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Clio-Guide: Zeitungen und Zeitungssammlungen

Astrid Blome, Clio-Guide: Zeitungen und Zeitungssammlungen, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, hrsg. von Silvia Daniel, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Claudia Prinz, Annette Schuhmann, Silke Schwandt, 3. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2023–2024, https://doi.org/10.60693/s2b3-h822

1. Einleitung

Der digitale Wandel verdrängt die gedruckte Zeitung als aktuelles Informationsmedium zunehmend vom Markt. Als historisiertes Objekt ist die Zeitung hingegen ein relevantes und viel genutztes Forschungsobjekt. Der Forschung stehen immer umfangreichere digitale und digitalisierte Quellenkorpora zur Verfügung, die bisher oftmals lückenhaft und uneinheitlich überliefert oder schwer zugänglich waren. Das gilt insbesondere für gedruckte Zeitungen[1] und Zeitschriften, die in digitalisierter Form wieder neue Relevanz als Forschungsobjekt und -gegenstand erfahren. Als digitale Objekte sind sie nicht nur besser handhabbar als das papierene Original, sondern die Forschung profitiert von den Möglichkeiten und Methoden der Digital Humanities, indem beispielsweise quantifizierende Forschungsvorhaben oder Längsschnittstudien mit computergestützten Analyse- und Visualisierungsverfahren auch über die Keyword-Suche, das Browsing oder das close reading hinaus leichter durchführbar werden. Daraus folgt zum einen eine Schwerpunktverlagerung in der Forschung mit Zeitungen als historischen Quellen, indem zunehmend digitalisierte und digitale Textkorpora statt einzelner Texte zum Untersuchungsgegenstand werden können. Zum anderen unterliegt die Zeitung als digitalisierte Quelle einem mehrstufigen Transformationsprozess vom analogen Original zum digitalen Objekt, der die Distanz zur Quelle vergrößert und ihr einen anderen Charakter verleiht. Diese digitale Quelle kann und muss anders gelesen und analysiert werden als die analoge Quelle, wodurch auch neue Anforderungen an die Quellenkritik zu stellen sind.[2]

Obwohl Deutschland die wohl weltweit vielfältigste – historische – Presselandschaft aufweist und die Retrodigitalisierung der historischen deutschen und deutschsprachigen Presse im 21. Jahrhundert stark zugenommen hat, ist bisher nur ein geringer Teil online frei zugänglich. Gemessen an der Gesamtzahl der Titel, die seit dem 17. Jahrhundert erschienen sind, liegt der digital verfügbare Anteil bei wenigen Prozent. Unterrepräsentiert sind beispielsweise spezifischere Formen wie Intelligenz- oder Anzeigeblätter, Kalender, Almanache und andere Periodika, die in ihrer physischen Überlieferung ebenso stark gefährdet sind wie Zeitungen und Zeitschriften. Der zeitliche Schwerpunkt der digital frei verfügbaren Zeitungen umfasst das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik. Das entspricht in etwa der pressehistorischen Entwicklung: dem exponentiellen Wachstum und der politischen und sozialen Ausdifferenzierung des Marktes der Tagespresse in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, der Vielfalt der deutschsprachigen Tagespresse rund um die Jahrhundertwende sowie dem radikalen Einschnitt im Nachrichten- und Informationsangebot durch den Nationalsozialismus ab 1933. Die digitale Bereitstellung von Quellen aus der NS-Zeit wird mit juristischen und (kultur)politischen Argumenten weiterhin kontrovers diskutiert,[3] sodass die vor allem qualitativ, aber auch quantitativ massiv eingeschränkte Presse der Jahre 1933 bis 1945 in den Online-Portalen digitaler Zeitungssammlungen nur ausschnittweise zugänglich ist.

Nach herrschender Rechtsauffassung gelten derzeit nur Zeitungen, die vor 1920 erschienen sind, als urheberrechtsfrei. Zeitungen bzw. genauer: die darin enthaltenen Beiträge und Artikel sind urheberrechtlich 70 Jahre nach dem Tod der Autorin / des Autors geschützt, weshalb Zeitungen, die nach 1945 erschienen sind, in der Regel nicht frei im Internet verfügbar sind. Selbst die Retrodigitalisierung (noch) älterer Bestände kann eingeschränkt werden, wenn die besitzenden Verlage oder ihre Rechtsnachfolger kommerzielle Interessen verfolgen und kostenpflichtige Dienstleistungen wie Archivrecherchen oder Reproduktionen anbieten. Für kleinere Lokal- und Regionalzeitungen mit vergleichsweise geringer Auflage und Reichweite lohnt sich die Investition in eine vollständige Retrodigitalisierung kaum, sodass sie nur in Ausnahmefällen als digitale oder retrodigitalisierte Zeitungen vorliegen. So besteht insgesamt eine „digitale Lücke“ von rund 50 Jahren für Zeitungen vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Beginn der digitalen Produktion Mitte der 1990er Jahre.[4]

Eine weitere, erhebliche Einschränkung der Forschung bewirkte die Novellierung des Urheberrechts 2018, das auch die Verbreitung von Reproduktionen urheberrechtlich geschützten analogen Quellenmaterials als wissenschaftliche Dienstleistung für Zeitungen nahezu vollständig unterbindet.[5] Nach 1945 erschienene, digitalisierte Zeitungen können daher wie E-Paper in der Regel nur an Einzelarbeitsplätzen in Bibliotheken und Archiven oder kostenpflichtig aus Verlagsarchiven abgerufen werden.

2. Zeitungen als historische Quellen

2.1 Zur Geschichte der Zeitungen im deutschsprachigen Raum

Zeitungen sind die ältesten, periodisch erscheinenden, tagesaktuellen und öffentlich zugänglichen (Massen)Medien. Sie entwickelten sich aus den handgeschriebenen Wochenzeitungen, die von professionellen Nachrichtenhändlern (Novellanten) ebenso wie von Privatpersonen oder Amtsträgern im Umfeld der Höfe und des Militärs zusammengestellt und regelmäßig bzw. im Abonnement vertrieben wurden.

Als Definitionskriterien einer Zeitung werden in der Regel die auf Otto Groth zurückgehenden, kulturhistorisch begründeten „Wesensmerkmale“ Aktualität, Periodizität, Publizität und Universalität genannt und auf die gedruckte Zeitung bezogen.[6] Diese Kriterien dienen auch dazu, Zeitungen forschungspraktisch beispielsweise von Zeitschriften, Intelligenzblättern, Kalendern, Almanachen usw. abzugrenzen. Sie sind noch heute für gedruckte Zeitungen und E-Paper zutreffend, können jedoch angesichts neuerer Forschungen zu den geschriebenen Zeitungen diskutiert werden.

Die erste gedruckte Zeitung, vierseitig in kleinem Format, erschien seit 1605 einmal wöchentlich in Straßburg, die Relation: Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien. Die Bezeichnung „Zeitung“ leitet sich ab von „tydinge“ oder „zidung“ für Nachricht. Sie wurde als beschreibender Titel für politische Nachrichtenblätter benutzt, zum Beispiel im zweitältesten Blatt Aviso, Relation oder Zeitung (Wolfenbüttel 1609–1632), und setzte sich schließlich für das gedruckte Medium durch.

Lokal bzw. regional Relevantes war seit 1722 Inhalt der Anzeige- oder Intelligenzblätter (intellegere = einsehen, erkennen im Sinne von Kenntnis haben): private, gewerbliche und rechtsrelevante Inserate, redaktionelle Beiträge insbesondere zu den Themen der Aufklärung und Volksaufklärung sowie amtliche Mitteilungen. Intelligenzblätter waren vielerorts die Vorläufer von heute noch existierenden Lokalzeitungen.

Im 19. Jahrhundert begann der Prozess der inhaltlichen Annäherung der verschiedenen Medienformen. Eine Folge der „Preßfreiheit“ der bürgerlichen Revolution von 1848 war das Zusammenführen von politischen Nachrichten, lokal und regional relevanten Informationen, Anzeigen und Serviceangeboten in den Lokalzeitungen.

Die fundamentalen Veränderungen in der Druck- und Satztechnik, in der Papierherstellung und in der Informationstechnologie sowie die Entwicklungen im Presserecht, die Professionalisierung des Nachrichtenwesens und die deutlich zunehmende Lesefähigkeit wirkten sich grundlegend auf Größe und Umfang, auf die Inhalte, das Layout, den Vertrieb und die Rezeptionsbedingungen der Zeitungen aus. Die quantitative Erweiterung der Inhalte hatte die Ausprägung journalistischer Ordnung, Eingriffe und Stilmittel sowie insgesamt eine Professionalisierung des Journalismus zur Folge. Zielgruppenorientierte Angebote wie die konfessionelle, die Parteipresse oder die Parteirichtungspresse schärften das Profil der einzelnen Periodika und ließen eine einzigartig differenzierte Presselandschaft entstehen. Die kostengünstigen General-Anzeiger mit hohen Auflagen wandten sich an neue Leserschichten und trugen wesentlich dazu bei, dass das 19. zum Jahrhundert der Massenpresse wurde. An der Wende zum 20. Jahrhundert erreichte der deutsche Zeitungsmarkt seine größte Vielfalt, das Angebot hatte sich in rund hundert Jahren etwa vervierfacht. Für 1906 werden zwischen 3.500 und mehr als 4.200 Zeitungstitel angenommen.[7]

Nach den massiven politischen Ein- und Übergriffen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus, wirkten sich die ökonomischen Folgen des Zweiten Weltkrieges auch auf die Zeitungsproduktion aus (zum Beispiel Papiermangel, Erscheinungsweise). Die Medienpolitik der Alliierten bewirkte einen „Strukturwandel der massenmedialen Öffentlichkeit“,[8] der dem sich in der Nachkriegszeit unter dem Vorzeichen der Demokratisierung neu konstituierenden Zeitungsmarkt und dem Journalismus einen anderen Charakter als vor 1933 verlieh. Seit der Aufhebung der Lizenzvorschriften 1949 reduzierte sich das Spektrum der deutschsprachigen Zeitungen kontinuierlich in einem latenten Prozess, aber auch immer wieder in größeren „Konzentrationswellen“, die als „Zeitungssterben“ wahrgenommen werden.[9] Aktuell (Dezember 2022) erscheinen noch rund 110 „publizistische Einheiten“ in Deutschland,[10] deren Reichweite zwischen 50 und 55 Prozent angegeben wird.[11] Insgesamt erreichen gedruckte und digitale regionale Abonnementzeitungen, überregionale Zeitungen, Kaufzeitungen, Sonntagszeitungen und Wochenzeitungen hochgerechnet zusammen 79,8% der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre. Dennoch sinken die Auflagezahlen der Tagespresse kontinuierlich und haben sich in den letzten zwanzig Jahren auf 13 Millionen Exemplare halbiert.[12] Die wachsende Konkurrenz durch Online-Nachrichtenangebote und die Veränderung von Rezeptionsgewohnheiten wird durch die Umwandlung von Print- in Online-Zeitungen bzw. E-Paper nicht aufgefangen, kann jedoch das Profil der traditionellen Druckmedien schärfen.

2.2 Überlieferung: Zeitungskataloge und Zeitungssammlungen

Ungeachtet der politischen, sozialen und kulturhistorischen Bedeutung der – historischen – Tagespresse ist ihre außerordentliche Vielfalt insbesondere im deutschen Sprachraum bisher weder systematisch noch bibliografisch zuverlässig erfasst und nachgewiesen. Zeitungen waren und sind Gebrauchsgut. Als historische Quellen, die systematisch gesammelt und archiviert werden, rückten sie erst mit der Etablierung der Zeitungswissenschaft in den Fokus der Forschung.

Erschließung: Bibliografien und Zeitungskataloge

Für die Frühe Neuzeit liegen – außer für das 17. Jahrhundert[13] – nur für vereinzelte Regionen Bibliografien vor, die Anspruch auf eine relativ vollständige und zuverlässige Verzeichnung von Zeitungen und anderen Periodika erheben können.[14] Ab dem 19. Jahrhundert kann auf die amtlichen Postzeitungslisten, zunächst zum Zweck der Zensur erstellt, jedoch vorwiegend Vertriebszwecken dienend, zurückgegriffen werden und auf die von Buchhändlern und Annoncen-Expeditionen erstellten, umfassenden Zeitungs-Kataloge und Adressbücher, die auf Verlagsangaben beruhten.[15] Auch für konkrete Ereignisse oder Zeiträume wie beispielsweise die Revolution von 1848/49 liegen Bibliografien vor, die Anspruch auf relative Vollständigkeit erheben können.[16] Mit dem zunehmenden wissenschaftlichen Interesse an Zeitungen als historischen Quellen wurde die Notwendigkeit eines Gesamtverzeichnisses der deutschen Tagespresse immer größer. Wissenschaftlich wurde dieses Problem für konkrete Zeitpunkte aus der Perspektive der Pressestatistik gelöst. Zwischen 1954 und 2012 führte Walter J. Schütz insgesamt acht Stichtagsammlungen durch, die einen zuverlässigen Gesamtüberblick über die deutschsprachigen Zeitungen zum jeweiligen Erhebungszeitpunkt ermöglichen.[17] Die aktuell erscheinenden deutschen Tageszeitungen werden seit 1949 von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) sowie vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger mit Auflage-, Verkaufs- und Abonnementszahlen erfasst und die Zahlen in den Media Perspektiven Basisdaten ausgewertet.

Zeitungssammlungen

Zeitungen sind selten in vollständigen Konvoluten über den gesamten Erscheinungszeitraum überliefert. Zwar war seit dem 16. Jahrhundert in den meisten Territorien die Abgabe von Pflichtexemplaren für periodische und nichtperiodische Druckwerke vorgeschrieben zum Zweck der Aufsicht (Zensur) sowie als Originalbeleg bei eventuellen Nachdruck- und anderen Konflikten. Doch wurden die an die Polizeibehörden gelieferten Exemplare in der Regel später makuliert. Eine lückenlose und nachhaltige Langzeit-Archivierung war beim Gebrauchsgut Zeitung – ungeachtet von Bestandsvernichtungen durch Kriege, Brände oder Naturkatastrophen – auch in Bibliotheken und Archiven nicht gewährleistet.

1913 übernahm die Deutsche Bücherei (heute: Deutsche Nationalbibliothek) in Leipzig die Aufgabe, als öffentliches, unentgeltliches Archiv des deutschen Schrifttums und deutschen Buchhandels die nationale kulturelle Überlieferung zu sichern und alle in Deutschland sowie im Ausland erscheinenden deutschsprachigen Publikationen zu sammeln und aufzubewahren. Täglich erscheinende, periodische Druckschriften waren hiervon noch ausgenommen.

Der Versuch der systematischen Dokumentation deutschsprachiger Zeitungen begann mit der Etablierung der Zeitungswissenschaft in den 1910er/1920er Jahren[19] und war oftmals auf die Initiative einzelner Wissenschaftler im Verbund mit örtlichen Bibliothekaren zurückzuführen.[20] 1935 wurde erstmals eine reichsweit geltende Verpflichtung zur Abgabe von Druckschriften an die Deutsche Bücherei angeordnet, von der politische Tageszeitungen erneut ausgenommen waren.[21] Nach 1945 erhielt die Deutsche Bücherei mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt ein Pendant als nationale Archivbibliothek. In der Zeit des Wiederaufbaus der zerstörten Zeitungssammlungen kam dem seit 1954 als Karteikartensammlung geführten Gesamtkatalog der deutschen Presse (Standortkatalog) an der Bremer Staats- und Universitätsbibliothek zentrale Funktion als internationales Nachweisinstrument zu. Gesetzliche Regelungen zur Pflichtabgabe sämtlicher deutscher Druckerzeugnisse gelten seit 1946/1955 (SBZ/DDR) bzw. 1969 (BRD).[22] Die Deutsche Nationalbibliothek erhält Zeitungen ab 1991 nicht mehr im Original, sondern auf Mikrofilm, seit 2010 soweit möglich und seit 2022 ausschließlich als E-Paper.[23]

Die Landesbibliotheken sind parallel dazu verpflichtet, in ihrer regionalen Zuständigkeit die Pflichtexemplare und damit auch das periodische Tagesschrifttum zu sammeln sowie den Erhalt und die Benutzung dauerhaft zu sichern. Dementsprechend unterhalten Staats-, Landes- wie auch einige Universitätsbibliotheken große Zeitungsarchive. Am umfangreichsten sind die Bestände an den Standorten früher zeitungswissenschaftlicher Forschungsinstitute (München, Münster) sowie in den Pflichtexemplar-Bibliotheken, deren Bestände im Zweiten Weltkrieg nicht vernichtet wurden. Die größten deutschen Zeitungssammlungen (Originale und Mikroverfilmungen) finden sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, in der Bayerischen Staatsbibliothek (München) und im Institut für Zeitungsforschung (Dortmund). International verwahren bzw. digitalisieren in der Regel die jeweiligen Nationalbibliotheken die nationalen Zeitungssammlungen. Weltweit werden seit den 2000er Jahren gemeinsame, nationale Nachweis- und Recherchesysteme sowie Portale zur digitalen Überlieferung eingerichtet. Reproduktionsgrundlage sind – neben den Originalen – überwiegend Mikrofilme, die zur Bestandssicherung angefertigt wurden und als nachhaltiges Dokumentationssystem für die Langzeitsicherung von Inhalten weiterhin unentbehrlich sind.[27]

Digitale Zeitungssammlungen – medienhistorische und ökonomische Besonderheiten

Die digitale Geschlossenheit heterogener Bestände bildet ein Quellenkorpus, das aufgrund der oftmals lückenhaften physischen Überlieferung eines Zeitungstitels über den gesamten Erscheinungszeitraum in einzelnen Bibliotheken oder Archiven anders kaum zu erstellen wäre. Die forschungspraktisch begrüßenswerte Vielfalt und Vielzahl bildet jedoch nicht die tatsächliche Informations- und Medienrealität ab. Das digitale Angebot vereint, was einem begrenzten Lesepublikum in Auswahl zur Verfügung stand. So wurde die am Institut für Deutsche Presseforschung an der Universität Bremen zusammengetragene, weltweit größte Dokumentation der Zeitungen des 17. Jahrhunderts vollständig digitalisiert. Dieses einmalige Quellenkorpus von rund 375.000 Seiten[29] repräsentiert den 2013 bekannten Überlieferungsstand und lässt aufgrund seines Umfangs Forschungen über komplexe Zusammenhänge und Entwicklungen aus unterschiedlichsten wissenschaftlichen Perspektiven zu. Tatsächlich sind nur wenige Titel über längere Zeiträume oder gar vollständig überliefert, und Zeitungen waren im 17. Jahrhundert bei weitem kein Massenmedium, wie das digitale Angebot suggerieren kann.

Digitale Portale dokumentieren selten den vollständigen Erscheinungszeitraum eines Periodikums von der Probenummer bis zur letzten Ausgabe, inklusive sämtlicher Titelwechsel, Aufspaltungen oder Fusionen, Nebenausgaben und Beilagen. Für virtuelle Vollständigkeit werden oftmals ursprüngliche Sammlungszusammenhänge aufgebrochen und Provenienzen dadurch unscharf. Ebenso wenig ist es möglich, den zeitgenössischen Medien- oder gar den Rezeptionskontext innerhalb eines Portals zu rekonstruieren.

Teilweise sind die digitalen Zeitungsausgaben unvollständig, wenn nicht alle Artikel der Druckausgabe oder die nicht-redaktionellen Zeitungsteile wie Anzeigen, Werbung, Leserbriefe etc. oder auch die Abbildungen nicht retrodigitalisiert wurden.[30] Dies gilt auch für Aggregatordatenbanken wie Factiva, WISO, NexisUni, PressReader und andere, die als Volltextdatenbanken zwar Fließtexte, jedoch nicht immer auch das Layout der originalen Zeitungsseiten anbieten.[31]

Die nicht-kommerziellen Angebote digitaler Zeitungsarchive in Deutschland sind – anders als zum Beispiel in den Nachbarländern Österreich oder Frankreich, in denen die Zeitungsdigitalisierung an den Nationalbibliotheken zentralisiert ist und staatlich gefördert wird – auf die Initiativen und individuellen Ressourcen einzelner institutioneller Träger zurückzuführen. Allerdings können Bibliotheken, Archive und Museen ihre zentrale Aufgabe, das kulturelle Erbe zu sichern und zugänglich zu machen (Bestandserhaltung und Digitalisierung), mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in der Regel nicht adäquat erfüllen. Die realisierten Projekte sind entsprechend heterogen und folgen unterschiedlichen Archivierungslogiken und Selektionskriterien, die für die Nutzung nicht immer transparent sind. Sie umfassen in der Mehrzahl regional, thematisch oder forschungspraktisch selektierte Quellenkorpora, Rara und / oder besonders nachgefragte Titel und Bestände.[32] Die Auswahlkriterien sind abhängig von den individuellen institutionellen, rechtlichen, technischen und auch logistischen Voraussetzungen. Sie basieren auf finanziellen Erwägungen wie zum Beispiel individuellen Fördermöglichkeiten, da in der Regel Drittmittel zur Realisierung von umfassenden Digitalisierungsprojekten eingeworben werden müssen, und den praktischen Voraussetzungen wie der Vorlagenqualität oder der Verfügbarkeit mikroverfilmter Vorlagen für eine Massendigitalisierung. Daher wurden bzw. werden neben thematischen Kollektionen insbesondere Leitmedien, „Dauerbrenner“ (Zeitungen mit langer Erscheinungszeit und von großer Reichweite), „Innovatoren“ ihrer Zeit und (presse)historische Exponenten digitalisiert,[33] was die strukturelle Vielfalt und die Medienrealität der deutschen Presselandschaft verzerrt abbildet. Dies geschieht nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass einer der größten deutschen Drittmittelgeber einen „repräsentative[n] Querschnitt der Zeitungsüberlieferung in Deutschland“ anstrebte, „welcher der historisch gegebenen Diversität Rechnung trägt.“[34] Wünschenswert wäre hingegen, mittelfristig einen Querschnitt der historischen Medienlandschaft abzubilden, der nicht zwingend identisch sein muss mit dem repräsentativen Querschnitt der Überlieferung. Leitmedien, Qualitätszeitungen und Exponenten der Massenpresse sind im digitalen Angebot deutlich überrepräsentiert, während die vielen kleinen, regionalen und lokalen Nachrichtenblätter mit geringerer Reichweite, die den Alltag des Lesepublikums bestimmten und abbildeten, wenig Beachtung finden und das typologische Spektrum der Presse längst nicht adäquat abgedeckt ist. Diese vor allem auch forschungspraktisch gewünschte und notwendige Vielfalt im digitalen Angebot ist bisher auszugsweise am ehesten in Regionalportalen zu finden. Darüber hinaus determinieren Vorlagenqualität und Projektbudget die unterschiedliche Erschließungstiefe der digitalen Zeitungssammlungen vom Abbild (Image-Digitalisierung) über die Anreicherung mit Metadaten bis zur Volltexterschließung mittels OCR (Optical Character Recognition; automatische Texterkennung), Artikelseparierung, Annotationen etc. bis zur Entwicklung virtueller Forschungsumgebungen. Sie bestimmen zudem die Präsentation der Sammlung und die Möglichkeiten der Nutzung oder Recherche und Nachnutzung zum Beispiel durch die Anzeigeoptionen, individuelle Konten oder Merklisten, Online-Speicherangebote, Downloadoptionen in verschiedenen Formaten, Schnittstellen etc.

2.3 Anforderungen an die Quellenkritik digitaler und digitalisierter Zeitungssammlungen

Die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer stehen mit dem digitalen Wandel vor einem grundlegenderen Strukturwandel, in dem Arbeitsweisen, Frage- und Themenstellungen sowie die epistemologischen wie methodischen Grundlagen neu definiert werden müssen.[35] Dies gilt insbesondere auch für die Quellenkritik digitaler und digitalisierter Zeitungen und Zeitungssammlungen.[36] Analoge und digitale Quellensammlungen und Archive unterscheiden sich in einem wesentlichen Aspekt voneinander: Während in analogen Archiven prinzipiell alle vorhandenen physischen Objekte gleich behandelt und für die Nutzung zur Verfügung gestellt werden, kann dies für Online-Archive und -Sammlungen nicht gelten. Digitale Sammlungen bilden einen Ausschnitt der in einem Archiv, einer Bibliothek oder einem Institut physisch vorhandenen Quellen ab, deren Auswahl und Online-Verfügbarkeit einer archivischen, bibliothekarischen oder anderen Logik folgt, die von meist nicht transparenten Selektionskriterien abhängig ist. So werden beispielsweise aus konservatorischen Gründen diejenigen Quellen für eine Digitalisierung vorgezogen, die besonders nachgefragt sind oder deren Überlieferung stark gefährdet ist, was jedoch keiner immanenten Forschungslogik folgt. Bei der Nutzung digitaler Sammlungen muss daher grundsätzlich berücksichtigt werden, was nicht online zur Verfügung steht, welche Auswirkungen die von dritter Seite vorgenommene digitale Quellenauswahl auf den individuellen Forschungsprozess hat und wie die Transformation zur digitalen Quelle die Forschungsfragen determiniert, bevor sie überhaupt abgerufen wird.[37]

Grundsätzlich muss das digitale Erbe anders als die physische Überlieferung (medien)historischer Quellen untersucht werden, denn „digital data are volatile, interconnected, unstable and abundant“. Das erfordert neue Wege zu den Quellen, die Anwendung neuer, technikgestützter Untersuchungsmethoden, um die Masse an zur Verfügung stehenden Daten und Informationen zu be- und verarbeiten, und schafft neue Herausforderungen wie die „accessibility, ownership, fragility, originality and contextualization of digital sources“.[38]

Umfang, Angebot und Nutzung digitaler Zeitungssammlungen sind von einer Vielzahl nicht wissenschaftlicher und nicht forschungspraktischer Faktoren und Entscheidungen determiniert. Eine digitalisierte Zeitung ist nicht identisch mit der Originalquelle. Für die Forschung mit digitalisierten (und digitalen) Zeitungen ist es erkenntnis- wie quellenkritisch notwendig, sich des mehrfachen Transformations- und Konstruktionsprozesses bewusst zu sein, dem das physische Objekt Zeitung vom analogen Original zum digitalen Datensatz unterliegt, vom Einzelexemplar, Zeitungsband, Mikrofilm bis zum Digitalisat und Volltext in einer Datenbank. Eine digitalisierte Zeitung ist nicht nur Abbild oder Ersatz eines gedruckten Originals, sondern als Quelle „remediated“.[39] Dadurch wird die Distanz zur originalen Quelle vergrößert und nicht zuletzt die Forschungsfrage determiniert, noch bevor eine Datenbank oder ein Portal aufgerufen wird.

Durch den Digitalisierungsprozess gehen oftmals grundlegende Informationen verloren, zum Beispiel über das Format, die Farbigkeit, das Layout oder die spezifische Materialität einer Quelle. Medienhistorische Meilensteine wie der erste Zeitungsdruck auf einer Schnellpresse (The Times am 29. November 1814) sind digital nicht nachzuvollziehen. Die Umstellungen vom Druckbogen auf Papierrollen und auf holzhaltiges Papier revolutionierten mit der Technik nicht nur die Informationsvermittlung. Bei Zeitungen des 19. Jahrhunderts liefern auch die optische und haptische Prüfung von Papier und Druck Indizien für Modernität und finanzielle Ressourcen von Druckereien und Verlagen und können indirekt auch für Aussagen über Auflagen und Verbreitung von Zeitungen mit herangezogen werden.

Die Präsentation von Zeitungen als digitale Daten behandelt alle Periodika unabhängig von den Spezifika des Originals gleichberechtigt und gleichwertig.[40] Die gleichartige Ausgabe, ob am Bildschirm, als Datei oder als Ausdruck auf normiertem Papier, nivelliert Materialität und Größenunterschiede, Layout und typografische Charakteristika. Als Konsequenz werden digitalisierte Zeitungen auf die reine Textinformation und die Textsuche und ihr Quellenwert auf den Inhalt reduziert, das „publizistische Ganze“ hingegen weitgehend ignoriert.[41] Die Forschung nutzt zunehmend die Möglichkeiten, „broadly, deeply and quickly“ zu recherchieren.[42] Dabei hat sich das Lese- und Rezeptionsverhalten grundlegend verändert: Der Zeitungsleser, der die Seiten inhaltlich scannt und auswertet, wird zum User einer digitalen Sammlung oder Datenbank,[43] wobei die materiellen, situativen oder zeitbedingten Rezeptionsbedingungen der originalen Quelle nivelliert werden. Mit der Rezeption über Stichwortsuchen kehrt sich die Forschungslogik um vom Top-down- zum Bottom-up-Prinzip.[44]

Die Rezeptions- und Forschungsbedingungen digitalisierter Zeitungen und Zeitungssammlungen sind insbesondere auch von den technischen Möglichkeiten und Voreinstellungen der Portale abhängig, die den Zugang zu digitalen Sammlungen ermöglichen. Die dem digitalen Angebot zugrundeliegenden Datenbankstrukturen sind ebenso uneinheitlich wie die zur Verfügung gestellten Suchinstrumente und die Anzeigemodi. Dem Archivierungs- und Konservierungsgedanken folgen die in ihrer Funktionalität einfachsten Portale („flat portals“).[45] Sie sind als virtuelle Lesesäle konzipiert, die als obligatorische Navigationshilfe Titel- und Ortslisten sowie Kalendarien anbieten, wie zum Beispiel die Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Internationaler Standard sind inzwischen Portale, die eine größere Funktionalität vorhalten und damit umfassendere Recherchen erlauben, jedoch für die Weiterverwertung der Forschungsergebnisse keine expliziten Download- oder Exportfunktionen anbieten („deep but data-restrictive“).[47] Zum Standard gehört inzwischen die Volltexterfassung und -durchsuchbarkeit auf der Grundlage von OCR. Diese wird jedoch fast ausnahmslos als sogenannte „schmutzige OCR“ (ohne Nachkorrekturen) durchgeführt[48] und weist aufgrund der Uneinheitlichkeit von Layouts und Schriftbildern der Originale und der oft schlechten Druckqualität der Vorlagen, insbesondere bei frühneuzeitlichen Drucken und bei Frakturschriften, noch immer große Defizite auf, sodass eine standardisierte Texterkennung nur eine stark eingeschränkte Datenbasis liefern kann.[49] Daher ist nur eine Positivsuche im OCR-erfassten Bestand einer digitalen Sammlung möglich, da nicht gefundene Wörter – Keywords – nicht mit Sicherheit auf das Nichtvorhandensein eines Suchwortes schließen lassen können.[50] Die Suche kann auch nur einen Teilbestand einer Zeitungssammlung oder Pressedatenbank umfassen, wenn in bereits länger bestehenden digitalen Sammlungen die OCR für die zunächst „nur“ digitalisierten Bestände nachgeführt wird. Werbeanzeigen und Abbildungen werden von der Standard-OCR in der Regel nicht erfasst. Die Suchoptionen reichen von den Metadaten (Kalender, Titel, Ort) über eine einfache Volltextsuche bis zu erweiterten Optionen wie der Anwendung von Operatoren,[51] Abstandssuchen etc. Die hierfür hinterlegten Algorithmen sind jedoch nicht transparent und können differieren. Die Ergebnisse einer Volltextrecherche isolieren den Inhalt des Textes vom Medium Zeitung. Bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel die nationalen Zeitungsportale ANNO (Österreich), Trove (Australien) oder Chronicling America, in denen erweiterte Suchoptionen thematische und andere Vorgaben ermöglichen, differenzieren sie nicht zwischen Metadaten und Inhalt, Schlagzeile und Kommentar, Titel-, Lokal-, Sportseite oder Feuilleton. Die angezeigten Ergebnisse behandeln alle diese digitalen Daten gleich, unabhängig vom medialen Kontext und von der individuellen Forschungsfrage. Die Sortierung erfolgt nach unterschiedlichen Logiken und kann je nach Portal in auf- oder absteigenden Werten für Datum, Zeitungstitel, Ort, Relevanz angezeigt werden. Die Kriterien für eine „Relevanz“-Sortierung sind in der Regel nicht transparent. Die Optionen, Suchergebnisse mit Metadaten zu sortieren, zu facettieren oder zu selektieren, sind ebenso eingeschränkt und uneinheitlich wie die Sucheinstiege in digitale Zeitungssammlungen. Gleiches gilt für die von Portal zu Portal variierenden Anzeigeoptionen, die als Fundstellenliste, auch mit Links oder Vorschau der digitalisierten Zeitungsseite, dargestellt werden können, als Galerie von Zeitungsseiten, mit und ohne Markierungen der Suchwörter, als Snippets mit und ohne Hervorhebung der Fundstellen oder als Datensatz.

Die Möglichkeiten zur Weiterverwertung und des Exports von Suchergebnissen über die individuelle Trefferanzeige am Bildschirm hinaus sind ebenso kompliziert wie restriktiv. Das Speichern von Ergebnislisten oder sogar vollständigen Suchergebnissen in unterschiedlichen Formaten ist selten möglich. Die von Portal zu Portal variierenden Angebote können das Speichern von Suchergebnissen als Lesezeichen (Bookmarks) im Browser, den Ausdruck von Ergebnislisten, den pdf-Download einzelner Seiten oder Zeitungsausgaben, auch ganzer Jahrgänge, das Teilen einzelner Images in den sozialen Medien umfassen. Selten sind hingegen Portale, die wie NewsEye oder impresso. Media Monitoring of the Past als virtuelle Forschungsumgebungen („open virtual research environments‘“)[57] für die Digital Humanities konzipiert sind. Sie bereichern die Forschung mit digitalen bzw. digitalisierten Zeitungen, indem sie teilweise aufwendig nachkorrigierte Texte und Tools für differenzierte, komplexe und individuell kuratierte Recherchen und Ergebnissicherungsoptionen zur Verfügung stellen, die eine Nachnutzung der Daten erlauben wie API-(Application Programming Interface)-Schnittstellen für den Download zur Weiterverarbeitung von Metadaten und Inhalten in individuellen Anwendungen und Datenbanken, sowie Text-Mining-Instrumente, die die Analyse, Präsentation und Visualisierung der Daten und Ergebnisse erleichtern.

Die Forschung mit digitalen und digitalisierten Zeitungen und Zeitungssammlungen arbeitet mit einem sich täglich ändernden und erweiternden Quellenkorpus. Zu unterscheiden ist zwischen abgeschlossenen Projekten, in denen einzelne Zeitungen oder Zeitschriften (zum Beispiel die Grenzboten), thematischen Sammlungen (Zeitungsportal DDR-Presse; Die „Spectators“ im internationalen Kontext (Moralische Wochenschriften); politisch-satirische Zeitschriften Jugend, Simplicissimus, Der wahre Jacob; Feldzeitungen aus dem 1. Weltkrieg – digital), die Presse eingegrenzter Zeitabschnitte (Zeitungen des 17. Jahrhunderts; Der Blick auf den Krieg - Hessische Regionalzeitungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges) oder regionale Sammlungen vollständig digitalisiert wurden und ein klar definiertes Quellenkorpus untersucht werden kann, und großen Zeitungsportalen, die kontinuierlich ergänzt werden. Diese Zeitungsportale sind lebende Organismen, in denen die nationale oder regionale Presselandschaft abgebildet wird und in die täglich neue Datensätze und Digitalisate eingespielt werden.

Insgesamt bieten digitale oder digitalisierte Zeitungen einen erheblichen Mehrwert für die Forschung, wobei „die konventionelle Recherchepraxis der intellektuell kontrollierten, linear-selektiven, manuellen Sichtung von Zeitungen nach dem ‚top-down‘-Prinzip umgekehrt“ wird.[67] Die forschungspraktischen Vorteile digitaler Angebote und Recherchetechniken sind jedoch „von vornherein entscheidend limitiert“,[68] solange nicht mit den Einzelausgaben einer Zeitung gearbeitet wird, da Sucheinstiege, Ergebnisanzeigen und die Möglichkeiten zur Nachnutzung und Weiterverwertung der Ergebnisse vordefiniert sind, und sowohl der Forschungsprozess als auch die Ergebnisse von der Qualität und Granularität der Daten und den Funktionalitäten der Portale abhängig sind. Insbesondere die Arbeit mit bzw. in großen Portalen und nicht abgeschlossenen Quellensammlungen stellt die Forschung vor die Herausforderung, eine sich täglich quantitativ und in ihrem Erschließungszustand oft auch qualitativ ändernde Quellenbasis (Nachführung von OCR, Erweiterung von Recherche- und Analysetools, Erweiterung des publizistischen Spektrums) forschungspraktisch zu definieren und immer wieder neu zu selektieren und nicht einer Illusion von Vollständigkeit zu erliegen. Da die Rahmenbedingungen digitaler Zeitungssammlungen – Prozess der Digitalisierung, Datenaufbereitung, Datenbereitstellung, Portale, Recherche, Anzeige, Ergebnissicherung – nicht standardisiert sind, müssen die für die Forschung genutzten digitalisierten Zeitungen und die aus individuellen Abfragen gewonnenen Ergebnisse immer individuell bearbeitet und aufbereitet werden. Die Recherchen und die Ergebnisse der Arbeit in verschiedenen Portalen sind nur mit hohem Aufwand valide miteinander in Beziehung zu setzen, da die Voraussetzungen und Abfragen für eine Ergebnisermittlung kaum jemals identisch sein können. Kein singuläres Kriterium für die Quellenauswahl sollte die einfache oder kostenlose Zugänglichkeit ausgewählter Quellen sein wie zum Beispiel zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Universitätszugang, zum Spiegel oder der Zeit, die dadurch zu vielzitierten Quellen der zeithistorischen Forschung wurden (Bias-Effekt), während die für die Meinungsbildung in der Breite relevanten, in der Regel nur im Original erhaltenen Titel der Lokal- und Regionalpresse entschieden weniger Aufmerksamkeit erfahren. Auch sind viele auflagenstarke und / oder einflussreiche Blätter wie die führende Zeitung des 18./19. Jahrhunderts, der Hamburgische Correspondent (erschienen 1712–1934), die konservative, Kreuz-Zeitung genannte Neue Preußische (Kreuz-)Zeitung (erschienen 1848–1939), das linksliberale Berliner Tageblatt und Handelszeitung (1872–1939), das erste deutsche Boulevardblatt BZ am Mittag (1904–1943), das nationalsozialistische Propaganda- und Kampfblatt, der Völkische Beobachter (1920–1945), oder auch die BILD-Zeitung (seit 1952) gar nicht oder nur in Einzelstücken oder -jahrgängen digitalisiert. Die wissenschaftliche Recherche muss sich all dieser Problematiken bewusst sein und die verschiedenen Quellenschichten, die das Konstrukt digitalisierte Zeitung charakterisieren, sowie die Rahmenbedingungen der Nutzung quellenkritisch mit der entsprechenden Aufmerksamkeit analysieren und insbesondere den „Heuristiken des Suchens“ besondere Aufmerksamkeit widmen.[69]

3. Suchen und Finden

3.1 Kataloge, Datenbanken, digitale Sammlungen deutscher und deutschsprachiger Zeitungen

Obwohl Deutschland die wohl weltweit vielfältigste historische Presselandschaft aufweist und die Retrodigitalisierung dieser historischen deutschen und deutschsprachigen Presse im 21. Jahrhundert stark zugenommen hat, ist bisher nur ein geringer Teil online verfügbar. Auch gab es – anders als in Ländern mit jahrhundertelang gewachsenen Nationalbibliotheken – bis Ende 2021 noch kein zentrales Verzeichnis oder Portal für die Suche nach historischen deutschen Zeitungen. Das Deutsche Zeitungsportal bei der Deutschen Digitalen Bibliothek befindet sich seitdem im Aufbau und hat das langfristige Ziel, alle digitalisierten historischen Zeitungen in einem Portal zugänglich zu machen, die in deutschen Kultur- und Wissenseinrichtungen aufbewahrt werden.[71]

Den umfangreichsten Nachweis historischer und aktueller deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften bietet die Zeitschriftendatenbank (ZDB). Sie verzeichnet die in deutschen Bibliotheken vorhandenen Periodika (Originale, Mikrofilme, E-Paper, Digitalisate), einzelne Bestände aus österreichischen und Schweizer Bibliotheken sowie die Bestände aus einigen Archiven und anderen Einrichtungen und wird laufend weitergeführt. Digitale Angebote werden parallel zu den gedruckten Titeln erfasst und sind über Direktlinks (kostenfreie Angebote) oder Links zu weiterführenden Portalen abrufbar. Titelwechsel, Beilagen, Haupt-, Neben- und Sonderausgaben etc. sind jeweils individuell erfasst, so dass lange erscheinende Zeitungen wie die Vossische Zeitung mehrere Dutzend Einträge aufweisen können. Die Titelaufnahme und Verzeichnung erfolgt nach dem Standard Resource Description and Access (RDA), die sich von der wissenschaftlichen Titelaufnahme unterscheidet.[73] Die bei EuroDocs geführte Liste der Historic German Newspapers and Journals Online führt frei zugängliche Bibliotheks- und Themenportale sowie Einzeltitel auf, Zeitungen nochmals auf einer Extraseite (Orts- und Titelalphabet) mit Verweisen auf die im folgenden beschriebenen Portale.

Das Datenbank-Infosystem (DBIS) verzeichnet im Fachgebiet „Medien- und Kommunikationswissenschaften, Publizistik, Film- und Theaterwissenschaft“ unter Zeitungen mehr als 100 internationale Ressourcen, darunter digitalisierte Einzeltitel, Portale und Datenbanken. Universitäts-, Landes- und größere Stadtbibliotheken führen in der Regel individuelle Ressourcenverzeichnisse digitaler, digitalisierter oder elektronischer Zeitungen und Zeitschriften, ebenso historische, kommunikations- und publizistikwissenschaftliche Universitätsinstitute und -verbände.

Große digitale Zeitungssammlungen finden sich an deutschen Universitäts- und Staatsbibliotheken, die Zeitungen aus dem eigenen Bestand digitalisieren. Neben einem entsprechenden regionalen Schwerpunkt wird ein breiteres Spektrum nationaler und internationaler Titel mit digitalisiert. Das Zeitungsinformationssystem ZEFYS der Staatsbibliothek zu Berlin führt eine alphabetische Liste digitalisierter deutscher und deutschsprachiger Zeitungen aus eigenen Beständen, die rund 160 Titel umfasst.[77] In digiPress – Das Zeitungsportal der Bayerischen Staatsbibliothek sind rund neun Millionen digitalisierte Zeitungsseiten von fast 1.300 Titeln abrufbar und Volltextrecherchen sowie Facettierungen bei der Suche möglich (Zeitungsunternehmen, Titel, Seitentext, Datum, Erscheinungs- oder Verbreitungsort). Das nordrhein-westfälische Zeitungsportal zeit.punktNRW mit rund 1,4 Millionen Seiten von 1.300 Titeln, davon zwei Drittel im Volltext durchsuchbar, ist ein regionales Kooperationsprojekt, das als Sammelstelle die rheinischen und westfälischen Zeitungsbestände unterschiedlichster Institutionen zusammenführen und die Digitalisierung historischer Zeitungen in NRW in einem koordinierten Prozess vorantreiben will.[80] Derzeit hat das Projekt rund achtzig weitere Partner, insbesondere viele Archive, deren Bestände aus Kostengründen sonst nicht digitalisiert werden können. In anderen Bundesländern können nur einzelne Zeitungen über Digitale Bibliotheken abgerufen werden.[81] Demgegenüber weisen das Zentrale Verzeichnis digitalisierter Drucke (zvdd) oder das Verzeichnis der deutschen Drucke des 16./17./18. Jahrhunderts (VD16, VD17, VD18) – letztere mit dem Anspruch einer retrospektiven Nationalbibliographie – vornehmlich nicht-periodische Schriften nach.

Komfortabler ist die Suche nach historischen deutschsprachigen Zeitungen in den Nachbarländern, in denen die Sicherung und Überlieferung des kulturellen Erbes systematisch an den Nationalbibliotheken staatlich gefördert wird. Der virtuelle Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek ANNO (AustriaN Newspapers Online) wird kontinuierlich aktualisiert, die Zeitgrenze der digitalisierten Ausgaben liegt auf den Tag 70 Jahre zurück. Über 90 Prozent der digitalisierten Zeitungsseiten sind im Volltext recherchierbar, es gibt verschiedene Such- und Filtermöglichkeiten. Die Ergebnisse sind bookmarkfähig.

In der Schweiz bündelt e-newspaperarchives das Angebot digitalisierter Zeitungen, sowohl der deutsch- als auch der französisch- und italienischsprachigen. Durch die Kooperation mit unterschiedlichen Partnern sind viele regionale Zeitungstitel bis in die jüngste Zeit (2010er Jahre) kostenfrei abrufbar. Das Verbundprojekt Digitales Forum Mittel- und Osteuropa (DiFMOE) digitalisiert historische Drucke multiethnischer Kulturlandschaften des östlichen Europas mit (ehemals) größeren deutschen bzw. deutschsprachigen Bevölkerungsanteilen, darunter auch über 100 Zeitungstitel. Auch im Portal Europeana, in dem das kulturelle Erbe Europas digital zusammengeführt werden soll, sind digitalisierte deutschsprachige Zeitungen aus ost- und südosteuropäischen Sammlungen zu finden. Die ab 1863 erschienenen Liechtensteiner Zeitungen sind im Portal eLiechtensteinensia der Liechtensteinischen Landesbibliothek einsehbar, nach 1952 erschienene Jahrgänge nur in der Landesbibliothek. Deutschsprachige Luxemburger Zeitungen, Wochenzeitungen und Zeitschriften aus den Jahren 1841 bis 2007 vereint die Periodikasammlung von eLuxemburgensia. Auch in Numistral, der digitalen Bibliothek des Kulturerbes elsässischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen, finden sich deutschsprachige Zeitungen ab 1788. Einzelne deutsche Zeitungstitel wurden in den meisten europäischen Nationalbibliotheken mit digitalisiert, darunter oftmals Anzeige-, Amts- und Intelligenzblätter[93] oder auch Feldzeitungen und andere nationalsozialistische Blätter.[94] Allerdings ist es oft schwierig, Übersichten oder Titellisten der digitalisierten (deutschsprachigen) Zeitungen einzusehen, da der Einstieg in viele digitale Sammlungen inzwischen nur noch über Volltextrecherchen möglich ist und die medienhistorisch ebenso wie forschungspraktisch relevante Unterscheidung zwischen Zeitungen, Zeitschriften, Intelligenzblättern, Kalendern, Almanachen etc. in der Regel nicht eingehalten wird.

3.2 Aktuelle Zeitungsartikel: Direktzugriff und Nachweisdatenbanken

Die aktuelle, internationale Presseberichterstattung kann digital in kommerziellen Portalen und Aggregatordatenbanken eingesehen werden, die auch von Universitäts- und größeren Landesbibliotheken abonniert werden. NewsBank vertritt den Anspruch des weltweit größten Repository zuverlässiger Informationen auf der Grundlage von Zeitungen, Newswires, Web-Ausgaben, Blogs, Videos, Rundfunktranskripten, Zeitschriften, Regierungsdokumenten und anderen Publikationen und bietet verschiedene Datenbanken an. PressReader bietet mehr als 7.000 Titel aus aller Welt an, neben Tageszeitungen insbesondere auch Publikumszeitschriften aller Genres. LexisNexis richtet sich an die internationale Finanzwelt mit über 40.000 internationalen Nachrichtenquellen, darunter mehr als 300 deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften sowie weitere Datenbanken mit Firmen- und anderen wirtschaftlich relevanten Informationen auch aus Rechtszeitschriften und Gerichtsentscheidungen. Für Studierende wurde der Zugang Nexis Uni eingerichtet, unter dem ein Nutzerprofil angelegt und Rechercheergebnisse gespeichert werden können. Auch Factiva ist eine kommerzielle, internationale Datenbank mit Presse-, Wirtschafts- und Unternehmensinformationen, die auf rund 33.000 Quellen aus 200 Ländern in 28 Sprachen basiert. Die internationale Presse spielt auch hier eine untergeordnete Rolle im Gesamtdatenpool. Die „großen“ überregionalen deutschen Tageszeitungen sind in diesen Portalen nicht mit abrufbar, anders als in der Datenbank WISO von Genios, die als „die größte deutschsprachige Zusammenstellung von Literaturnachweisen und Volltexten zu Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ firmiert und ein breites Spektrum deutscher und internationaler Periodika und Monografien, Marktdaten, Firmen- und Personeninformationen auswertet. Eine engere thematische Recherche ist auch in der Fachdatenbank Massenkommunikation und Publizistik des Instituts für Zeitungsforschung möglich, die seit 1980 Beiträge zu kommunikations- und medienwissenschaftlichen und -historischen Themen in ausgewählten Zeitungen und Fachzeitschriften ausschließlich bibliografisch nachweist. Berücksichtigt werden insbesondere Artikel über Journalismus und Printmedien sowie aktuelle Debatten darüber.

Einige große, überregionale deutsche Tageszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Süddeutsche Zeitung unterhalten eigene digitale Archive mit retro-digitalisierten und digitalen Zeitungsausgaben – nicht nur bei den „born-digital“ Jahrgängen auch als Volltextdatenbanken –, deren Nutzung registrierungs- und kostenpflichtig ist.

3.3 Spezialisierte Angebote

Universitäts-, Staats-, Landes- und größere Regionalbibliotheken unterhalten digitale Bibliotheken, um die eigenen Sammlungen, unikale oder regional relevante Bestände zu präsentieren. Die digitalen Sammlungen dienen dem Bestandsschutz, dem Erschließen von Sonderbeständen, der Profilierung der besitzhaltenden Einrichtung und der Förderung der lokalen, regionalen und internationalen Forschung. Auch einige Archive haben Teile ihrer Bestände digitalisiert, um Findmittel, exklusive, für die Stadtgeschichte relevante und häufig nachgefragte Archivalien zugänglich zu machen, wozu allerdings selten Zeitungen zählen.

Themenportale und Zeitschriften

Neben den großen (digitalen) Zeitungssammlungen in Deutschland, die schwerpunktmäßig die regionale historische Presse abbilden, gibt es zahlreiche Spezialangebote, die thematische, auf bestimmte Ereignisse, Genres oder publizistische Gattungen konzentrierte Korpora online stellen. Im Zeitungsinformationssystem ZEFYS der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sind in den Themenportalen Amtspresse Preußens und DDR-Presseportal jeweils drei digitalisierte Zeitungstitel, darunter Neues Deutschland von 1946 bis 1990, im Volltext recherchierbar.[104] In der Digitalen Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung sind Quellen und Dokumente zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie digital einsehbar wie die Historische Presse der deutschen Sozialdemokratie online, Arbeiter-, Gewerkschafts- und Frauenzeitungen und -zeitschriften, auch wissenschaftliche Fachzeitschriften, insbesondere aus der Zeit der Weimarer Republik. Neben den Periodika können Pressedienste (1928–1933, 1946–1998), Grundsatzprogramme (1949–2021) und Parteitagsprotokolle der SPD (1890–1931, 1946–1959) sowie mehr als 1,6 Millionen Pressemitteilungen von Parteien und Gewerkschaften aus aller Welt aus den Jahren 2008 bis heute eingesehen werden. Die Erschließung reicht von Images bis zur Volltextrecherche beispielsweise in den Pressemitteilungen oder im Vorwärts.

Die Presse des Ersten Weltkriegs wurde anlässlich des 100. Jahrestages in verschiedenen Zusammenhängen und Ländern digitalisiert. Der bibliothekarische Verbundkatalog HeBIS stellt in dem Gemeinschaftsportal 1914–1918. Der Erste Weltkrieg im Spiegel hessischer Regionalzeitungen eine Auswahl von 128 Titeln online, die Universitätsbibliothek Heidelberg 19 Feldzeitungen aus dem 1. Weltkrieg – digital. Für Belgien gibt es das viersprachige Portal Nachrichten vom Großen Krieg.

Zu den kulturhistorisch wertvollsten Portalen zählt Compact Memory, das rund 500 (Stand: Dezember 2022) der bekanntesten und wichtigsten jüdischen Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1768 bis 1938 aus dem deutschsprachigen Raum vereint und damit eine der bedeutendsten Grundlagen für die Erforschung des Judentums in der Neuzeit bildet. Die Sammlung Exilpresse digital an der Deutschen Nationalbibliothek listet dreißig deutschsprachige Exilzeitungen und -zeitschriften (1933–1945), die über den Katalog und Drittanbieter anzusteuern sind. Das Ergebnis individueller Forschung ist die German Mennonite Sources Database, in der Periodika und Literatur von und über deutsche Mennoniten abgerufen werden können.

Die umfangreichsten geschlossenen Spezialangebote frühneuzeitlicher Presse umfassen Schlüsselwerke und einschlägige Periodika wie zum Beispiel die digitale Ausgabe der ältesten erhaltenen Zeitung der Welt, der Straßburger Relation von 1609, die Forschungsdatenbank Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung, die Vorgängerprojekte wie die Zeitschriften der Aufklärung mit einschließt, Moralische Wochenschriften aus mehreren europäischen Ländern (Die „Spectators“ im internationalen Kontext) oder mehr als 300 (Schreib)Kalender des 17./18. Jahrhunderts im Portal journals@UrMEL der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, das rund 2.000 Periodika in digitaler Form anbietet.

Die bekanntesten Periodika des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wie die Grenzboten (erschienen 1841–1922), die Satirezeitschriften Kladderadatsch (1848–1944) und Simplicissimus (1896–1944), die stilprägende Jugend (1896–1940) oder Der Wahre Jacob (1879–1933) sind jeweils als Einzeltitel vollständig online lesbar. Über das Portal arthistoricum.net sind verschiedene Zeitschriften als Quellen der Alltags-, Kultur-, Kommunikations-, Design- und Fotografiegeschichte abrufbar. In den Illustrierten Magazinen der klassischen Moderne, die einen Ausschnitt der boomenden Magazinpresse der Zwischenkriegszeit abbilden, ist neben der Volltext- auch eine Bildrecherche möglich. Die Extra-Sammlung Französische Satirezeitschriften enthält bedeutende Blätter wie La Caricature und Charivari. Abrufbar ist auch digitale zeitgenössische Literatur zum Thema (Online-Quellen zu Karikatur und satirischer Presse). Internationale Vergleiche sind ebenfalls im digitalen Angebot der Universitätsbibliothek Heidelberg möglich (art journals- Kunst- und Satirezeitschriften).

Auch komplementäre und nicht-periodische Medien wie beispielsweise Flugschriften und andere Publikationen der Revolution von 1848 sind in verschiedenen Portalen einseh- und teilweise durchsuchbar.[123]

3.4 Forschungsdatenbanken und virtuelle Forschungsumgebungen

Eines der am längsten für das deutsche Sprachgebiet durchgeführten und heute als Forschungsdatenbank nutzbaren Projekte ist die Indexierung, Erschließung und Digitalisierung der Gelehrten Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung.[125] In der Datenbank sind derzeit rund 300 deutschsprachige (Rezensions)Zeitschriften mit etwa 165.000 Rezensionen bibliografisch erfasst, die in eine zeitgenössische Wissenschaftsklassifikation eingeordnet, nach Personen-, Orts- und Sachschlagworten indexiert, in ihrer Wertung in den zeitgenössischen Diskurs eingeordnet und mit dem Digitalisat sowie ggf. bezugnehmenden Artikeln verknüpft werden. Die Profile der programmatischen Ausrichtung der Periodika werden ergänzt. Die Datenbank bietet vielfältige Suchfacetten und auch grafische Anzeigen / Diagramme von Suchergebnissen.

Ebenfalls als Forschungsdatenbank konzipiert ist DIGITARIUM, die digitale Sammlung des Wien[n]erischen Diariums, heute Wiener Zeitung, aus dem 18. Jahrhundert. Jeweils fünf Ausgaben pro Jahr werden digitalisiert und mit korrigiertem Volltext und strukturellen Basisannotationen zur Verfügung gestellt. Eine synoptische Ansicht lässt Digitalisat und Transkription vergleichen. Such- und Anzeigemöglichkeiten sind noch eingeschränkt. In einem Anschlussprojekt sollen Personen-, Orts-, Institutions- und Ereignisinformationen in der Vienna Time Machine mit dem Wien Geschichte Wiki verlinkt werden. Angeboten wird auch ein „Fraktur-Modell“, mit dem das im Projekt getestete KI-Modell zur Texterkennung ausprobiert werden kann.

Die virtuelle Forschungsumgebung impresso. Media Monitoring of the Past stellt eine Wissensdatenbank zur Verfügung, die neben Originaltexten und Faksimiles eine Reihe von Natural Language Processing (NLP)-Komponenten angewandt hat, um die in den Texten enthaltenen Informationen zu verarbeiten und diese in Tools und Frameworks von Drittanbietern zu integrieren. Verschiedene Such- und Filterfunktionen, Lemmatisierung, Wortentsprechungen in verschiedenen Sprachen, Vorschläge semantisch ähnlicher Ausdrücke etc. erweitern die Volltextsuche und bieten ebenso wie die angebotenen Datenvisualisierungen erweiterte Analysemöglichkeiten.

Auch die registrierungspflichtige Plattform NewsEye bietet mit angereicherten Daten wie der Artikeltrennung und -klassifizierung, semantischen Annotationen, Suchvorschlägen und Filterfunktionen, einem „Personal Research Assistent“, Speicher- und Download-Optionen etc. eine fortgeschrittene virtuelle Forschungsumgebung, mit der Bestände der beteiligten Bibliotheken untersucht werden können.

Im Projekt Märkte auf Papier. Informationen, Daten und Nachrichten im Basler ‚Avisblatt‘, 1729–1845 werden die Anzeigen(seiten) des Intelligenzblattes als serielle Quelle erschlossen. Die digitalisierten und strukturierten Texte sind mit Metadaten und Schlagworten angereichert und im Volltext recherchierbar, die Daten werden für Anschlussforschungen in einem GitHub-Repositorium zur Verfügung gestellt.[131]

3.5 Suchen und Finden international

Es dürfte unmöglich sein, einen vollständigen Überblick über weltweit online verfügbare Zeitungsarchive zu erhalten. Die Datenbank der International Coalition on Newspapers ICON ist Standortnachweis bedeutender Zeitungssammlungen (Druck, digital, Mikrofilm) vornehmlich in US-amerikanischen Institutionen. Die geografisch sortierte Wikipedia:List of online newspaper archives verzeichnet unsystematisch Portale wie Einzeltitel international mit Hinweis auf freien oder kostenpflichtigen Zugang, unterscheidet jedoch nicht nach Relevanz oder Qualität.

Europa

Im Europeana-Portal, Europas größter Online-Sammlung von Kunst, Kultur und Wissenschaft, sind Text-, Bild- und Tondokumente aus rund 3.700 Archiven, Bibliotheken, Museen und Galerien recherchierbar. Die separat ausgewiesene Sammlung der Europeana Newspapers macht fast 900.000 digitale Zeitungen aus zwanzig Ländern aus den Jahren 1618 bis in die 1980er Jahre zugänglich und bietet diverse Facetten zur Eingrenzung. Die Suchstrategien sind anspruchsvoll, da die Vielfalt der Originalsprachen bei der Formulierung der Suchanfragen berücksichtigt werden muss.

Anders als in Deutschland ist im englischen Sprachraum kaum ein digitales Zeitungsarchiv ohne (kostenpflichtige) individuelle oder institutionelle Anmeldung zugänglich. Der Zugriff an Universitäten ist dann möglich, wenn diese über ihre Bibliothek lokale Lizenzen erworben haben oder wenn eine sogenannte Nationallizenz, also DFG-geförderte Lizenzen für elektronische Medien für deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen vorhanden sind. Eine kostenlose Registrierung für die Nutzung der Nationallizenzen ist auch für Forschende an außeruniversitären Instituten und wissenschaftlich interessierte Privatpersonen möglich.

Zentraler Standortnachweis für den englischen Sprachraum ist Library Hub Discover, ein Meta-Katalog englischer und irischer National-, Universitäts- und wissenschaftlicher Bibliotheken. In der erweiterten Suche ist eine Eingrenzung auf „Journals & other Periodicals“ und Online-Ressourcen möglich. Das British Newspaper Archive stellt 63,5 Millionen Zeitungsseiten aus den unschätzbaren Sammlungen der British Library[139] online zur Verfügung. Die Recherche ist kostenlos, die Artikelbereitstellung kosten- bzw. registrierungspflichtig. Die chronologischen bzw. thematischen englischen digitalen Zeitungssammlungen sind mit Nationallizenz nutzbar wie die Kollektion der Early English Books Online (1470–1700), die auch Periodika aus dem 17. Jahrhundert enthält, die Eighteenth Century Collections Online, die 19th Century British Library Newspapers mit ca. zwei Millionen im Volltext recherchierbaren Seiten, die British Periodicals mit literarischen, illustrierten, populären und Spartenzeitungen und -zeitschriften des 17. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, die Burney collection mit einem reichen Schatz an Zeitungen und Flugpublizistik des 17./18. Jahrhunderts, die (populären) Eighteenth Century Journals und die meistgelesene und -zitierte englische Zeitung, die Times, von der mehr als 200 Jahrgänge (1785–2019) im The Times Digital Archive abrufbar sind. Ebenso umfangreich ist das kostenpflichtige The Guardian and Observer digital archive mit den Jahrgängen 1791–2003. Für die Irish Newspaper Archives ist eine kostenpflichtige Anmeldung ebenso erforderlich wie für das Archiv der bedeutendsten irischen Zeitung The Irish Times ab dem Jahr 1859. Die digitalen Ressourcen der National Library of Scotland, darunter auch die NewsBank Access U.K. & Scotland Newspapers, sind mit Bibliotheksanmeldung nutzbar. Hingegen stehen die Welsh Newspapers aus den Jahren 1804 bis 1919 wie die Welsh Journals aus den Jahren 1735 bis 2007 mit einigen nützlichen Suchfacetten und die iMuseum Isle of Man Newspapers (1792–1960) & Publications mit Zeitungen der Internierungslager aus dem Ersten Weltkrieg frei zur Verfügung. Weitere Hinweise zu Internetressourcen sind im Clio-Guide Großbritannien und Irland zu finden.

Die französische Presse ist im Umfang von mehr als 5,8 Millionen Ausgaben von der ersten Nummer der Gazette 1631 bis ins 20. Jahrhundert in der Sektion Presse et revues in der digitalen Bibliothek Gallica der Bibliothèque national de France recherchierbar. Vorgeschaltet sind Möglichkeiten zur Selektion von Medientypen, geografischen, thematischen oder historischen Zeiträumen. Einzelnachweise zu Titeln und Standorten enthält der Verbundkatalog Système Universitaire de Documentation. Eine weiterführende Zusammenfassung der Internetressourcen zu Frankreich bietet der Clio-Guide Frankreich.

Das belgische Pendant zur Zeitschriftendatenbank bildet Abraham mit Standortnachweisen für mehr als 11.000 Titel, von denen rund 2.100 zumindest teilweise digitalisiert sind. Abraham zeichnet sich durch eine ausführliche Projektbeschreibung und Transparenz aus. 127 „große“ Zeitungstitel sind für den Zeitraum 1814–1970 über die Plattform BelgicaPress der Koninklijke Bibliotheek van België digital zugänglich und insgesamt mehr als 3,8 Millionen Seiten im Volltext recherchierbar. Weitere 157 Zeitschriften und andere Periodika aus den Jahren 1741 bis in die Gegenwart sind in BelgicaPeriodicals abrufbar.

Im niederländischen Portal Delpher lässt sich bereits im Sucheinstieg zwischen Zeitungen, Zeitschriften, Büchern oder auch Texten des Algemeen Nederlands Persbureau (aus den Jahren 1937 bis 1989) differenzieren. Erfasst sind rund 15% der nationalen Zeitungsproduktion auch der niederländischen Überseegebiete mit rund 17 Millionen Zeitungsseiten aus den Jahren 1618 bis 2005 (Schwerpunkt: 1890 bis 1960). Delpher zählt seit langem zu den avanciertesten Portalen, bietet differenzierte Suchmöglichkeiten, verschiedene, auch grafische Darstellungen der Ergebnisse sowie Downloadoptionen einschließlich bulk downloads via APIs oder Wikimedia Commons. Eine Overzicht online krantenarchieven en familieadvertenties Nederland führt die digitalen Angebote insbesondere aus den niederländischen Provinzen und Gemeindearchiven auf.

Auch in Dänemark wird die Digitalisierung der nationalen Zeitungsüberlieferung an der Kgl. Bibliotek intensiv vorangetrieben. Mediestream bietet Sucheinstiege in dänischer und englischer Sprache für den Gesamtbestand von mehr als 35 Millionen Zeitungsseiten. Der Zugriff auf alle vor mehr als 100 Jahren erschienenen Zeitungen ist frei, jüngere Exemplare sind online recherchierbar, jedoch nur vor Ort bzw. an lizenzierten Institutionen abrufbar.

In den Digitalen Sammlungen der Finnischen Nationalbibliothek Digi – Kansallikirjaston Digitoidut Aineistot ist der Zeitungsbestand von 1771 bis 1929 online abrufbar. Im Portal sind historische Zeitungen, Zeitschriften und „Ephemera“ vom Telefonverzeichnis bis zum Exlibris jeweils als Eigenbestand im Volltext recherchierbar sowie weitere Spezialsammlungen aufgeführt. Erläuterungen und Suchmasken werden in mehreren Sprachen angeboten. Auch in der Nettbiblioteket der Norwegischen Nasjonalbiblioteket ist eine Volltextsuche möglich, hier kann auch die digitale Transkription des Textes angezeigt werden. In der schwedischen Nationalbibliothek, der Kungliga Biblioteket, lassen sich in der Svenska Dagstidningar Zeitungen von 1645 bis heute recherchieren. Digitalisiert sind 90 Prozent des Bestandes bis 1906 sowie ein geringer Teil der anschließend erschienenen Titel, der Bestand ab 2014 vollständig. Die Zugriffsgrenze liegt hier rückwirkend bei 115 Jahren. Die Nationalbibliotheken von Island, Grönland und den Faröer Inseln unterhalten mit Tímarit eine gemeinsame digitale Zeitungs- (und Zeitschriften)sammlung, in der selbst aktuelle Titel bis auf die letzten etwa fünf Jahrgänge freigegeben sind.

Die Emoreteca Digitale der Biblioteca Nazionale Braidense umfasst knapp 1.000 italienische – auch deutschsprachige – Periodika, von der gelehrten Zeitschrift aus dem Jahr 1759 bis zur Lokalzeitung, mit einem zeitlichen Schwerpunkt im 19. Jahrhundert. Sehr umfassend ist die spanische Biblioteca Virtual de Prensa Histórica mit digitalisierten Zeitungen und Kulturzeitschriften aus den Jahren 1777 bis 2021, darunter auch Material aus den ehemaligen spanischen Kolonien. Das portugiesische Pressearchiv Hemeroteca Municipal de Lisboa umfasst ein sehr breites Titelspektrum von der Sport-, Gewerkschafts- oder Illustrierten Presse bis zu Parteizeitungen, oftmals nur in Einzelnummern oder -jahrgängen, beginnend mit Ausgaben der Gazeta de Lisboa von 1715.

Die ost- und südosteuropäische historische Presse ist in der Regel über die Kataloge der Nationalbibliotheken abrufbar und wird in Auszügen auch in Europeana eingepflegt. Die digitalisierten Periodikabestände der Russischen Nationalbibliothek sind über den allgemeinen Bibliothekskatalog zu finden, während sie in der digitalen Bibliothek POLONA der polnischen Nationalbibliothek, der slowakischen Univerzitná Knižnica (mit der Preßburger Zeitung), oder in Kramerius der tschechischen Nationalbibliothek als eigene Sammlung recherchierbar sind. Für die Nutzung von Kramerius ist die Installation des Plug-Ins DjVu nötig. Kroatische Zeitungen aus den Jahren 1789 bis 1945 sind im Portal Stare hrvatske novine – portal digitaliziranih novina der kroatischen National- und Universitätsbibliothek abrufbar, serbische historische Presse in der Pretraživa digitalna biblioteka.

Die estnische Presse ab 1811 ist im Portal DIGAR eesti artiklid recherchierbar, aktuelle Veröffentlichungen (ab 2017) unterliegen den üblichen Einschränkungen. Zeitschriften bis 2016 sind im DIGAR Digital Archive abrufbar. In der Periodikasammlung der Latvijas Nacionālās Digitālās bibliotēkas (LNDB) sind auch im Exil erschienene lettische Zeitungen und Zeitschriften erfasst, darunter viele Einzelhefte aus den beiden Weltkriegen und der Zwischenkriegszeit. Das digitale Periodika-Angebot der rumänischen Biblioteca Digitala Nationala umfasst nur wenige Titel, während die Biblioteca Digitală Transsilvanica eine deutlich größere Anzahl, jedoch meist nur in wenigen Jahrgängen, aufweist. Die ungarische historische Presse ist in Hungaricana, der nationalen Buch- und Dokumentenbibliothek zur Erhaltung des nationalen Kulturguts, enthalten. Das Elektronikus Periodika Archívum & Adatbázis ist als bibliografische Datenbank konzipiert, die neben aktuell erscheinenden E-Journalen auch den Zugang zu einigen historischen Titel nachweist.

In den genannten digitalen Sammlungen sind immer auch einzelne deutschsprachige Periodika enthalten.

Außereuropäische Beispiele

Zu den am differenziertesten für Forschungszwecke eingerichteten Datenbanken zählt Chronicling America an der Library of Congress mit mehr als 20 Millionen digitalisierten Zeitungsseiten. Für die einzelnen Zeitungen wurden „title essays“ mit ergänzenden Informationen zur Geschichte und Ausrichtung des Unternehmens erstellt, und vielfältige thematische Einstiege mit angepassten Vorschlägen für weiterführende Recherchen sowie interaktive Karten und Grafiken geben Anhaltspunkte über eine Volltextrecherche hinaus. Die US-amerikanische historische Zeitungslandschaft soll in einer repräsentativen Auswahl von 100.000 digitalisierten Zeitungsseiten je Bundesstaat dokumentiert werden, wobei derzeit noch ein zeitliches und geographisches Ungleichgewicht zu verzeichnen ist.[180] Unter den zahlreichen digitalen Spezialsammlungen der Library of Congress finden sich weitere kleinere, historisch ebenso wie medienhistorisch interessante Sammlungskonvolute wie das New York Journal and Related Titles, 1896 to 1899, ein frühes Beispiel der Yellow Press, aus der Zeit des Ersten Weltkriegs die Newspaper Pictorials mit Rotogravuren der New York Times und der New York Tribune, die Frontsoldatenzeitung Stars and Stripes und die Presseausschnittsammlung World War History: Newspaper Clippings, 1914 to 1926 oder aus dem Zweiten Weltkrieg die Japanese-American Internment Camp Newspapers, 1942 to 1946, jeweils gut recherchierbar und mit weiteren Texten zur Einordnung ergänzt. Die Bandbreite der amerikanischen Spezialsammlungen reicht von Angeboten der Provinzpresse wie SmallTownPapers über die Arbeiter- und Gewerkschaftspresse im pazifischen Nordwesten Amerikas im Labor Press Project bis zu den Swedish American Newspapers. Das internationale Kooperationsprojekt, das die schwedische Immigrantenpresse seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1859–2007) digitalisiert und recherchierbar macht, ist bilingual konzipiert und soll zur interaktiven Forschungsplattform werden, die unter anderem Textkorrekturen der OCR erlaubt.

Als umfangreichste Online-Ressource bezeichnet sich das Portal America’s Historical Newspapers, das die Early American Newspapers 1690–1922 aus allen Bundesstaaten sowie eine Auswahl von American Ethnic Newspapers, Fachzeitungen oder auch Flash-Presse einschließt. Der Schwerpunkt liegt im 19. Jahrhundert. Auch Newspapers.com bezeichnet sich als größtes Online-Archiv (englischsprachiger) Zeitungen von mehr als 828 Millionen Seiten, ist jedoch kostenpflichtig. Die ebenfalls kostenpflichtige, umfangreiche Datenbank NewspaperARCHIVE konzentriert sich auf amerikanische, kanadische und englische Kleinstadtzeitungen, die zum Teil bis ins aktuelle Vorjahr digitalisiert sind, um insbesondere genealogische Forschungen zu unterstützen. Die im Google News Archive zusammengestellten, überwiegend US-amerikanischen Titel aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind frei abrufbar, jedoch teilweise nur als Einzelausgaben. Das Auswahlsystem erschließt sich nicht. Seit 2011 wird das Projekt nicht mehr fortgeführt.

Im Gegensatz zur US-Amerikanischen historischen Presse gibt es für kanadische Zeitungen keine zentralen Datenbanken, sondern digitalisierte Einzeltitel oder kleinere Zusammenstellungen wie fünf Titel des 19. Jahrhunderts, die als DigitalKingston Historical Newspapers abrufbar sind, oder die digitalisierten Bestände einzelner Bibliotheken wie die SFU Digitized Newspapers.

Der australische Zeitungsbestand lässt sich über das Portal Trove recherchieren. Trove zeichnet sich dadurch aus, dass das Angebot kontinuierlich durch Crowdsourcing verbessert werden kann. Die neuseeländische digitalisierte Presse ist frei über Papers Past einsehbar, Zeitungen aus den Jahren 1839 bis 1979, Zeitschriften ab 1861 und einzelne Titel bis in die 2010er Jahre. Das Angebot der National Library of New Zealand umfasst auch Briefe, Tagebücher und Parlamentsveröffentlichungen mit jeweils individuellen Sucheinstiegen. Papers Past, Trove sowie Chronicling America und die digitalen Archive us-amerikanischer Bundesstaaten können parallel über die Suchmaschine Elephind.com recherchiert werden. Als weitere kommerzielle Ressource bietet ProQuest Historical Newspapers den Zugang zu englischsprachigen Zeitungen von Kanada bis Korea.

Einen Einblick in die subsahara-afrikanische Medienlandschaft vermittelt African News Online, African Newspapers, eine nach Ländern geordnete Übersicht von Nachrichtenseiten, Zeitungen, Agenturen, Pressediensten, auch Zusammenstellungen von Informationen über die betreffenden Länder aus anderen Medien der Afrikaabteilung der Stanford University Libraries. Ein Beispiel für die Presse Asiens ist das Korea Newspaper Archive, dessen digitale Bestände die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts abbilden und auch in grafischen Darstellungen, beispielsweise Themendiagrammen, visualisiert werden können.

Internationale und Spezialsammlungen

Das lizenzpflichtige World Newspaper Archive bezeichnet sich als weltweit größte Datenbank, in der „fachkundig ausgewählte“ historische Zeitungen aus Afrika, Lateinamerika, Südasien und Osteuropa abgerufen werden können. Für kleinere Länder sind hingegen Kooperationen sinnvoll. So haben sich beispielsweise die karibischen Staaten zusammengeschlossen und bieten die Caribbean Newspapers, beginnend mit der Gazette Des Petits Antilles aus dem Jahr 1774, in einem gemeinsamen Portal der Digital Library of the Caribbean zur Recherche und Lektüre an.

Mehrere – internationale – digitale Zeitungssammlungen finden sich auch im Internet Archive, zum Beispiel die East Asian Newspapers and Periodicals 1850–1950, das Magazine Rack mit einer Auswahl von Zeitschriftentiteln von Anime und Architektur bis zu Transportlogistik oder digitalisierte Einzeltitel im Rahmen der Microfilm-Sektion. In der Sammlung der Newspapers sind Einzeltitel, Bibliotheks- und thematische Sammlungen ebenso wie digitale Archive verlinkt und durchsuchbar. Auswahl und Zusammenstellung der einzelnen Abteilungen sind nicht transparent. Informationen zu den einzelnen Collections bzw. Titeln sind trotz einführender Beschreibungen nur indirekt über die Filteroptionen zu erschließen wie beispielsweise der jeweils digitalisierte Zeitraum.

Digitale Zeitungssammlungen sind in der Regel auf die Abbildung geografisch oder sprachlich umgrenzter Kulturräume konzentriert. Nur wenige Projekte verfolgen kulturhistorische Ansätze. Die National Library of Israel macht in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Tel-Aviv University die Historical Jewish Press zugänglich. Mehr als 1.000 Titel weltweit sind (teils in Einzeljahrgängen) online, beginnend mit der ersten Ausgabe von ha-Meʼasef 1783. Kurze Beschreibungen geben einen ersten Anhaltspunkt des Charakters der einzelnen Blätter. Die nordamerikanische Catholic Research Resources Alliance unterhält ein Catholic Newspaper Program, in dem Gemeinde- und andere Blätter von 1831 bis in die Gegenwart abrufbar sind. Die Organisation Families in British India Society hat eine Linkliste zu fünfzig – größtenteils über Google Books abrufbaren – digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften für Zwecke der genealogischen Forschung zusammengestellt.

4. Fazit

Ein Überblick über digitale Zeitungssammlungen stellt eine Momentaufnahme dar. Täglich können Hunderte, wenn nicht Tausende von Seiten mehr als am Vortag abgerufen werden. Im Forschungsprozess stellen sich neue methodische und epistemologische Herausforderungen. Forschung mit digitalen Zeitungssammlungen erfordert flexible, kontinuierlich und individuell zu modifizierende Suchstrategien und muss sich bewusst sein, dass und wie die Formulierung von Fragestellungen, Recherchen und Ergebnissen durch die digitalen Angebote und Portale selbst determiniert ist.

Die Sicherung, Überlieferung und digitale Verfügbarkeit des nationalen Kulturgutes Zeitung ist Gegenstand individueller Initiativen und folgt uneinheitlichen Kriterien, gerade die im deutschen Sprachraum vorhandenen Angebote sind disparat. Insbesondere die dauerhafte Überlieferung der aktuellen elektronischen Nachrichtenmedien bereitet noch Probleme. Zu den Desiderata gehören – das Nationale Zeitungsportal befindet sich noch im Aufbau – eine zentrale Einstiegsmöglichkeit, die die vorhandenen Ressourcen in einem gemeinsamen, nationalen Zeitungsportal bündelt, sowie eine fachwissenschaftliche Einführung mit quellenkritisch relevanten Basisdaten als Unterfütterung in den meisten bestehenden Portalen. Disparat sind Darstellungsformen und Erschließungstiefe, die dem Bedürfnis nach Massenverfügbarkeit ebenso gerecht werden sollen wie dem Anspruch an qualitativ ausdifferenzierte Recherchemöglichkeiten. Die noch ausstehende Formulierung einheitlicher Standards sollte dem wissenschaftlichen Bedürfnis nach einer validen Datenerhebung auf einheitlicher Grundlage entgegenkommen und ebenso verbindliche Anforderungen an die Überlieferung der zeitgenössischen Medienlandschaft stellen. Die Deutsche Nationalbibliothek hat unter Verzicht auf die Papierausgaben und deren Mikroverfilmung seit 2011 auf die alleinige Dokumentation von layoutgetreuen, digitalen E-Papers umgestellt. Die lückenlose Überlieferung der historischen wie aktuellen Presselandschaft ist jedoch langfristig ebenso gefährdet wie die Bewahrung des kulturellen Erbes, das nicht nur ein elektronisches, sondern auch ein papierenes Erbe ist.

Literaturhinweise

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Fußnoten

  1. [1] Dieser Beitrag behandelt – soweit nicht explizit anders angegeben – ausschließlich gedruckte digitalisierte Zeitungen. Zur physischen Überlieferung geschriebener Zeitungen vgl. Keller, Katrin, Zeitungen im Alten Reich – ein vorläufiges Verzeichnis, in: dies.; Molino, Paola, Die Fuggerzeitungen im Kontext. Zeitungssammlungen im Alten Reich und in Italien, Wien 2015, S. 184–196.
  2. [2] Vgl. zu den genannten Aspekten die Beiträge in dem Sammelband Bunout, Estelle; Ehrmann, Maud; Clavert, Frédéric (Hrsg.), Digitised Newspapers – A New Eldorado for Historians?, Berlin, Boston 2023, https://doi.org/10.1515/9783110729214.
  3. [3] Stumpf, Markus; Petschar, Hans; Rathkolb, Oliver (Hrsg.): Nationalsozialismus digital. Die Verantwortung von Bibliotheken, Archiven und Museen sowie Forschungseinrichtungen und Medien im Umgang mit der NS-Zeit im Netz, Göttingen 2021, https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/literatur-sprach-und-kulturwissenschaften/interdisziplinaere-geisteswissenschaft/56735/nationalsozialismus-digital.
  4. [4] Albers, Christoph, Alles online – alles easy – oder doch nicht? Warum wir den Mikrofilm für Zeitungen in Bibliotheken und Archiven auch im digitalen Zeitalter noch brauchen, in: obib 2022/4, S. 1–11, hier S. 4, https://doi.org/10.5282/o-bib/5899.
  5. [5] Gesetz über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte, § 60e, Abs. 5, und § 60f, Abs. 3.
  6. [6] Groth, Otto, Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik), Bd 1: Das Wesen des Werkes, Berlin 1960, S. 7, 344; ders., Die Zeitung. Ein System der Zeitungskunde (Journalistik) Bd 1, Mannheim u.a. 1928, S. 26–56.
  7. [7] Pankratz, Manfred, Retrospektive Pressestatistik für die deutschen Länder vom 17. bis zum 20. Jahrhundert: eine Übersicht, in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid, Kommunikationsforschung 2004/1, S. 7–41, hier S. 23, nennt 3.551 Titel für 1906; „über 4.000 Zeitungen“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts nennt Stöber, Rudolf, Neue Medien. Geschichte. Von Gutenberg bis Apple und Google. Mediennovation und Evolution, Bremen 2013, S. 99; vgl. ders., Die erfolgverführte Nation, Stuttgart 1998, S. 77, Grafik III-1: Zeitungen in Deutschland, wo etwa 4.200 Titel angezeigt werden.
  8. [8] Hodenberg, Christina von, Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945–1973, Göttingen 2006, S. 87.
  9. [9] Schütz, Walter J., Vielfalt oder Einfalt? Zur Entwicklung der Presse in Deutschland 1945 – 1995, in: Landeszentrale für politische Bildung Baden‐Württemberg (Hrsg.): „Man muß dran glauben ...“. Politik und Publizistik. Dokumentation 5. Forum der Landeszentrale für politische Bildung 30. März bis 1. April 1995, S. 35‐42, https://www.lpb-bw.de/publikationen/presse/schuetz.htm.
  10. [10] Weidenbach, Bernhard, Tageszeitungen in Deutschland bis 2018, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36376/umfrage/anzahl-von-tageszeitungen-in-deutschland-seit-1965/#statisticContainer.
  11. [11] 50,1 Prozent nennt Weidenbach, Bernhard, Reichweite der Zeitungen in Deutschland 2022, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162737/umfrage/reichweite-der-zeitungen-in-deutschland/. In der Langzeitstudie von Hess, Claudia; Müller, Thorsten, ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022: Mediennutzung im Intermediavergleich, in: Media Perspektiven 9 (2022), S. 414–424, hier S. 422 und Abb. 9, wird die regelmäßige, das heißt einmal wöchentliche Nutzung gedruckter Zeitungen und Zeitschriften mit 56 Prozent angegeben. Allerdings liegt der Anteil der täglich gedruckte Zeitungen oder Zeitschriften Lesenden nur bei 24 Prozent; nach ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022. Grundlagenstudie, Folie 38, https://www.ard-zdf-massenkommunikation.de/files/Download-Archiv/MK_Trends_2022/MK_Trends_2022_Publikationscharts.pdf.
  12. [12] Weidenbach, Bernhard, Verkaufte Auflage der Tageszeitungen in Deutschland bis 2021, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72084/umfrage/verkaufte-auflage-von-tageszeitungen-in-deutschland/; IVW-Auflagenstatistik 2. Quartal 2022, https://www.ivw.de/print/quartalsauflagen/pressemitteilungen/auflagenzahlen-des-2-quartals-2022.
  13. [13] Bogel, Else; Blühm, Elger, Die deutschen Zeitungen des 17. Jahrhunderts. Ein Bestandsverzeichnis mit historischen und bibliographischen Angaben, Bd. 1–2, Bremen 1971; Bd. 3 – Nachtrag, München u.a. 1985.
  14. [14] Zum Beispiel Böning, Holger (Hrsg.), Deutsche Presse. Biobibliographische Handbücher zur Geschichte der deutschsprachigen periodischen Presse von den Anfängen bis 1815, Bde. 1ff, Stuttgart-Bad Cannstatt 1996ff; Hagelweide, Gert, Ostpreußische Presse von den Anfängen bis 1945. Titel, Bestände, Daten, Biografien, Literatur, Berlin - Boston 2016.
  15. [15] Als ältestes Beispiel gilt das „Verzeichnis verschiedener politischen und gelehrten Zeitungen, sodann Französischen, Englischen, Italiänischen, und Teutschen Wochen- und Monat-Schriften“ des Augsburger Postamts im Supplement der Gazette de Cologne, 30. Dezember 1785, o. S., https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/gazette_de_cologne1785/0855/image,info.
  16. [16] Zum Beispiel Henkel, Martin; Taubert, Rolf, Die deutsche Presse 1848–1850. Eine Bibliographie, München 1986.
  17. [17] Schütz, Walter J., Zeitungen in Deutschland. Verlage und ihr publizistisches Angebot 1949–2004 [Teil 3: 1949–2012], 4 Bde. und Kartenmappe, Berlin 2005–2016.
  18. [19] Heide, Walther, Zeitungs-Sammlungen und Sammlungsstellen in Deutschland, Berlin 1928.
  19. [20] Zum Beispiel Meyen, Michael; Löblich, Maria, Klassiker der Kommunikationswissenschaft. Fach- und Theoriegeschichte in Deutschland, Konstanz 2006; Meyen, Michael, Fachgeschichte als Generationsgeschichte, in: Meyen, Michael; Wiedemann, Thomas (Hrsg.), Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft, Köln 2013, http://blexkom.halemverlag.de/fachgeschichte-als-generationsgeschichte/.
  20. [21] Anordnung betr. Ablieferung von Druckschriften an die Deutsche Bücherei in Leipzig vom 20.9.1935, in: Schrieber, Karl-Friedrich (Hrsg.), Das Recht der Reichskulturkammer in Einzelausgaben. Presserecht, Berlin 1936, S. 41.
  21. [22] Verpflichtung aller Verlage, Muster ihrer Produktion in deutscher Sprache vorzulegen [SMAD-Befehl Nr. 262] vom 2. September 1946, in: Verordnungsblatt für die Provinz Sachsen, Nr. 37, 7. September 1946; Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur vom 16. August 1951, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik, Nr. 100, 27. August 1951, und Zweite Durchführungsbestimmung zur Verordnung über die Entwicklung fortschrittlicher Literatur – Pflichtexemplare vom 1. September 1955, in: ebd., Nr. 93 vom 3. November 1955; Gesetz über die Deutsche Bibliothek vom 31. März 1969, in: Bundesgesetzblatt. Teil 1, Nr. 28, 2. April 1969, S. 265–268.
  22. [23] Tageszeitungen im E-Paper-Format; http://www.dnb.de/epaper. Taube, Anke, Die E-Paper-Sammlung der DNB und ihre regionale Bereitstellung, in: Zeitungs-Mikrofilm-Nachrichten 26 (25. Jg. 2023), S. 5f.
  23. [27] Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Bundessicherungsverfilmung, https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Schutz-Kulturgut/Wie-sichern-wir-Kulturgut/Bundessicherungsverfilmung/bundessicherungsverfilmung_node.html#vt-sprg-1.
  24. [29] „Projektinformationen zur Digitalisierung der vollständigen deutschsprachigen Zeitungsbestände des 17. Jahrhunderts der SuUB Bremen“, https://www.suub.uni-bremen.de/ueber-uns/projekte/alte-zeitungen/.
  25. [30] Beispiele nennt Albers, Christoph, Alles online – alles easy – oder doch nicht? S. 4f, https://doi.org/10.5282/o-bib/5899.
  26. [31] Ebd., S. 5f.
  27. [32] Seiderer, Birgit, Die Digitalisierung von Zeitungen im deutschsprachigen Raum – ein Zustandsbericht, in: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 57,3–4 (2010), S. 165–171, unterscheidet 1. Einzelprojekte wie die Digitalisierung von Zeitungen lokaler oder regionaler Bedeutung, die in digitale Sammlungen integriert werden, 2. thematische und 3. Regionalportale.
  28. [33] Vgl. die inhaltlichen Priorisierungskriterien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): Empfehlungen zur Digitalisierung historischer Zeitungen in Deutschland (Masterplan Zeitungsdigitalisierung). Ergebnisse des DFG-Projektes „Digitalisierung historischer Zeitungen“. Pilotphase 2013–2015, Dresden 2016, Berlin 2017, S. 49f, https://zeitschriftendatenbank.de//zeitungsdigitalisierung/.
  29. [34] Deutsche Forschungsgemeinschaft, Ausschreibung: Digitalisierung historischer Zeitungen des deutschen Sprachgebiets, Bonn 2019, S. 2, https://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_foerderangebote/abgelaufene_ausschreibungen/index.html.
  30. [35] Koenen, Erik, u.a., Angekündigte Revolutionen finden statt? Konturen, Probleme und Potentiale kommunikations- und medienhistorischer Forschung in digitalen Kontexten, in: Schwarzenegger, Christian u.a. (Hrsg.), Digitale Kommunikation und Kommunikationsgeschichte: Perspektiven, Potentiale, Problemfelder, Berlin 2022, S. 63–89, https://doi.org/10.48541/dcr.v10.3.
  31. [36] Koenen, Erik, Digitalisierte Zeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts in der historischen Presseforschung. Dimensionen und Probleme einer digitalen Quellenkritik, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 24 (2022), S. 95–114.
  32. [37] Jensen, Helle Strandgaard, Digital Archival Literacy for (all) Historians, in: Media History 27,2 (2021), S. 251–265, hier S. 254, https://doi.org/10.1080/13688804.2020.1779047; Nicholson, Bob, The digital turn. Exploring the methodological possibilities of newspaper archives, in: Media History 19,1 (2013), S. 59–73, hier S. 65.
  33. [38] Balbi, Gabriele, Doing Media History in 2050, in: Westminster Papers in Communication and Culture 8,2 (2011), S. 133–157, hier S. 151 und 152.
  34. [39] Nicholson, The digital turn, 2013, S. 64.
  35. [40] Towheed, Shafquat, Reading in the Digital Archive, in: Journal of Victorian Culture 15,1 (2010), S. 139–143, hier S. 142.
  36. [41] Koenen, Digitalisierte Zeitungen, 2022, S. 105f.
  37. [42] Brake, Laurel, Half Full and Half Empty, in: Journal of Victorian Culture 17,2 (2012), 222–229, hier S. 222.
  38. [43] Ebd., S. 222–224.
  39. [44] Nicholson, The digital turn, 2013, S. 66f.
  40. [45] Birkner, Thomas; Koenen, Erik; Schwarzenegger, Christian, A Century of Journalism History as Challenge, in: Digital Journalism 6:9 (2018), S. 1121–1135, hier S. 1126, https://doi.org/10.1080/21670811.2018.1514271; Koenen, Digitalisierte Zeitungen, 2022, S. 110.
  41. [47] Birkner u.a., A Century of Journalism History, 2018, https://doi.org/10.1080/21670811.2018.1514271.
  42. [48] Ausnahmen bilden unter anderem das Schweizer Portal e-newspaperarchives.ch oder das australische Kooperationsprojekt Trove, in dem die OCR durch Crowdsourcing nachgebessert werden kann, und die digitalisierte Zeitschrift Die Grenzboten, bei der eine Nachkorrektur mit Lexika, historischen Wortformen, Zeichensubstitutionen und Algorithmen getestet wurde.
  43. [49] Selbst bei jüngeren Texten mit guter Vorlagenqualität liegt die Trefferquote einer Volltextrecherche „nur“ bei 98 bis 99 Prozent, was hochgerechnet auf eine A4-Seite (ca. 3.000 Zeichen) rund 60 Fehler und damit nicht gefundene Wörter bedeuten kann. Dazu eindrucksvoll Torget, Andrew J., Mapping Texts: Examining the Effects of OCR Noise on Historical Newspaper Collections, in: Bunout u.a., Digitised Newspapers, S. 47–66, https://doi.org/10.1515/9783110729214-003.
  44. [50] So zum Beispiel die Hinweise zur Nutzung der Volltextsuche der Universitätsbibliothek Heidelberg, https://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/ocr.html.
  45. [51] Zum Beispiel Boolesche Operatoren wie “AND”, “OR”, “NOT”.
  46. [57] Birkner u.a., A Century of Journalism History, 2018, S. 1126; Koenen, Digitalisierte Zeitungen, 2022, S. 112.
  47. [67] Koenen, Erik, Digitale Perspektiven in der Kommunikations- und Mediengeschichte. Erkenntnispotentiale und Forschungsszenarien für die historische Presseforschung, in: Publizistik 63,4 (2018), S. 535–556, hier S. 541, unter Bezug auf Nicholson, The digital turn, 2013, S. 66f.
  48. [68] Koenen, Digitale Perspektiven, 2018, S. 544.
  49. [69] Fickers, Andreas, Digitale Metaquellen und doppelte Reflexivität, in: H-Soz-Kult, 26.01.2016, https://www.hsozkult.de/debate/id/fddebate-132312; Haber, Peter, Das Google-Syndrom und die Heuristik des Suchens, in: Ders., Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, München 2011, S. 73–98.
  50. [71] Über uns, https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/newspaper/ueber-uns.
  51. [73] RDA-Informations-Wiki der Deutschen Nationalbibliothek, https://wiki.dnb.de/display/RDAINFO/RDA-Info.
  52. [77] Alle folgenden Angaben: Stand Dezember 2022. Zu berücksichtigen ist, dass die Zahl der Titel nicht der Zahl der fortlaufenden Zeitungen entspricht, da Titelwechsel einer Zeitung bibliothekarisch als neue Titel erfasst werden.
  53. [80] Herkenhoff, Michael, zeit.punktNRW - das nordrhein-westfälische Zeitungsportal, in: Bibliotheksdienst 52, 10–11 (2018), S. 790–802, https://doi.org/10.1515/bd-2018-0095.
  54. [81] Am umfangreichsten dilibri, das rheinland-pfälzische Digitalisierungsportal, in dem 27 Titel unter Zeitungen geführt werden. Sonst zum Beispiel die von der Universitätsbibliothek Greifswald digitalisierten Jahrgänge 1896 bis 1923 der Greifswalder Zeitung in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern, https://www.digitale-bibliothek-mv.de/viewer/toc/PPN732592348/1/LOG_0000/.
  55. [93] Zum Beispiel Wiburgs Wochenblatt von 1823 bis 1832 in der Kansalliskirjasto Nationalbiblioteket Finnlands, https://digi.kansalliskirjasto.fi/sanomalehti/titles/1457-4578?display=THUMB&year=1832.
  56. [94] Zum Beispiel die Feldzeitung von der Maas bis an die Memel in der Latvijas Nacionālā digitālā bibliotēkā, http://periodika.lv/#periodicalMeta:7;-1.
  57. [104] Für die Nutzung des DDR-Presseportals ist eine kostenlose Registrierung erforderlich.
  58. [123] Sammlung von mehr als 1.000 digitalisierten und annotierten Flugschriften und Maueranschlägen: 1848 – Die Revolution auf Papier am Institut für Zeitungsforschung, 1848 – Flugschriften im Netz der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt/Main und Sammlung 1848 der Zentral- und Landesbibliothek Berlin sind umfangreiche digitale Materialsammlungen, die auch Zeitschriften, Zeitungen, Karikaturen, Lieder, Gedichte und andere Druckschriften der Revolutionszeit aufgenommen haben.
  59. [125] Löffler, Katrin (Hrsg.), Wissen in Bewegung. Gelehrte Journale, Debatten und der Buchhandel der Aufklärung, Stuttgart 2020; Dietzel, Stefan; Eilhammer, Maja, Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung. Ein Langzeitprojekt der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (2012–2025), in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte, 17 (2015), S. 167–193.
  60. [131] Serif, Ina; Reimann, Anna; Engel, Alexander; Dickmann, Lars, Printed Markets im digitalen Zeitalter. Die Digitalisierung, Aufbereitung und Analyse des Basler Avisblatts (1729–1844), in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 25 (2023), im Erscheinen. Repositorium: https://github.com/Avisblatt.
  61. [139] Collection guides: Newspapers, verweist auf mehr als 34.000 Titel und 60 Millionen Ausgaben aus Großbritannien und Übersee, https://www.bl.uk/collection-guides/newspapers.
  62. [180] Auflistung der digitalisierten Zeitungen und Jahrgänge von 1777 bis 1963 unter https://chroniclingamerica.loc.gov/newspapers/.

PD Dr. Astrid Blome ist Direktorin des Instituts für Zeitungsforschung in Dortmund.

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