugrischer wissenschaftlicher Literatur seit dem 18. Jahrhundert zurückblicken kann, von 1951 bis 2015 die Sondersammelgebiete (SSGs) Finnland und Finno-Ugristik betreut, die seit 2017 als Fachinformationsdienst Finnisch-ugrische/uralische Sprachen, Literaturen und Kulturen weitergeführt werden. Für Skandinavien bietet die Universitätsbibliothek Kiel mit ihrem traditionellen Sammelschwerpunkt wissenschaftlicher Literatur aus und über Skandinavien ein umfassendes Forschungsangebot. Auch diese Sammeltradition reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Die Bibliothek ist seit 1920 durchgängig mit einem nationalen Sammelauftrag zunächst für den Kulturkreis Skandinavien und von 1949 bis 2015 mit dem Sondersammelgebiet Skandinavien betraut. Seit 2016 ist hier der Fachinformationsdienst Nordeuropa angesiedelt.

Beide Bibliotheken pflegen neben ihren umfangreichen Printbeständen seit 2008 die Virtuelle Fachbibliothek Nordeuropa, die umfassende Recherchemöglichkeiten zum gesamten nordeuropäischen Raum bietet. In dem Portal ist eine gleichzeitige Suche über die geisteswissenschaftlichen Auszüge der Kataloge der jeweiligen Nationalbibliotheken möglich. Daneben werden in beiden Bibliotheken zahlreiche Onlineressourcen, elektronische Zeitschriften und andere Internetquellen katalogisiert und auf diese Weise zugänglich gemacht. Auf den Seiten der vifanord wird außerdem ein Terminkalender für wissenschaftliche Kongresse mit nordeuropäischen Themen gepflegt.

Der Fachinformationsdienst Nordeuropa beteiligt sich darüber hinaus an dem durch das Nordeuropainstitut an der Humboldt-Universität zu Berlin betreuten Nordic-History Blog. Hier werden wissenschaftliche Diskurse geführt und Diskussionen aus Nordeuropa vorgestellt. In der durch den FID Nordeuropa gepflegten Rubrik „Fundstücke“ wird regelmäßig über Neuigkeiten aus der nordeuropäischen Informationslandschaft berichtet.

Beide SSGs bieten außerdem einen umfangreichen Service für die Nordeuropaforschung an und stehen bei Recherchefragen, für Anschaffungs- oder auch Digitalisierungswünsche jederzeit als Ansprechpartner bereit.

Ein weiterer wichtiger Akteur im Bereich der Nordeuropaforschung ist der Fachverband Skandinavistik. Zwar sind in diesem Fachverband vorwiegend Philologen organisiert, viele von ihnen verstehen sich jedoch ausdrücklich als Kulturwissenschaftler. Vor diesem Hintergrund hat der Fachverband einen dezidiert interdisziplinären Ansatz, der sich auch bei der Themenauswahl der alle zwei Jahre stattfindenden Tagung der deutschsprachigen Skandinavistik widerspiegelt. Die Fachverbandsseite gibt einen Überblick über philologische, aber auch kulturwissenschaftliche und historische Forschungsprojekte und Veröffentlichungen und bietet zusätzlich einen Überblick über alle Lehrstühle für Nordistik/Skandinavistik im Bereich der deutschsprachigen Länder.

In Nordeuropa ist die Geschichte der einzelnen Länder jeweils an den dort beheimateten Universitäten mit eigenen Institutionen vertreten. Diese Institutionen arbeiten zu überregionalen nordeuropäischen Themen teilweise eng zusammen. Eine den ganzen Norden umfassende Zusammenarbeit manifestiert sich jedoch in keinem der permanent gepflegten Portale. Dennoch treffen sich NordeuropahistorikerInnen aus allen betroffenen Ländern alle vier Jahre auf dem „Nordisk Historikermöte“, das abwechselnd durch die nationalen HistorikerInnenverbände ausgerichtet wird. Das letzte – 29. Historikermöte – fand 2017 in Aalborg statt, das kommende Treffen ist für 2018 in Aarhus geplant. Ein Blick in das Programm gibt in der Regel einen guten Überblick über die aktuelle Forschung in den nordeuropäischen Ländern selbst.

Analog zu diesem Treffen führen auch die Fachverbände in den einzelnen Ländern in regelmäßigen Abständen nationale HistorikerInnentage durch, die sich neben der Wissenschaft auch an GeschichtslehrerInnen und LokalhistorikerInnen wenden. Die Fachverbände selbst pflegen allerdings in den meisten Ländern umfangreiche Fachportale, auf denen sich weitergehende Informationen und häufig umfangreiche Rezensionen neu erschienener historischer Werke finden.

Die Seiten des dänischen Historikerverbandes, die neben Forschungsberichten und Rezensionen auch einige kleinere Themenportale beinhalten, sind mittlerweile mit den Seiten von Historie Online zusammengeführt worden.

Die Seiten des norwegischen Fachverbandes Geschichte Den norske historiske forening transportiert weniger Inhalte, bietet aber mit zahlreichen Verweisen auf andere wichtige HistorikerInnenvereinigungen in Norwegen einen Ausgangspunkt, um einen Überblick über die norwegische Geschichtsforschung zu bekommen.

Die Seite des schwedischen HistorikerInnenverbandes Svenska Historiska foreningen ist zugleich die Website der wichtigsten schwedischen historischen Zeitschrift, der Svenska Historisk Tidsskrift.

Die Seite des isländischen HistorikerInnenverbandes, Sagnfræðingafélag Ìslands, gibt in erster Linie Informationen zur Vereinstätigkeit des Verbandes wieder. Integriert in die Seite ist eine fachwissenschaftliche Mailingliste, über die neben der Ankündigung von Terminen und Ausschreibungen auch wissenschaftliche Diskussionen geführt werden.

Die Seiten des finnischen HistorikerInnenverbands Suomen Historiallinnen Seura bilden in erster Linie die Verbandsarbeit und -zuständigkeit ab. Unter der Rubrik „Linkit“ finden sich zusätzlich zahlreiche interessante Hinweise auf Fachliteratur, relevante Blogs und fachlich interessante Verbände und Vereinigungen.

2. Digitale Informationsressourcen und Medien zu Nordeuropa

Da in allen nordeuropäischen Ländern umfangreiche digitale Ressourcen zur Verfügung stehen, aber nur sehr wenige die gesamte Region umfassende Angebote für HistorikerInnen vorhanden sind, werden im folgenden Abschnitt exemplarisch die wichtigsten Ressourcen aus einzelnen Ländern aufgeführt. Je nach aktueller Situation sind nicht in jedem Abschnitt Angebote aus allen betroffenen Ländern nachgewiesen.

2.1 Recherche

Portale

Für umfassende Recherchen zum gesamten nordeuropäischen Raum ist die bereits vorgestellte vifanord das einzige übergreifende Angebot. Daneben gibt es keine weiteren Portale, die einen Einstieg in die Informationslandschaft aller nordeuropäischen Länder gemeinsam bieten.

Allein die offizielle Zusammenarbeit der Parlamente der nordischen Länder Forening Norden bietet in ihrem Portal einen tieferen Einblick in die politische Zusammenarbeit zwischen den Ländern, aber auch die politischen Verhältnisse in den einzelnen Ländern. Für die wissenschaftliche Zusammenarbeit wurde hier ein eigener Zweig eingerichtet, auf dessen Seiten unter dem Namen NordForsk vor allem Finanzierungsmöglichkeiten für internationale Forschungsprojekte veröffentlicht werden.

Auf nationaler Ebene hingegen gibt es mehrere übergreifende Portale, die den Anspruch haben, das kulturelle Erbe der Länder zu bündeln, und die gleichzeitig weitere Portalfunktionen wie die Einbindung sozialer Medien anbieten.

Einen Einstieg in die digitalen Zeugnisse des kulturellen Erbe Dänemarks bietet auch das übergreifende Portal Danskkulturarv. Dieses Portal wird in Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Museen, Archiven und Bibliotheken aufgebaut und bietet neben digitalisierten Büchern auch Zugriff auf Bilder, Videos und Hörbeispiele. Daneben sind zahlreiche soziale Medien in das Portal integriert.

Auch in Schweden bietet das vom Nationalarchiv in Stockholm betriebene Portal Kulturarvet, hinter dem das Ziel steht, das schwedische Kulturerbe zugänglich zu machen, einen guten Überblick über digitalisierte Quellen. Zusätzlich ist dieses Portal ein guter Ausgangspunkt, um weitere Suchportale zu finden.

In Norwegen kann man zahlreiche zentralisierte Angebote nutzen, die durch lokale Portale in breitem Umfang ergänzt werden. Stellvertretend sei hier das Portal des norwegischen Kulturrats Norges Dokumentarv vorgestellt, das für sich den Anspruch erhebt, die wichtigsten Dokumente zur Geschichte Norwegens gesammelt zugänglich zu machen. Dort werden umfassende thematische Einstiege zu wichtigen historische Ereignissen bereit gestellt und wichtige Kulturtermine gesammelt.

Fachbibliographien

Studienbibliographien

Aus dem Bereich der deutschsprachigen Skandinavistik gibt es zwei übergeordnete Bibliographien, die sich in erster Linie an Studierende in den ersten Semestern richten. Beide Studienbibliographien kommen vom nordischen Institut der Universität Köln und sind trotz der philologischen Grundausrichtung interdisziplinär angelegt.

Zunächst zu nennen ist die Studienbibliographie zur neueren skandinavistischen und fennistischen Literaturwissenschaft, die als Onlineversion oder als Download zur Verfügung steht. Neben generell einführenden Werken in die Literaturwissenschaft enthält auch diese Bibliographie, nach Ländern und Gattungen untergliedert, umfassende Hinweise auf kulturwissenschaftlich einschlägige Literatur.

Neben dieser auf die neuere Philologie zugeschnittenen Bibliographie wurde in den letzten Jahren eine ähnliche Bibliographie zur Altnordistik print und online veröffentlicht. Beide Bibliographien sind in Zusammenarbeit mit SkandinavistInnen in ganz Deutschland entstanden.

Historische Bibliographien in den einzelnen Ländern

Generell zeichnen sich für den Umgang der nordeuropäischen Nationalbibliotheken, bei denen bisher in der Regel die Pflege der historischen Bibliographie des Landes angesiedelt war, die Tendenz ab, die Erstellung von Nationalbibliographien nicht mehr als Aufgabe einer eigenständigen Abteilung aufzufassen, sondern diese vielmehr in eine Katalogabfrage zu integrieren. In einigen der hier vorgestellten Fälle handelt es sich folglich um bereits abgeschlossene Online-Bibliographien, die für die Recherche wichtige Informationen enthalten. Historische Fachliteratur, die bisher gesammelt in einer Fachbibliographie erfasst war, muss in diesen Fällen nun mittels einer Katalogsuche recherchiert werden. Einige Nationalbibliotheken bieten dafür Teildatenbanken mit erweiterten Suchmöglichkeiten an.

Die norwegische historische Online-Bibliographie wird von der Nationalbibliothek herausgegeben und umfasst den Zeitraum von 1980–1997. Sie bildet die Fortsetzung der zuvor gedruckten Ausgabe und fungiert als Teildatenbank der Nationalbibliothek, in der nach Autoren oder systematisch und thematisch gesucht werden kann. Diese Bibliographie wurde 1998 abgeschlossen und muss seitdem durch eine gezielte Suche im norwegischen Verbundkatalog oria ersetzt werden.

Daneben ist die Nationalbibliothek, gemeinsam mit BIBSYS, verantwortlich für eine Bibliographie zur Geschichte der samischen Minderheit, der Samisk bibliografi, die Dokumente seit 1945 verzeichnet. In ähnlicher Weise bietet die Nationalbibliothek zu verschiedenen Themengebieten Teilkatalogsuchen an, die bibliographisch aufgebaut sind, so zum Beispiel zum Jubiläum des Grundgesetzes (1814–1914), die wiederum auf weiterführende thematische Bibliographien verweisen.[39] In Norwegen sind bei den regionalen Bibliotheken wie beispielsweise bei der Finnmark Fylkesbibliotek viele lokale Angebote zu finden, die sich auf einzelne Landesteile beziehen und somit bibliographisch wertvolle Hinweise zur Regionalforschung geben.

Auch die schwedische historische Bibliographie wurde mittlerweile durch eine spezielle Suchanfrage im nationalen Katalog LIBRIS ersetzt. Diese ist derzeit noch als Teildatenbank mit einem eigenen Sucheinstieg versehen. LIBRIS bietet für alle thematischen Teildatenbanken eine Überblicksseite, von der die Teildatenbanken nach einem Klick auf „til sökformular“ nach inhaltlichen und formalen Kriterien abgefragt werden können. Auf dieser Seite befinden sich neben der in mehreren zeitlichen Abschnitten unterteilten historischen Bibliographie auch regionale Bibliographien sowie eine Bibliographie zu Geschichte und Kultur der samischen Minderheit.[43]

Vom Polarforschungssekretariat wird außerdem eine besondere Bibliographie zur Polarforschung herausgegeben. Die Svensk Polarbibliografi liegt ab 1997 als Datenbank vor und ist in Diva eingebunden.

Die historische Bibliographie für Dänemark wird in der Dänischen Nationalbibliothek auch aktuell noch als klassische historische Bibliographie gepflegt. Von der hier verlinkten Seite der Nationalbibliothek kommt man sowohl auf den alten Teil der Bibliographie bis 1990, bei der es sich um eine eingescannte Version des Printexemplares handelt, als auch auf den neueren Teil, der als eigenständige Datenbank fungiert. Allerdings sind für beide Teile der Bibliographie unterschiedliche Suchmethoden nötig, die – nur auf dänisch – auf der Einstiegsseite erklärt werden.

In FENNICA, der finnischen Nationalbibliographie, werden Monographien, Serien, Karten und andere Medien aus dem In- und Ausland, die einen inhaltlichen Bezug zu Finnland haben, erfasst. Eine eigene historische Bibliographie wird nur als Liste auf den Seiten der Fachgesellschaft angeboten.

Relevante Literatur zur Geschichte und Kultur Grönlands findet man in der Datenbank Grönlandica.

Bibliothekskataloge

In Deutschland bieten die Kataloge der beiden Fachinformationsdienste FID Nordeuropa in Kiel und FID Finnisch-ugrische/uralische Sprachen, Literaturen und Kulturen in Göttingen einen gut gegliederten systematischen Einstieg in die thematische Suche zur Geschichte Nordeuropas. Beide Katalogausschnitte sind auch in die Metasuche der oben beschriebenen vifanord integriert, die zusätzlich für den gesamten Bereich umfassende Neuerwerbungslisten anbietet. Das FID Nordeuropa hat zusätzlich innerhalb von DBIS eine eigene Sammlung von Skandinavien betreffenden Datenbanken angelegt, die unter dem Kieler Einstieg für DBIS abrufbar ist. Hier finden sich auch zahlreiche für die historische Forschung relevante Datenbanken, deren Inhalt auf der Suchseite von DBIS kurz zusammengefasst dargestellt ist.

In den einzelnen nordeuropäischen Ländern bieten die Kataloge der Nationalbibliotheken in allen Fällen einen guten Ausgangspunkt für tiefergehende Recherchen. Der Katalog der Königlich Dänischen Nationalbibliothek bietet dank des dahinter liegenden Discoverysystems zahlreiche thematische Sucheinstiege an, die auch Volltexte in das Angebot integrieren. Im Katalog der norwegischen Nationalbibliothek sind mit Hilfe eines Discoverysystems ebenso zahlreiche Volltexte abrufbar.

Die Königliche Bibliothek in Schweden hat ihre Sammlungen in unterschiedlicher Weise zugänglich gemacht. Neben dem Katalog der Nationalbibliothek Regina werden viele Daten nur im nationalen Verbundkatalog LIBRIS nachgewiesen.

Der Katalog der finnischen Nationalbibliothek ist mittlerweile in mehrere Fachkataloge unterteilt. Um in den Beständen der Nationalbibliothek zu suchen, bietet sich Helka, der gemeinsame Katalog der Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Helsinki an. Der Verbundkatalog Melinda bietet darüber hinaus eine Metasuche über die Kataloge sämtlicher finnischer Bibliotheken. Der Katalog der isländischen Nationalbibliothek ist zugleich der Katalog der Universitätsbibliothek von Reykjavík. Der isländische Verbundkatalog Gegnir umfasst außerdem die Kataloge der meisten isländischen Bibliotheken einschließlich der öffentlichen Bibliotheken sowie der Spezial- und Schulbibliotheken.

Für die Färöerinseln bietet der Katalog der färöischen Nationalbibliothek den wichtigsten Sucheinstieg. Ähnlich ist die Situation in Grönland wo die Suche für den Katalog auf der Hauptseite der Nationalbibliothek angesiedelt ist.

Webkataloge und Suchmaschinen

Neben den bereits vorgestellten Bibliothekskatalogen der nordeuropäischen Nationalbibliotheken gibt es in einigen Ländern Suchmaschinen, die sich dadurch auszeichnen, dass hier auf nationalem Niveau in einer Metasuche gleichzeitig in Bibliothekskatalogen, Archiven und Museen gesucht werden kann.

Das schwedische Portal Sondera ist ein besonders gutes Beispiel dafür, weil hier im nationalen Verbundkatalog LIBRIS, in der Datenbank der schwedischen Archive und in der schwedischen Mediendatenbank gleichzeitig gesucht werden kann.

Einen spezialisierten Zugriff auf die Archiv- und Handschriftensammlungen der Nationalbibliothek und der schwedischen Forschungsbibliotheken bietet das Portal Ediffah, in dem schwedische Handschriften, Briefe, Tagebücher und ähnliche ältere Materialien nachgewiesen werden.

Auch in Finnland gibt es mit dem Portal Finna ein übergreifendes Portal, in dem die Inhalte der finnischen Archive, Bibliotheken und Museen zentral nachgewiesen werden.

Island bietet mit Leitir ein übergreifendes Suchportal, dessen Kern eine Metasuche über die wichtigsten Bibliothekskataloge, Forschungsarchive und Museen beinhaltet.

Archive

Auch die Archive in den nordeuropäischen Ländern sind mittlerweile mit umfangreichen Findmitteln und Portalen im Internet präsent. In den größeren Ländern (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland) gliedern sich die Archive zumeist in nationale und staatliche Regionalarchive auf. Die Bestände sind überwiegend anhand eines gemeinsamen Sucheinstiegs durchsuchbar.

In Dänemark gibt es sechs staatliche Archive, zu denen neben dem Rigsarkiv das Landsarkivet for Fyn, Landsarkivet for Nørrejylland, das Landsarkivet for Sønderjylland, das Dansk Data Arkiv und das Erhvervsarkivet zählen. Diese sechs Archive stellen mit Arkivalieronline in einer eigenen Datenbank insbesondere digitalisierte Kirchenbücher und Volkszählungslisten zur Verfügung. Daneben pflegt das Rigsarkiv mit der Datenbank aller staatlichen Archive Daisy, eine weitere Datenbank, die online wie ein Findbuch fungiert, auf diese Weise die Bestellung von Archivalien in den Lesesaal ermöglicht und für den Fall, dass ein Digitalisat vorliegt, den Text direkt zur Verfügung stellt. Für die Suche in Regional- und Stadtarchiven steht mit Arkiv.dk ein Portal zur Verfügung, in dem mit gezielten Suchanfragen nach Orten und Personen oder auch thematisch nach Archivmaterial recherchiert werden kann. Soweit ein Digitalisat vorliegt, sind die Archivalien auch online verfügbar.[70]

In ähnlicher Weise wird in Schweden der übergreifende Zugriff auf Archivmaterialien auf verschiedenen Wegen und in erster Linie durch das Riksarkiv zur Verfügung gestellt. Im Digitala Forskarsalen wird eine Recherche in Registern, Beständen und Datenbanken des Reichsarchivs ermöglicht, die seit dem 01.02.2018 kostenfrei ist. Mit Hilfe der Nationell Arkivdatabas werden Informationen über sämtliche Archive in Schweden und deren Bestände nachgewiesen. Daneben haben einige schwedische Regionalarchive – oft zusammen mit den entsprechenden Bibliotheken – lokalhistorische Portale aufgebaut, die häufig zusätzlich wissenschaftliche Blogs oder anderen soziale Medien integrieren. Ein gutes Beispiel für solch übergeordnete Portale ist das Kulturarv Västernorrland. Unter einzelnen Rubriken wie „Sammlungen“, „Lesenswertes“, „thematische Links“ und „Tipps und Hilfe“ werden weitere Informationen zu der entsprechenden Region veröffentlicht.

Das norwegische Archivwerk, das aus dem Riksarkiv, den acht staatlichen Regionalarchiven, dem samischen Archiv und dem norwegischen Gesundheitsarchiv besteht, stellt mit Digitalarkivet digitalisierte Dokumente, Fotos und Tonaufnahmen kostenlos zur Verfügung. Auch in Norwegen kann mit Arkivportalen zusätzlich eine Metasuche über die Kataloge sämtlicher norwegischen Archive realisiert werden. In diesem Portal findet sich ferner eine Übersicht über alle regionalen Institutionen mit Archivcharakter, die ihrerseits wiederum zahlreiche interessante Portale mit unterschiedlichen Sucheinstiegen aufgebaut haben.

In Finnland steht mit dem vom finnischen Archivwerk betriebenen Suchportal Digitaaliarkisto ein Suchportal über alle digitalisierten Bestände zur Verfügung.

Museen

Die nordeuropäische Museumslandschaft ist in den Ländern weit verzweigt und bietet kein Einstiegsportal mit einer breiten Übersicht über ganz Nordeuropa. In den einzelnen Ländern allerdings sind gerade die großen Nationalmuseen zahlreiche Kooperationen mit Museen aber auch anderen kulturellen Institutionen eingegangen, aus denen umfangreiche Portale hervorgegangen sind, von denen hier die wichtigsten dänischen, norwegischen und schwedischen Seiten vorgestellt werden.

In Dänemark steht keine übergreifende Museumsübersicht zur Verfügung. Das Nationalmuseum in Kopenhagen allerdings übernimmt zahlreiche nationale Aufgaben auch im Bereich der Wissenschaft und ist damit vielleicht die wichtigste Institution, die auch über umfangreiche digitale Sammlungen und Datenbanken zu unterschiedlichen wissenschaftlich relevanten Themen verfügt.

In Schweden kann mit dem Informationssystem Carlotta auf die Kataloge zahlreicher schwedischer Museen und Archive direkt zugegriffen werden. Diese Museen pflegen das Metasuchsystem Kringla, das umfangreiches Informationsmaterial der einzelnen Museen bündelt.

Mit der Plattform Digitalt Museum wurde zusätzlich eine gemeinsames norwegisch-schwedisches Museumsportal geschaffen, wobei die norwegischen Seiten mit derzeit 135 Museen wesentlich stärker inhaltlich gepflegt werden. Für Norwegen bietet zusätzlich die gemeinsame Seite der Universitätsmuseen, die oft große Forschungsabteilungen beherbergen, einen Überblick über die zahlreichen Sammlungen. Zusätzlich kann hier in den durch die einzelnen Museen betriebenen Fachdatenbanken gleichzeitig gesucht werden.

Mit der Seite Museo Finna, wird eine gemeinsame Suche über die Datenbanken der finnischen Museen, Archive und Bibliotheken angeboten.

2.2 Kommunikation

Wie bereits beschrieben, nutzen alle nordeuropäischen Institutionen wie Archive, Bibliotheken und Museen in hohem Maße die Möglichkeit, die Inhalte ihrer Sammlungen über soziale Medien zu verbreiten und zu erweitern.

Allein auf den genannten Seiten der Fachverbände finden sich Übersichten über fachlich relevante Blogs. Im deutschsprachigen Bereich ist insbesondere das durch das Nordeuropainstitut an der Humboldt-Universität Berlin betreute Nordic History Blog der zentrale Anlaufpunkt für wissenschaftliche Diskussionen zur nordeuropäischen Geschichte im Netz. In diesem Blog wird außerdem vom FID Nordeuropa jährlich einmal eine Liste aktueller wissenschaftlicher Blogs aus den nordeuropäischen Ländern vorgestellt, die sich mit dem Schlagwort „Blog“ abrufen lässt. Die weitaus meisten der hier nachgewiesenen Blogs gehören in den Bereich der Ur- und Frühgeschichte oder der Archäologie, aber auch zahlreiche geschichtswissenschaftliche Blogs, die durch wissenschaftliche Institutionen, Museen oder Archive betrieben werden, werden hier zentral aufgelistet. Daneben kommentiert die Redaktion des Nordeuropaforums. Zeitschrift für Kulturstudien in einem eigenen Blog das politische Zeitgeschehen in Nordeuropa.

Innerhalb des einst größeren Angebotes an Mailinglisten nimmt die ebenfalls durch das Nordeuropainstitut betreute Skantysk-Liste für die Nordeuropaforschung in Deutschland derzeit die wichtigste Rolle ein.

2.3 Digitale Medien

Digitale Medien spielen in Nordeuropa eine ständig wachsende Rolle. Zentrale Nachschlagewerke wie Wörterbücher oder bibliographische Werke, aber auch viele Quellensammlungen liegen immer öfter als Datenbank oder anderweitig online vor.

Digitale Nachschlagewerke

Seit einiger Zeit sind die wichtigsten biographischen Nachschlagewerke aus den einzelnen Ländern online verfügbar. Neben der Onlineversion des Schwedischen Biographischen Lexikons steht auch das Norwegische Biographische Lexikon frei im Netz. Gleichermaßen steht das Dänische Biographische Lexikon als freie Datenbank mit Suchfunktionen zur Verfügung; für Finnland ist das Biografisk Leksikon för Finland mittlerweile frei zugänglich.

Ein besonderes Nachschlagewerk pflegt das schwedische „Riksantikvariat“ (oberstes nationales Denkmalsschutzamt) mit seinem Portal Kulturminnesøk, das über 115.000 geschützte Gebäude und kulturelle Denkmäler auflistet und beschreibt.

Digitale Quellen und Publikationen

Bei der Herausgabe digitaler Quellen spielen die Nationalbibliotheken und Nationalarchive mit ihren umfassenden Sammlungen die Hauptrolle. Neben den bereits vorgestellten Bibliothekskatalogen und Portalen, die alle den Zugriff auf digital vorhandene oder digitalisierte Quellen ermöglichen, sollen im folgenden Abschnitt einige noch nicht erwähnte Portale vorgestellt werden.

Editionen und Spezialsammlungen

Wie oben beschrieben, werden in den einzelnen Ländern sehr unterschiedliche Medientypen bei den großen Digitalisierungsprojekten vorrangig behandelt. Daneben haben einige Universitätsbibliotheken ihre historischen Bestände digitalisiert und bieten für diese Sammlungen eigene Sucheinstiege an, die im nationalen Verbundkatalog nicht eigens ausgewiesen sind.

Nennenswert ist an dieser Stelle die durch die schwedische Nationalbibliothek aufgebaute Sammlung digitalisierter schwedischer Tageszeitungen. Einen Überblick über digitalisierte Zeitungen in Dänemark und die unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten gibt die dänische Nationalbibliothek auf ihrer Seite Danske aviser. Nicht alle Zeitungen sind frei zugänglich. Für Finnland bietet die Nationalbibliothek mit Den Historiske Tidningsbibliotek Zeitungen aus dem Zeitraum von 1771–1910 als Digitalisat mit freiem Zugriff an. In Dänemark steht mit dem Portal Statens Netbibliotek ein Zugang zu historischen und aktuellen Dokumenten der staatlichen Verwaltung zur Verfügung.

Die Universitätsbibliothek Bergen hat mit Krigstrykk neben der weiter unten vorgestellten Sammlung „alter Druck“ auch eine eigene Datenbank mit digitalisierten Drucken aus der Zeit des zweiten Weltkriegs aufgebaut, die viele interessante Quellen in digitalisierter Form enthält. Basierend auf ihren historischen Beständen stellt auch die Universitätsbibliothek in Trondheim eine umfangreiche, thematisch geordnete digitale Sammlung zur Verfügung.

Retrodigitalisierte Quellensammlungen

Da sich die Nationalbibliotheken aller nordeuropäischen Länder zum Ziel gesetzt haben, wichtige Quellen zur eigenen Geschichte zu digitalisieren, sollen im Folgenden nur die Einstiegsseiten zu den wichtigsten nordeuropäischen Sammlungen genannt werden.

Die größte Sammlung dänischer Handschriften und anderer Dokumente hat die Nationalbibliothek digitalisiert und unter dem Stichwort E-Manuskripter veröffentlicht. Daneben stellt die dänische Sprach- und Literaturgesellschaft mit Diplomatarium Danicum eine Sammlung mittelalterlicher Quellen, die in die dänische Gegenwartssprache übersetzt wurden, in einer textkritischen Ausgabe zur Verfügung.

Die wichtigsten isländischen Mittelalterhandschriften finden sich zum einen bei dem Institut Stofun Árnu Magnússonar zum anderen in der Datenbank Handrít, die gemeinsam von der isländischen Nationalbibliothek, dem genannten Institut und der Universität Kopenhagen (Arnamagnænske Samling) aufgebaut wird.

Den besten Überblick über große retrodigitalisierte Sammlungen der finnischen Nationalbibliothek bietet deren neu eingerichtete Seite DIGI - Kansalliskirjaston digitoidut aineistot.

Spezifische Quellen: Fotos, audio-visuelle Quellen, Objekte, Karten etc.

Wie eingangs erwähnt, sind einige nordeuropäische Bibliotheken beim europäischen Portal Europeana mit großen Sammlungen beteiligt. Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege, das Riksantikvarieämbetet, präsentiert mit 800.000 Digitalisaten die größte freie Sammlung auf Europeana. Norwegen steht mit 1,3 Millionen veröffentlichten digitalisierten Objekten aus dem norwegischen Kulturerbe an neunter Stelle der beitragenden Länder, allein in der Rubrik Sounds hat der norwegische Kulturrat mehr als 300 Klangbeispiele eingestellt.

Darüber hinaus stellen alle maßgeblichen Institutionen in Nordeuropa in großem Umfang Bildmaterial in eigenen Datenbanken zur Verfügung. Den besten Überblick ermöglicht eine Suche in der Kieler Ansicht des Portals DBIS, wenn man anschließend in der erweiterten Suche bei Fachgebieten auf den FID Nordeuropa und im Bereich Datenbanktypen auf „Bilddatenbank“ eingrenzt. Auf diese Weise lassen sich auch andere Datenbanktypen aus der Sammlung des FID Nordeuropa überblicksartig für die gesamte Region abrufen.

Einen besonderen Bereich bilden die digital vorliegenden Kartenwerke aus Nordeuropa. Beispielhaft sei hier der Historisk Atlas aus Dänemark erwähnt, für den die Lancierung der überarbeiteten Ausgabe für 2016 geplant ist. Dieser Atlas bildet für das südliche Dänemark archäologische Funde, Denkmäler, die Geschichte der Höfe, Dörfer, Kirchen und Schiffswracks ab und enthält neben Karten und Videos auch über 15.000 Fotos.

Elektronische Zeitschriften

Eine große Anzahl elektronischer Zeitschriften aus Nordeuropa sind mittlerweile in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) aufgenommen. Dort müssen sie allerdings unter ihrem Titel gesucht werden, weil derzeit für den Bereich der Geschichte kein eigener Auszug für Nordeuropa vorhanden ist.

Daneben werden von fast allen Nationalbibliotheken ähnliche Portale für das jeweilige Land betrieben, die an einigen Stellen auch freien Zugriff auf einige Texte erlauben.

In Dänemark werden durch die Nationalbibliothek gleich mehrere Sucheinstiege gepflegt. Hinter dem Sucheinstieg E-tidsskrifter verbirgt sich eine alphabetisch und thematisch sortierte Liste der online publizierten dänischen Periodika, teilweise im Volltext. Mit E-Ressourcer-Danske tidsskrifter wird eine zusätzliche Sammlung zahlreicher retrodigitalisierter kulturwissenschaftlicher Zeitschriften gepflegt.

Laufende norwegische wissenschaftliche E-Zeitschriften lassen sich am besten über das Portal der Nationalbibliothek norske Aviser og tidsskrifter på internett ermitteln, während mit Norart zusätzlich eine bibliographische Datenbank zur Recherche in norwegischen Zeitschriftenartikeln zur Verfügung steht.

In Schweden steht mit der Portalseite Söka dagstidninger og tidskrifter auf den Seiten der Nationalbibliothek eine Einstiegsseite zu verschiedenen Recherchen über E-Zeitschriften bereit.

In Finnland bietet der Einstieg Aikakauslehdet auf den Seiten der digitalen Sammlungen der Nationalbibliothek einen Recherchezugang zu den digital vorgehaltenen Zeitschriften, insbesondere den digitalisierten älteren Zeitschriften. Daneben ist für die aktuelle Artikelsuche mit Elektra ein eigenes, jedoch nicht frei zugängliches Suchportal vorhanden.

Mit timarit schließlich steht für Island eine elektronische Zeitschriftendatenbank zur Verfügung, die in weiten Teilen auch färöische und grönländische Zeitschriften mit erfasst. Nicht alle Zeitschriften sind jedoch frei zugänglich.

Elektronische Publikationen

Elektronische Publikationen nehmen in den nordeuropäischen Ländern einen immer größeren Raum ein. Der Zugriff auf lizenzierte Materialien ist aus Deutschland an vielen Stellen noch schwierig – einzelne bisher aber überwiegend philologisch ausgerichtete Angebote werden aber durch die FID-Bibliothek mittlerweile bereit gestellt.

Neben der Veröffentlichung lizenzpflichtigen Materials ist die Diskussion um Open Access in den nordeuropäischen Ländern weit fortgeschritten. Wie schon bei der Darstellung der vielen Portale und Sammlungen deutlich wurde, sind viele neu verfasste Texte auch in freiem Zugriff zu erreichen. Eine große Anzahl solcher Text lässt sich über die vifanord abrufen, da hier die Katalogisate aus den Nationalbibliotheken ebenso angezeigt werden, wie die mittlerweile hohe Zahl an durch die SSG-Bibliothek katalogisierten Volltexte.

Daneben gibt es in allen Ländern Publikationsserver für wissenschaftliche Literatur, auf denen in erster Linie Qualifikationsarbeiten, aber auch andere wissenschaftliche Texte vorgehalten werden. Hier werden die wichtigsten nationalen Publikationsserver kurz vorgestellt, wobei neben diesen auch zahlreiche ähnliche Angebote bei wissenschaftlichen Institutionen existieren, auf denen ganze wissenschaftliche Reihen veröffentlicht werden. Diese im Einzelnen aufzuzählen, würde zu weit führen, zumal auch hier die wichtigsten über die genannte Metasuche der vifanord mit abgefragt werden können.

Für Dänemark steht mit Den Danske Forskningsdatabase eine zentrale Datenbank zur Verfügung, die wissenschaftliche Aufsätze, Qualifikationsarbeiten, Tagungsberichte und Unterrichtsmaterial enthält. In Schweden wurde neben zahlreichen kleineren Servern mit SwePub ein zentraler Publikationsserver für die wissenschaftlichen Publikationen von Universitäten und Hochschulen aufgebaut. Für Norwegen verbirgt sich hinter NORA (Norwegian Open Research Archives) ein ähnliches Angebot. Für Finnland betreut die Nationalbibliothek mit Doria ein Repositorium, das die Volltexte aus den wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen enthält. Einige der Teilbereiche sind allerdings zugangsbeschränkt.

Thematische Websites, multimediale Publikationen

Wie bereits in der Einführung unter dem Aspekt des „Crowdsourcing“ angeführt, gibt es insbesondere in Dänemark, Schweden und Norwegen eine starke Tendenz, Zeitzeugenberichte zu sammeln und als Teil eines eigenen Sammlungsauftrags zu verstehen.

In Dänemark finden sich zahlreiche Portale mit lokalem Hintergrund, in denen diese Quellensammlungen veröffentlicht werden. Stellvertretend sei hier das Portal Erindringer des Stadtarchivs in Kopenhagen genannt, das mittlerweile mehr als 2000 teilweise mit Fotos versehenen Erinnerungsberichte von Einwohnern Kopenhagens zu verschiedenen historischen Ereignissen bündelt, zugänglich macht und gleichzeitig offensiv um Mithilfe beim Sammeln von Erinnerungen auffordert. Für lokalhistorische Untersuchungen lohnt sich in Dänemark in jedem Fall der Blick auf die ähnlich angelegten Portale aus den verschiedensten Städten und Regionen.

In Schweden werden die auf diese Weise gesammelten „privaten“ Quellen mit Hilfe der Plattform Platsr durch das Riksantikvarieämbetet veröffentlicht. Hier werden gezielt Erinnerungen und Berichte gesammelt, die mit schwedischen Plätzen und Orten verknüpft sind.

Eine etwas andere Form der Sammlung privater Quellen bietet in Norwegen das Portal des Norsk Kulturråd (Norwegischer Kulturrat) an. Auf der Plattform Digitalt fortalt finden sich über 3000 Erinnerungsberichten von norwegischen Zeitzeugen zu verschiedenen wichtigen Ereignissen der Geschichte. Daneben steht – für LokalhistorikerInnen sicherlich oft sehr spannend – das vom norwegischen Arkivverk betriebene Portal Digitalpensjonatet eine Art Webhotel, in dem digitalisierte Archivalien privater Personen eingestellt werden und anschließend frei zugänglich durchsuchbar sind. Ähnlich wie in den anderen Ländern gibt es auch in Norwegen zahlreiche lokale Portalangebote mit dem Anspruch, Zeitzeugenerinnerungen zu einem bestimmten Ort zu sammeln, wie beispielsweise das vom Stadtarchiv Bergen gepflegte Portal zum Stadtteil Årstad, in dem Erinnerungen, Fotos und Dokumente zu dem Stadtteil gesammelt und veröffentlicht werden.

Daneben bieten einzelne wissenschaftliche Institutionen in ihren Portalen umfassende Informationen, bei denen unterschiedliche Materialtypen thematisch an einer Stelle zusammengeführt werden. Besonders hervorzuheben sind dabei zwei Portale, die sich mit der Auswanderung aus Skandinavien seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre hinein beschäftigen. Neben dem oben genannten norwegischen Portal zur Auswanderung sind auch die Seiten des dänischen Auswandererarchivs Det Danske Udvandrerarkiv ähnlich umfangreich und mit zahlreichen Materialzugriffen ausgestattet.

Ein weiteres besonderes Themenportal wurde durch die staatlichen dänischen Archive zu einem derzeit brisanten Forschungsthema aufgebaut. Das Portal Vestindien - Kilder til Historien bietet umfassende Recherchemöglichkeiten zur Geschichte der ehemaligen dänischen Kolonie Dänisch-Westindien. Bis März 2017 sollen in dieser Datenbank 5 Millionen digitalisierte Originaldokumente zugänglich gemacht werden.

Ein weiteres Forschungsportal kommt von der Seefahrtsgeschichtlichen Sammlung der staatlichen maritimen Museen in Stockholm. Auf der Seite der Sjöhistoriska Samlingar werden zahlreiche Bilder und andere Materialien zugänglich gemacht.

3. Zusammenfassung und Ausblick

Der Umfang digital zugänglicher Informationsressourcen in den nordeuropäischen Ländern ist sehr umfangreich, so dass es oft schwer ist, den richtigen Sucheinstieg für die Recherche auszuwählen. Trotz aller Bestrebungen, das vorhandene Material in den einzelnen Ländern strukturiert zugänglich zu machen, finden sich innerhalb der Länder immer noch verschiedenste Portale und Plattformen, deren Inhalte und Zielrichtungen sich nicht sofort erschließen. Die wichtigsten Anlaufpunkte sind in allen Fällen die Nationalbibliotheken und Nationalarchive, dennoch lohnt sich abhängig vom Thema der Blick in die regionalen Angebote. Gleichzeitig ist das digitale Informationsangebot an vielen Stellen noch in der Aufbauphase, so dass in den kommenden Jahren weitere Angebote hinzukommen und die vorhandenen in einigen Fällen umstrukturiert oder in neuen Portalen zugänglich werden dürften. Bereits 2016 sind sowohl im norwegischen Verbundsystem BIBSYS als auch in der schwedischen Nationalbibliothek umfassende technische Umstrukturierungen zu erwarten, die sich vermutlich auch auf deren Sucheinstiege auswirken dürften.

In den nordeuropäischen Ländern selbst fehlt ein übergreifender Überblick oder Sucheinstieg zur Gesamtregion „Nordeuropa“; dies wird derzeit vor allem durch die vifanord aufgefangen. Aber auch hier fehlt derzeit noch ein umfangreicher Zugriff auf lizenzpflichtige Materialien – seien es E-Books, Volltexte oder Datenbanken. An dieser Stelle plant die Kieler FID-Bibliothek, zukünftig weitere Angebote zugänglich zu machen. Der Antrag für einen „Fachinformationsdienst Nordeuropa“ wurde von der DFG bewilligt und die UB Kiel arbeitet insbesondere im Bereich der FID-Lizenzen daran, diese Situation langfristig zu verbessern.

Literaturhinweise

Nygren, Thomas; Foka, Anna; Buckland, Philip, The Status Quo of Digital Humanities in Sweden: Past, Present and Future of Digital History, in: H-Soz-Kult, 23.10.2014, http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2402.
Ore, Espen, Some thoughts on Digital Humanities in Norway, in: H-Soz-Kult, 13.11.2014, http://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-2442.

Marion Hartwig ist Nordeuropahistorikerin und Nordistin und Mitarbeiterin im Fachinformationsdienst Nordeuropa an der Universitätsbibliothek Kiel mit der Zuständigkeit für E-Medien.Ruth Sindt ist Fachreferentin für den Fachinformationsdienst Nordeuropa an der Universitätsbibliothek Kiel. Sie ist Historikerin und Nordistin und hat zu einem Thema in der Nordischen Geschichte promoviert. Daran schloss sich ein Bibliotheksreferendariat in Kiel und München an.

Fußnoten

  1. [4] Diese Zentralisierung hat sich in Dänemark auch auf die Archivstruktur niedergeschlagen, auf der Seite http://www.arkiv.dk können lokale und regionale Archive über eine gemeinsame Suchmöglichkeit gebündelt abgefragt werden.
  2. [39] Erwähnenswert ist hier eine Übersicht von Bibliographien zur Auswanderung aus Norwegen nach Amerika, die sich auf den Seiten eines Portals zur Geschichte der Auswanderung befinden: http://www.nb.no/emigrasjon/n_biblio.html. Diese Bibliographien sind zwar zum Teil recht alt, dennoch aber online vorhanden und enthalten viele wichtige Literaturhinweise.
  3. [43] Derzeit kann zusätzlich noch auf die durch die Nationalbibliothek aufgebaute historische Bibliographie zugegriffen werden, die als Teil des alten Katalogs der Nationalbibliothek – Regina – erschienen ist http://shb.kb.se/F/?func=file&file_name=find-b&local_base=shb und historische Literatur, die zwischen 1771 und 2010 erschienen ist, erfasst.
  4. [70] Um die Struktur der lokalen Archive zu erfassen, wurde zusätzlich ein eigenes Suchsystem Arkivvejviseren entwickelt, mit dessen Hilfe die zahlreichen Seiten regionaler Archive, die häufig auch thematische Suchen anbieten, ermittelt werden können.

Zitation: Marion Hartwig / Ruth Sindt, Nordeuropa, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018 (=Historisches Forum, Bd. 23), S. D.16-1 – D.16-29, DOI: 10.18452/19244.


Für Clio-online verfasst von:

Marion Hartwig / Ruth Sindt

Marion Hartwig ist Nordeuropahistorikerin und Nordistin und Mitarbeiterin im Fachinformationsdienst Nordeuropa an der Universitätsbibliothek Kiel mit der Zuständigkeit für E-Medien.

Ruth Sindt ist Fachreferentin für den Fachinformationsdienst Nordeuropa an der Universitätsbibliothek Kiel. Sie ist Historikerin und Nordistin und hat zu einem Thema in der Nordischen Geschichte promoviert. Daran schloss sich ein Bibliotheksreferendariat in Kiel und München an.