Nationalsozialismus und Holocaust

1. Nationalsozialismus- und Holocaust als Forschungsfeld der Geschichtswissenschaft

Die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933 bis 1945 in Deutschland und zeitweise in Teilen Europas umfassen – gemessen an Jahrhunderten – eine vergleichsweise kurze Epoche. Die nationalsozialistischen Verbrechen hatten jedoch für die deutsche Gesellschaft, für ganz Europa und global weitreichende Auswirkungen. Die Erforschung des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust stellte – nicht nur – die Geschichtswissenschaft vor große Aufgaben und tut es noch immer. Insbesondere die Forschung über den Holocaust unter Berücksichtigung von Opfern und TäterInnen auf einem ganzen Kontinent und Überlebenden auf der ganzen Welt profitiert von neuen digitalen Mitteln. In der weltweiten Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und der Aussagen von ZeitzeugInnen kann eine entscheidende Triebkraft dafür gesehen werden, dass die Geschichte des Nationalsozialismus vielfach in digitalen Angeboten für die historische Forschung vertreten ist. Folglich sind Verfolgungsmaterialien gegenüber anderen Quellen zu dieser ‚Epoche‘ stärker repräsentiert.

Den Nationalsozialismus als Epoche zu erfassen, birgt eine Reihe von Abgrenzungsschwierigkeiten: Der Nationalsozialismus lässt sich nicht einfach auf eine Geschichte des von den Nationalsozialisten ausgerufenen „Dritten Reiches“ reduzieren; vielmehr handelt es sich um die Geschichte einer Ideologie und politischen Bewegung, die – aus der völkischen Bewegung erwachsen – eine antisemitische und rassistische Politik verfolgte, um eine ethnisch homogene „Volksgemeinschaft“ ohne Klassengegensätze über gewaltsame Exklusion und Inklusion in einem, „Führerstaat“ zu schaffen.[1] Zwar überschneidet sich die Forschung zum Nationalsozialismus im hohen Maße mit einer allgemeinen Faschismusforschung, geht aber keineswegs darin auf. Der spezifische Charakter des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen rechtfertigt es, ihn als eigenständigen Forschungsgegenstand anzusehen.

Allerdings lässt sich die Geschichte des Nationalsozialismus nicht auf die genannten zwölf Jahre beschränken: Sowohl vor 1933 als auch nach 1945 existierte die politische Ideologie des Nationalsozialismus, wobei nach dem Zweiten Weltkrieg seine „zweite Geschichte“ in der Auseinandersetzung mit seinen Verbrechen in den Vordergrund rückt. Deshalb muss ein Überblick zum Beispiel sowohl die Parteigeschichte der NSDAP vor der Machtübertragung als auch die juristischen Prozesse nach dem Zweiten Weltkrieg berücksichtigen. Die anschließende sogenannte zweite Geschichte des Nationalsozialismus beinhaltete die Versuche mit den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft umzugehen: Sie schließt sowohl ein, wie sie verdrängt, verschwiegen und verleugnet wurden – als auch, wie sie überwunden, gedeutet und erinnert wurden.

In dieser überblicksartigen Auswahl zum Thema müssen angesichts der inzwischen erreichten enormen Bandbreite der Forschung zum Nationalsozialismus Schwerpunkte gesetzt werden: Wegen der Bedeutung in der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik und der bereits dargelegten Motivation für digitale Angebote wird der Holocaust einen Schwerpunkt bilden. Er ist untrennbar mit dem Zweiten Weltkrieg verbunden, der aber nicht im Mittelpunkt dieses Überblicks stehen soll. Seine militärgeschichtliche Erforschung wäre ein neues Feld, das in erheblichen Teilen nur mittelbar mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden ist.

Diese Auswahl konzentriert sich zum einen auf digitale Angebote aus dem deutschen und österreichischen Raum, also aus den Gesellschaften, von denen der Nationalsozialismus ausging; zum anderen werden Angebote aus Europa, den USA und Israel vorgestellt, die englischsprachig sind und somit potenziell eine hohe Reichweite erlangen können. Dabei sind gerade auf dem Feld der Nationalsozialismus- und Holocaust-Forschung nicht nur klassische Wissenschaftsinstitutionen wie Forschungsinstitute, Archive und Bibliotheken relevant, sondern ebenso auch Gedenkstätten und Initiativen, die digitale Pionierarbeit für die Forschung geleistet haben. Die Grenze, ab wann ein digitales Angebot wissenschaftlich nutzbar ist, lässt sich nicht immer klar ziehen, weshalb darauf jeweils in der Kommentierung hingewiesen wird. Um die interdisziplinäre Angebotsvielfalt dennoch handhabbar zu machen, schlüsselt diese Übersicht die Online-Angebote grob nach folgenden Bereichen auf: institutionelle Infrastruktur, Recherchemittel, Quellenzugänge, Medienangebote und digitale Projekte zum Thema Nationalsozialismus.

1.1 Institutionelle Infrastruktur des Forschungsfeldes

Pioniere der Forschung

Das Themenfeld des Nationalsozialismus bringt – wie in der Einleitung erwähnt – ein teils sehr ausgeprägtes thematisches Übergewicht mit sich: Viele der hier besprochenen digitalen Recherche- und Informationswerkzeuge sind eng mit den Verfolgungsgeschichten verbunden. Die anfänglichen Initiativen gingen von Einzelnen aus, die Quellen sammelten oder autobiographisch Erlebnisberichte verfassten, um die nationalsozialistischen Verbrechen zu dokumentieren. Hier sind als Beispiele früher wissenschaftlicher Werke zum Nationalsozialismus vor allen zu nennen: Eugen Kogon und Joseph Wulff für den deutschsprachigen Raum[2] sowie Ernst Fraenkel oder Franz Neumann für den anglophonen Bereich.[3] Mit einem Schwerpunkt auf Verfolgungsgeschichte ist zudem Raul Hilberg nicht zu vergessen.[4] Diese Ursprünge bilden sich auch heute noch in den digitalen Angeboten ab.

Im dem Kontext sind die Bemühungen des auf das britische Rote Kreuz zurückgehende International Tracing Service (ITS) hervorzuheben, das nach Kriegsende in Deutschland als zentrale Ermittlungsstelle für Vermisste der nationalsozialistischen Verfolgung agierte. Seit kurzem hat die seit 1947 ständig in Bad Arolsen ansässige Stelle ihren immensen Bestand mit unter anderem rund 30 Millionen Dokumenten und einer Zentralen Namenkartei mit rund 50 Millionen Hinweiskarten online gestellt. An dieser Stelle sei auf die Arbeit David Boders vorgegriffen, der ab 1946 ein frühes Oral History-Projekt – bevor diese überhaupt zur Disziplin wurde – in den Displaced Persons Camps in Deutschland durchführte. Boders Arbeit wurde zur Grundlage zahlreicher, jedoch zeitlich deutlich jüngerer Nachfolger.[8]

Einen beträchtlichen Einfluss hatten die Prozesse, die nach Kriegsende in Deutschland durch die Alliierten geführt wurden. Aus den Mengen an Dokumenten, die in diesem Kontext zusammengetragen wurden, entstanden unter anderem die ersten Fachbeiträge. Der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess sowie die zwölf Nachfolgeprozesse haben zur grundlegenden Verständnis und Bewusstsein über Strukturen und Organisationen die das nationalsozialistische System konstituierten beigetragen. Im englischsprachigen Raum sticht vor allem die Sammlung der Library of Congress in Washington heraus, die die Unterlagen zu den Nürnberger Prozessen – dem Hauptkriegsverbrecherprozess wie der zwölf Nachfolgeprozesse – in einzelnen Dateien online gestellt hat.

Das Fritz Bauer Institut, benannt nach dem hessischen Generalstaatsanwalt, der das Zustandekommen des wegweisenden Auschwitz-Prozesses forcierte, verfügt über eine ausgiebige Onlinepräsenz zum Prozess. Diese Vielzahl von Tonbandmitschnitten inklusive ihrer Transkripte sowie zahlreicher Zusatzmaterialien, die online frei verfügbar sind, ist ein wertvoller Beitrag für die Wissenschaft. Die Arbeit des Instituts selbst wird ebenfalls online dokumentiert: Wissenschaftliche Vorträge die regelmäßig am Frankfurter Institut stattfinden, werden kontinuierlich in einem Audio- und Video-Archiv gesammelt, ebenso kann das institutseigene Bulletin Einsicht online gelesen werden.

Mit der Gewichtung der Prozesse geht die Bedeutung der Zentralen Stelle in Ludwigsburg einher. Ihre Gründung erfolgte vor dem Hintergrund des Ulmer Einsatzgruppenprozesses (1957/58), dessen Verlauf und Ausgang das Ausmaß nationalsozialistischer Gewaltverbrechen öffentlich machte. Die Zentrale Stelle (eigentlich: Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen) nahm ihre Tätigkeit zum Jahresende 1958 auf. Als gemeinschaftliche Vorermittlungsbehörde der deutschen Landesjustizverwaltungen trug sie als erste Einrichtung ihrer Art zur systematischen Ermittlung und Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen bei. Im April 2000 übernahm das Bundesarchiv die Aktenbestände (unter anderem Vorermittlungsakten, Abdrucke und Kopien sowie Korrespondenzakten); nominell richtete es hierfür eine Außenstelle in Ludwigsburg ein und erschloss die Bestände über ihre Online-Findmittel.

Auch der Etablierung früher Gedenkstätten an zentralen Orten des Verfolgungs- und Tötungsgeschehens – wie beispielsweise in Majdanek (noch 1944) und Auschwitz (1946) – kam eine wichtige Funktion als Sammelstellen nicht nur für Dokumente zu. Ausgehend von diesen Gründungen erstanden die ersten Überlebenden-Verbände, die bis heute wichtige Organe der Dokumentation nationalsozialistischer Verbrechen darstellen.[16] Nach der DDR mit Buchenwald (1958), Ravensbrück (1959) und Sachsenhausen (1961) institutionalisierten sich auch in der Bundesrepublik in den 1960er-Jahre – zum Beispiel mit Dachau (1965) – die ersten Gedenkstätten. Damals wie heute übernimmt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Berlin wichtige Bildungsarbeit. Ursprünglich als 1952 Bundeszentrale für Heimatdienst in Bonn gegründet, begleitet die bpb die Arbeit der Gedenkstätten und unterstützt beispielsweise politische Jugendbildung und Reisen zu Gedenkstätten.

Für die Erforschung des Nationalsozialismus und damit den Beginn einer systematischen Historisierung dieser Zeit war der Aufbau des Institut für Zeitgeschichte (IfZ) (bis 1952: Deutsches Institut für Geschichte der nationalsozialistischen Zeit) wegweisend. Bereits 1949 durch die amerikanischen Alliierten in München begründet, machte es sich als erste außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtung die Erforschung der nationalsozialistischen Diktatur sowie ihrer Vorgeschichte und Folgen zur Aufgabe. Das Portfolio wuchs gemeinsam mit der Einrichtung und überschritt die Grenzen der nationalsozialistischen Geschichte. Doch gilt das IfZ bis heute als eines der wichtigsten deutschen Forschungszentren zur Zeit des Nationalsozialismus mit einer Vielzahl jährlicher Fachpublikationen vertreten.

Vor allem außerhalb Deutschlands finden sich schon früh prägende Institutionen. Dabei dominieren die Einrichtungen, die sich ebenso mit jüdischer Kulturgeschichte wie mit der Verfolgungs- und Tötungsgeschichte beschäftigen. Dazu zählt unter anderem das 1940 in New York durch Jacob Robinson wiedergegründete Institute for Jewish History (YIVO). Das Institut geht auf die ursprüngliche Gründung von 1925 als akademische Lehranstalt zum Studium ostjüdischer und jiddischer Kultur und Wirtschaft im polnischen Vilnius zurück. Etwas später nahm im Jahr 1933 in Amsterdam die Wiener Library (ursprünglich Jewish Central Information Office (JCIO)) ihre Arbeit auf. Eine Zweigstelle der Wiener Library befindet sich seit 2008 im Jüdischen Museum in Berlin (JMB).[23]

In der Nachkriegszeit prägten vor allem zwei Gründungen die Holocaustforschung. Als erstes ist hier Yad Vashem zu erwähnen. Als Holocaust Rememberance Center 1953 in Jerusalem gegründet, stellt es jeher eine konstante Größe in der Erforschung, Dokumentation und Bildungsarbeit dar, wobei das Forschungsprofil über jüdisches Leben und Geschichte hinausgeht. Als zweites sei das United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) genannt, wobei dessen Errichtung (1980) nominell nicht mehr als frühe Gründung bezeichnet werden kann, es aber zu einer der wegweisenden Einrichtungen der Forschungslandschaft gerechnet werden muss. Seit 1998 gilt das Jack, Joseph and Morton Mandel Center for Advanced Holocaust Studies als hausinterne Forschungseinrichtung mit dezidiertem Schwerpunkt auf der Holocaustforschung. Alle diese schon lange existierenden Wissenschaftsstandorte haben gemeinsam, dass sie ihre heutige Arbeit inzwischen in Online-Formaten vorstellen und sich auf digitalem Wege untereinander vernetzen.

Universitäre Forschung

An diese Institutionalisierungen anschließend entwickelte sich vor allem in den letzten zwanzig Jahren die universitäre Forschungslandschaft entscheidend weiter, wobei sich größere Unterschiede zwischen Deutschland bzw. europäischen und interkontinentalen Angeboten erkennen lassen. In Deutschland war der Lehrstuhl Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit einem Schwerpunkt in der Zeit des Nationalsozialismus an der Humboldt-Universität zu Berlin 2009 bis 2016 der einzige seiner Art. Mit der Einrichtung einer Kooperationsprofessur für Lehrstuhl zur Erforschung der Geschichte und Wirkung des Holocaust an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main zusammen mit dem Fritz-Bauer-Institut kommt ab 2017 ein weiterer Meilenstein dazu.[29] Die Kooperationen des IfZ München mit der Ludwig-Maximilians-Universität mit Frank Bajohr als Leiter des Zentrums für Holocauststudien sowie Schwerpunktsetzungen zur Geschichte des Nationalsozialismus an der Universität Jena oder Stuttgart sollen nicht unerwähnt bleiben. Außerdem beherbergt die Technische Universität Berlin das Zentrum für Antisemitismusforschung unter ihrem Dach, das ein Standbein in der Holocaustforschung hat.

Außerhalb Deutschlands ist eine deutlich umfangreichere Forschungslandschaft an den Universitäten zu verzeichnen. In den USA forschen von New York über Minnesota bis nach Dallas und St. Louis zudem einige kleinere Institute, deren erklärtes Forschungsfeld der Holocaust und weitere Genozide sind. Insbesondere sind das USHMM und Yad Vashem anzuführen, die selbst zwar keine dezidiert akademischen Einrichtungen sind, allerdings mit Education-Programmen gezielt Brücken zu universitären Einrichtungen schlagen.

Mit dem 2015 begonnenen Programm European Holocaust Research Infrastructure (EHRI) etablierte sich in Großbritannien ein Äquivalent. Das Programm hat zum Ziel, eine digitale Infrastruktur aufzubauen, wobei die Website als zentrale Plattform fungiert und bislang Material von rund 1.800 Archiven aus 51 Ländern bündelt. Mit dem Holocaust Research Institute an der Royal Holloway hat sich daneben an der University of London ein fester Forschungsstandort mit internationaler Reichweite behauptet.

Neben den Ländern der ehemaligen Alliierten haben auch in den einst besetzten Ländern Forschungseinrichtungen ihren Standort. Für die Niederlande kann zum Beispiel das NOID - Institute for War, Holocaust and Genocide Studies angeführt werden. Die Gründung geht unmittelbar auf das Kriegsende in Deutschland zurück, wobei das heutige NIOD aus dem National Bureau for War Documentation hervorging.[42] Wie der Name bereits andeutet, hat das Institut keinen ausgesprochenen Schwerpunkt bei der Erforschung des Nationalsozialismus, sondern arbeitet regional, thematisch und epochal komparativ und setzt so Maßstäbe für eine moderne Forschungslandschaft. Die Einrichtung verfügt über umfassende Archivbestände, unter anderem eine große Fotosammlung sowie eine Tagebuchsammlung. Über den Katalog sind derzeit rund 400 Archive angeschlossen. An die Universität Utrecht ist das Perpetrator Studies Network angegliedert. Mit einem ausdrücklich interdisziplinären Ansatz beschränkt sich die Arbeit nicht nur auf nationalsozialistischer TäterInnenschaft, sondern fasst die Thematik über den Nationalsozialismus hinaus weiter.

2. Online-Ressourcen

2.1 Recherchemittel

Das Internet ermöglicht eine weltweite Vernetzung und bietet zahlreiche Möglichkeiten für die wissenschaftliche Recherche. Doch die Fülle an vorhandenen Websites und Suchmöglichkeiten kann auch hinderlich wirken, wissenschaftlich wertvolle Suchinstrumente als solche zu identifizieren. Gerade im Bereich der Nationalsozialismus- und Militärgeschichte kursieren im World Wide Web viele unseriöse Quellen.

2.1.1 Fachbibliotheken und Spezialbibliographien

Die im vorhergehenden Kapitel genannten Fachinstitutionen verfügen zumeist über spezielle Fachbibliotheken, die zu ihren profunden Beständen, gezielt aktuelle Literatur zu thematischen Schwerpunkten ankaufen und auf wissenschaftliche Recherche ausgerichtet sind. Viele der Bibliotheken sind im Gegensatz zu öffentlichen Einrichtungen daher Präsenzbibliotheken.

Das Institut für Zeitgeschichte bietet am Standort München eine umfassende Bibliothek, die durch einen Online-Katalog erschlossen ist. Jährlich werden rund 3.000 Bücher, Zeitschriften und elektronische Medien aufgenommen und in den mit circa 367.000 Datensätzen versehenen Katalog eingespeist. Die Bibliothek gilt international als bedeutende Spezialbibliothek für die Geschichte des Nationalsozialismus und des „Dritten Reiches“, doch sind die Bestände auch zur gesamten deutschen und europäischen Zeitgeschichte breit aufgestellt. Zu erwähnen sei zudem, dass zahlreiche Medien aus polnisch- und russisch-sprachigem Raum zu diversen Schwerpunkten vorhanden sind. Die Anne-Frank-Shoah-Bibliothek in Leipzig verfügt als weitere Spezialbibliothek über etwa 16.000 Bücher, Zeitschriften, audiovisuelle Medien, Karten und andere Materialien. Der Bestand ist auch Teil des Online-Katalogs der ArbeitsGemeinschaft der Gedenkstättenbibliotheken. Dieser Verbundkatalog schließt zwanzig größere Fachbibliotheken ein.[49] In Deutschland ist ferner Berlin einer der ausgewiesenen Standorte, die insbesondere für die Nationalsozialismus-Forschung wertvoll sind. In der Stadt bieten neben den Universitätsbibliotheken und dem Bestand des ZfA – mit derzeit rund 40.000 Medien und einem jährlicher Zuwachs –, zahlreiche fachspezifische Einrichtungen umfassende Angebote zur wissenschaftlichen Recherche. Zu nennen wären hier unter anderem die Stiftung Topographie des Terrors (30.000 Bände), die Gedenkstätte Deutscher Widerstand (über 100.000 Bände), die Joseph Wulf Mediothek (55.000 Bücher, 18.000 Zeitschriften) der Gedenk- und Bildungsstätte des Hauses der Wannseekonferenz sowie das Deutsche Historische Museum (Gesamtbestand mit über 250.000 Bänden). Die Spezialbibliothek des Projektes Tiergartenstraße 4 Association verfügt über rund 18.000 themenspezifische Bände und wird nach persönlicher Vereinbarung geöffnet. In Potsdam befindet sich das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) (80.000 Bände), wobei der Sammlungsschwerpunkt des ZZF im Zeitraum von 1945 bis 1992 liegt. In diesem Themenfeld bietet auch das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) einen möglichen Anlaufpunkt. Es eignet sich damit vor allem für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der „Vergangenheitsbewältigung“ und Rezeptionsforschung. Das anliegende Moses Mendelssohn Zentrum (77.000 Bände) deckt vor allem den Forschungsschwerpunkt jüdische Religions- und Geistesgeschichte sowie Antisemitismus- und Rechtsextremismusforschung ab. Am bereits erwähnten Frankfurter Fritz Bauer Institut ist ebenfalls eine Fachbibliothek angesiedelt, die einen soliden Bestand außerhalb Berlins vorhält.

Außerhalb Europas rangieren auch hier das USHMM und Yad Vashem als forschungsorientierte Spezialbibliotheken mit dezidierten Sammlungsschwerpunkten zum Judentum, Holocaust und Zweitem Weltkrieg vorne. Das USHMM verfügt über eine exzellente Bibliothek mit umfassendem online zugänglichem Material. Durch Verträge mit JSTOR, Project Muse und der Central and Eastern European Online Library können über die Institution auf große digitale Bestände zugegriffen werden. Die Spezialbibliothek von Yad Vashem hält über 167.000 Titel in 64 Sprachen zum Themenkomplex Holocaust bereit. Die Sammlung des Yiddish Book Center ist einzigartig. Seine umfangreiche Online-Bibliothek bietet Zugriff auf mehr als 12.000 Bücher in Jiddischer Sprache, Aufnahmen von Interviews mit jiddischen AutorInnen und Hörbücher auf Jiddisch sowie Zugriff auf das Wexler Oral History Project. Andere Bibliotheken zur jüdischen Geschichte erweitern das Spektrum an Recherchemöglichkeiten: So kann das YIVO – Institute for Jewish Research beinahe 400.000 Bände vorweisen.

Auf einigen Online-Präsenzen werden zudem Spezialbibliographien zu Themenschwerpunkten angeboten, die einen guten Überblick über Forschungsfelder ermöglichen. Auch hier ist das USHMM mit einem eindrücklichen Online-Angebot vertreten. Eine nach Oberbegriffen vorsortierte Liste fasst jeweils alle dazu vorhandenen Titel der Bibliothek zusammen. Seitens Yad Vashem sind eine Bibliographie zum Thema On the History of Soviet Jews during the Holocaust und eine umfassende Bibliographie zum Thema Aftermath of the Holocaust im Entstehen. Im deutschsprachigen Bereich sind unter anderem auf der Website der Deutschen National Bibliothek im Katalog der Exilsammlungen die Exilpublikationen und die Archivalien des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 aus Frankfurt am Main und der Bestand der Sammlung Exil-Literatur 1933–1945 in Leipzig zu finden. Zeitgeschichte Online steuert eine Spezialbibliographie zum deutschen Widerstand bei. Auch ältere gedruckte Bibliographien – wie von Peter Hüttenberg (1980) oder von Michael Ruck (2000)[74] – liegen digital vor.

2.1.2 Archive

Leider sind immer noch große Teile von Archivbeständen nicht digitalisiert respektive überhaupt digital gelistet. Daher ist für weitere Recherchen ein Besuch vor Ort bzw. eine E-Mailkorrespondenz mit den ArchivarInnen oft unerlässlich. Dennoch haben einige – vor allem außereuropäische – Institutionen bereits beachtliche Online-Archive, die einen guten Überblick über das vorhandene Archivgut geben und detaillierte Auskünfte über einzelne Bestände und Objekte ermöglichen.

Auch in diesem Bereich sind vor allem Yad Vashem und das USHMM federführend. Große Teile der Sammlungen des USHMM sind online einsehbar. Eine Vielzahl Fotos, historischer Filmaufnahmen, Objekte und Faksimiles von Dokumenten ist aufwändig aufbereitet und nach Schlagwörtern durchsuchbar. Yad Vashem verfügt über den weltweit größten Bestand von auf den Holocaust bezogenen Dokumenteen. Mit rund 179 Millionen Dokumentseiten, unzähligen historischen Fotografien und Millionen registrierten Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung trägt der Bestand einen einzigartigen Charakter. Zur Recherche um jüdisches Leben und Kultur, ist ebenfalls die Sammlung und Online-Präsenz des YIVO zu empfehlen, die zusätzlich zur Präsenz in ihrer New Yorker Einrichtung ein reichhaltiges Material aus ihren circa 24 Millionen Sammlungsstücken online präsentiert. Ebenfalls zu erwähnen sei die Library of Congress, die mit einer umfassenden Online-Präsenz ihrer Sammlung vertreten ist. Zudem sind rund dreiviertel des gesamten Archivs des Leo Baeck Institute unter DigiBaeck – German-Jewish History Online online verfügbar. Zahllose Datensätze geben ein- und weiterführende Informationen zu deutsch-jüdischer Geschichte sowie der Verfolgung während des Nationalsozialismus. Ebenfalls auf weitreichende Digitalisierung setzt die Wiener Library. Dabei kann sie auf 70.000 Bücher, 2.000 Dokumenten, 45.000 Fotos, 3.000 Zeitschriften und über eine Millionen Zeitungsauszüge an ihren Standorten in London und Tel Aviv zurückgreifen.

In Deutschland verfügen das Fritz Bauer Institut genauso wie das Institut für Zeitgeschichte nicht nur über sehr gute Bibliotheken, sondern verwalten gleichzeitig auch Quellenbestände, die im Rahmen von Forschungsvorhaben der Häuser zusammengekommen sind. Hier hält vor allem die Website des Fritz-Bauer Instituts zum ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses die Tonbandmitschnitte, dazugehörige Transkripte und weiterführende Materialien als Daten bereit. Der Sammlungsschwerpunkt des IfZ liegt hingegen auf nicht-staatlichen Quellen vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Gegenwart. Darüber hinaus wirkt das Archiv an einem nationalen Überlieferungskonzept mit, das sich bei der Initiative Sammeln im Verbund beteiligt. Die vier großen Standorte des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde, Koblenz, Freiburg und Ludwigsburg sind für die Recherche im Themenfeld Nationalsozialismus besonders von Bedeutung. Umfassende Bestände, unter anderem die Akten des von den Alliierten eingerichteten Berlin Document Center (BDC) mit über 20 Millionen Akten von Luftwaffe, Marine, Wehrmacht sowie SS und assoziierten Einheiten sind an den verschiedenen Standorten einsehbar. Ein Teil der Aktenbestände ist online verzeichnet und nach Anmeldung über invenio zu recherchieren. Eine Recherche zur Wehrmacht und Marine ist außerdem über die Deutsche Dienststelle (WASt) möglich, was aber eine vorherige Anfrage voraussetzt. Spezielle Erkundungen zum Zweiten Weltkrieg, zum Kriegsgeschehen und zur Roten Armee bietet das Archiv des Deutsch-Russischen-Museums im Berliner Stadtteil Karlshorst. Der International Tracing Service (ITS) ermöglicht in einem online Archiv eine umfassende Suche in rund 30 Millionen Dokumenten. Über Kartenansichten und Indexlisten sind unzählige Digitalisate durchsuchbar. Eine Kommentarfunktion gewährt es NutzerInnen, individuell neue Informationen zu den Dokumenten hinzuzufügen, die nach einer Prüfung durch ArchivmitarbeiterInnen veröffentlicht werden. In Österreich können sowohl das Österreichische Staatsarchiv als auch das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes (DÖW) mit seinen Quellenbeständen Rechercheansätze eröffnen.

Außerhalb der Verfolgungsgeschichte halten Archive für das Feld der Kommunikations- und Propagandageschichte größere Bestände bereit. Im Museum für Post und Telekommunikation in Berlin findet sich ein umfassender Bestand zu Feldpost aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Bestände sind online durchsuchbar und als Transkripte wie digitale Faksimiles einzusehen. Für den Bereich der Medien hilft die Datenbank Massenkommunikation und Publizistik des Instituts für Zeitungsforschung Dortmund weiter, die ungefähr 240.000 Einträge verzeichnet, von denen etliche tausende einen Bezug zur Geschichte des Nationalsozialismus haben.

Grundsätzlich lohnt sich die Suche in den großen nicht thematischen Zentralarchiven gerade der ehemaligen alliierten Staaten: Die National Archives in Washington, D.C. beherbergen große Bestände, die durch die US-Truppen und -Ermittler aus Deutschland mitgenommen wurden. Sie sind über eine umfangreiche Suchplattform recherchierbar. Ähnliches gilt für die britischen National Archives in Kew. Vor allem lagern bei ihnen wichtige Bestände zum Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkrieges. Schwieriger gestaltet sich die Lage beim Moskauer Sonderarchiv. Einmal ist das Online-Angebot nur auf Russisch und nicht auf Englisch gehalten und außerdem gibt es bisher keine nennenswerten digitalen Bestände.

2.1.3 Personensuche

Für die weltweite biographische Recherche nach Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen bauten mehrere Institutionen große Opferdatenbanken auf, die sie nach und nach online zugänglich machen. Ein herausragendes Projekt hat die Gedenkstätte Yad Vashem mit der The Central Database of Shoah Victims‘ Names realisiert. Sie fußt auf den mehreren Millionen geprüften ‚Gedenkblättern‘ für Holocaustopfer, die die israelische Gedenkstätte bisher gesammelt hat. Seit 2004 ist sie online nutzbar und hat – nach dem sie 2014 um zahlreiche Namen aus anderen Quellen wie Deportationslisten erweitert wurde – nun ungefähr viereinhalb Millionen Einträge. Sie wird stetig ausgebaut. Ausgehend von dieser Datenbank werden zudem persönliche Dokumente der Eingetragenen gesammelt und sie können mit Orten und weiteren Personen verknüpft werden.

Ein Projekt des Bundesarchivs unterstützt vom Internationalen Suchdienst des Roten Kreuzes steht seit dem Jahr 2007 im Internet zur Verfügung, nämlich das Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945. Als Druckfassung erschien das Gedenkbuch erstmalig 1986. In den 1990er-Jahren erweiterten neue Archivquellen wie die Volkszählungsunterlagen von 1939 das Gedenkbuch deutlich. Heute umfasst die Datenbank circa 170.000 eingetragene Personen. Dabei handelt es sich um Jüdinnen und Juden, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland (nach den Grenzen vom 31.12.1937) wegen ihres jüdischen Glaubens oder ihrer jüdischen Abstammung verfolgt wurden. Die Datenbank wird laufend erweitert und ist mit Zusatzinformationen beispielsweise zu Deportationszügen und einer Auswahlbibliographie versehen. Sie hängt außerdem mit der von der EVZ ermöglichten und vom Bundesarchiv geführten Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933–1945 zusammen, in der die circa 600.000 in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden erfasst werden.

Neben diesen beiden Großprojekten gibt es noch eine Reihe weiterer digitaler Recherchemöglichkeiten: Einige Gedenkstätten bieten online einsehbare und teilweise durchsuchbare Totenbücher. Die KZ-Gedenkstätten Buchenwald, Mittelbau-Dora, Neuengamme und Sachsenhausen zählen dazu. Die Gedenkstätten Mauthausen und Auschwitz-Birkenau haben eigene Datenbanken zur Personensuche eingerichtet. Diese Listen können jedoch insbesondere in Auschwitz-Birkenau nicht alle der deportierten Personen umfassen, da ohnehin nur ein kleiner Teil der Ankommenden registriert wurde. Inzwischen umfasst die Datenbank immerhin fast 450.000 Einträge.

Daneben existieren regionale Opferdatenbanken wie zum Beispiel in Österreich, wo das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes (DÖW) die Suche in circa 76.000 Datensätzen für den Zeitraum zwischen 1938 und 1945 zu den Gestapo-Opfern auf Basis der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo-Leitstelle Wien, zu den Holocaustopfern, zu den politischen Verfolgten und zu den erfassten Opfern aus dem Totenbuch der (Kinder-)„Euthanasie“-Stätte Am Spiegelgrund zulässt. Auch im österreichischen Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus, das für Recherchen zu Restitutions- und Entschädigungsfragen angelegt wurde, kann nach Personen gesucht werden.[110] Für Tschechien kann auf die Opferdatenbank von Holocaust.cz zurückgegriffen werden. Dort lassen sich Angaben zu den aus den böhmischen Gebieten deportierten Jüdinnen und Juden sowie zu den Häftlingen des Theresienstädter Ghettos finden.

Das Archiv des Internationalen Suchdienstes des Roten Kreuzes (ITS) verfügt ebenfalls über eine umfangreiche Personendatenbank, die aber nur partiell über das Internet erreichbar ist, aber noch ausgeweitet werden soll. Dort sind beispielsweise Recherchen zu den Todesmärschen und den Displaced Persons (DPs) in DP-Lagern möglich.

Weitere digitale Hilfsmittel stammen aus der jüdischen Familienforschung – wie die Bibliographie zur deutsch-jüdischen Familienforschung und zur neueren Regional- und Lokalgeschichte der Juden.[113] Generell ist es sinnvoll, auf die Angebote zur jüdischen Geschichte zurückzugreifen, wenn eine umfassende biographische Studie zur größten Verfolgtengruppe der Jüdinnen und Juden recherchiert werden soll. Darüber informiert im Detail der Clio-Guide zur jüdischen Geschichte im deutschsprachigen Raum.

Ohne diese Datenbanken wäre eine auf Biographien gestützte Forschung kaum bis gar nicht realisierbar. Sie eröffnen einer Geschichtswissenschaft, die die Opferschicksale einbezieht, neue Wege. Jedoch können diese Datenbanken auch unbeabsichtigt verschleiern, dass viele Opfer nirgendwo namentlich erscheinen und ganze Opfergruppen nicht aufzufinden sind.

2.1.4 Gedenkstätten

Die schrittweise entstandene Gedenkstättenlandschaft zum Nationalsozialismus ist in sehr unterschiedlicher Weise digital präsent: Lange beschränkten sich Gedenkstätten darauf, rudimentäre Service-Informationen für den Besuch vor Ort online bereitzuhalten – aber inzwischen haben sich auch Formate etabliert, die es externen ForscherInnen erlauben, die Expertise der einzelnen Gedenkstätten besser zu nutzen. Das seit 2011 betriebene Gedenkstättenportal der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas liefert einen standardisierten Zugriff auf die Gedenkstätten zu allen Ländern Europas und Israel. Inzwischen sind es circa 400 Gedenkorte in 34 Ländern, die jeweils mit Hintergrundinformationen und Kontakten versehen sind. Ähnlich arbeitet die Datenbank und App Erinnerungsorte der bpb mit fast 450 verzeichneten Gedenkorten, aber mit etwas weniger Zusatzinformationen.

Einen sehr guten Überblick über die auf den Nationalsozialismus bezogenen Gedenkstätten in Deutschland liefert auch der Clio-Guide zu Museen und Gedenkstätten. Darin werden die deutschen Gedenkstätten nach Orten früherer Lager[118], TäterInnen-Orten[119] sowie den Orten der „Euthanasie“-Verbrechen[120] gruppiert.

Daneben existieren noch weitere Dokumentationszentren.[121] Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat beispielsweise jüngst ein eigenes Themenportal über den Völkermord an den Sinti und Roma und den langen Kampf um Anerkennung eingerichtet.

Hinzu kommen die Gedenkstätten in anderen Teilen Europas wie beispielsweise in Österreich[123] oder Polen[124]. Außereuropäisch wären vor allem in den USA das United States Holocaust Memorial Museum und in Israel der zentrale Holocaustgedenkort Yad Vashem[126] zu nennen.

Einer besonderen Rolle im Bereich der Digitalisierung kommt im deutschsprachigen Raum der Topographie des Terrors in Berlin zu: Sie betreibt das Gedenkstättenforum und gibt den Gedenkstättenrundbrief heraus, teilweise online frei abrufbar ist.[129] Insgesamt besteht aber bei deutschen Gedenkstätten noch ungenutztes Potenzial bei digitalen Angeboten für die Wissenschaft im Vergleich zu dem, was die außereuropäischen Institutionen auf diesem Feld schon umgesetzt haben.

Einige potenziell hilfreiche Quellen und Hintergrundinformationen finden auch direkt den Weg in gedenkstättenpädagogische Angebote, weshalb diese für die historische Forschung ebenfalls interessant sein können. Die Auswahl ist dabei vielfältig: Sie reicht von speziell für den Schulunterricht aufbereitete Materialien beispielsweise des Fritz Bauer Instituts – über Begleitmaterial von Institution – wie dem USHMM[131] – oder eigens betriebene Lernportale – wie Lernen aus der Geschichte und Zukunft braucht Erinnerung. Die gedenkstättenpädagogischen Angebote sind in einem besonderen Maße Experimentierräume dafür, wie sich Quellen und historisches Wissen digital darstellen lassen.

2.1.5 Bild-, Ton- und Filmrecherche

In Deutschland betreiben mehrere Großeinrichtungen eigene Bildarchive, die viele Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus enthalten, wobei nur einige Einrichtungen diese tatsächlich quantifizieren können. Im Bestand des Bildarchivs des Bundesarchivs lagern circa elf Millionen fotografische Aufnahmen, wovon rund 200.000 in der Datenbank verzeichnet sind. Zahlreiche Fotografien stammen aus dem Repertoire der Propagandakompanien der Wehrmacht. Eine weitere Einrichtung mit einem großen Bildbestand ist das Deutsche Historische Museum in Berlin. In deren Objektdatenbank sind die Mehrzahl der über 600.000 Einträge Abbildungen, wovon über 21.000 mit dem Schlagwort Nationalsozialismus verknüpft sind. Bei der bpk-Bildagentur des zwölf Millionen Bilder umfassenden Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz (bpk) sind mindestens 23.000 Datenbankeinträge dem Nationalsozialismus explizit zugeordnet. Die Bayerische Staatsbibliothek München stützt ihren Bestand zum Nationalsozialismus vorwiegend auf einen umfangreichen Teilbestand, nämlich das Fotoarchiv von Adolf Hitlers Privatfotografen Heinrich Hoffmann. Über 66.000 Bilder sind momentan in der Datenbank allein zu ihm verzeichnet. Ergänzend zu diesen liegen noch viele Fotografien bei weiteren Bildagenturen und in kleineren Einrichtungen, in denen sie aber vielfach nicht digital erschlossen sind.

In den USA hat das USHMM ein eigenes Bildarchiv zum Nationalsozialismus, Holocaust und Zweiten Weltkrieg aufgebaut. Ungefähr ein Drittel der 100.000 Fotos können bereits online recherchiert werden, wobei darin auch Dopplungen zu europäischen Archiven enthalten sind. Einige weitere amerikanische Archive unterhalten Bestände, die nationalsozialistische Verbrechen und Kriegshandlungen dokumentieren: Dabei seien das U.S. Army Heritage and Education Center, die Truman Library, die Library of Congress und die Roosevelt Library and Museum hervorgehoben.

In Israel hat die Gedenkstätte Yad Vashem ein großes Bildarchiv mit über 400.000 Aufnahmen, 500 Alben und 11.000 Sammlungen angelegt, das nicht nur der Verfolgung von Jüdinnen und Juden gewidmet ist, sondern dem ganzen Spektrum jüdischen Lebens. Ungefähr 130.000 Fotos, die Holocaustopfer zeigen, zählen zu ihrer Sammlung. In England wird wiederum die Fotodatenbank des Imperial War Museum London mit elf Millionen Fotos gepflegt, die vorwiegend von britischen Militäreinheiten stammen. Den Zweiten Weltkrieg als Schwerpunkt hat das niederländische Fotoportal Beeldbankwo2. Über 150.000 Fotografien stehen zur Einsicht bereit. In Österreich hat das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes die Aufgabe übernommen, Fotos zu sammeln: Derzeit sind rund 42.000 Abbildungen verzeichnet. In weiteren europäischen Ländern ließen sich weitere Bildbestände sichten, jedoch ist an den meisten Standorten nur ein Bruchteil digitalisiert.

Als Schlüsseldokumente, die über genannte Portale vollständig einsehbar sind, können folgende beiden Alben gelten: das vielfach zitierte Album von Karl Friedrich Höcker, Rudolf Höß´ Adjutant in Auschwitz, sowie das zeitlich korrespondierende sogenannte Auschwitz-Album, das auch mit dem Namen seiner Wiederentdeckerin, Lili Jacob, verbunden wird. Beide Alben lassen sich virtuell durchblättern.

Eine Expansion solcher Möglichkeiten ist absehbar. Besonders die aufwändig gestaltete Webpräsenz Europeana nimmt rasant an Umfang zu. Inzwischen sind schon mehr als 50 Millionen Objekte integriert, wobei bereits 1,3 Millionen Fotos dazu zählen. Sie spiegelt zugleich die große Bandbreite an Bildquellen wider.

Die Bildarchive bewahren vielfach auch Plakatsammlungen auf – zum Beispiel im schon erwähnten Deutschen Historischen Museum, die dort über die Objektdatenbank recherchiert werden können. Eine eigenständige Plakatsammlung beherbergt die Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgarts. Von der gesamten Sammlung von 30.000 Plakaten sind 4.500 in der eigenen Datenbank nachgewiesen. Darunter befindet sich ein breites Spektrum an Bild- und Schriftplakaten, die helfen können, die Geschichte des Nationalsozialismus zu erforschen.

Um eine besondere Einrichtung handelt es sich bei dem Deutschen Rundfunkarchiv, das Tondokumente sichert und für Forschung bereithält. Allerdings stehen bisher wenige auf den Nationalsozialismus bezogene Tonaufnahmen online zur Verfügung – mit Ausnahme einer Themenseite der Olympischen Spiele 1936. Folglich sind die Recherchemittel zu Tonaufnahmen arg beschränkt.

Nach Filmen lässt sich zum Beispiel beim Bundesarchiv recherchieren. Die entsprechende Datenbank Benutzungsmedien Film Online wird fortwährend ausgebaut und ermöglicht es, in den circa 70.000 Medien des Filmarchivs zu suchen – darunter 400 Wochenschauen mit 6.000 Einzelbeiträgen. Über die Filmothek können zahlreichen Kinowochenschauen gefunden und eingesehen werden – allerdings erst für die Zeit nach 1945. Der bedeutsame Bestand der Wochenschauen liegt nicht digitalisiert vor. Europaweit kann zudem über filmarchives online nach Filmen gesucht werden. Ein enorm hilfreiches Werkzeug bei der Filmrecherche zum Holocaust hat das Fritz Bauer Institut aus Frankfurt schon im Jahr 2000 bereitgestellt: die Cinematographie des Holocaust. Sie deckt Informationen zu alliierten Filmmaterial über filmisch festgehaltene ZeitzeugInnenberichte bis zu Spielfilmen nach 1945 ab. Sie wird aber nach heutigem Stand nicht weiter ausgebaut. Der Zugriff auf das Filmmaterial selbst bleibt in den genannten digitalen Rechercheangeboten beschränkt.

Filmische Dokumentation spielt nicht nur als Quelle eine Rolle, sondern auch in der wissenschaftlichen Arbeit selbst. Große Forschungseinrichtungen filmen ihre Tagungen und Veranstaltungen, um sie digital weiterzuverbreiten. Deshalb hat die Geschichtswissenschaft bereits ihren Weg auf große Videoplattformen wie YouTube gefunden – auch um wiederum historisches Filmmaterial zu teilen.[158]

2.2 Quellensammlungen

2.2.1 Allgemeine Quellensammlungen

Neben den bereits aufgezählten Archiven, die wertvolle Mengen an Quellenmaterial für die Online-Nutzung bereitgestellt haben, existieren auch reine Online-Archive. Sie bündeln allgemeine bzw. spezifische Quellensammlungen, ohne selbst eine institutionellen Hintergrund zu haben. Einen größeren Überblick gibt hier die Seite 1000 Schlüsseldokumente zur deutschen Geschichte. Über ein Glossar erschlossen, stellt die Seite ausgewählte historische Quellen zur deutschen Geschichte zur Verfügung, darunter befinden sich Text-, Audio- und Videodokumente sowie historische Fotografien, die von einem kurz gehaltenen Forschungsstand und Hinweisen auf weiterführende Literatur kontextualisiert werden. So beispielsweise die Rede des Reichsführers SS Heinrich Himmler bei der SS-Gruppenführertagung in Posen im Oktober 1943.

Die auf Englisch und Deutsch vorliegende Seite German History in Documents and Images (GHDI) verwahrt eine ausgiebige Sammlung von Quellen zur deutschen Geschichte. Sie ist in zehn Kapitel unterteilt, die jeweils aneinander anschließende Zeitabschnitte behandeln. Jedes Kapitel wird von HistorikerInnen betreut.

Über die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges informiert ausführlich BBC History: World War Two. Neben ausführlichen Texten, finden sich zahlreiche Fotos und animiertes Kartenmaterial. Thematisch passend dazu kann die Online Sammlung des Imperial War Museums angeführt werden.

Das NS-Archiv bietet eine Online-Quellensammlung, die sich aus sogenannten TäterInnen- und Opferquellen zusammensetzt. Die Dokumente werden durch Transkripte und Faksimile erweitert und sind in vier Themenkategorien gegliedert („Der Weg zur Macht“, „Das NS-System“, „Der Krieg“ und „Verfolgung und Vernichtung“). Die Sammlung allerdings reicht zeitlich über das Kriegsende hinaus, wobei einige ausgewählte Dokumente aus dem Nürnberger International Military Tribunal zu finden sind.

Zum Thema Holocaust bietet die bereits ausführlich besprochene Wiener Library einen Überblick. Die Website hält eine aktuelle und umfassende Linksammlung zu digitalen Ressourcen bereit, die jeweils nach Ländern geordnet ist. Einen direkten Einstieg über Dokumente bietet dagegen die Seite The Holocaust: Key Documents from The National Archives mit zahlreichen bedeutenden Schlüsseldokumenten zum Holocaust, die aufwändig digitalisiert wurden und in hoher Auflösung heruntergeladen werden können. Die dagegen recht nüchtern gehaltene Website Statistik des Holocaust gibt einen detaillierten und breit recherchierten Überblick über die Deportationen von Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich.

2.2.2 Thematische Quellensammlungen

Im Gegensatz zu den vorhergehenden allgemeinen Quellensammlungen konzentrieren sich die folgenden Seiten jeweils Einzelthemen zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust.

Zum Thema Lager beinhaltet das große Angebot der BBC eine herausragende Website: The Nazi Concentration Camps stellt eine Fülle an ausführlichen Informationen mit begleitenden Dokumenten, Fotos und Videos zusammen. Auf eine aufwändige Art und Weise werden Kartenmaterial und Zeitleisten mit Schlagwörtern verknüpft und um Bildungsangebote erweitert.

Zum Thema Judenmord und der „Aktion Reinhardt“ können insbesondere die folgenden Seiten angeführt werden: Truth about Camps bzw. die Datenbank SS-Mannschaft KL Auschwitz wird vom Institut of National Remembrance betreut und bieten zahlreiche Texte, Fotos und Kartenmaterial sowie die letztere eine Liste mit über 8.500 TäterInnen vom Standort Auschwitz – gleich mehrsprachig – an. Die zahlreichen historischen Fotografien sind eine große Bereicherung, leider fehlen ausreichende Quellenangaben, was eine weiterführende wissenschaftliche Arbeit mit dem Material erschwert. Das Holocaust Research Project wartet ebenfalls mit zahlreichen Fotografien, Karten und Faksimiles etlicher Dokumente auf, die über ein Glossar erschlossen sind. Die Seite bietet einen sehr guten Überblick mit ausführlichen thematischen Analysen, doch auch hier sind kaum ausreichende Quellenangaben zu finden. Death Camps erscheint in einer gewöhnungsbedürftigen Oberflächengestaltung, dafür überzeugt jedoch der thematische Content. Ein Siteguide gibt einen Überblick über die weit verzweigte Websitestruktur, die in enggefassten Themenbereiche die „Aktion Reinhardt“ kontextualisiert. Auch hier ist auf die umfassenden und ungewöhnlichen Fotobestände zu verweisen, leider aber fehlen auch hier Archivangaben.

Auch das Institut für Zeitgeschichte hat im Rahmen des großen Editionsprojektes Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 einige Quellen online zur Verfügung gestellt. In einer modernen Benutzeroberfläche ermöglicht die Seite Zugriff auf Höreditionen mit begleitenden Textdokumenten und umfassender Verschlagwortung aus bislang acht der insgesamt 16 Bände. Auf Hören ist auch die Seite Music and the Holocaust angelegt, die nicht nur Fachtext-basiert, sondern mit zahlreichen Audiodateien einen bislang als fachliche Nische geltenden Bereich online zugänglich aufgearbeitet hat.

Das Thema Ghetto ist auch Teil der vorher genannten Websites, wird aber auf Seiten wie der Ghettochronik für das Ghetto Litzmannstadt eigenständig verhandelt. Zahlreiche Faksimiles von Befehlen, Bekanntmachungen und Chronikblättern sowie zeitgenössische Fotografien setzen sich zu einem dichten Informationsnetz zusammen. Die Website nimmt ihren Ausgang in Beständen, die bereits zur Zeit der Existenz des Ghettos seitens der Ghettoverwaltung zusammengetragen und nach dem Krieg über die ganze Welt verstreut wurden. Im Rahmen der Druckausgabe der Chronikedition 2007[177] erstellte die Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Universität Gießen eine Website.

Ein wissenschaftlich sehr dicht ausgearbeiteter Bereich ist dagegen im Web kaum präsent: die sogenannte Euthanasie oder „Aktion T4“. Eine der wenigen explizit zum Thema vorhanden Seiten stellt die Website Gedenkort T4 dar. Sie präsentiert Biographien von Opfern und Orte der TäterInnen sowie zahlreiche Informationen rund um den Themenkomplex, insbesondere eine dreidimensionale Rekonstruktion der Örtlichkeiten in der ehemaligen Tiergartenstraße Nummer 4 und eine Opferdatenbank mit Verbindungen zum Projekt Stolpersteine. Das Bundesarchiv bietet ferner ein (textlastiges) Inventar zu Euthanasie-Verbrechen in Deutschland, Österreich, Polen und Tschechien an. An ein tschechisches Publikum wendet sich (auch auf Deutsch und Englisch zugänglich) die Quellensammlung von holocaust.cz. Neben einer Opferdatenbank hält die Sammlung einige Informationen zur Verfolgung der Roma bereit, die auf tschechischem Gebiet als sogenannte Asoziale von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.

Zum Thema der Prozesse brilliert die Sammlung der Yale Law School, die ein erschöpfendes Online-Archiv zu den Nürnberger Prozessen anbietet. Das bereits genannte Fritz Bauer Institut und die Sammlung der Library of Congress dürfen hier ebenfalls nicht fehlen.

Als letzter Themenkomplex seien Websites zur sogenannten Entarteten Kunst wie auch von den Nationalsozialisten geraubten Kunst- und Wertgegenständen genannt. Die Lost Art-Datenbank der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste enthält Angaben zu Kulturgütern, die in beide Kategorien fallen. Im Modul Provenienzrecherche kann die Suche vertieft werden. Das Deutsch Historische Museum (DHM) hat eine Datenbank über die Kunstsammlung, die sich Hermann Göring einverleibt hatte, erstellt. Die Freie Universität Berlin wiederum verwaltet ein Gesamtverzeichnis der 1937/38 in deutschen Museen beschlagnahmten Werke „entarteter Kunst“, das laufend aktualisiert wird. Ein ähnliches Angebot, die Kunstdatenbank, existiert für Österreich. Die Website Cultural Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) gibt ein Verzeichnis, der vom ERR geraubten Güter; international angelegt ist ferner das Projekt International Resources for Holocaust-Era Assets Research. Ein interessantes Kuriosum im weiteren Bereich Kulturgüter findet sich auf der Seite des Österreichischen Technikmuseums, die ein Verzeichnis historischer KFZ angelegt haben, das rund 3.000 von den Nationalsozialisten im Jahr 1938 beschlagnahmten respektive geraubten Kraftfahrzeuge aus jüdischem Besitz umfasst.

Die Plattform NS-Quellen widmet sich dem Thema Vermögensentzug auf dem Gebiet des heutigen Österreich zwischen 1938 und 1945 sowie Entschädigungsfragen. Diverse österreichische Archive sind systematisch erfasst worden und per Suchmaske über eine thematische, regionale bzw. Volltextsuche durchsuchbar. Zudem bündelt die Website Nachschlagewerke zu Adressen, Firmennamen, Behördenstrukturen etc. Per Mouseover werden diverse Fachbegriffe in einer Art Sprechblase erläutert.

2.2.3 Oral History-Sammlungen

Der methodische Ansatz der Oral History und die Digitalisierung sind innerhalb der Geschichtswissenschaft eng miteinander verzahnt. Projekte, die mit dieser Methodik arbeiteten, bewegten sich häufig außerhalb der klassischen Archivstrukturen, um die Aussagen der ZeitzeugInnen zu sichern und zugänglich zu machen. Deshalb wählten sie seit den 1990er-Jahren vielfach digitale Lösungen, um die Schrift-, Ton- und Filmdokumente systematisch zu archivieren und so auch einer weiteren historischen Forschung zugänglich zu machen. So entstanden viele einzelne Unternehmungen in etlichen Teilen der Welt, die heute über das Internet überall (zum Teil mit Zugangsschranken) verfügbar sind.

Das Voice of the Holocaust Project betreibt seit 2000 eine Datenbank, in der die von dem Psychologen David P. Boder mit Displaced Persons (DPs) in Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz geführten Interviews integriert sind. Die eigentlichen, aus der unmittelbaren Nachkriegszeit stammenden – auf Wachsplatten aufgenommenen – Aufzeichnungen wurden in diesem Projekt bis 2009 vollständig digitalisiert, transkribiert und übersetzt. Insgesamt umfasst die Datenbank über 90 Stunden Aufnahmen. Damit transferierte das dahinterstehende Team ein frühes ZeitzeugInnen-Projekt in eine digitale Arbeitsumgebung für die Wissenschaft.

Mit dem Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies hat ein späteres Projekt, das 1979 anlief, ebenfalls ein digitales Format erhalten. Es ist an der Yale University angesiedelt und besteht aus zahlreichen Videointerviews. Ungefähr 4.400 Aufnahmen von ZeitzeugInnen- sind enthalten, was circa 10.000 Stunden Material entspricht. Eine Reihe an Kooperationspartnern haben nicht nur überlebende Opfer des Holocaust befragt, sondern auch TäterInnen, sogenannte Bystanders, BefreierInnen und WiderstandskämpferInnen. Heute nimmt das Archiv weitere ZeitzeugInnen-Interviews zu mehreren Genoziden des 20. Jahrhunderts auf.

Das größte Projekt begann nach den Dreharbeiten zu dem Spielfilm Schindlers Liste. Der Regisseur Steven Spielberg initiierte das Visual History Archive; urspünglich als Survivors of the Shoah Visual History Foundation (Shoah Foundation) begründet, ist es inzwischen an der University of Southern California angesiedelt. In den Jahren 1994 bis 1997 interviewten die Verantwortlichen rund 52.000 Personen aus 56 Ländern in 32 Sprachen. Danach – von 2000 bis 2006 – stellten sie 120.000 Stunden Erinnerung digital bereit. Die einzelnen Interviews folgten einem standardisierten Fragekatalog, der Raum für persönliche Erinnerungen schaffen sollte – jedoch handelt es sich methodisch nicht um vorgabenfreie lebensgeschichtliche Interviews. Die meisten Befragten waren jüdische Überlebende. Daneben haben auch Sinti und Roma, Homosexuelle, ZeugInnen Jehovas und politisch Verfolgte sowie Überlebende der eugenischen Maßnahmen Eingang gefunden. Vereinzelt haben die Projektbeteiligten RetterInnen, HelferInnen, BefreierInnen und weitere ZeugInnen befragt. Auch diese Plattform erweitert sich inzwischen um Erinnerungsberichte anderer Genozide. Der Zugang ist jedoch stark reguliert, nur Teile sind frei zugänglich und nur fünfzig Institutionen weltweit besitzen einen Vollzugriff. Andere NutzerInnen können bei begründetem Interesse einen partiellen Zugang erhalten. An das Visual History Archive andockend entstanden fachdidaktische Angebote wie beispielsweise Zeugen der Shoah, das seit 2008 Formate zum Lernen mit der Datenbank bereithält. Im Regelfall sind Oral History-Plattformen mit didaktischen Konzepten ausgestattet, die für eine Zeit ohne Überlebende des Holocaust angelegt sind.

Ebenfalls einen Videobasierten bietet das niederländische Projekt Sobibor Interviews, dessen Quellensammlung unter anderem auf die Initiative des niederländischen Sobibór Überlebenden Jules Schelvis zurückgeht, bündelt unter der Ägide des NIOD wertvolle Quellen zum Kontext des deutschen Vernichtungslagers im Rahmen der „Aktion Reinhardt“. 13 ZeitzeugInneninterviews mit Überlebenden des Aufstandes bilden den Kern der Website, jedoch finden sich auf der weit verzweigten Struktur zahlreiche Karten, Bildquellen und weiterführende Informationen mit einem Schwerpunkt bei Opfern aus den Niederlanden.

Die renommierte Wiener Library erstellte und verwaltet die Datenbank Testaments to the Holocaust[202]. In ihr sind mehre tausende persönliche Zeugnisse wie handschriftliche Texte, Privatfotos oder Aussagen aus der Zeit von 1933 bis 1960 versammelt. Sie können über den Alltag unter nationalsozialistischer Herrschaft sowie von Verfolgung, Lagerhaft oder Flucht Auskunft geben. Zu ausgewählten Themen wie der Reichspogromnacht, Kriegsverbrechen und der Fluchterfahrung hat die Wiener Library Quellen noch einmal separat kontextualisiert. Beim USHMM liegt hingegen ein großer Teil der ZeitzeugInnenberichte als Videoaufnahmen vor, die im Webauftritt des Museum auch eingebunden werden. Die Stimmen der Überlebenden des Holocaust werden auf mehreren Websites – wie Voices of the Holocaust, 70voicesoder die Sound-Bibliothek der British Library – online hörbar gemacht. Ebenso bettete die britische BBC in ihre Online-Formate Videointerviews von Holocaustüberlebenden ein.

Zu speziellen Gruppen lassen sich noch weitere Datenbanken exemplarisch nennen: Die Refugee Voices geben die Aussagen von vor der nationalsozialistischen Verfolgung Geflüchteten wieder, die vorwiegend in Berlin und Wien geboren waren und den Weg in das Vereinigte Königreich fanden. Die 150 Interviews mit 450 Stunden Aufnahmen hat die Association of Jewish Refugees transkribieren und kategorisieren lassen. Darunter befinden sich zum Beispiel die Schilderungen von Kindern, die mit den sogenannten Kindertransporten gerettet wurden.

Als ein Projekt mit regionalem Schwerpunkt kann das von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg umgesetzte Projekt „Werkstatt der Erinnerungen“ angeführt werden, das auf Interviews und Lebensläufe basierende Konzept, bündelt mehr als 2.000 Interviews mit regionalem Bezug. Jüdische Hamburger Lebensläufe standen zunächst im Zentrum, aber nach und nach kamen Lebensgeschichten auch außerhalb der nationalsozialistischen Geschichte hinzu.

Ein anderes Zeitzeugnis stellen die Erinnerungen und persönliche Dokumente der Millionen von Soldaten des Zweiten Weltkrieges dar. Genau diesen Quellen US-Militärangehöriger widmet sich seit 2007 die Plattform Fold3. Sie schließt alle Kriege ein, an denen US-Soldaten teilnahmen – somit auch den Zweiten Weltkrieg in Europa. Folglich kommen immer mehr Einträge hinzu und es sind bereits rund fünf Millionen abrufbar.

Erst nach den Erinnerungen der Überlebenden des Holocaust begannen HistorikerInnen diejenigen der Millionen ZwangsarbeiterInnen aufzuarbeiten. Dieser Gruppe nahm sich das von der Freien Universität Berlin, der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft (EVZ) und dem Deutschen Historischen Museum getragene Projekt Zwangsarbeit 1939–1945 an. Sie führten viele Interviews mit Personen aus dem osteuropäischen Raum und insgesamt aus 26 Ländern, sodass am Ende circa 600 Interviews in 25 Sprachen eingespeist werden konnten. Die Audio- und Videointerviews sind jeweils noch transkribiert, übersetzt, mit Fotos und Kurzbiographien versehen. Ihr methodischer Ansatz ist wiederum an dem Konzept des lebensgeschichtlichen Interviews angelehnt.

Als eine Sammelplattform für Erinnerungen von WiderstandskämpferInnen aus ganz Europa versteht sich das European Resistance Archive (ERA). Der online abrufbare Bestand besteht nur aus wenigen Interviews, die allerdings aus Polen, Slowenien, Österreich, Frankreich und Deutschland stammen. Ein solches Projekt benötigt ein grenzüberschreitendes Engagement, um eine europäische Perspektive des Widerstands abzubilden.

In einigen Ländern entstanden auch landesspezifische Oral History-Projekte: Der Nationalfond der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus hat eines eingerichtet. In Schweden hat die Universität Lund 500 handschriftliche Interviews von Überlebenden der Konzentrationslager zugänglich gemacht, die von den sogenannten Weißen Bussen gerettet wurden. Ein Großteil kam aus Ravensbrück und so trägt das Projekt den Titel Voices from Ravensbrück. Das polnische Institut Witold Pilecki Centre for Totalitarian Studies integrierte die Schicksale verfolgter Polinnen und Polen während der nationalsozialistischen Besatzung in einer polnisch-englischen Plattform Chronicles of Terror zu allen Verbrechen im 20. Jahrhunderts, die an der polnischen Bevölkerung verübt wurden. Zu den besetzten Ländern entstehen noch neue Datenbanken, wie beispielsweise zu Griechenland.

Aufgezeichnete Interviews avancierten in den letzten beiden Jahrzehnten zu einem festen Bestandteil digitaler Angebote. Auch kleinere Formate wie zum Beispiel der Webdialog der Gedenkstätte Topf & Söhne oder Genocide against Roma, welches transnational die nationalsozialistische Verfolgungsgeschichte der Roma sichtbar machen möchte, bauen ZeitzeugInnen-Berichte ein. Zugleich sind die Möglichkeiten dadurch beschränkt, dass viele ZeitzeugInnen – sogar ganze Gruppen – nie interviewt wurden und so auch nicht mehr Teil der Datenbanken werden können. Oral History-Sammlungen machen auch diese verpasste Chance deutlich.

Auf der anderen Seite beschleunigte der Umstand, dass nicht viel Zeit blieb, um die Überlebenden noch zu befragen, den Aufbau einer entsprechenden digitalen Infrastruktur. Ohne eine überall verfügbare Infrastruktur wäre ein globales Sammeln in dem Maße gar nicht möglich gewesen. Hier hat die Digitalisierung erst den Grundstein für neue Arbeitsprozesse der Geschichtswissenschaft gelegt. Sie diente also als Innovationsmotor auch für andere Gebiete der historischen Forschung. Nun werden sie Stück für Stück nutzerInnenfeundlicher gemacht, sodass eine neue Generation von HistorikerInnen noch besser mit ihnen arbeiten kann.

2.3 Digitale Medien

2.3.1 Enzyklopädien, Lexika und Chroniken

In der mehrsprachigen reichweitenstärksten Online-Enzyklopädie Wikipedia finden sich gleich zehntausende Artikel, in denen die Stichwörter Nationalsozialismus und Holocaust auftauchen. Diese Fülle an Artikeln macht sie durchaus zu einem, auch für die historische Forschung, potenziell interessanten Werkzeug. Schon vom Setting als interaktives Kollektivprojekt erfüllen ihre Einträge indes keine wissenschaftlichen Standards. Dennoch garantiert die Größe und Vielfalt der AutorInnenschaft eine gewisse Qualität, die – wie bereits untersucht – eine ähnliche Fehlerquote wie herkömmliche Lexika produziert.[223] Erste wissenschaftlich arbeitende Einrichtungen kooperieren bereits mit Wikipedia – zum Beispiel das Bundesarchiv, um über Wikimedia Commons Information zu Fotografien – auch aus der dem Bestand der Wehrmachtspropagandakompanien – zu sammeln. Generell ermöglichen die Vorteile der Wikipedia bei einem kritischen Umgang mit den inzwischen für eine Enzyklopädie recht langen Artikeln Gewinne für wissenschaftliches Arbeiten: Die Verlinkungen eröffnen Querverbindungen, die sonst nicht in dem Maße gezogen werden könnten und die Mehrsprachigkeit erweitert die Perspektivenpalette zu einem Thema.

Digitale Lexika zeichnen sich grundsätzlich dadurch aus, dass sie in der Lage sind, enzyklopädische Beiträge mit Chroniken, Biographien, Videos, Objekten, Aussagen von ZeitzeugInnen, Dokumenten, Fotografien, Karten oder Statistiken zu verknüpfen. Dies geschieht sowohl in der Wikipedia über wikisource als auch beispielsweise beim Lebendigen virtuellen Museum (LeMO) des Deutschen Historischen Museums. Bei über 85.000 Beitragsseiten über die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert – einschließlich eines umfangreichen Abschnittes über den Nationalsozialismus – kann jedoch genauso wenig wie in der Wikipedia ein fehlerfreies Angebot garantiert werden.

Auch Chroniken zum Nationalsozialismus können in einer digitalen Form, Daten direkt mit Quellen verbinden. So verfährt das NS-Archiv, das zahlreiche Transkriptionen anbietet.

Sowohl eine Chronik als auch eine Enzyklopädie hat das United States Holocaust Memorial Museum in ihre Webpräsenz eingepflegt. Die Timeline of Events zum Holocaust bettet Videos und Fotos ein. Die weiter wachsende Holocaust Encyclopedia wiederum liefert bisher über 850 Artikel, die über TäterInnenbiographien wie Adolf Eichmann oder Heinrich Himmler oder Institutionen wie die Gestapo oder die SS informieren – und ebenso Tatorte und prominente Opfer porträtieren.

Die gedruckte zweibändige Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933-1945 kann parallel als digitale Version bezogen werden. Der erste Band von 2009 umfasst 1.800 Buchseiten, in denen 110 „Frühe Lager“, 23 Konzentrationslager der SS, 898 Außenlager, 39 SS-Baubrigadelager und die drei Jugendkonzentrationslager beschrieben werden.

Genuin wissenschaftliche deutschsprachige Enzyklopädien zum Nationalsozialismus haben noch keinen festen Platz in den virtuellen Medien eingenommen. Die Enzyklopädie des Nationalsozialismus[229] beispielsweise kann in der korrigierten Fassung von 1998 in digitalen Bibliotheken eingesehen werden – die erweiterte und aktualisierte Neuauflage von 2007 hingegen nicht. Eine aktuelle digital nutzbare Fassung einer Enzyklopädie des Holocaust liegt ebenfalls nicht vor. In der auch als Datenbank vorliegenden Encyclopaedia Judaica zur jüdischen Geschichte existiert ein Sachgebiet Holocaust und kann in der Auflage von 2007 herangezogen werden. Mit einem dezidierten Schwerpunkt auf das Judentum in Osteuropa vollzog The Yivo. Encyclopedia of Jews in Eastern Europe 2008 den Schritt von der analogen in die digitale Sphäre. Sie ermöglicht ebenfalls eine vertiefte Recherche zum jüdischen Leben in der Schwerpunktregion des Holocaust.

2.3.2 Online-Publikationen

Im Bereich der deutschsprachigen Online-Publikationen sind zwei Institutionen im Themenfeld Nationalsozialismus federführend: Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), das Institut für Zeitgeschichte und zeitgeschichte online (ZOL). Auf der weitverzweigten Website der bpb finden sich einige Themenbereiche zum Nationalsozialismus, unterschiedlichste Formate summieren sich zu einer soliden Materialsammlung. Die hauseigene App Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus erweitert das wissenschaftliche Programm für Smartphone-NutzerInnen. Über die Suchmaske auf ZOL finden sich mittlerweile 140 Ergebnisse zum Thema Nationalsozialismus (zum Vergleich: sechs Beiträge zu Gedenkstätten und 23 weitere zum Holocaust), die durchweg namenhafte AutorInnen der Fachgebiete verfassten. Eine Redaktion redigiert alle eingegangen Texte und sichert so die konstante Qualität der Beiträge. Ein paar Artikel zum Nationalsozialismus hält auch das Zeitgeschichtsportal Docupedia bereit.

Ebenfalls aus Potsdam stammt die Zeitschrift Zeithistorische Forschung / Studies in Contemporary History, die parallel online und gedruckt veröffentlicht wird. Auch hier sind unter den rund 70 Suchergebnissen zum Thema Nationalsozialismus, aktuelle Aufsätze von renommierten FachwissenschaftlerInnen vorhanden. Die Zeitschrift WerkstattGeschichte erscheint wie die Zeithistorischen Forschungen ebenfalls online und gedruckt. Mit einer Moving Wall können hier alle erschienenen Beiträge seit 1992 bis zu den letzten zwei Jahren kostenfrei als Datei bezogen werden. Seit 1953 gibt das IfZ die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte heraus, die mit einer Moving Wall bis zu den letzten fünf Jahren komplett online im Open Access zur Verfügung stehen. 2017 begann das IfZ seinen Online-Bereich durch den neuen Themenbereich Podium Zeitgeschichte zu erweitern, wobei sie bereits über Ihren YouTube Kanal einiges an Material zur Verfügung gestellt haben. Dem Weg ihre Fachzeitschriften online zugänglich zu machen, verfolgten in dem letzten Jahrzehnt immer mehr Verlage.

Für englischsprachige Formate sind vor allem folgende online zu beziehende Zeitschriften anzuführen: Holocaust and Genocide Studies vom USHMM, DAPIM – Studies on the Holocaust vom Institute for Holocaust Research an der Universität Haifa und die Holocaust Studies: A Journal of Culture and History – um nur ein paar einschlägige Fachjournale zu nennen –, die über Anbieter wie JSTOR, Project Muse oder Taylor & Francis bezogen werden können.

2.3.3 Digitale Projekte

Karten und Themen

Wie die vorhergehenden Kapitel erkennen ließen, ist das Angebot englischsprachiger Websites deutlich umfangreicher als das deutschsprachiger. Dieser Schluss lässt sich ebenso für die interdisziplinäre Verquickung der Geschichtswissenschaften mit anderen Wissenschaftsfächern ziehen. Eine solche interdisziplinäre Arbeit ist beispielsweise in den angloamerikanischen „Humanities“ in Form von Geoinformationssystem (GIS) gestützter Forschung längst etabliert. Am USHMM wurde von 2008 bis 2011 das Projekt Holocaust Historical GIS durchgeführt. Die geografischen Analyse von (personenbezogen) Daten, Orten und Ereignissen konnte räumliche Zusammenhänge des Holocaust so darstellen, dass Netzwerke und Verbindungen hervortraten, die in historischen Zeugnissen enthalten waren, aber bislang verborgen blieben. Interessant sind in diesem Kontext auch die Animated Maps zur Geschichte des Holocaust, die das USHMM unterhält.

Ebenfalls unter die Kategorie kartenbasierte Projekte fällt das folgende österreichische: Das Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstandes versammelt unter seiner Ägide diverse online Projekte, besonders hervorzuheben ist allerdings das kartenbasierte Memento Wien. Es ist für die mobile Nutzung angelegt und erfasst wissenschaftlich fundiert den Wiener Stadtraum, um die nationalsozialistische Verfolgung in der Stadt zu erläutern.

Von einer Orientierungskarte ausgehend bietet die Gedenkstätte Mauthausen inzwischen einen virtuellen Rundgang über ihr Gelände an. In Deutschland visualisierte ferner die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora die Außenlager des KZ-Komplexes Mittelbau in einer interaktiven Karte. Pro Standort kann eine virtuelle Informationstafel ausgeklappt werden, die – wenn überliefert – zeitgenössische Fotos, Dokumente und erweiterte Informationen zu Örtlichkeit, Belegstärke, TäterInnen und möglicher Strafverfolgung gibt. Das Online-Projekt überLAGERt des Zeitwerk Brandenburg fasst – in etwas schmalerer Ausführung – ebenfalls ganz ähnlich in einer Kartenansicht ehemalige KZ-Außenlager in Brandenburg zusammen. Am Beispiel Berlins hat die Website Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 kartenbasiert aufgeschlüsselt, wie die Nationalsozialisten 1933 die Gewerkschaften ausschalteten. Ebenfalls zum Jahr 1933 sammelt ein Online-Atlas die Orte der Bücherverbrennungen. Das Spektrum des Karteneinsatzes erstreckt sich noch deutlich weiter: Der durch den Holocaust verschwundenen Geschichte der jüdischen Siedlungen in Osteuropa verleiht das Projekt des Jüdischen Museums in Warschau Virtual Shtetl wieder einen Platz, indem es flächendeckend Zeugnisse und Berichte sammelt und sie in die Webumgebung integriert.

Nicht kartenbasiert aber dafür mit Schwerpunkt auf historischen Orten ist das Online-Haftstättenverzeichnis, das vom Bundesarchiv und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) betreut wird. Das Verzeichnis stellt ein Informationsportal dar, das neben der Recherche in dafür aufbereiteten Archivständen Informationen in diversen Rubriken zum Einsatz ziviler und militärischer ZwangsarbeiterInnen und einer Bibliographie zum Thema bündelt.

Andere Projekte knüpfen an bestimmte Jahre an: In der Pressechronik 1933: Journalismus in der Diktatur werden beispielsweise einzelne ausgewählte Seiten und sämtliche Titelblätter der historischen „Berliner Morgenpost“ vorgestellt, um die Entwicklungen des Jahres 1933 nachzuvollziehen. Vielfältige Quellen wie Plakate und Fotografien, Zeichnungen und Karikaturen oder auch Berichte, Reportagen, Kommentare, LeserInnenbriefe, Humor- und Rätselseiten sowie Werbung ergänzen die Zeitungsseiten. Sie lassen sich so wechselseitig aufeinander beziehen, um unterstützt von kompakten Kommentaren zu einem vielschichtigen Bild des ersten Jahres nationalsozialistischer Herrschaft zu gelangen. Dass Prinzip ein Jahr zum Rahmen zu erklären, wählt ebenfalls das Format 1938 – Posts from the Past des Leo-Baeck-Instituts. Individuelle Geschichten sollen darin mit Weltereignissen korrespondieren. Unter dem Hashtag #1938Projekt wird ein Jahr lang jeder Tag über Social Media-Kanäle begleitet.

Ausstellungen

Fast alle Ausstellungen zum Nationalsozialismus und zum Holocaust werden zusätzlich zur örtlichen Einrichtung auf einer Webpräsenz vorgestellt oder zumindest angekündigt. Reine Online-Ausstellungen, also Ausstellungen die eigenständig im Internet für sich funktionieren, sind hingegen rar gesät. Eine Variante kann zunächst einmal darin bestehen, dass Teile einer Ausstellung schlicht von der analogen Form in die digitale übersetzt werden, um sie dauerhaft für Interessierte auffindbar zu machen. Diesen Schritt ist die von 2001 bis 2004 gelaufene komplett überarbeitete zweite Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht des Hamburger Instituts für Sozialforschung relativ früh gegangen. Einzelne Texte und Fotos sowie 360°-Aufnahmen der Ausstellungsräume sind digital vorhanden, wenn auch nur ein Teil frei online nutzbar. Etwas jüngeren Datums, nämlich von 2014, ist die Online-Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Bei dieser handelt es sich um digitale Versionen der Dauerausstellung der Gedenkstätte, um die Ausstellungsthemen vertiefen zu können. Die einzelnen Themenräume, die die Widerstandsgeschichte vom ArbeiterInnenwiderstand über die Weiße Rose bis zum 20. Juli 1944 reichen, werden darin umfangreich mit erläuternden Texten, Biographien und einzelnen Dokumenten ausgestattet. Die Ausstellung zu den Frankfurter Auschwitz Prozessen geht vom Prozessort des Haus Gallus aus und gewährt daraufhin ein Blick in den Auschwitz-Prozess selbst sowie den Tatortkomplex Auschwitz.

Ausstellungsversuche, die kein analoges Pendant haben, existieren ebenfalls. Ein Beispiel stellt die Ausstellung Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Widerstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte von 2011 dar. Sie stützt sich auf drei Grundpfeiler „Zeiten“, „Regionen“ und „Grundfragen“. Die Materialangebote darüber zu einer Gesamterzählung zusammenzufügen gelingt – trotz eines spezifischen Präsentationsmodus – nur eingeschränkt. Ein weiteres Projekt realisierte die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unter dem Namen Du bist anders? - Eine Online-Ausstellung über Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie greift auf eine Europakarte, unterstützt von einer Zeitleiste zurück, um von dort aus Biographien von Kindern und Jugendlichen nachvollziehbar zu machen. Über die Biographen wird dann vielfältiges Quellenmaterial zugänglich. Im Jahr 2017 startete eine Online-Ausstellung des Bundesinnenministeriums, die den Titel Kontinuitäten, Brüche, Neuanfang. Umgang mit dem Nationalsozialismus in den beiden deutschen Innenministerien 1949–1970 trägt. Sie verknüpft Themen mit Biographien, einer Chronik und einigen ExpertInnen-Interviews. Dies geschieht unter einer umfangreichen Integration von Medien, was durch eine verbesserte Technik immer leichter passgenau möglich ist. Inzwischen lösen experimentelle Formen die Grenzen zwischen Ausstellung, Dokumentarfilm und Themenportal in einigen Fälen auf – wie die dreisprachige „Webdoku“ über das Massaker an italienischen Militärinternierten 1945 mit dem Titel Im Märkischen Sand demonstriert.

Das Bundesarchiv informiert bereits regelmäßig über virtuelle Ausstellungen, in denen sie ausgewählte Archivalien im überschaubaren Rahmen der Öffentlichkeit online zeigen. Die Maßstäbe setzten allerdings für die Geschichte des Holocaust die beiden großen außereuropäischen Einrichtungen: das USHMM und die Gedenkstätte Yad Vashem. Beide können bereits auf eine Sammlung mehrerer Online-Ausstellungen zurückgreifen. Das Holocaust Museum hat beispielsweise die Themen Kollaboration im Holocaust, nationalsozialistische Propaganda oder medizinische Experimente entsprechend aufbereitet, während Yad Vashem zum Warschauer Ghetto, dem Auschwitz-Album oder den DP-Camps gearbeitet hat.

Diese Online-Ausstellungen sollen zunächst einmal ein breites Publikum ansprechen, aber jede Ausstellung muss wissenschaftliche Erkenntnisse aufgreifen und übersetzen. Außerdem prägt sie zukünftiges wissenschaftliches Interesse mit. Wie am Beispiel des Innenministeriums zu sehen ist, eröffnet sie zudem – noch mehr als analoge Ausstellungen – das Potenzial, wissenschaftliche Stellungsnahmen vertiefend einzubeziehen.

Regionale Projekte

Digitale Angebote, die sich auf regionale Besonderheiten beziehen, können auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sein. Mehrere deutsche Städte haben Webportale zu ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit, aus denen hier Beispiele ausgewählt werden. In Bremen beispielsweise sammelt und präsentiert ein kartenbasiertes Portal Spurensuche Bremen, das auch als App funktioniert, Orte und Geschichten aus der nationalsozialistischen Zeit Bremens. Die Inhalte auf eine App zu spiegeln, wird zunehmend zum Standard lokaler Angebote. Ebenso baute der dahinterstehende Verein eine Kommentarfunktion ein.

Ein weiteres klassisches Muster bildet das Gedenkbuch – nur nun in digitaler, durchsuchbarer Form. Für Köln hat das örtliche Nationalsozialismus-Dokumentationszentrum eine Gedenkbuchdatenbank Die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Köln erstellt, das kontinuierlich fortgeführt wird. Es enthält mehr als 7.000 Einträge. Das digitale Biographische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945 verfügt über fast 5.000 Einträge und folgt dem gleichen Modell.

Ein stadtgeschichtliches Themenportal zum Nationalsozialismus stellt zum Beispiel das Frankfurter Institut für Stadtgeschichte bereit: Frankfurt 1933–1945.[278] Es soll Topographie, Chronologie, Themenbeiträge, Fotos und Personen gleichberechtigt für ein möglichst vollständiges Bild nebeneinander anbieten. Dies geschieht mit dem erklärten Ziel, quasi die zentrale Plattform für die nationalsozialistische Geschichte des jeweiligen Ortes zu sein.

Auf eine ausdrückliche Online-Ausstellung zum Umgang mit der nationalsozialistischen Geschichte treffen die NutzerInnen unter dem Titel Erinnern in Ulm an. Darin wird das Kriegsende 1945 mit den anschließenden Phasen der versuchten Entnazifizierung und des Verdrängens in den 1950er-Jahren bis zum Bruch des Schweigens und der beginnenden zivilgesellschaftlichen Engagements in den 1960er-Jahren in Ulm thematisiert.

Auf der Ebene der Bundesländer und der Großstädte bestehen grundsätzlich noch umfangreichere Kapazitäten. In Berlin bündelt die Initiative Stolpersteine in Berlin[280] die lokale Arbeit und ermöglicht zugleich auf Informationen zu jedem verlegten Stolperstein zurückzugreifen, die vorwiegend für jüdische Opfer aber zunehmend auch für andere Opfergruppen verlegt werden. Ähnlich bündelte eine zentrale Webpräsenz die Angebote rund um das Themenjahr 2013 in Berlin[281], also 80 Jahre nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten.

Für Hamburg liegt ferner das umfangreiche Projekt Online-Quellenedition zur jüdischen Geschichte des Instituts zur Geschichte der deutschen Juden (IGdJ) vor. Schlüsseldokumente werfen thematische Schlaglichter auf zentrale Aspekte der jüdischen Geschichte der Hansestadt, wobei die zeitliche Spanne von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reicht. Das HerausgeberInnenteam hat sich dabei den Anspruch gestellt ein in „alle Welt verstreute[s] jüdische[s] Erbe der Stadt digital wieder zusammenzuführen, zugänglich zu machen und für zukünftige Generationen zu bewahren.“[284]

Eine ganz andere Option, landesgeschichtliche die Forschung über den Nationalsozialismus zu unterstützen, wählte die Niedersächsische Landesbibliothek, indem sie eine Spezialbibliographie Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus – Niedersachsen/Bremen herausgab. Dieses regionale Rechercheinstrument aktualisierte sie aber nur bis 2004. Sie hatte sich womöglich durch immer weiter verbesserte Katalogsuchmöglichkeiten überholt. In Österreich bündelt die Website erinnern.at zentral die Angebotspalette der einzelnen Bundesländer.

Größere, fachspezifische Einrichtungen bieten hin und wieder ebenfalls Angebote zur Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte an. Die Charité Berlin ließ zum Beispiel 2013 eine Datenbank Verfolgte Ärzte anlegen. Sie führt in circa 450 Datensätzen verfolgte ÄrztInnen des Berliner Städtischen Gesundheitswesens auf. In ähnlicher Form hat das 2008 aufgelegte Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 einen Teil der Verfolgungsgeschichte recherchierbar gemacht. Immerhin handelte es sich um über 2.700 vorwiegend jüdische Personen, die 1938 mit der nationalsozialistischen Machtübernahme entlassen, vertrieben oder ermordet wurden.

Diese Vielfalt regionaler Projekte lässt sich nur anhand ausgewählter Beispiele illustrieren. Ihr Umfang variiert dabei erheblich und dennoch sind sie nicht nur für eine regionale Forschung bedeutsam. Sie können zugleich Experimente für neue Modelle der digitalen Darstellung sein.

2.4 Kommunikation: Mailinglisten und Blogs

Mailinglisten

Mailinglisten sind aus dem wissenschaftlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. H-Soz-Kult ist die zentrale Adresse für den deutschen Sprachraum, mit zum Teil – und immer mehr werdenden – englisch-sprachigen Inhalten. 2018 empfingen rund 24.000 AbonnentInnen täglich den Newsletter, der Webserver verzeichnet laut offizieller Statistik vom Dezember 2017 monatlich knapp eine Millionen Pageviews von circa 230.000 BesucherInnen aus rund 100 Ländern.[290] Mit rund 350 AbonnentInnen stellt die NS-Zwangsarbeit@hclist.de der Berliner Geschichtswerkstatt eine deutlich kleinere und fachspezifische Mailingliste dar. Für den englischsprachigen Raum ist H-Net zu nennen, wobei für den vorliegenden Guide insbesondere die H-Holocaust Liste, H-War, H-Antisemitism und H-Genocide hervorzuheben sind.

Blogs und Foren

Insgesamt hat sich das Format des Blogs noch nicht neben Peer-Review Online-Journalen durchsetzen können. Auch wenn die Lebensdauer der Seiten im Allgemeinen recht kurz ist, existieren zum Themenfeld des Nationalsozialismus dennoch einige wenige Blogs. Der Blog des European Holocaust Research Infrastructure project (EHRI) wird regelmäßig gepflegt und mit kleineren Fachbeiträgen aufgestockt. Auch zur Seite des Holocaust Research & Education existiert ein Blog, der jedoch qualitativ durchwachsene Beiträge listet und seit einiger Zeit still steht. Seitens deutscher Formate ist vor allem der Blog der bpb hervorzuheben, auf dem beispielsweise parallel zu größeren Veranstaltungen wie beispielsweise der Konferenz Danach – Der Holocaust als Erfahrungsgeschichte 1945-1949 live gebloggt wird. Weitere Großeinrichtungen mischen auf ihren Blogs Berichte über ihre Arbeit mit fachlichen Impulsen – so Yad Vashem, die Wiener Library oder das Fritz Bauer Institut. Zum Thema Foren kann das Gedenkstättenforum als lohnenswerte Referenz gesehen werden. Die Plattform versteht sich als Netzwerk, die virtuell die Gedenkstättenlandschaft ergänzt und die einzelnen Institutionen und Einrichtungen vernetzen soll. Zusätzlich erscheint regelmäßig der Gedenkstättenrundbrief, der online abrufbar ist.

Social Media

Ein Großteil der im Guide genannten Institutionen verfügt über aktive Twitterprofile, wobei die Dichte besonders bei den englischen und amerikanischen Einrichtungen sehr hoch ist, beispielsweise @yadvashem und @HolocaustMuseum/@ushmm oder die @bpb und das @DHMBerlin. Zudem sind einige bekannte FachwissenschaftlerInnen mit privaten Profilen auf Twitter vertreten, wobei der grundsätzliche Erkenntnisgewinn sicher subjektiv zu bewerten ist. Einige wenige Fach-Veranstaltungen ermöglichen über das Festlegen eines speziellen dafür eingerichteten Hashtags, den BesucherInnen während der Veranstaltung zu twittern, so beispielsweise die #raulhilberg2017 oder #vhtagung. Die Suche über einschlägige Hashtags bringt sonst jedoch kaum wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse, siehe beispielsweise die Kontroverse um Shahak Shapiras „Aktion“ #yolocaust.

Für Facebook gilt grundsätzlich dasselbe, wie für die vorher genannten Social Media-Kanäle, die ohne Peer-Review ungefiltert persönliche Meinungen im Netz veröffentlichen. Dennoch haben sich für die Geschichtswissenschaft Gruppen etabliert, die regelmäßig fachspezifische und interdisziplinäre Termine und Ankündigungen verbreiten. Die öffentliche Gruppe Kritische Geschichte ist mit rund 4.550 Mitgliedern dabei ähnlich aufgestellt wie die geschlossene Gruppe Geschichts- & Kulturwissenschaften mit rund 4.700 Mitgliedern, wodurch bei Teilen von (wissenschaftlich) relevanten Themen eine enorme Reichweite in einer bestimmten Peergroup möglich ist. Für den Themenschwerpunkt Holocaust sind drei englisch-sprachige Gruppen mit ähnlicher Mitgliederstärke zu nennen: The International School for Holocaust Studies, die öffentlich ist und von Yad Vashem betrieben wird, die geschlossene Gruppe Auschwitz Study Group sowie die deutlich kleinere geschlossene Gruppe Researching the Holocaust – Experience, Reception and Commemoration.

3. Fazit

Zum Themenkomplex Nationalsozialismus und Holocaust können bereits viele für die wissenschaftliche Recherche lohnende digitale Ressourcen genutzt werden, wie anhand der überblicksartigen Auswahl verdeutlicht wurde. Die Tendenz weist auch klar in die Richtung eines weiteren Ausbaus, jedoch treten die Desiderate noch stark hervor.

Die höchste Dichte weist sprachübergreifend der Bereich der Oral History-Projekte auf, die stets eine Art Pionierfunktion – vor allem für die Holocaust-Forschung – innehatten. Sie sind im Regelfall mit renommierten Forschungsinstitutionen verbunden, was einen wissenschaftlichen Mindeststandard absichert. Daneben ist eine größere Zahl an Online-Quellensammlungen vorhanden. Bei ihnen fällt auf, dass trotz eines intensiven Forschungsaufkommens im Vergleich zum englischsprachigen Raum nur wenige deutsche Einrichtungen Quellen beisteuern. Nach der Digitalisierung von Beständen hat sich offensichtlich der Schritt, diese dann online verfügbar zu machen, noch nicht etabliert. Auch die BenutzerInnenoberflächen sind vielfach noch sehr limitiert: Für methodische Ansätze wie der Netzwerkdarstellung und -analyse, die personenbezogen und bestandsübergreifend funktionieren müsste, fehlen häufig noch die adäquaten Funktionen in den Datenbanken. Eine weitere Baustelle bilden die Fotobestände, die teilweise noch in unzureichender Qualität oder mit fehlenden Angaben eingestellt sind. Eine weitere Quellengattung kann für die Zeit des Nationalsozialismus nur unzureichend online genutzt werden: Es fehlt noch an historischen Zeitschriften[318], die nicht nur online aufrufbar, sondern – wie die Washington Post oder die New York Times – die auch OCR-fähig sind, also im Volltext durchsuchbar. Einige methodische Vorgehensweisen – wie korpuslinguistische Analysen – wären darauf angewiesen.

Für die Forschung zum Nationalsozialismus ist es ein spezifischer Vorteil, dass die Geschichtswissenschaft hier auf einen breiten Fundus an digitalen Angeboten aus der Gedenk- und Erinnerungsarbeit zugreifen kann. Digitale Angebote wissenschaftlicher Publikationsformen sind gerade im deutschsprachigen Raum eher rar gesät. Der englisch-sprachige Raum ist hier durch Anbieter wie JSTOR, Project Muse oder Taylor & Francis besser aufgestellt. Bücher werden nach und nach digital bereitgehalten.

Insgesamt hat die Erforschung des Nationalsozialismus schon erheblich von den digitalen Möglichkeiten profitiert. Dabei hat die Geschichtswissenschaft eine Reihe an Erfahrungen gesammelt, die noch stärker ausgewertet werden sollten, um in zukünftige Konzepte einfließen zu können.

Literaturhinweise

Frühe Werke

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Fußnoten

  1. [1] Vgl. Wildt, Michael, Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008; Evans, Richard J., Das Dritte Reich, Bd. 1: Aufstieg, Bd. 2: Diktatur, Bd. 3: Krieg, München 2004-2009; Frei, Norbert, Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945, München 2013; Grüttner, Michael, Das Dritte Reich 1933–1939, Stuttgart 2014.
  2. [2] Kogon, Eugen, Der SS-Staat – Das System der deutschen Konzentrationslager, München 1946; Wulff, Josef; Poliakov, Léon, Das Dritte Reich und die Juden. Dokumente und Aufsätze, Berlin 1955.
  3. [3] Fraenkel, Ernst, The Dual State. A Contribution to the Theory of Dictatorship, New York 1941, dt. Erstausgabe: Der Doppelstaat. Recht und Justiz im „Dritten Reich“, Frankfurt am Main 1984; Neumann, Franz, Behemoth. The structure and practice of National Socialism 1933–1944, New York 1966, dt. Erstausgabe: Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944, Frankfurt am Main 1984. Eine Neuauflage von Neumanns Behemoth erscheint im Mai 2018 bei der Europäischen Verlagsanstalt, hrsg. von Alfons Söllner und Michael Wildt.
  4. [4] Hilberg, Raul, Destruction of the European Jews, Chicago 1961, dt. Erstausgabe: Die Vernichtung der europäischen Juden: die Gesamtgeschichte des Holocaust, Berlin 1982.
  5. [8] Siehe Kapitel 2.2.3 „Oral History-Sammlungen“.
  6. [16] Siehe Kapitel 2.1.4 „Gedenkstätten“.
  7. [23] Siehe Clio-Guide „Jüdische Geschichte im deutschsprachigen Raum“ https://guides.clio-online.de/guides/themen/juedische-geschichte-im-deutschsprachigen-raum/2018.
  8. [29] Dazu siehe: https://www.cedis.fu-berlin.de/services/projektentwicklung/abgeschlossen/studie-lehre-zum-holocaust/index.html
  9. [42] Siehe zum Themenschwerpunkt Niederlande im Zweiten Weltkrieg den Guide zu Niederlande, Belgien und Luxemburg in diesem Band, https://guides.clio-online.de/guides/regionen/niederlande-belgien-luxemburg/2018.
  10. [49] Beteiligte Bibliotheken: Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V. (Berlin) http://www.aktives-museum.de/aktuelles, Deutsche Nationalbibliothek Anne-Frank-Shoah-Bibliothek (Leipzig) http://www.dnb.de/DE/Wir/Spezialsammlungen/afsb/afsb_node.html, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma (Heidelberg) http://www.sintiundroma.de/start.html, Forschungsstelle für Zeitgeschichte (Hamburg) https://www.zeitgeschichte-hamburg.de, Gedenkstätte Bergen-Belsen (Lohheide) https://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de, Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin) https://www.gdw-berlin.de/home, Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (Oranienburg) http://www.stiftung-bg.de/gums/de, Germania Judaica Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums (Köln) http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/stadtbibliothek/bibliotheken-archive/germania-judaica-koelner-bibliothek-zur-geschichte-des-deutschen-judentums-ev, Institut für Zeitgeschichte München - Berlin (München) http://www.ifz-muenchen.de, Joseph Wulf Mediothek - Haus der Wannsee-Konferenz - Gedenk- und Bildungsstätte (Berlin) http://www.ghwk.de/bibliothek/joseph-wulf-mediothek, KZ-Gedenkstätte Dachau (Dachau) https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Flossenbürg) https://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/start, KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hamburg) https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (Fürstenberg/Havel) http://www.ravensbrueck.de/mgr/index.html, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (Köln) https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/start.aspx?s=314, Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum (Berlin) https://www.centrumjudaicum.de/cjudaicum_wp, Stiftung Topographie des Terrors (Berlin) https://www.topographie.de, Studienkreis Deutscher Widerstand (Frankfurt/Main) http://www.widerstand-1933-1945.de, The Wiener Library for the Study of the Holocaust & Genocide (London) https://www.wienerlibrary.co.uk.
  11. [74] Die digitale Fassung ist in einigen deutschen Universitäts- und Bibliotheksnetzwerken abrufbar. Außerdem sind im großen Umfang Exilzeitungen und - zeitschriften digitalisiert: http://www.dnb.de/DE/DEA/Kataloge/Exilpresse/exilpresseDigital.html.
  12. [110] Weiterführende Links unter https://www.findbuch.at/de/genealogie.html.
  13. [113] Die Bibliographie kann über einige Bibliotheks- und Universitätsnetzwerke genutzt werden.
  14. [118] Z.B. Gedenkstätte Buchenwald und KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora http://www.buchenwald.de; Gedenkstätte Bergen-Belsen http://bergen-belsen.stiftung-ng.de; Gedenkstätte Dachau http://www.kz-gedenkstaette-dachau.de; Gedenkstätte Flossenbürg http://www.gedenkstaette-flossenbuerg.de; Gedenkstätte Neuengamme http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de; Gedenkstätte Sachsenhausen und Gedenkstätte Ravensbrück http://www.stiftung-bg.de/gums/index.php.
  15. [119] Z.B. Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin http://www.gdw-berlin.de; Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin http://www.ghwk.de; Stiftung Topographie des Terrors in Berlin http://www.topographie.de; Gedenkstätte Plötzensee http://www.gedenkstaette-ploetzensee.de.
  16. [120] Z.B. Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel http://www.stiftung-bg.de/doku/neues/neues_m1.htm; Gedenkstätte für Opfer der „Euthanasie“ Bernburg http://www.gedenkstaette-bernburg.de/site/gedenkstaette/gedenkstaette.html; Gedenkstätte Grafeneck http://www.gedenkstaette-grafeneck.de; Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein http://www.pirna-sonnenstein.de; http://www.gedenkort-t4.eu.
  17. [121] Z.B. NS-Dokumentationszentrum München, http://www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de; Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma http://www.sinti-und-roma.de.
  18. [123] Z.B. Gedenkstätte Mauthausen https://www.mauthausen-memorial.org.
  19. [124] Z.B. Auschwitz-Birkenau http://auschwitz.org; Majdanek http://www.majdanek.eu/en; Bełżec http://www.belzec.eu/en; Sobibór http://www.sobibor-memorial.eu/en. Zu Treblinka fehlt bislang eine eigene, fundierte Webpräsenz. Die Website deathcamps.org/treblinka bündelt lediglich einige Informationen.
  20. [126] http://www.yadvashem.org sowie das „Haus der Ghettokämpfer“ http://www.gfh.org.il/Eng.
  21. [129] Siehe dazu Abschnitt 2.4. Kommunikation.
  22. [131] https://www.ushmm.org/educators, auch von Archiven wie http://www.nationalarchives.gov.uk/education/resources/belsen-concentration-camp.
  23. [158] Z.B. Yad Vashem https://www.youtube.com/user/YadVashem, USC Shoah Foundation https://www.youtube.com/user/USCShoahFoundation, USHMM https://www.youtube.com/user/ushmm, Simon Wiesenthal Center https://www.youtube.com/user/wienerwiesenthal.
  24. [177] Feuchert, Sascha; Leibfried, Erwin; Riecke, Jörg (Hrsg.), Die Chronik des Gettos Lodz / Litzmannstadt in 5 Bänden, Göttingen 2007.
  25. [202] Der Zugriff ist über Bibliotheks- und Universitätsnetzwerke möglich.
  26. [223] https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedistik/Vergleiche
  27. [229] Benz, Wolfgang; Graml, Herman; Weiß, Hermann (Hrsg.), Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 3., korr. Auflage, Stuttgart 1998.
  28. [278] Ähnlich wie zur jüdischen Geschichte Frankfurts http://www.juedisches-leben-frankfurt.de.
  29. [280] https://www.stolpersteine-berlin.de; exemplarische weitere Angebote in Berlin: „Auf dem Damm. Eine Hörführung zu jüdischen Unternehmen zwischen Hermannplatz und Maybachufer“ https://www.geschichte.hu-berlin.de/de/bereiche-und-lehrstuehle/dtge-20jhd/forschung/abgeschlossene-forschungsprojekte/audioguide-kleine-und-mittlere-juedische-gewerbeunternehmen-in-berlin-zwischen-hermannplatz-und-maybachufer.
  30. [281] Die Seite im zur Zeit nicht erreichbar, http://www.berlin.de/2013/berlin-im-nationalsozialismus.
  31. [284] Vgl. http://www.igdj-hh.de/online-quellenedition.html
  32. [290] Vgl. https://www.hsozkult.de/about/media
  33. [318] Siehe dazu auch den Clio Guide zu „Zeitungen“, https://guides.clio-online.de/guides/sammlungen/zeitungen/2018.

Zitation: Laura Busse / Oliver Gaida, Nationalsozialismus, in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, Hrsg. von Laura Busse, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Annette Schuhmann, 2. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2018 (=Historisches Forum, Bd. 23), S. C.6-1 – C.6-60, DOI: 10.18452/19244.


Für Clio-online verfasst von:

Laura Busse / Oliver Gaida

Laura Busse
Oliver Gaida

Laura Busse hat Geschichte, Kunstgeschichte und Religionswissenschaften in Berlin, Bochum und New York studiert. Derzeit ist sie studentische Hilfskraft am Institut für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin im Fachbereich für Kulturwissenschaftliche Ästhetik und Kulturtheorie sowie studentische Hilfskraft bei Clio-online. Ihre Arbeits- und Interessenschwerpunkte sind unter anderem Fotografie zur Zeit der Weltkriege, Nationalsozialismus und Holocaust sowie frühchristliche Liturgie- und Architekturgeschichte.

Oliver Gaida M.A. hat Geschichte und Politikwissenschaft in Berlin studiert. Derzeit ist er Doktorand an der Humboldt-Universität zu Berlin und Fachredakteur für den Bereich Nationalsozialismus bei H-Soz-Kult. In seinem Dissertationsprojekt befasst er sich mit Sozial- und Jugendfürsorge von den 1920er- bis in die 1960er-Jahre.